Vindobonas Hochblüte
Vindobonas Hochblüte – jetzt wird aus dem Grenz-Start-up an der Donau ein Dauerläufer: Kasernen in Stein, Werkplätze im 3. Bezirk, römischer Alltag zwischen Graben und Rennweg – und ein Kaiser, der hier wahrscheinlich sein letztes Kapitel schrieb.
Kurzüberblick
| Wann? | Wer? | Worum geht’s? |
|---|---|---|
| ab ca. 150 n. Chr. | Legion & Zivilbevölkerung | Holzbaracken werden durch Steinbauten ersetzt; Infrastruktur & Wirtschaft boomen |
| 166–180 n. Chr. | Marc Aurel & Donaulimes | Kriegs- und Krisenjahre; Angriffe, Brände – danach Wiederaufbau |
| 180 n. Chr. | Kaiser Marc Aurel | Stirbt auf Feldzug gegen die Markomannen, wahrscheinlich in Vindobona |
| 212 n. Chr. | Zivilsiedlung (canabae) | Erhebung zum Municipium – Aufwertung neben Carnuntum (Colonia) |
| 3.–5. Jh. n. Chr. | Spätantike | Germanische Gräber mehren sich; um 400 Überfall/Brand – bis ca. 600 keine Siedlungsnachweise |
Stein statt Holz: Ausbau des Lagers
Um 150 n. Chr. werden die Kasernen massiv: Fundamente und tragende Innenmauern aus Bruchstein und Mörtel, Trennwände aus ungebrannten Lehmziegeln, Fußböden aus Lehm oder Mörtelestrich. So entsteht Dauerhaftes – und ein Komfort, den man bis in die Zivilstadt spürt.
Lager, Tore & Alltag
Im Lager dienten bis zu 6.000 Legionäre – versorgt von einer umtriebigen Zivilsiedlung (canabae) im Bereich des heutigen Rennwegs (3. Bezirk) mit Brennöfen, Handwerk und Versorgung. Betreten wurde das Lager durch vier Tore:
- Documantor: zwischen Bognergasse 5 („Stiebitzhaus“/Heute „Zum Schwarzen Kameel“) und Graben 21 (Haus der 1. Österreichischen Sparkasse)
- Porta principalis sinistra: im Bereich der Hohen Brücke
- Porta principalis dextra: in der Ertlgasse
- Ausfallspforte: am Passauer Platz
Marc Aurel in Vindobona
Der römische Kaiser Marcus Aurelius (* 26. April 121 in Rom; † 17. März 180, wahrscheinlich in Vindobona, möglicherweise aber auch in Sirmium), der wie oben bereits erwähnt, auf einem Feldzug gegen die Markomannen umkam, war eigentlich ein Philosoph. Er schrieb in Vindobona und Carnuntum sein Werk "Selbstbetrachtungen", eine philosophische Betrachtung der Pflichten eines Herrschers.
Der Leichnam des Kaisers wurde in Rom auf dem Campus Martius verbrannt.
An Marc Aurel erinnern im Ersten Bezirk zahlreiche Stätten, so
- die Marc-Aurel-Straße,
- der Marc-Aurel-Hof mit einer Statue des Kaisers,
- die erste Stunde der Ankeruhr am Hohen Markt oder
- Büsten, wie im Palais Auersperg oder im Wien Museum.
Römische Straßenbenennungen
Manche Bezeichnungen von Straßen der Inneren Stadt gehen bereits auf die Römer oder zumindest auf die lateinische Sprache zurück.[2]
| Lateinische Bezeichnung | Heutiger Name |
|---|---|
| forum cabonum | Kohlmarkt |
| in alto foro | Hoher Markt |
| in antiquo foro carnium | Alter Fleischmarkt |
| in arena salis | Salzgries |
| in curia piscium | Fischhof |
| in foro pini | Kienmarkt (heute: Seitenstettengasse) |
| in platea lanae | Wollzeile |
| in strata amphororum | Krugerstraße |
| in strata arcorum | Bognergasse |
| in strata carinthinorum | Kärntner Straße |
| in strata scolae | Schulerstraße |
| in strata St. Joannis | Johannesgasse |
| lati sigulos | Unter den Hafnern (heute: Hafnersteig) |
| versus claram semitam | Lichtensteg |
Zeitleiste: Hochblüte & Zäsuren
| Zeit | Weltweit | zeitgleich in Vindobona |
|---|---|---|
| ab 150 n. Chr. | Antoninische Friedensphase | Steinbau in den Kasernen; prosperierende canabae |
| 166–180 n. Chr. | Markomannenkriege, Pest | Truppenabzüge; Überfälle/Brände auf Lager und Zivilstadt – danach Wiederaufbau |
| 180 n. Chr. | Tod Marc Aurels | Kaiser stirbt wahrscheinlich in Vindobona |
| 212 n. Chr. | Constitutio Antoniniana | Zivilsiedlung wird Municipium |
| 3.–5. Jh. n. Chr. | Spätantike Krisen | Germanische Gräber; um 400 Überfall/Brand – bis ca. 600 keine Besiedlung |
Mythentrennung (kurz & freundlich)
| Behauptung | Was stimmt? |
|---|---|
| „Mit Steinbauten war alles fix und unzerstörbar.“ | Leider nein. Die Jahre 166–180 zeigen: selbst Stein schützt nicht vor Angriff, Brand und Abzug – aber er macht den Wiederaufbau schneller. |
| „Marc Aurel starb sicher in Wien.“ | Wahrscheinlich in Vindobona – die Antike nennt auch Sirmium als Möglichkeit. |
Ansichten
- Am Hof 1
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