Geographie Wiens
Geologische Lage
Kurzüberblick
| Wo? | Was? | Warum wichtig? |
|---|---|---|
| Übergang Alpen → Pannonische Tiefebene (Wiener Becken), am Rand des Karpatenbogens | Absenkungsbecken mit mächtigen Neogen-Sedimenten, darüber Donau-Schotter und Löss | Formt Auen, Terrassen und Baugrund; erklärt Wasser, Quellen, Wärme und: warum Wien so gut wächst |
Die großen Bausteine rund um Wien
Rund um Wien prägen vier geologische und landschaftliche Bausteine das Stadt- und Umlandbild:
Wienerwald (W): Ein Hügelland aus Flysch (Sandstein/Schiefer) und vorgelagerten Kalkzonen. Der stabile Rücken begünstigt dichte Wälder, markante Aussichtskanten und den historischen Villengürtel an den Hängen.
Wiener Becken (O/S): Ein weites Absenkungsbecken mit Sanden, Tonen, Mergeln und Kalksteinen aus dem ehemaligen Paratethys-Meer; später eine pannonische Seenlandschaft. Heute bietet die Ebene fruchtbare Böden, viel Siedlungs- und Verkehrsraum sowie breit gelagerte Agrarflächen.
Donau & Auen (N/O): Mächtige Schotterkörper und junge Sedimente formen eine dynamische, hochwassergefährdete Flusslandschaft. Auenwälder, Inselrücken und Altarme schaffen artenreiche, sehr fruchtbare Räume – zugleich sensible Schutzgebiete und wichtige Frischluftschneisen.
Weinviertel (N): Sanft gewelltes Lösshügelland über älteren Sedimenten. Die nährstoffreichen Böden tragen eine lange Siedlungs- und Weinkultur; typisch sind Weingärten, Hohlwege und Kellergassen.
Gemeinsam erklären diese Bausteine, warum Wien zugleich Wald- und Wiesenstadt, Donaumetropole und Agrarraum ist – mit klar ablesbaren Unterschieden in Böden, Nutzung, Siedlungsmustern und Erholungsqualität.
Risse & Linien – warum Wien „kantenreich“ ist
Wien sitzt über einem Störungssystem (u. a. Wiener-Becken-Linien). Diese leichten Versätze im Untergrund erklären:
- Terrassenkanten (trockene Linien mit guter Aussicht – perfekte Siedlungslagen seit Urzeiten),
- Quellen & Thermalzüge im Umland,
- unterschiedliche Baugrundverhältnisse innerhalb kurzer Distanz (vom Felsrand zur Schotterebene).
Sedimente unterm Pflaster
- Neogen (vor allem Miozän): Meeres- und Seesedimente der Paratethys/Pannon – Sand, Ton, Kalk (z. B. Leithakalk in der Region).
- Quartär: Donau hat abwechselnd Hoch- und Niederterrassen gebaut; dazu äolischer Löss im Norden/Osten.
- Ergebnis: Von der Felskante im Westen bis zum tiefen Schotter im Osten ändert sich der Untergrund wie in einem Geologie-Lehrbuch.
Stadt & Untergrund – drei typische Zonen
- Altstadt/Innenstadt (1.): Unterlagert von Lagerterrassen und älteren Sedimenten; der Straßenplan schmiegt sich an alte Kanten (siehe Vindobona entsteht).
- Auen- und Schotterzone (Prater, Donauraum): Junge Schotter, hohe Grundwasserstände – viel Grün, aber sensible Bauaufgaben.
- Hangkanten (Döbling–Hietzing): Flysch/Kalk am Rand des Wienerwalds – Hänge, Quellen, Weingärten, Villen.
Alltag & Geologie – ganz praktisch
- Wasser: Grundwasser in den Schottern – Segen für Versorgung, Herausforderung bei Baugruben.
- Bauen: Von Pfahlgründungen im Donauraum bis zu massiven Fundamenten am Felsrand – Wien kann beides.
- Stadtklima: Auen & Terrassen schaffen Durchlüftungsschneisen; Wienerwald liefert Schatten & Kühle.
