Ruprechtsplatz K

Aus City ABC

(Weitergeleitet von Ruprechtskirche)

Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Ruprechtsplatz
Konfession
römisch-katholisch
Baujahr
11- Jhdt.
Architekten (Bau)
k.A.
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0


Architektur und Geschichte

Die Ruprechtskirche, alte Ansicht [1]

Der Namenspatron der Kirche ist der Heilige Rupert, der Schutzheilige von Salzburg und der der Salzschiffer. Kein Wunder, denn hier legten die Donauschiffer an, der nahegelegene Salzgries zeigt auch, dass in der Gegend reger Salzhandel betrieben wurde. Es gibt sogar Legenden darüber, dass in der Kirche das hochpreisige Salz an Einzelhändler verkauft bzw. als Markthalle genutzt wurde.

Der Legende nach wurde sie schon 740 von Cunald und Gisalrich, zwei Gefährten von Ruprecht, gegründet, jedenfalls liegt sie auf dem ältesten Stadtgebiet – dem römischen Vindobona. Nach Zerfall des römischen Reiches und der Stadt Vindobona blieben einzelne Siedlungen innerhalb der Stadtmauer bestehen, eine davon war rund um die Ruprechtskirche.

Für den Unterbau der Ruprechtskirche wurde zum Teil noch vorhandenes römisches Mauerwerk benutzt, die ältesten heute sichtbaren Teile des einzigen erhaltenen romanischen Sakralbaus in Wien stammen aus dem 11. Jahrhundert. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals im Jahr 1200 (als erste Pfarrkirche Wiens), in einem Dokument, in der Herzog Heinrich der II. Jasomirgott im Zuge einer Schenkung an das Schottenstift erwähnt, als er diese verpflichtet, für die Erhaltung Sorge zu tragen.

Die Kirche in ihrer ehemaligen Form war einschiffig, das südliche Seitenschiff wurde erst später angebaut. Der Turm wurde nach einem Brand (1276) um einen Stock erhöht. In den Kirchenbänken finden sich seltsamer Weise auch arabische Bibeln.

Sankt Ruprecht

Sankt Ruprecht steht als Statue hinter der Kirche, mit einer (Salz)butte und einer Kette als Attribute. In der zweiten Hand, die heute leer ist, hielt er einen Bischofsstab. Als Begleiter des heiligen Nikolaus ist Knecht Ruprecht (manchmal auch der Krampus) mit diesen Attributen bekannt. Wie Knecht Ruprecht in unseren Breiten zum Krampus mutierte, darüber kann nur spekuliert werden. Eine Theorie besagt, dass er im althochdeutschen rûhperht hieß, was im Sprachgebrauch zu „rauhe Percht“ wurde.

Der Kirchenpatron St. Ruprecht war jedenfalls aus Worms und erster Bischof in Salzburg. Er gründete mehrere Klöster, wie das Nonnenkloster am Nonnenberg oder auch St. Peter in Salzburg (das älteste Kloster im Alpenraum). Vom Herzog Salzburgs bekam er das Recht auf Salzgewinnung, daher seine enge Beziehung zu dem Kristall. Ruprecht hat seinen eigenen Tod vorher gesehen (den Ostersonntag im Jahr 718) und wählte sofort einen Nachfolger, St. Vitalis.

Nachdem die Stadtbrände viele umliegende Häuser zerstört hatten und diese abgebrochen und neu gebaut werden mussten, drohte auch der Ruprechtskirche als einziger romanischer Sakralbau Wiens der Abriss. Eine gewisse Frau Elisabeth Ernst bat Kaiser Franz um die Erhaltung der Kirche und erhielt dessen Zustimmung und dazu Subventionsgelder für eine Renovierung.

Die Inschrift am Bogen des Gewölbes lautet: Hoc sacellum sancto Ruperto Sancti Cunaldus & Gisalricus Avarum Conversioni Definati Apostoli erexerunt Anno DCCXL[2]

Am Eingang der Kirche ist ein Wappenrelief zu entdecken. Es handelt sich um das Schild des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Der Orden wurde im Mittelalter gegründet, um Pilger, die das Heilige Grab in Jerusalem besuchten, zu ehren und zu schützen.

