Minoritenplatz

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Minoritenplatz

Wien - Minoritenplatz.JPG

Benennung 1786
Benannt nach Minoritenkloster und Kirche
Straßenlänge 300,85 Meter [1]
Gehzeit 3,62 Minuten
Vorherige Bezeichnungen Bei den minderen Brüdern, Auf dem Freithof der minderen Brüder


Namensgebung und Geschichte

Zentral am Platz steht die Minoritenkirche, die einst von einem Friedhof umschlossen war.

Um 1230 hieß der Platz „Bei den minderen Brüdern“, zeitweise auch „Auf dem Freithof der minderen Brüder“. Der Eingang zum Friedhof lag einst an der Einmündung der Petrarcagasse zu dem Platz.

Entstanden ist die heutige Gestaltung des Platzes durch den Abriss des Minoritenklosters im Jahr 1892 und der kleinen Häusergruppe, die daran anschloss.

Verschwundene Häuser und Plätze

Eines der verschwundenen Häuser war das Haus Stadt 37, das als „Haus zum roten Gattern“ bekannt war.

Zum roten Gattern

Um 1680 schmückte das kleine Haus in der Gruppe um die Minoritenkirche ein Hausschild: „Zum roten Gattern“. Das Haus wurde schon 1566 erwähnt und gehörte der niederösterreichischen Landmannschaft, die es ihrem Türhüter erbaut hatte.

1606 erhielt der Hufschmied Franz Benvenuti von Erzherzog Matthias die Erlaubnis, in diesem Haus sein Handwerk frei zu betreiben, Er erbaute daher statt dem alten Haus ein neues, das von da an „Schmidten und ein Häusel“ hieß. 1708 gelangte dieses in den Besitz von Christoph Ehrenreich von Reichsheim, seiner Erben ließen es schließlich abreißen, da es den Zugang zur Minoritenkirche versperrte. Das neuerbaute Haus ließ einen schmalen Durchgang zur Kirche und war von einem kleinen, mit einem roten Zaun umgebenen, Hausgarten umgeben, weshalb sich der Name „Zum roten Gattern“ einbürgerte.[2]

Um 1820 siedelte sich ein Wirtshaus hier an, das „Zum goldenen Fasan“ (verballhornt „Zum Hahnl“ oder „Zum Faß“) hieß, und nachdem das Haus bald genannt wurde. Das Wirtshaus war gut besucht, obwohl die Gasträume sehr beengt waren. [3]

1882 wurde das Haus demoliert, es war dem Verkehr im Weg gewesen.

Das Minoritenkloster

1224 verschenkte die Familie Schüttwürfel ihr an der Stadtmauer gelegenes Grundstück an den Bettelorden, der von Franz von Assisi gegründet worden war. Die fratres minores (Minoriten) legten es erst den Ottakringer Bach trocken, der durch das Areal verlief und bauten anschließend bis ins 15. Jahrhundert in mehreren Bauphasen eine Kirche. Die Klostergebäude, die südlich der Kirche lagen, mussten nach einem Brand 1318 neu errichtet werden. Wo heute das Bundeskanzleramt steht, war einst die Pfisterei (Bäckerei) und das Provinzial-Haus. An der östlichen Seite der Kirche verlief der Friedhof, am westlichen und nördlichen Rand siedelten sich Adelshäuser an.

Rudolf IV. hatte in der Gegend ein Universitätsviertel geplant, die Kirche sollte eigentlich das Zentrum davon werden. Der Plan wurde aber bald verworfen, das Universitätsviertel entstand rund um den heutigen Dr.-Ignaz-Seipel-Platz. Stattdessen entstand hier das „Herrenviertel“ mit zahlreichen Adelspalais.

1451 kam es zur Splittung des Minoritenordens, die ältere Richtung blieb in Form der Minoriten bestehen, die jüngere wandelte sich zu den Franziskanern. Die Minoriten blieben in dem Kloster, das nach Verbreitung der Lehren Lutters jedoch allmählich verfiel. 1551 trat der Orden den Osttrakt mit der angebauten Katharinenkapelle an das Kaiserspital ab, der südliche Flügel mit dem Kreuzgang wurde zur Hofbibliothek umgebaut. Der Friedhof wurde schrittweise durch weitere Adelshäuser verbaut, die Kirche diente 1559-1620 dem evangelischen Adel zur Abhaltung seiner Gottesdienste. Die wenigen minoritner Mönche begnügten sich mit dem Ludwigschor.

1621 erlebte das Kloster einen Aufschwung, es kamen zahlreiche italienische Mönche hinzu. Dadurch wurde bald die Bezeichnung „welsches“ Kloster (germanische Bezeichnung für Römer bzw. Italiener oder auch für romanische Sprachen dauer auch der Ausdruck „Kauderwelsch“) üblich, erst 1634 herrschte wieder die Deutsche Sprache vor. 1783 wurde von Kaiser Joseph II. entschieden, dass der Orden in den 8. Bezirk, in das freistehende Trinitarierkloster, übersiedeln müsse. Das Klostergebäude fiel an den Staat und wurde zur Unterbringung diverser Ämter genutzt bis es ab 1892 abgebrochen wurde. Ein Teil des Areals ist durch das heutige Bundeskanzleramt und das Haus-, Hof- und Staatsarchiv verbaut, als Rest verblieb der heute freie Platz.