Mythentrennung
| Behauptung | Was stimmt? |
|---|---|
| „Wien steht komplett auf Fels.“ | Nein. Vom Felsrand des Wienerwalds geht es in mächtige Sedimente über – besonders im Osten sind es Donau-Schotter und Feinsedimente. |
| „Die Donau hat ihre Auen verlassen – fertig.“ | Die Donau bleibt dynamisch; Hochwässer formen weiter (heute reguliert). Auen sind junge Landschaft – und wertvoll fürs Stadtklima. |
Zur Geschichte
Wien liegt im Wiener Becken, einer Senkung zwischen Alpen und Karpaten.
Dieses Wiener Becken entstand im Jura (vor 199 bis 145 Millionen Jahren) bzw. in der Kreidezeit (von 145 bis 65 Millionen Jahren). Die Kalkablagerungen, die im westlichen Bereich des Wiener Beckens dominieren, sind der Rest eines tropischen Meeres. Zwischen Paläogen (vor 65 Mio. Jahren) und Oligozän (vor 35 Mio. Jahren) überschieben sich die Gesteinsarten, in dieser Zeit sterben die Dinosaurier aus. Nach intensiven tektonischen Bewegungen (vor 17 Mio. Jahren) herrscht nun das heutige Bild des Wiener Beckens.
Das Meer, das sich im Wiener Becken befand, war reich an Leben. An den Rändern lagerten sich Rotalgen ab (heute Leithakalk, der in nahezu jedem Ringstraßenbau verwendet wurde), im Meer tummeln sich Haie, Korallen, Muschel- und Schneckenarten und Seeigel - ein Bild wie im heutigen Indischen Ozean. Es ist die Zeit der Artenvielfalt. In den darauffolgenden Millionenjahren ändert sich der Meeresspiegel mehrfach, bis die Meeresverbindung zum Indischen Ozean abreißt und ein isoliertes Binnenmeer entsteht, Es reicht vom Wiener Becken bis zum Aral See.
Im Pannonium schließlich (von 11,5 bis 7 Mio. Jahren) wandelt sich das Meer zu einem Brackwassersee mit Süßwasser, bis es ganz verschwindet und die heutige Landschaft zurücklässt.
Topographische Lage
Wien liegt in Mitteleuropa an einer bedeutenden Stelle - im Schnittpunkt des europäischen Koordinatensystems.
Die Straße von Ost nach West verbindet den Atlantik durch das Donautal zum Schwarzen Meer und stellt die Verbindung nach Asien her.
Die Straße von Nord nach Süd verbindet die Ostsee durch das Marchtal mit der Adria - schon die Römer nannten sie "Bernsteinstraße".
Zeittafel
| Zeitraum | Geschehen |
|---|---|
| ca. 66 Mio. v. Chr. – Jetztzeit | Känozoikum (Erdneuzeit) |
| ca. 66 Mio. v. Chr. – ca. 2,6 Mio. v. Chr. | Tertiär – Alpen falten sich auf; Paratethys-Meer bedeckt den Wiener Raum |
| ca. 66 – 23 Mio. v. Chr. | Alttertiär (Paläozän, Eozän, Oligozän) |
| ca. 23 – 2,6 Mio. v. Chr. | Jungtertiär (Miozän, Pliozän) – Wiener Becken senkt sich ab; vom Meer zum Binnensee (Paratethys zu Pannon), Meeres/Seesedimente (Sand, Ton, Kalk) |
| ca. 2,6 Mio. v. Chr. – Jetztzeit | Quartär |
| ca. 2,6 Mio. v. Chr. – 11.700 v. Chr. | Pleistozän – Klimawechsel. Donau schneidet in eigene Ablagerungen und bildet Terrassen (Eiszeiten/Interglaziale) |
| seit 11.700 v. Chr. | Holozän (Nacheiszeit) – Auen bilden sich, junge Schotter, Altarme, Lössverwehungen im Norden/Osten |
Sagen und Legenden
In der Jungsteinzeit siedeln sich erste Stämme an (Rochusmarkt, 13. Bezirk, Antonshöhe), das war in alten Geschichtsbüchern jedoch noch nicht bekannt. Und daher schrieb Ludwig Bechstein in seinen 1840 veröffentlichten "Märchen und Legenden des Kaiserstaates Österreich" folgende Legende:
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Quellen
- ↑ Ludwig Bechstein: Volkssagen, Mährchen und Legenden des Kaiserstaates Österreich, Wien, 1840: http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/allgemein/ursprungwien.html

