Bognergasse 1

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Haus: Bognergasse 1 Grund-Informationen
Bognergasse 03.JPG
Aliasadressen =Bognergasse 1, =Tuchlauben 1, =Naglergasse 2
Ehem. Konskriptionsnummer Stadt, vor 1862: 310; 309 | vor 1821: 338, 337; 336 | vor 1795: 225, 226; 227 | vor 1750: "gewesenes Peilertor" [1]
Baujahr 1809/1901
Architekt Christian Ulrich, Josef Sturany jun.


Architektur und Geschichte

Karyatidherme - Tragender Steinpfeiler in Frauengestalt

Bis 1809 stand hier das Zornsche Apothekerhaus (Stadt 309), zwischen 1632 und 1725 war hier die Apotheke „Zum Weißen Engel“, die vom Hofapotheker Balthasar Bratez († 1647) gegründet wurde. Zuletzt hatte sie Melchior Zorn gehört, weshalb das Haus immer noch nach der Familie benannt ist. Die Apotheke "Zum Weißen Engel" übersiedelte in die Bognergasse 9, wo sie noch heute zu finden ist.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Haus neu erbaut, 1901 wurde es mit dem Nebenhaus 310 vereinigt und erhöht. Der Sockel des Hauses ist bis zum dritten Stock mit schwarzem Glas gestaltet, das teilweise noch aus der Erbauungszeit stammt – ebenso ist das Gelände im Stiegenhaus noch original erhalten.

Vorgängerbauten

Gefängnis

Krimi Symbol free.jpg

Zuvor war hier ein Teil des Stadtarrests, der mit dem Peilertor und dem Peyrerturm zu einem Gebäude verbunden war. Als das Haus 1809 abgerissen wurde, fand man im Keller Belege dafür: in der Mauer eingelassene Metallringe, an denen die Gefangenen angebunden wurden. Auch wurde im Zuge der Abrissarbeiten ein Teil der römischen Befestigungsanlagen gefunden, daran erinnert eine Gedenktafel an der Fassade des Hauses: "Im Jahre 1901 wurde beim Bau des Hauses an dieser Stelle ein Stück der Umfassungsmauer des römischen Lagers ausgegraben."

Das Peilertor und der Turm

Das Tor hatte zahlreiche Namen, wobei der erste „Bairertor“ gewesen sein dürfte – von hier ging die Straße nach Bayern weg. Erst im 16. Jahrhundert machte der Volksmund daraus Peilertor. Das Tor und der Turm mussten bis ins Jahr 1361, der Sitte entsprechend, von den Bognern und Pfeilschnitzern bewacht werden. In diesem Jahr raffte die Pest viele der Bewacher aus, und so änderte der Herzog Rudolf der Stifter die Verpflichtung ab: Ab sofort mussten alle Bürger der Stadt die Stadttore bewachen. Auch der Name „Peurertor“ scheint in den Plänen auf, eventuell könnte dieser Name auf den Bürger Konrad Peurer zurückgeführt werden, der Anfang des 13. Jahrhunderts hier gewohnt hatte.

Einst war das Tor und der Turm Bestandteil der ältesten Stadtmauer – beide begrenzten die bis St. Peter reichende Stadt, zumindest die Grundmauern waren noch aus dem römischen Vindobona erhalten. Durch die Stadterweiterung verlor der Turm seine Funktion, 1426 ließ ihn Albrecht V. umbauen und vermieten, ab 1565 war im Turm das städtische Gefängnis. 1732 wurden Turm und Tor abgerissen, um den Verkehrsfluss zu verbessern, die Ortsbezeichnung „Bei dem Baylertor“ bleib aber noch länger erhalten. [2]

An dieser Ecke stand nicht nur das Peilertor, im 17. Jahrhundert gab es hier auch ebenerdige Geschäfte, und von einem erzählt man sich folgende Geschichte:

Sagen und Legenden

Der Krapfen und seine Geburtsstunde Relevante Orte: Bognergasse 1
Krapfen Stiller Beobachter Flickr.jpg
Eines der hier angesiedelten Geschäfte war ein Zuckerbäckerladen und die Inhaberin die Mandolettibäckerin Cäcilie Krapf. Eines Tages fiel ihr ein Stück Teig in einen Topf mit siedendem Fett, und rasch hatte der Teigklumpen eine schöne Färbung angenommen: Der Krapfen war geboren. Allerdings hieß er nicht sofort so, denn Frau Cäcilie verkaufte ihre neue Schöpfung zuerst als Cilly-Kugeln.

Die Krapfs machten mit der Zeit ein Vermögen und ein Nachfahre kaufte später ein Stück Land am Kahlenberg. Daran erinnert heute noch das "Krapfenwaldl" und das dazugehörige Freibad.

Gedenktafel

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Naglergasse002 2018-01-20 GuentherZ GD Römerlager 0325.jpg Teil der römischen Stadtmauer Im Jahre 1901 wurde beim Bau

des Hauses am dieser Stelle ein
Stück der Umfassungsmauer des
römischen Lagers ausgegraben.

