Seitenstettengasse

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Seitenstettengasse

Wien 01 Seitenstettengasse a.jpg

Benennung 1827
Benannt nach Seitenstettner Hof
Straßenlänge 98,80 Meter [1]
Gehzeit 1,19 Minuten
Vorherige Bezeichnungen Am Kienmarkt, Katzensteig, Bei der Judenschule


Namensgebung und Geschichte

Die Straße wurde am 25.1.1827 nach dem hier gelegenen Seitenstettner Hof benannt. Mehr zu dem Hof ist unter Seitenstettengasse 5 zu finden.

Zwischen 1300 und 1587 war der Name "Am Kienmarkt" für den Straßenverlauf üblich, zwischen 1684 und 1821 die Bezeichnung "Katzensteig" (nach dem Tor bei der heutigen Hausnummer Seitenstettengasse 6).

Jüdische Ansiedlung und Schlom

Das Areal gehörte zu den ersten Siedlungsgebieten der Juden, bis ins 13. Jahrhundert, bevor eine Verlegung zum Judenplatz vorgenommen wurde.

Judenstern.jpg

Der erste namentlich bekannte Wiener Jude war Schlom (auch: Schlomo, * ?, † 1196). Schlom war Bankier und Besitzer großer Teile der heutigen Seitenstettengasse (Seitenstettengasse 2, 4 und 6).


Schlom war von Leopold V. als Münzmeister nach Wien berufen worden und prägte in seinem Auftrag die Silberbarren, die Wien aus dem Lösegeld von König Richard Löwenherz erhalten hatte, zu Münzen. Die erste Erwähnung eines Juden ist auf eben diesen Schlom zurückzuführen, denn er ist im Zusammenhang mit einem Erbschaftsstreit in die Urkunden Wiens eingegangen. 1194 vererbte ein Mann namens Wergand dem Kloster Formbach seinen Weingarten. Schnell stellte sich heraus, dass dieser Wergand gar nicht Besitzer, sondern lediglich der Verwalter dieses Weingartens war, und in den Diensten des Juden stand. Das das Kloster auf das falsche Erbe jedoch bestand, zog sich der Streit über Jahre, und konnte schließlich erst nach dem Tod von Leopold (durch seinen Nachfolger Friedrich I.) entschieden werden. Der kirchentreue Kaiser entschied gegen den Juden, das Weingut verlor Schlom, erhielt aber immerhin eine Abschlagszahlung.
Der reiche Jude beschäftige in seinem Anwesen nicht nur jüdisches Personal, auch christliche Dienstboten waren bei ihm tätig. Einer davon bestahl ihn - er entnahm 24 Mark. Schlom ließ den Dieb, der sich den Kreuzfahrern angeschlossen hatte, dafür einkerkern. Aber die Frau des Diebes hetzte nun die anderen Kreuzfahrer auf, die wütend loszogen und Schlom und weitere 15 Juden ermordeten. Herzog Friedrich ließ zwei der Rädeslführer 1196 enthaupten. [2]

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Seitenstettengasse 2 197110 römisch 1971 wurden bei Kanalgrabungen ungestörte römerzeitliche Schichten, die von der sog. Schwarzen Schicht und von hellen Aufschüttungen überlagert waren, aufgedeckt. Dabei entdeckte man Ziegel mit Stempel (10. Legion) und Keramik.
Seitenstettengasse 2-4 189702 römisch 1897 wurden römische Ziegel mit Stempeln der 10. und 14. Legion zwischen den Häusern Seitenstettengasse 2-4 gefunden

Häuser der Gasse



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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
  2. Christof Habres: Jüdisches Wien, Entdeckungsreisen, Metroverlag, Wien 2011, S. 11 f.