Das Innere der Kirche

  • Im 17. Jahrhundert wurden die Fensteröffnungen an der Nordseite und die Bögen zum Seitenschiff gestaltet.
  • Die Holzdecke wurde erst in den 1930er-Jahren angebracht.
  • Der Tabernakel aus Bronzeguss mit Fassdauben wurde 1998 von Ignaz Kienast geschaffen.
  • Am vorderen Pfeiler des Hauptschiffs ist eine Ruprechts-Statue mit Salzfass (Patron der Salzschifffahrt) und Bischofsstab zu finden, sie dürfte aus dem Jahr 1370 sein.
  • Weiters ist hier eine spätgotische Madonna (1510/20) mit Kind zu finden. Unter ihr sieht man ein lustiges Gesicht, es wird als Gesicht des Mondes interpretiert.
  • Der Taufstein ist aus rotem Salzburger Marmor und wurde um 1500 geschaffen.
  • Über der Emporenstiege ist ein Gemälde der "Glorie des hl. Ruprecht" angebracht, es ist ein Werk von Wiener Schmidt aus dem frühen 18. Jhdt. [3]
  • Im Turmuntergeschoss steht in einer dunklen Nische eine schwarze Madonna aus Ebenholz. Sie wurde 1830 aus Privatbesitz gestiftet.
  • An der Hinterwand des Schiffs ist das Relief des hl. Ruprecht eingelassen, es ist aus der Renaissance (16. Jahrhundert).

Die Reliquie

In dem Glasschrein der Kirche liegt ein Skelett – eine Reliquie, die der Heilige Vitalis sein soll – und ein Geschenk von Maria Theresia an die Kirche war. Während der Barockzeit wurde er in kostbare Gewänder gelegt – und auch aus eben jener Zeit stammt das Skelett tatsächlich, wie man mittlerweile mittels Radiokarbonmethode herausgefunden hat (es ist 300 Jahre alt – es kann daher nicht Vitalis sein).

Allerdings gibt es in diesem Schrein auch eine Phiole mit der Aufschrift Sanguinis – Blut. Eventuell ist dies die wirkliche Reliquie, und das Skelett ist nur zu Verdeutlichung hingelegt worden.

Die Fenster

Im Mittelfenster des Chores ist das älteste bemalte Glasfenster Wiens zu bestaunen, es stammt immer noch original aus dem 13. Jahrhundert. Die zwei erhaltenen Scheiben zeigen Jesus am Kreuz mit Maria und Johannes (oben) und die Muttergottes mit dem Kind. Die Scheiben dürften um 1900 im Seitenschiff gewesen sein, und wurden dann erst an die heutige Stelle verlegt, sie dürften jedoch tatsächlich schon für diese Nischen geschaffen worden sein und befinden sich demnach wieder an ihrem originalen Platz.

Die beiden seitlichen Apisisfenster mussten nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg neu geschaffen werden, sie entstanden nach Entwürfen von Heinrich Tahedl. Zu sehen sind links der hl. Ruprecht als Lehrer (mit dem Gründungsjahr 740 und dem Jahr der Herstellung 1949) und rechts der hl. Ruprecht als Bischof mit den Gründern der Kirche, Chuniald und Gislar.

Zusätzlich sind hier 22 Fenster der Künstlerin Lydia Roppolt zu finden, sie wurden 1993 hier angebracht. Der Zyklus, nach dem die Fenster gestaltet wurden, nennt sich „Lob des Schöpfers bei Errettung aus tiefster Not“, wofür Grundlage zur Gestaltung Gedichte von Pater Joop Roeland, dem ersten Rektor der Gemeinde, aus dem Buch „Nach dem Regen grünes Gras“ waren. [4]

Nordwand

Von links nach rechts sieht man hier „Daniel in der Löwengrube“ (Rettung in Not), „Jona mit dem Fisch“ (Gehorsam und Erlösung) und „Die drei Jünglinge im Feuerofen“ (Unversehrtheit im Glauben). Thema sind alttestamentarischen Szenen der Errettung des Menschen aus Not und Bedrängnis.

Gezeigt wird die Begegnung mit den Menschen und Begegnung mit Gott, das zugrundliegende Gedicht lautet:

Sterne und Augen,
Feuer und Wohnen,
Wasser und Worte,
Windhauch und Atem,
Regen und Tränen,
Alles preise den Herrn

Apsis (beim Taufbecken)

Hier ist der Heilige Ruprecht mit dem Salzfass zu sehen, er wird von den Kirchengründern Chuniald und Gislar begleitet. Chuniald hält ein Modell der Kirche in der Hand.