Der unwürdige Kommunikant Relevante Orte: Am Hof 9-10
WEISS(1872) p270 Das Minoritenkloster.jpg
Im Kreuzgang des Klosters war ein neben der Pforte ein Fresko in der Mauer zu sehen. Es stellte eine Begebenheit aus dem Jahr 1348 dar, darunter war ein Text zu lesen, der folgende Geschichte schilderte:

Ein Mann hatte sieben Jahre lang kein Sakrament empfangen, und hatte damit gegen das christliche Gebot verstoßen. Eines Tages kam er doch wieder und nahm die Hostien gleich sieben mal hintereinander. Bald darauf starb der Ungläubige und wurde begraben. Doch in der folgenden Nacht schon kam der Teufel, und riss die Leiche aus dem Grab heraus. Dabei fielen dem Toten Hostien aus dem Mund. Der Teufel nahm die Leiche mit sich, hinterließ aber ein Loch in der Mauer.

Die Reliquien und der Staub der Hostien soll bis 1619 im Konvent aufbewahrt worden sein. Das Loch in der Mauer des Klosters soll bis zur Aufhebung des Kloster zu sehen gewesen sein.

In der Klostermauer soll auch ein zweites Loch gewesen sein sein, das ebenfalls mit dem Teufel in Verbindung stand: es befand sich hinter dem Landhaus und konnte nicht vermauert werden. Durch dieses soll ein gottloser Mönch, der ebenfalls mehrmals täglich Hostien zu sich genommen hatte, vom Teufel entführt worden sein. [4], [5]

Text in der Originalfassung:

"Renovierte Abbildungen eines unwürdigen Comunikanten. Es ist mit allen Schriften bewiesen und bezeuget, daß einer aus Verachtung des Gebotts der christlichen Kirchen in einem Tag das Hochwürdige Sacrament, welches er sieben Jahre zu empfangen unterlassen, 7mal genommen. Darauff er alsbald mit jähem Tod verschieden und sein Leib an diesem Ort begraben worden, welchen folgende Nacht der Teuffel, als er den Sacristan gerufft, nach aufgethanen Grab herausgerissen und zerschmettert, aus welches Mund ? Hostien gefallen, den Leib mit sich hinweg geführt und zu einem Zeichen das Loch, so in dieser Mauer zu sehen ist, verlassen.

Nun gedenk, o Mensch, siehe! und gehe fort. Anno 1348 dessen Antiquität ist in dieser Kirchen zu sehen."


Der Minoriten-Friedhof

Fundamente der Ludwigskapelle

An der nordöstlichen Seite der Kirche lag der Friedhof, der 1783 aufgelassen wurde.

Beim Bau der U-Bahn wurden zahlreiche Skelette gefunden, teilweise handelte es sich um normal gebettete Leihen, zahlreich sah man hier jedoch Skelette, die mit dem Rücken nach oben - und Knie und Ellbogen nach unten gestemmt - aufgefunden wurden. Das deutet darauf hin, dass die Begrabenen lebendig waren, als sie unter die Erde versenkt wurden, und hier erstickt sind.

Steine am Minoritenplatz

Nachbildung der Grundmauern

1903 wurde der Langchor der Kirche abgerissen, heute erinnert daran eine Nachbildung der Grundmauern. Sie wurden im Zuge des U-Bahnbaues freigelegt und zur Erinnerung in dieser Form rekonstruiert. Fälschlich werden die Mauern immer wieder als Teil der Ludwigskapelle bezeichnet, auch eine hier angebrachte Tafel weist darauf hin.

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Minoritenplatz z01.jpg Langchor der Minoritenkirche Anlässlich des U-Bahn-Baues

wurden die Fundamente der
gotischen Ludwigskapelle
der Minoritenkirche
aufgefunden, die im
Zuge der Umgestaltung
des Minoritenplatzes 1903
abgebrochen worden war.
Diese Mauern bilden
den Grundriss der
Ludwigskapelle nach.

Kunst im öffentlichen Raum

Leopold-Figl-Denkmal

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Leopold Figl Denkmal Wotruba.JPG

Enhüllung: 1968
Künstler: Bildhauer Obermoser und Franz Anton Coufal

Das Denkmal ist ein Werk der Bildhauer Obermoser und Franz Anton Coufal, sowie dem Architekten Johann Staber. Für die Schaffung des Denkmals war schon kurz nach Figls Tod ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, die Enthüllung des Denkmals fand am 27.9.1968 durch Bruno Kreisky statt.

