Kategorie:Hinrichtungen in Wien

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1. Bezirk
Foltermethoden und Hinrichtungen
Wien Schranne 1609 Hoefnagel.jpg
Die Gerichtsbarkeit entwickelte sich in Wien bereits im Mittelalter. Gleichzeitig wurden Bestrafungen eingeführt - von Folter bis zur Verurteilung zum Tod ging das Repertoire. Einige grausame Details findet man auf der Seite Methoden der Bestrafungen und Urteilsfolgen. Die Stätten dieser Bestrafungen gab es im 1. Bezirk und auch in den Vorstädten. Mehr dazu findet sich hier.


Hinrichtungsstätten im Alten Wien

Hinrichtungsort Hinrichtungsart Anmerkungen und Beispiele
Am Tabor (heute: Gaußplatz, 20. Bezirk) Hinrichtung durch Ertränken auf der Brücke und Pfählen
Gänseweide (heute: Weißgerberlände, 3. Bezirk) Hinrichtung durch Verbrennung, manchmal auch durch Köpfen. Hier wurden im Jahr 1420 200 Juden verbrannt. Auch Else Plainacher fand hier den Tod - bei der einzigen Wiener Hexenverbrennung. Geköpft wurden hier vor allem Sodomiten, zum Beispiel 1672 ein Mann aus dem Waldviertel, der gemeinsam mit seinem Pferd hingerichtet wurde
Dr.-Karl-Lueger-Platz Hinrichtung durch Verbrennen am Scheiterhaufen Balthasar Hubmaier, der Ketzerfürst, wurde hier verbrannt. An das Ereignis erinnert eine Gedenktafel.
Am Hof Hinrichtung durch Vierteilung 1595 fand Ferdinand Graf von Hardegg den Tod. Auch die Anführer des Bauernaufstands wurden hier verurteilt.
Hoher Markt Schmähung durch Narrenkottel und Hinrichtung durch Vierteilen und Enthaupten Hier wurde 1463 der Bürgermeister Wolfgang Holzer gevierteilt.
Getreidemarkt Militärrechtliche Erschießungen Am 26.6.1809 wurde hier Jakob Eschenbacher erschossen.
Schweinemarkt, heute: Lobkowitzplatz Hinrichtung durch Erhängen oder Köpfen Am 11.7.1408 wurden Konrad Vorlauf und seine Ratsherren Hans Rockh und Konrad Ramperstorffer hier umgebracht.
Altes Rathaus in der Wipplingerstraße Hinrichtung durch Köpfen bekanntestes Opfer war Graf Nadasdy, von dessen Hinrichtung ein Gemälde im Alten Rathaus zu finden ist.
Stadtgraben vor der Ummauerung Standesrechtliche Erschießungen
Graben Erhängen Zwischen 1601 und 1640 dürfte am Graben ein Galgen gestanden sein.
Glacis vor dem Schottentor Erhängen Hier wurden die Mörder des Grafen Latour (siehe Am Hof) hingerichtet
Rabenstein (heute: Schlickplatz, 9. Bezirk) Hinrichtung durch Hängen und Rädern, aber auch durch das Schwert. Diese Hinrichtungsstätte wurde bereits 1311 genutzt und war sogar mit einer steinernen Hinrichtungsplattform ausgestattet. 1818 fand der Räuberhauptmann Grasel hier seine Bestrafung.
Wienerberg (10. Bezirk), Spinnerin am Kreuz Hinrichtungen durch Hängen, Verbrennen und Rädern Eine der ältesten Hinrichtungsstätten in Wien,1747 wurde sie aufgehoben, Auslöser war Maria Theresia: Sie wollte auf ihrer Fahrt nach Laxenburg nicht durch die baumelnden Leichen in schlechte Stimmung kommen. Den Galgen ließ sie daher am Rabenstein aufstellen.
Landesgericht (Landesgerichtsstraße 9-11, 8. Bezirk) Hinrichtungen durch Hängen oder Köpfen Im Galgenhof stand der Würgegalgen, im Haus selbst befand sich noch ein Fallbeil. Genutzt wurde diese Hinrichtungsstätte vor allem von den Nazis: Zwischen 6.12.1938 und 4.4.1945 sind 1.184 Hinrichtungen belegt. Die letzte Vollstreckung eines Todesurteils geschah am 24.3.1950, als der Raubmörder Johann Trnka hier gehängt wurde. Heute ist der Platz eine Gedenkstätte.

Hinrichtungen im 15. Jahrhundert

Anhand einer Aufstellung über einen Zeitraum von 10 Jahren im 15. Jahrhundert soll demonstriert werden, in welchem Ausmaß welche Bestrafung im Mittelalter stattgefunden hat:[1]

Bestrafung durch 1470 1471 1472 1473 1474 1475 1476 1477 1478 1479 Anzahl Bestrafungen nach Art
Hängen 12 5 2 4 2 5 1 0 5 8 44
Köpfen 1 4 1 2 2 0 0 0 0 10
Rädern 1 1 0 0 0 2 0 1 0 5
Verbrennen 0 0 0 2 0 0 0 0 1 0 3
Ertränken 0 7 1 0 0 0 0 0 2 1 11
Handabschneiden 0 1 1 0 0 2 0 0 0 0 4
Brandmarken 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1
Pranger/Prügel 8 8 0 0 2 5 3 1 4 3 34
Ausweisung 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1
Anzahl Bestrafungen pro Jahr 24 25 5 7 6 14 6 1 13 12 113

Asylrecht

Um ungerechtfertigten Strafen oder Hinrichtungen zu entgehen, gewährte man in Wien ab 1155 ein "Asylrecht". Begründer dieses Rechts war Herzog Heinrich Jasomirgott, der das Schottenstift auf der Freyung gegründet hatte und dieses mit besonderen Rechten ausgestattet hatte. Einerseits gab er dem Kloster eine Gerichtsbarkeit über Knechte und Mägde, die über Eigentum stritten. Außer Fälle mit Todesfolge oder Verstümmelung der Glieder durfte dieses Gericht alles entscheiden. Andererseits erhielt das Kloster eben auch das Asylrecht: Wer auch immer sich in die Mauern des Klosters flüchtete, fand hier drei Tage lang "Freiung" - niemand durfte Hand an ihn legen. Diese drei Tage ließen sich beliebig erstrecken, indem der Flüchtige einfach drei Schritte über den Stein, der das Recht begrenzte, machte. Mit dieser Tat verlängerte er sein Asyl - allerdings mussten jedes Mal 12 Pfennige gezahlt werden.

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Foltermethoden im mittelalterlichen Europa
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Quellen

  1. Ferdinand Opll, Christoph Sonnlechner, Wien im Mittelalter, Aspekte und Facetten, Wiener Geschichtsblätter Beiheft 1, Stadt Wien, 2008, S. 11