Kelten in Wien
Kurzüberblick
| Wann? | Wer? | Worum geht's? |
|---|---|---|
| ca. 800–450 v. Chr. (Hallstatt), 450–15 v. Chr. (La Tène) | Keltische Gruppen im Osten Österreichs, am Alpenostrand und nördlich der Donau | Siedlungen auf Hochterrassen, Handwerk (v. a. Eisen), Fernhandel, eigene Kunststile – und Namen, die die Römer später übernehmen (z. B. Vindobona). |
Wie sah das „keltische Wien“ aus?
Entlang der Donau gab es trockene Inseln inmitten feuchter Auen, darüber die sicheren Terrassen am Rand des Wienerwaldes. Genau dort boten sich Plätze für Gehöfte und kleine Weiler an – mit Brunnen, Speichergruben und Werkplätzen. Wege verbanden die Region ins Marchfeld, Richtung Bisamberg/Weinviertel und nach Süden über die Pässe. Wer damals hereinkam, roch Kohlenrauch und sah Funken: Eisenverarbeitung war Status und Geschäft.
Alltag in drei Szenen
- Feuer und Hammer: Schlacken, Amboss, Gussformen – Eisen war Hightech. Aus Barren wurden Klingen, Sicheln und Schmuck.
- Markt ohne Münzen? Beides! Es gab Tausch (Salz, Stoffe, Vieh) und frühe keltische Münzen; bezahlt wurde, was Wege und Beziehungen hergaben.
- Haus & Hof: Langhäuser aus Holz, Lehm und Flechtwerk. Im Hof: Getreide, Hülsenfrüchte, Schafe, Schweine – und viel Keramik fürs tägliche Leben.
Handel & Netzwerk
Von hier führte der Blick in alle Richtungen: Salz aus den Alpen, Bernstein aus dem Norden, Wein und Ideen aus dem Mittelmeerraum. Die keltische Welt war kein Zaun, sondern ein Netzwerk. Wien war Knoten – nicht Zentrum, aber auch nicht Rand.
Glaube & Orte der Kraft
Quellen, Bäume, Hügel – Naturorte als Heiligtümer. Weihegaben, feine Fibeln, Tieropfer: Vieles kennen wir nur aus Funden, aber sie erzählen von Ritualen, in denen Gemeinschaft wichtiger war als gewaltige Tempelbauten.
Was bleibt? Namen, Spuren, Routinen
- Namen: Vindobona gilt als keltischer Name, den die Römer übernommen haben – später wird daraus Vindobona entsteht.
- Routen: Trassen, die schon Kelten nutzten, bleiben attraktiv – Römer, Mittelalter, Moderne folgen häufig ähnlichen Linien.
- Funde: Keramik, Fibeln, Werkzeug, Schlacke – heute in Museen und bei Grabungen im Stadtgebiet und Umland dokumentiert.
Mini-Zeitleiste: Wien im keltischen Kontext
| Zeit | Weltweit | zeitgleich in Wien / Umgebung |
|---|---|---|
| ca. 800–450 v. Chr. | Hallstattkultur (Früheisenzeit) | Ersteisenverarbeitung, Höfe auf den Terrassen, Fernkontakte |
| ca. 450–15 v. Chr. | La-Tène-Kultur (Späteisenzeit) | Ausbau von Handwerk & Handel; keltische Namen/Netzwerke |
| ab ca. 15 v. Chr. | Römische Expansion an der Donau | Übernahme keltischer Ortsnamen; Beginn von Vindobona entsteht |
Fundgeschichten aus Wien
- Die Spur im Aushub: Auf einer Baustelle taucht eine grünlich schimmernde Fibel auf – zierlich, aber robust. Jemand hat sie vor über 2.000 Jahren verloren; heute erzählt sie von Mode und Metallkunst.
- Der dunkle Fleck im Boden: Archäolog:innen erkennen eine alte Grube – voller Keramikscherben, Knochensplittern, verbranntem Lehm. Nach und nach entsteht das Bild eines Hofes mit Feuerstelle, Speichern und Werkplatz.
- Der alte Weg im neuen Plan: Ein schnurgerader moderner Straßenzug folgt einer trockenen Geländekante. Schon Kelten liebten solche Kanten: gute Sicht, guter Abfluss, kurze Wege.
Um 400 vor Chr. ziehen die Kelten von Gallien über Mitteleuropa nach Italien und weiter nach Kleinasien. Unterwegs besiedeln sie das Donautal und legen die, für sie charakteristischen, Höhenfestungen an.
Eine bedeutsame Siedlung entsteht im heutigen 3. Bezirk: Hier fand man in der Gegend um den Rennweg sogar einen keltischen Töpferofen, die Ansiedlung wandelt sich später zur römischen Zivilstadt.
Eine der größten Entdeckungen zu dieser Epoche wurde 1880 in der Simmeringer Hauptstraße 56 gemacht: Man stieß beim Bau eines Hauses auf 287 Keltische Münzen, darunter welche, die die Köpfe von keltischen Königen und Häuptlingen aufwiesen. Dieser Schatz dürfte zwischen 15 v. Chr und 15 n. Chr. vergraben worden sein, als die Römer in das Gebiet einfielen.[1]
Mythentrennung
| Behauptung | Was stimmt? |
|---|---|
| „Die Kelten bauten schon die Stadtmauer.“ | Nein. Massive Steinmauern gehören ins römische bzw. mittelalterliche Wien. Keltische Befestigungen waren eher Wälle/Gräben an geeigneten Plätzen. |
| „Alles war wild und ohne Ordnung.“ | Eher nicht. Es gab Regeln, Handwerkstraditionen, Handelsroutinen – nur anders organisiert als später in römischen Städten. |
- Keltische Relikte
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Quellen
- ↑ Reinhard E. Petermann: Wien von Jahrhundert zu Jahrhundert, Gerlach & Wiedling, Wien, Leipzig, 1927, S. 12






