Bronzezeit bis 50 v.Chr.

Aus City ABC

Geschichte Wiens
Bronzezeit bis 50 v.Chr.
Während die Sumerer und die Ägypter bereits in einer kulturellen Hochphase leben, ist Österreich noch weit hinten nach. Hier werden einfache Werkzeuge genutzt, die ersten Siedlungen entstehen und der Bergbau beginnt.


Es ist die Zeit, in der aus Stein „Hightech Metall“ wird, Handelswege an der Donau boomen und aus Dorfhandwerk große Netzwerke entstehen. Zwischen Wienerwaldkanten und Donauauen glühen Öfen, klingen Gussformen – und langsam kündigt sich die Eisenzeit an.


Kurzüberblick

Wann? Wer? Worum geht’s?
Bronzezeit (ca. 2300–800 v. Chr.) Gemeinschaften im Donauraum, vom Wiener Becken bis zu den Voralpen Bronze als Werkstoff (Kupfer+Zinn), Fernhandel (Salz, Metall, Bernstein), Grabhügel & Brandbestattungen
Früheisenzeit/Hallstatt (ca. 800–450 v. Chr.) Regionale Eliten & Handwerksspezialist:innen Eisen setzt sich durch; neue Statussymbole (Schwert, Wagen), starke Netzwerke entlang der Donau
Späteisenzeit/La Tène (ca. 450–50 v. Chr.) Keltische Gruppen Kunststile, Fernhandel, Münzen – die Brücke zu Kelten in Wien

Wie sah Wien in der Bronzezeit aus?

Oben die trockenen Terrassen am Rand des Wienerwaldes, unten die Donau mit Inselrücken und Auen – perfekte Bühne für Gehöfte, Werkplätze und Wege. Der Boden liefert Lehm für Keramik, die Wälder Holzkohle für die Öfen, die Flussläufe bringen Markt und Bewegung.

Alltag in drei Szenen

  • Guss & Funkenregen: Aus dem Schmelztiegel fließt Bronze in Stein- oder Tonformen – Beile, Sicheln, Nadeln, später Schwerter. Wer gießen kann, hat Ansehen.
  • Haus & Hof: Langhäuser, Speichergruben, Grubenöfen. Getreide, Hülsenfrüchte, Schafe, Schweine – und Keramik vom Vorratstopf bis zur „Festtagsschale“.
  • Markt an der Donau: Salz aus den Alpen, Metallrohlinge, Schmuck – dazu Geschichten, Stile und Ideen, die über weite Strecken reisen.

Technik & Innovation

Bronze ist formbar, hart und reparierbar – ein Gamechanger. In der Früheisenzeit kommt Eisen dazu: erst selten, dann Alltag. Räder/Wagen verbessern Transport, Holzkohle optimiert die Öfen, Gussformen erlauben Serien.

Glaube & Bestattungen

Von Hügelgräbern (Tumulus) zur Brandbestattung im Urnenfeld – Rituale verändern sich, die Idee bleibt: Erinnerung im Gelände. In der Hallstattzeit markieren reiche Gräber (mit Schwert, Schmuck, Wagen) Rang und Rolle.

Handel & Netzwerk

Die Donau ist Lebensader: Salz, Metall, Bernstein, Glasperlen – und mit ihnen Muster, Musik, Mythen. Wien liegt am Knoten eines mitteleuropäischen Wegesystems.

Mythentrennung

Behauptung Was stimmt?
„Bronze ist schwach – Eisen war immer besser.“ Bronze ist korrosionsarm und hervorragend gießbar; für viele Geräte der Bronzezeit war sie ideal. Eisen setzt sich erst mit besserer Verhüttung durch.
„Grabhügel = Königsgräber.“ Manchmal reich, oft schlicht. Hügel zeigen Ritual und Erinnerung – nicht automatisch „König“.

