Gotik

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Gotik ist die Bezeichnung des Baustils, der der Romanik folgte. Sie erstreckte sich etwa von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis um 1500 und gliedert sich in Früh-, Hoch- und Spätgotik. Die Gotik entfaltete sich vor allem mit mächtigen Kathedralen, die auch die Malerei und Plastik der Zeit in sich vereinigten.



Die Entstehung der Gotik

Von Frankreich war im frühen Mittelalter die religiöse Erneuerung ausgegangen. Schon im Jahr 529 schrieb der Heilige Benedikt, der als Vater des abendländischen Mönchtums gilt, die "Erste abendländische Regel" (auch Benediktsregel), der damit die Klosterregeln in 73 Kapiteln festlegte. Sie wurde durch die "Cluniazensische Reform" (von Cluny ausgehend) im 9. Jahrhundert bekräftigt, in der das Papsttum definiert wurde. Schließlich wurde im 11. Jahrhundert die "Zweite abendländische Regel" verfasst, die auf Aufzeichnungen des Hl. Augustinus von Hippo zurückgingen und das Eremitenleben regelte, und damit die Grundlage für seelsorgende Orden bot.

Ende des 11. Jahrhunderts verloren die Herrscherhäuser im mitteleuropäischen Raum ihre Macht, die Kirche lehnte sich gegen die Alleinherrschaft des Königs auf. Zwischen 1076 und 1122 tobte der "Investiturstreit", der erst durch das Wormser Konkordat, einer Kompromisslösung, ein Ende fand. In dem Streit ging es eigentlich darum, dass die Amtseinsetzung von Bischöfen und Äbten durch die Kirche selbst - und nicht durch einen Regenten - erfolgen solle.

In dieser Epoche war Frankreich, durch die Beteiligung an den Kreuzzügen und dem daraus erworbenen Reichtum, zur kulturellen Vormacht in Europa geworden. Die Mystiker - die Geistlichen waren die führenden Denker mit Bezug zur "Gotteswirklichkeit", also dem Glauben - waren den Scholastikern - den Denkern des Volks nach dem Grundsatz der "Beweisführung", also dem Wissen - gewichen. Durch die Verbindung dieser beiden Denkarten und die - aus den Kreuzzügen mitgenommenen - bisher unbekannten Stilformen (wie der Hufeisenbogen, eine orientalische Besonderheit), entwickelte sich von Nordfrankreich aus der neue Stil Gotik.

Die Entwicklung in unterschiedlichen Ländern

Das erste Volk, das den gotischen Stil der Franzosen übernahm, befand sich im Rheinland, hier entstand die "rheinische Gotik", die der französischen relativ ähnlich war. Zeitgleich wurden in England die ersten gotischen Zisterzienserkirchen (ein Orden aus Frankreich) errichtet. In Italien wurde der Stil nicht so rasch anerkannt, immerhin bedeutete das Wort gotico „fremdartig, barbarisch“. In Österreich kam die Gotik - durch Kaufleute, die sich im Köllnerhof angesiedelt hatten - erst Ende des 13. Jahrhunderts an, also rund 150 Jahre nach ihrer Entstehung in Frankreich. Es folgten Böhmen, Ungarn und schließlich Nordspanien.

Erste Bauhütten

Im 12. Jahrhundert entstand in Frankreich der Minnesang, die Stadtbürger werden zu einem eigenen Stand mit ihrer typischen Mode, es entwickelten sich Tischmanieren, die in ganz Europa übernommen wurden. Vor allem jedoch entstanden Bauhütten im weltlichen Bereich. Waren bisher nur Mönche oder Priester, die einzigen des Lesens und Schreibens Kundigen, in die Geheimnisse der Baukunst eingeweiht, so verlagerte sich das Wissen nun zu profanen Baumeistern - sie zeichneten Pläne (allerdings nicht maßstabgetreu) -, und Steinmetzen, Malern und Bildhauern. Sie schufen nun für die Kirchen Altäre, Fresken und religiöse Statuen. Alle diese weltlichen Handwerker, die am Bau eines Gotteshauses beschäftigt waren, schlossen sich zu eine Hütte zusammen, die einer strengen Organisation unterworfen war. Vor allem waren sie jedoch an die "Arkandisziplin" gebunden, die die strenge Geheimhaltung vorschrieb, Erkenntnisse durften nur innerhalb der Bauhütte, an andere Eingeweihte, weitergegeben werden.