Leopold Figl zählt zu den bekanntesten Politikern nach dem 2. Weltkrieg. Als Sohn eines Bauern kam er nach Wien, um Agraringenieur zu werden, widmete sich aber bald der Politik und gilt als Mitbegründer der ÖVP. 1933 stieg er zum Direktor des niederösterreichischen Bauernbunds auf und wurde während der NS-Zeit zweimal verhaftet. Das Todesurteil, das 1945 über ihn verhängt worden war, wurde wegen dem Kriegsende nicht erfüllt. Als Mitbegründer der ÖVP war Figl zwischen 1945 und 1953 Bundeskanzler, als Außenminister gehörte er zu den Männern, die den Staatsvertrag unterzeichneten. Am 9.5.1965 starb Figl an einer schweren Krankheit, er war zu dieser Zeit in der Funktion des Landeshauptmanns von Niederösterreich. In die Geschichte ging Figl mit seinen Worten " Österreich ist frei! ein.[6]

Alt-Denkmal

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Rudolf von Alt, Denkmal in Wien.jpg

Enhüllung: 1912
Künstler: Hans Scherpe
Zur Erinnerung an den Maler Rudolf von Alt wurde von Hans Scherpe ein überlebensgroßes Denkmal aus Stein errichtet (Widmung des Aufstellungsplatzes 20. September, Enthüllung 28. Oktober 1912).

Rudolf von Alt (1812-1905) wurde vor allem durch seine Landschaftsmalerei bekannt.

Hofbauer-Denkmal

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AT-20938 Clemens Maria Hofbauer- Denkmal Minoritenplatz.JPG

Enhüllung: 1913
Künstler: Virgil Rainer
Von Virgil Rainer für Clemens Maria Hofbauer geschaffene Bronzebüste (enthüllt 21. September 1913). Während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen, jedoch als Denkmal von künstlerischem Wert vom akademischen Bildhauer Ruhs abgeformt und später wiedererrichtet.

Clemens Maria Hofbauer (* 26. Dezember 1751 Taßwitz, Mähren (Tasovice, Tschechien), † 15. März 1820 Stadt 1048, heute Seilerstätte 17) war katholischer Priester und Fürsorger. 1914 wurde er zum Stadtpatron Wiens ernannt.

Erde Wasser Feuer Luft

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1010 Minoritenplatz - Erde Wasser Feuer Luft-Skulptur von Helmut Margreiter IMG 6833.jpg

Enhüllung: 1994
Künstler: Helmut Margreiter
Eigentlich stand die Skulptur von Helmut Margreiter am Graben, vor dem Gebäude der Ersten Bank. Im Zuge der Umgestaltung übersiedelte das Projekt 2010 auf den Minoritenplatz.

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Minoritenplatz 190614 römisch Die Platzregulierung 1906 ermöglichte weitere Entdeckungen am Minoritenplatz: im gewachsenen Lehm fand man eingebettete Brandlagen mit Knochen, römischen Ziegelstücken und Keramik.
Minoritenplatz 193712 römisch/Mittelalter 1937 wurde ein römischer Sarkophag gefunden, in dem sich ein Skelett befand, das noch eine Fibel am Brustkorb trug. Auch ein Glaskrug war in dem Grabmal verborgen. Etwas weiter davon entfernt befand sich ein Brandgrab mit Lampe und Münzen. Im der Umgebung wurden außerdem acht Gruben entdeckt, die mit Scherben und gestempelten Ziegeln gefüllt waren.
Minoritenplatz 198604 römisch/Mittelalter/Neuzeit Auch beim U-Bahnbau stieß man in den Jahren 1984 - 1986 auf interessante Funde: an der Minoritenkirche befanden sich römische Lehmgruben, und die Fundamente der Ludwigskapelle. Neben römischer Keramik fand man mittelalterliche und neuzeitliche Keramikfragmente und Skelette.
Minoritenplatz 8 174803 römisch Während der Erweiterung des Minoritenklosters im Jahr 1748 wurden (vermutlich) römische Keramikfragmente, Urnen, Tränengefäße und Lampen gefunden-
Minoritenplatz 8 184703 römisch 1847 wurde das neue Statthaltereigebäude (heute NÖ-Landesregierung) errichtet. Im Zuge des Baus fand man - in Richtung gegen den Ballhausplatz - 23 römische Münzen von Trajan bis Constans und Terra Sigillata.
Minoritenplatz 8 197614 römisch Als 1976 für Sondierungsarbeiten des U-Bahnbaus der Keller des Hauses aufgegraben wurde, schnitt man einen Brunnenschacht an. Der Brunnen reichte vom Kellerniveau 6 m tief und enthielt Keramik des 2. Jh. und reichlich Tierknochen.
Herrengasse 13 Minoritenplatz 7/7A 200208 römisch/Neuzeit Im Hof des Hauses, dem ehemaligen Niederösterreichischen Landhaus, kam eine Vielzahl von Gruben mit römischem Fundmaterial zu Tage. Im Anschluss an den bestehenden Nordflügel des Gebäudes wurden die Fundamente des Südabschlusses eines Vorgängerbaus, die Reste eines Erweiterungsbaus, ein gepflasterter Weg, eine Grube, ein Kanal und eine Sickergrube freigelegt.

Die Häuser des Platzes



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Quellen

  1. Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
  2. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 142
  3. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 20
  4. Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien, Wien, 1952, Nr. 17, S. 30f
  5. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 21
  6. http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Symbole/Figl-Denkmal