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Naglergasse 2 190017 römisch Im Jahr 1900 wurde bei Kanalbauarbeiten ein römischer Mörtelestrich, überzogen mit einer dünnen, aus Ziegelklein und -mehl vermischten Oberschicht, gefunden.
Naglergasse 2 190127 römisch Beim Ausheben der Keller des demolierten Hauses stieß man auf die südliche Umfassungsmauer des römischen Legionslagers. Sie ist 1,70 m breit und reicht bis 3,60 m tief. An sie sind ein nach innen vorspringender Turm sowie ein weiteres Gebäude angebaut.
Tuchlauben 1 190401 römisch Im Jahr 1904 kam ein Stück einer römischer Straßenschotterung zum Vorschein.

Kriminelles

Helmut Zilk und der Briefbomben-Attentäter

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In der Naglergasse hat Bürgermeister Zilk mit seiner Frau Dagmar Koller gewohnt. In dieser Wohnung wurde auf den Bürgermeister ein Attentat begangen.

Franz Fuchs, geboren am 12.12.1949 in im steirischen Gralla, war Vermessungstechniker und hatte aufgrund seiner Ausbildung ein Grundwissen in Physik, Chemie und Elektrotechnik. Nach einer gescheiterten Ehe mit einer Slowenin begann er Ausländer zu hassen und trat der rechtsextremen Szene bei. Anfang der 1990er fasste er den Plan, sich an allen Ausländern und Unterstützern von Einwanderern zu rächen und vertiefte seine technischen Kenntnisse.

Am 5.12.1993, gegen 19 Uhr abends, öffnete Helmut Zilk in seiner Wohnung in der Naglergasse einen Brief –sofort explodierte dieser. Zilk verlor dabei zwei Finger seiner linken Hand.

Das war Fuchs jedoch nicht genug, er hielt mit Bekenner-Briefen die Bevölkerung in Atem, die angeblich von der Bajuwarische Befreiungsarmee, kurz BBA seien. Bei einem weiteren Attentat im August 1994 wurde ein Sprengsatz an einem deutsch-slowenischem Gymnasium in Klagenfurt entdeckt. Dem Polizisten, der die Bombe entschärfen wollte, wurden beide Hände bei der Explosion abgerissen. Der Beamte, Theo Kelz, bekam sechs Jahre später bei einer medienwirksamen OP Spenderhände.

Weitere Anschläge folgten, wie die auf ein Roma-Dorf bei Oberwart (hier starben vier Roma), oder auf einen Müllmann, der einen Sprengsatz beseitigen wollte; auf die dunkelhäutige Arabella Kiesbauer und auf den stellvertretenden Bürgermeister von Lübeck. In Summe verschickte er 28 Briefbomben und verletzte damit 17 Menschen schwer, vier tötete er.

Am 1.10.1997 erhielt die Funkstreife in Gralla den Hilferuf von zwei Autofahrerinnen. Sie wurden von einem unbekannten Auto verfolgt, das immer wieder Signale mit der Lichthupe gab. Die Polizei fand das angegebene Auto und hielt den Fahrer auf,, der sich als Franz Fuchs herausstellte. Fuchs stieg mir einem länglichen Gegenstand aus dem Auto – der sofort explodierte. Fuchs verlor dabei beide Hände, ein Polizist wurde am Auge verletzt.

Bei der Verhandlung fiel Fuchs immer wieder durch rechtsextreme Zwischenrufe auf, bis er vom Gericht ausgeschlossen wurde. Er wurde zu einer lebenslänglichen Haft-strafe im Gefängnis Graz-Karlau wegen vierfachen Mord, mehrfach versuchtem Mord und schwerer Körperverletzung verurteilt. In dem Gefängnis für psychisch erkrankte Rechtsbrecher erhängt er sich am 26.2.2000. Er hatte dazu mit seinen Zähnen das Kabel aus seinem Rasierapparat gelöst, dieses geschickt mit seinen Armstumpfen zu einer Schlinge geflochten und an einem Haken, an dem eigentlich ein Kästchen gehangen war, befestigt.

Steine des Gedenkens

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Xxx.jpg Familie Klaber Edith Klaber

Geboren am 26. 12. 1922
Am 11. 1 .1942
nach Riga deportiert
und ihre Eltern

Aurelia Klaber, geb. Weissberg
Geboren am 16. 11. 1891
Am 11. 01 .1942 nach Riga deportiert

Felix Klaber
Geboren am 05. 03. 1889
Am 11. 01. 1942 nach Riga deportiert



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Quellen

  1. Herbert Haupt: Das Hof- und hofbefreite Handwerk im barocken Wien, 1620 bis 1770, Studien-Verlag, Innsbruck, Wien, Bozen, 2007, S. 187
  2. J.E. Schlager: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge, Zweiter Band, 1842. S. 319 f.