Neue Stilelemente der Gotik

Gotische Bauwerke sind durch einige Besonderheiten gekennzeichnet, die hier kurz erwähnt werden:

  • Wimperge - Eine giebelartige Bekrönung (Ziegiebel) über Fenstern oder Türen. Die Giebelschrägen wurden oft mir Krabben ("Kriechblumen") gerahmt, an der Spitze findet sich häufig eine Giebelblume (zum Beispiel eine Kreuzblume).
  • Filialen - auch Pinakel, sind aus Stein gemeißelte schmale Türmchen. Sie habe nicht nur eine optische Funktion (sie dienen der Überhöhung) sondern auch eine statische, da sie die Konstruktion zusätzlich stützen. Ihre Spitzen sind - wie Wimpergen - mit Kriech- und Giebelblumen - geschmückt.
  • Bündelpfeiler - der Bündelpfeiler war schon in der Spätromanik in Gebrauch, erlangte aber erst in der Gotik seine Perfektion. Es handelt sich dabei um Pfeiler die aus mehreren Viertel, halb- oder Dreiviertel-Säulen bestehen.
  • Strebebogensystem - die Last des Mittelschiffs wird auf Pfeiler übergeleitet. In Wien ist keine Kirche damit erhalten (Ausnahme: Votivkirche, die neugotisch ist). Im Stephansdom wurde nur ein Giebel dieser Art in der Bauzeit fertiggestellt (der Friedrichsgiebel), die anderen wurden vorerst nur aufgemalt und im 19. Jahrhundert fertiggestellt.
  • Strebepfeilersystem:
  • Chorschluss:
  • Kreuzrippen
  • Schwibbogen

Profanbauten

Zum ersten Mal wird ein Baustil auch im Bau von profanen Gebäuden eingesetzt. Vor allem werden repräsentative Bürgerhäuser errichtet, aber auch Rathäuser, Zunftgebäude und sogar Stadtmauern werden im gotischen Stil erbaut und umgebaut. Ein für Stadtbefestigungen charakteristisches Element werden gotische Schlitzfenster, die später, nach Erfindung des Schießpulvers Anfang des 13. Jahrhunderts, als Schießscharten genutzt werden. Auftraggeber der gotischen Prachtbauten waren nun reich gewordene Bürger und Klöster, der Adel tritt in den Hintergrund.

In Wien sind wenige gotische nichtsakrale Bauwerke erhalten, so zum Bespiel der gotische Wohnturm in der Griechengasse 7, der Teil der Stadtbefestigung war und heute der älteste erhaltene Teil davon ist, oder auch das gotische Wohnhaus in der Schönlaterngasse 7A und das Gewölbe des Zwölf-Apostel-Kellers in der Sonnenfelsgasse 3. Auch die Häuser Naglergasse 15 und Naglergasse 17 haben noch einen Baukern aus dem 15. Jahrhundert.

Gotische Sakralwerke in Wien

  • Augustinerkirche: 1330–1339 unter Dietrich Landtner von Pirn erbaut, 1349 geweiht; später in die Hofburg integriert, ab 1634 kaiserliche Hofpfarrkirche; barockisiert und regotisiert
  • Kirche Am Hof: 1386–1403, dreischiffige Hallenkirche
  • Malteserkirche: im 15. Jahrhundert erbaut
  • Maria am Gestade: Erbaut nach der scholastischen Schlüsselzahl 7
  • Pfarrkirche Mauer: im 15. Jahrhundert erbaut, Umbauten im 20. Jahrhundert
  • Wiener Minoritenkirche, eine der ersten gotischen Kirchen in Ostösterreich
  • Stephansdom: Erbaut nach der scholastischen Schlüsselzahl 37. 1304–1340 dreischiffiger Albertinischer Chor, 1439–1455 Langhaus als Staffelhalle; Südturm höchster Kirchturm Österreichs, 136,7 Meter hoch, 1433 vollendet; bedeutende Reliefs am Singer- und Bischofstor, um 1370
  • Spinnerin am Kreuz: Ende des 14. Jahrhunderts errichtete Steinsäule



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Quellen