Die Fensterabfolge stellt Erde, Gestirne, Licht und Wasser dar. [5]

Das Gedicht dazu:

… Und die drei: sie singen:
sie preisen Sonne und Mond
und die Sterne, Regen und Tau, Wind,
Frost und Hitze, Raureif und Wolken:
… Sie preisen den Schöpfer

Langhaus

Hier sind die Fenster dem Morgenstern, der Sonne, dem Mond und dem Gebet gewidmet. Das Gedicht dazu lautet:

Solches möge deine Seele preisen
Und ein Engel wird zu Dir hinabsteigen
und geht mit dir durch die erstickenden Straßen, aber
für dich wird sein, als wehte ein taufrischer Wind“
„Friede am Abend, Friede zu Hause
Stunde der Stille
Stunde der Wahrheit
Begegnung mit den Menschen
Begegnung mit Gott

Die 22 Fenster in einer Übersicht

Fenster Thema
1 Daniel in der Löwengrube
2 Jona und der Wal
3 Die drei Jünglinge im Feuerofen
4 Sonne
5 Mond
6 Sterne
7 Wasser
8 Wind
9 Feuer
10 Erde, Pflanzen
11 Tiere der Läfte
12 Tiere des Wassers
13 Tiere der Erde
14 Mensch als Ebenbild Gottes
15 Die sieben Gaben des Heiligen Geistes
16 Pfingsten, Geistkraft
17 Engel der Gegenwart
18 Engel des Übergangs
19 Taufe
20 Abendmahl, Eucharistie
21 Ostern, Auferstehung
22 Pfad des Lichts

Die Glocken

Die Kirche hat drei Glocken, die noch heute per Seilzug geläutet werden. Zwei davon sind älter als 700 Jahre, die dritte Glocke ist ein Nachguss einer Glocke aus dem Jahr 1823. Bei den Glocken würde auch noch eine Schlagschelle für die Stundenanzeige hängen, sie wird aber schon lange nicht mehr bedient..

Name Schlagton Gewicht Durchmesser Glockengießer Gussjahr
älteste Glocke 110 51,6 Amaricus um 1280
2. Glocke b² / cis³ 70 47,8 keine Angabe 13. Jhdt.
Nachguss 46 41,9 Grassmayr 1985
Vollgeläute der Ruprechtskirche
Film abspielen bei Klick auf das Bild

Sprichworte und das AEIOU

AEIOU

Auf der Wand zur Orgelempore ist die Jahreszahl 1439 eingraviert, der Vierer sieht eigentlich wie eine 2 aus, was daran liegt, dass man früher häufig den Vierer als Halbe Acht schrieb. Ähnlich verhalten hatte es sich mit der römischen X (19), die für die 5 als V ebenfalls halbiert wurde. Gastwirte nutzten diese Schreibweisen öfter, weil sie mit Kreide „anschrieben“ und so leicht das V zu einem X verlängern konnten. Daher kam auch das Sprichwort "Du kannst mir doch kein X für ein U vormachen“.

Und noch etwas ist hier zu finden, das AEIOU.

AEIOU war der Wahlspruch von Kaiser Friedrich dem III (1415 – 1493), die Bedeutung ist jedoch nicht sicher – es gibt 300 überlieferte Varianten. Die gebräuchlichste Version ist immer noch

„Austria Erit In Orbe Ultima“ (frei übersetzt: Österreich wird immer bestehen – wörtlich: Österreich wird im Erdkreis das letzte Land sein.) den Buchstaben entsprechend: Auf Erden ist Österreich unsterblich.

Es finden sich jedoch auch andere Interpretationen:

Im Französischen lautet die Abkürzung Autriche, Empire Invicible, Ordonatrice Universelle; Gleichbedeutend mit Austriae Est Imperare Orbi Universo - also Aller Erdreich ist Oesterreich Untertan.

Hübscher ist eine Variante, die angeblich auf einer Urkunde Friedrichs vermerkt sein soll: Amor Electis, Injustis Ordinat Utto - Die Liebe waltet über die Auserwählten...[6]

Ausgrabungen

Ausgrabungscode [7] zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
190224 römisch 1902 untersuchte man die Kryptamauern, man stellte dabei fest, dass die südliche und die westliche Mauer der Krypta auf römischem Mauerwerk aufgesetzt wurde.

Video

Die Ruprechtskirche
Film abspielen bei Klick auf das Bild



Gehe weiter zu Ruprechtsplatz 1

Gehe zurück zu Ruprechtsplatz | Straßen des 1. Bezirks

Quellen

  1. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karafiat, Wien, 1880. S. 17
  2. Kurzböck: Neueste Beschreibung aller Merkwürdigkeiten Wiens, 1779, S. 99
  3. https://www.ruprechtskirche.at/die-kirche/rundgang/
  4. https://www.erzdioezese-wien.at/pages/inst/14423315/_aussendungen/edw.aussendungen/6414.html&ts=1750312971004
  5. https://www.ruprechtskirche.at/die-kirche/kirchenfenster/
  6. A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 27
  7. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/searching/search.aspx?__jumpie#magwienscroll