Gräberkulturen

Die Zeitunterschiede machen sich vor allem in der Kultur der Bestattungen bemerkbar: Zwischen 1900 und 1500 v. Chr., in der Frühen Bronzezeit, entwickelt sich die Hockergräberkultur. Die Toten werden mit angewinkelten Extremitäten begraben.

Zwischen 1500 und 1200, in der Mittleren Bronzezeit, werden Hügelgräber verwendet. Die Toten wurden unter mächtigen Hügeln bestattet. Solche Hügel sind heute noch in Wien zu finden: Zum Beispiel im 21. Bezirk, Ecke Siemensstraße / Julius-Ficker-Straße. Siedlungsreste dieser Epoche gibt es im 10. Bezirk, Fontanastraße und am Leopoldsberg.

Schließlich in der späten Bronzezeit (1200 bis 800 v. Chr.) werden Urnenfelder angelegt. Aus dieser Zeit wurde in einer Abfallgrube im 23. Bezirk (Sulzengasse) ein menschlicher Unterkiefer ohne Gelenksköpfe aufgefunden. Solche Verstümmelungen waren zu kultischen Zwecken üblich. Die Illyrer, ein Zweig der indogermanischen Völkergruppe, nennen erstmals den Wienfluss: Veidunia ("Waldbach").

Mini-Zeitleiste: Wien im Bronze- bis Früheisenzeit-Kontext

Zeitleiste 1900 bis 50 v Chr.jpg
Zeit Weltweit zeitgleich in Wien / Umgebung
ca. 2300–1600 v. Chr. Frühbronzezeit Erste Metallwerkplätze, regionale Netzwerke im Wiener Raum. In dieser Zeit siedeln die Menschen bereits Richtung Innenstadt, in die Gegend der heutigen Ruprechtskirche und Maria Am Gestade. Hier entstehen kleine Dorfsiedlungen, die sich aus Rechteckhäusern zusammensetzen.
ca. 1600–1300 v. Chr. Mittelbronzezeit Ausbau von Siedlungen; Fernkontakte über Donau/Alpen. Die Funde aus dieser Zeit sind aus den Bereichen der Inneren Stadt, Kagran, Leopoldau und Aspern, aber auch aus dem heutigen 2., 3., 4., 9. und 11. Bezirk. So wurde beispielsweise eine Axt im Areal des Hauses Kärntner Straße 12 geborgen.[1]
ca. 1300–800 v. Chr. Spätbronzezeit (Urnenfelderkultur) Brandbestattungen, größere Vorratssysteme, mehr Metall im Alltag
ca. 800–450 v. Chr. Früheisenzeit (Hallstatt) Eisenverarbeitung, Elitengräber, dichte Handelsknoten.Zwischen 1200 und 400 vor Chr. bestehen immer noch Höhensiedlungen am Leopoldsberg und dem Kalenderberg bei Mödling. Besonders die "Rennweglinie" dürfte in diesem Zeitraum schon besiedelt gewesen sein. Auch im 21. Bezirk und im 11. Bezirk, in der Mühlsangergasse, tauchen eisenzeitliche Funde bei Grabungen auf.
ca. 450–50 v. Chr. Späteisenzeit (La Tène) Keltische Stile, Münzgeld, Übergang zu Kelten in Wien

Fundgeschichten

  • Der Schatz im Acker: Ein Bündel Bronze – Beile, Ringe, Rohlinge. Versteckt, vergessen, wiedergefunden: ein „Eisensparbuch“ der Bronzezeit.
  • Der Abdruck im Ton: In einer Grube liegt eine halbe Gussform – Negativ einer Sichel. Ein Werkplatz, eingefroren im Boden.
  • Der kleine Hügel im Wald: Kaum sichtbar, aber im Profil ein Grab. Keramik, Bronzenadel – und eine Geschichte, die den Wald älter macht.



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Quellen

  1. Josef Fritz Kastner, in: Unvergängliches Wien, Zeugnisse der Vorzeit, Europa-Verlag Wien, 1964, S. 29