Neubadgasse 2

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Haus: Neubadgasse 2 Grund-Informationen
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Aliasadressen =Neubadgasse 2, =Wallnerstraße 2, =Kohlmarkt 6
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 278 | vor 1821: 297 | vor 1795: 167
Baujahr 1898
Architekt Theodor Karl Bach


Das Odolek'sche Haus - Architektur und Geschichte

Das heutige Gebäude wurde von Theodor Karl Bach erbaut und war die Niederlassung der Firma Thonet.

Ab 1796 befand sich im ersten Stock das Wachsfigurenkabinett des "Herrn Müller". Defacto handelte es sich bei ihm um den Grafen Deym von Stritez, der seine Ausstellungsräume zuvor im Haus Goldschmiedgasse 1 hatte. [1]

Auch das Café Milani und die Buchhandlung von Joseph Geistinger befand sich ab 1806 hier. Geistinger verkaufte seine Buchhandlung 1828 an Carl Gerold.

2007 kaufte der russische Milliardär Abramowitsch das Haus um 27 Millionen Euro.[2]

Vorgängerhaus

Erstmals wird das Haus im 14. Jahrhundert erwähnt. Um 1360 gehörte es Wernhart Schenk (* ?, † angeblich 20. Jänner 1364), der landesfürstlicher Forstmeister im Wienerwald war und als Finanzier bekannt war. Er stiftete den Bau des Südchores der Michaelerkirche, der noch im 15. Jahrhundert "Abseite des Forstmeisters Wernhart" genannt wurde.

Namensgeber des Hauses war der aus Böhmen stammende Baron Leopold Arnold Odolek, der zwei nebeneinander liegende Häuser 1709 zu einem gemeinsamen verbauen ließ.

Nach der Familie Odolek besaß der Hofjuwelier Michael von Grosser das Haus. Eines seiner berühmtesten Werke ist im Naturhistorischen Museum zu sehen: Der Blumenstrauß aus Edelsteinen, den Maria Theresia ihrem Mann Stephan von Lothringen geschenkt hatte.

1794 war in dem Haus die Trattnersche Hofbuchhandlung (von Johann Thomas von Trattner) angesiedelt, hier erschien wöchentlich die "Gazette de Vienne".

Das Wachsfigurenkabinett des Grafen Deym von Strzitetz

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Ende des 18. Jahrhunderts wurden Wachsfigurenkabinette in Wien modern. Von September 1787 bis Jänner 1788 führte Joseph Sanguinetto eines in Haus Kohlmarkt 9, Deym übersiedelte seines vom Stock-im-Eisen-Platz 1796 in dieses Haus. Deym wurde unter anderem dadurch bekannt, dass er Joseph II. auf dem Totenbett nachmodellierte (1790) oder auch eine Totenmaske von Mozart abnahm (1791), die jedoch als verschollen gilt. Angeblich war diese Totenmaske in einem Extrazimmer zu sehen - gemeinsam mit drei nackten Grazien, die besonders realistisch gestaltet gewesen sein sollen und damit ein echter Publikumsmagnet waren.

Skandal im 18. Jahrhundert

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Schließlich sorgten ehemalige Bewohner des Hauses auch für einen handfesten Skandal. 1795 wohnten in dem Haus der Arzt Josef Thiussy Edler von Porgnanenburg und seine Frau. 1810 starb der Mediziner und hinterließ eine 80-jährige Witwe. Diese alte Frau heiratete kurz nach dem Tod ihres Mannes einen minderjährigen Burschen, was in Wien anfangs zu Spott führt. Als sich die beiden jedoch in der Öffentlichkeit zeigten, kam es zu Handgreiflichkeiten, das Paar musste unter Polizeischutz gestellt werden.[3]

Das Café Milani

Ende des 18. Jahrhunderts entstand in dem Haus das Biedermeier-Café des Johann Evangelist Milani. Ab 1791 wurde das Etablissement unter Polizeiaufsicht gestellt, weil das Publikum immer zwielichtiger wurde.

1829 wurde das Kaffeehaus schließlich von Josef und Anna Daum übernommen, die es zu neuer Blüte führten. Sie vergrößerten es, statteten es nobel aus und entwickelten das Lokal damit zum "aristokratischen Kaffeehaus". Bekannt wurde das Café wegen des Kaffeepunsches und dem großen Angebot an internationalen Zeitungen. Zum neuen Stammpublikum gehörten hohe Militärs und Journalisten. Auch nach dem Tod von Daum (er erlag 1854 der Cholera) wurde das Lokal erfolgreich von der Familie weitergeführt. Am 10.5.1877 musste das Café schließen, weil das Haus von der Wiener Baugesellschaft gekauft wurde, die große Umbauten vornehmen wollte. Zwölf Jahre später wurde das Haus abgerissen und stattdessen der heutige Neubau errichtet.

Das Café Daum übersiedelte in den Trattnerhof.

Die Buchhandlung des Joseph Geistinger

Joseph Geistinger (* 1769 Augsburg, † 3. April 1829, Schauflergasse 3) eröffnete in einem Raum des ehemaligen Café Milani 1806 eine seiner Buchhandlungen. Hier betätigte er sich auch als Verleger, mit dem Schwerpunkt römischer Klassiker. 1828 verkaufte er - knapp vor dem Konkurs - seine Geschäfte an Carl Gerold und starb ein Jahr später in ärmlichen Verhältnissen.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohnhaus Johann Carl von Sothen

Persönlichkeit Johann Carl von Sothen
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In dem Haus wohnte bis zu seiner Ermordung der reiche Tabaktrafikant Johann Carl (Karl) Freiherr von Sothen, * 15. Mai 1823, Wien, † (ermordet) 10. Juni 1881). Die kriminelle Geschichte des Freiherrn kann hier nachgelesen werden: Der Kriminalfall: Johann Carl Sothen.

Shopping

Niederlassung von Dior

Seit kurzem gibt es in dem Haus auf zwei Etagen eine Filiale des französischen Designerlabels Dior Über zwei Etagen kann man Luxus bestaunen: Im Erdgeschoss werden Uhren, Accessoires, Düfte und Lederwaren geboten, im ersten Stock die neuesten Prêt-à-Porter Damenkollektionen und die dazu passenden Schuhe.

Bei der Ausstattung des Geschäftslokals wurde genauso auf Stil geachtet, wie bei der Mode: Die Spiegel mit durchscheinenden Punkten oder Buchstaben, die Skulpturen darstellen, wurden von Rob Wynne designt, die Decken wurden von Alex Turco gestaltet, die Möbel sind von Künstlern wie Véronique Rivemale, Alasdair Cooke oder Laurent Chauvat.[4]

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode [5] zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Wallnerstraße 2 190715 römisch Im Jahr 1907 wurde bei einer Kanalgrabung eine 10 m breite römische Straße, parallel zum Kohlmarkt verlaufend, aufgedeckt. Der Straßenkörper war 30 cm stark. Es handelt sich hier augenscheinlich um die Fortsetzung der via decumana des römischen Legionslagers.



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© Christiana Mazakarini

Quellen

  1. http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/1933970
  2. http://www.oe24.at/wirtschaft/Milliardaer-Abramowitsch-kauft-Immobilie-um-27-Mio/78534
  3. Carl August Schimmer, Ausführliche Häuser-Chronik der inneren Stadt Wien, mit einer geschichtl. Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude. Wien, Kuppitsch 1849, S. 58
  4. http://www.dior.com
  5. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/searching/search.aspx?__jumpie#magwienscroll