Barbaragasse 1
Haus: Barbaragasse 1 | Grund-Informationen | ||||||||
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Ehem. Barbarakloster, heute Barbarakirche und Teil des Hauptpostamts - Architektur und Geschichte
Ab 1423 stand hier eine Burse (1470: Burse zur Roten Rose, ab 1507 die Rosenburse). 1623 ging sie an die Jesuiten über, die die Barbarakapelle errichteten.
1652 – 1654 wurde anstelle der Kapelle die Barbarakirche im frühbarocken Stil erbaut. 1775 wurde sie von Maria Theresia der griechisch-katholischen Kirche übertragen. Ihr Ziel war, damit eine Ausbildungsstätte der griechisch-katholischen Geistlichkeit im Habsburgerreich zu erhalten, sie wurde „Barbareum“ genannt. 1784 wurde das Seminar aufgehoben und eine Pfarre eingerichtet.
Die ehemals freistehende Kirche ist heute nahezu in das Hauptpost-Gebäude integriert. Seit 1916 werden hier die Reliquien des Erzbischofs von Polock, des Heiligen Josephat Kuncewycz, verwahrt. Hier steht auch ein Prozessionskreuz mit Email und Bergkristall geschmückt, das in der Mitte ein Brustbild Christi in Petit-Point-Technik gestickt enthält - angeblich soll es Maria Antoinette (Tochter von Maria Theresia) angefertigt haben.
Die Barbarakirche ist heute die Zentralpfarre der Ukrainischen Unierten Kirche in Österreich und das Ordinat für die Byzanthinisch-Gläubigen. Sie ist der Heiligen Barbara von Nikomedien geweiht, deren Existenz jedoch historisch nicht belegt ist.
Die Innenausstattung der Kirche ist hier näher beschrieben: Barbarakirche
Die Sage | Die Legende der Heiligen Barbara |
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Barbara war eine Jungfrau im dritten Jahrhundert. Der Überlieferung nach war sie die Tochter von Dioscuros (einem König oder reicher Kaufmann) und lebte im kleinasiatischen Nikomedia (heute Izmit, Türkei). Sie soll sich geweigert haben, ihre Jungfräulichkeit und ihren christlichen Glauben aufzugeben, weshalb ihr Vater sie köpfen ließ. |
Denkmal für Iwan Franko
THEMA: Iwan Franko-Denkmal | was ist hier zu finden |
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Datierung: 1999 Die Inschrift auf der Stele lautet: "Iwan Franko,. ukrainischer Schriftsteller und Philosoph, 1856-1916". |
Gedenktafel
An der Fassade der Kirche wird in zwei Sprachen an den Komponisten Andrij Hnatschin erinnert. Weiters finden sich hier Gedenktafeln für die Ukrainische Freie Universität, die Gefallenen des ersten Weltkrieges und eine Tafel für Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen:
Vorgängerhäuser
Eines der Vorgängerhäuser war das Biberhaus, in dem der Alchemist und Schattenspieler Khünell wohnte.
Der Alchemist Khünnel
Früher stand hier das Biberhaus, auch "Zum Biber" (Haus 661). Es erlangte im Alten Wien eine gewisse Berühmtheit, da hier Ende des 17. Jahrhunderts der Taschenspieler und Alchemist Khünnel wohnte. Die Bevölkerung betrachtete den bleichen Mann mit dem schwarzen Bart mit sehr kritischen Augen, zumal aus seinem Haus seltsame Gerüche und rosa Dämpfe kamen. Die Zurückhaltung wandelte sich in Angst, wenn in Vollmondnächten rotes Licht hinter den Vorhängen hervorschimmerte und Flüche aus dem Haus drangen.
Da die Alchemisten damals auch Goldmacher genannt wurden, bürgerte sich für das Haus bald der Name „Goldmacherhaus“ ein. Als Khünnel seinen gesamten Besitz für seine Experimente ausgegeben hatte, kam er auf die Idee, mit seinen Händen, ohne technische Hilfsmittel, Schattenspiele zu veranstalten. Er war mit seiner Kunst so erfolgreich, dass er 1728 sogar bei Hofe vor Karl VI. auftreten durfte. 1755 starb Khünnel, der Schattenmann, 82-jährig im Biberhaus. [1]
Im 18. Jahrhundert gehörte das Haus dem Fleischhauer Daniel Schmid (1712), ab 1724 Joseph Widmann. Am 12.5.1853 wurde das Haus vom k.k. Ärar gekauft.
Hauptmautgebäude
Auf dem Areal des heutigen Gebäudekomplexes stand im Bereich der Nummer Dominikanerbastei 11 das neue Hauptmautgebäude (kleine Hauptmaut, Haus 664), Es wurde auf der Fläche des ehemaligen städtischen Getreidekastens erbaut. Auf der Hauptstiege standen Statuen der Heiligen Maria und des Heiligen Johannes. 1844 wurde die Hauptmaut in den 3. Bezirk (Hintere Zollamtsstraße 4) verlegt. [2]
Traidkasten, ehem. Haus 662
Bevor das Hauptmautgebäude errichtet wurde, befand sich hier der Getreidespeicher der Stadt.
Ladislaus Postumus erlaubte der Stadt am 6.6.1453, den Getreidespeicher (Traidkasten) zu errichten, um die Essensversorgung der Bewohner sicher zu stellen. Das erste dafür gewählte Areal war ein Haus beim Roten Turm (Griechengasse 6), schon 14 Jahre später übersiedelte das Lager an die neue Adresse (damals "im Winkel an der Ringmauer").
Aschenbrödelhaus
Das Aschenbrödelhaus mit der Nummer Stadt 665 war ein ehemaliges Soldatenquartierhäusel, es wurde 1896 abgerissen.
Rosenburse, ehem. Haus 666
Das Studentenheim gab es an dieser Stelle bereits seit 1423, sie dürfte vom Fleischhauer Paul Wagendrüssel (er war zwischen 1384 und 1421 der Besitzer des Hauses) gestiftet worden sein. In dem Haus standen 12 Wohnungen zur Verfügung, wovon 9 von Wiener Studenten genutzt werden mussten. Das Haus wurde 1651 abgerissen und an seiner Stelle das Barbarastift und die Kirche erbaut.
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Quellen
- ↑ Auguste Kroner: So war mein Wien, Kapitel 18, Waldheim-Eberle A.G., o.J., Projekt Gutenberg,http://gutenberg.spiegel.de/buch/so-war-mein-wien-7397/18
- ↑ A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, II. Band, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 8