Geographie Wiens

Aus City ABC

Geschichte Wiens
Geographie der Stadt
Wien liegt genau dort, wo sich die Alpen entspannt hinlegen, die Karpaten anklopfen und die Donau ihren Spielplatz aus Auen und Terrassen baut. Unterm Pflaster: Millionen Jahre Sand, Ton, Kalk – darüber Stadtgeschichte im Takt des Flusses.


Der tiefste Punkt des heutigen Wien ist die Lobau mit 151 Meter, der höchste der Hermannskogel mit 542 Meter.


Geologische Lage

Kurzüberblick

Wo? Was? Warum wichtig?
Übergang Alpen → Pannonische Tiefebene (Wiener Becken), am Rand des Karpatenbogens Absenkungsbecken mit mächtigen Neogen-Sedimenten, darüber Donau-Schotter und Löss Formt Auen, Terrassen und Baugrund; erklärt Wasser, Quellen, Wärme und: warum Wien so gut wächst

Die großen Bausteine rund um Wien

Rund um Wien prägen vier geologische und landschaftliche Bausteine das Stadt- und Umlandbild:

Wienerwald (W): Ein Hügelland aus Flysch (Sandstein/Schiefer) und vorgelagerten Kalkzonen. Der stabile Rücken begünstigt dichte Wälder, markante Aussichtskanten und den historischen Villengürtel an den Hängen.

Wiener Becken (O/S): Ein weites Absenkungsbecken mit Sanden, Tonen, Mergeln und Kalksteinen aus dem ehemaligen Paratethys-Meer; später eine pannonische Seenlandschaft. Heute bietet die Ebene fruchtbare Böden, viel Siedlungs- und Verkehrsraum sowie breit gelagerte Agrarflächen.

Donau & Auen (N/O): Mächtige Schotterkörper und junge Sedimente formen eine dynamische, hochwassergefährdete Flusslandschaft. Auenwälder, Inselrücken und Altarme schaffen artenreiche, sehr fruchtbare Räume – zugleich sensible Schutzgebiete und wichtige Frischluftschneisen.

Weinviertel (N): Sanft gewelltes Lösshügelland über älteren Sedimenten. Die nährstoffreichen Böden tragen eine lange Siedlungs- und Weinkultur; typisch sind Weingärten, Hohlwege und Kellergassen.

Gemeinsam erklären diese Bausteine, warum Wien zugleich Wald- und Wiesenstadt, Donaumetropole und Agrarraum ist – mit klar ablesbaren Unterschieden in Böden, Nutzung, Siedlungsmustern und Erholungsqualität.

Risse & Linien – warum Wien „kantenreich“ ist

Wien sitzt über einem Störungssystem (u. a. Wiener-Becken-Linien). Diese leichten Versätze im Untergrund erklären:

  • Terrassenkanten (trockene Linien mit guter Aussicht – perfekte Siedlungslagen seit Urzeiten),
  • Quellen & Thermalzüge im Umland,
  • unterschiedliche Baugrundverhältnisse innerhalb kurzer Distanz (vom Felsrand zur Schotterebene).

Sedimente unterm Pflaster

  • Neogen (vor allem Miozän): Meeres- und Seesedimente der Paratethys/Pannon – Sand, Ton, Kalk (z. B. Leithakalk in der Region).
  • Quartär: Donau hat abwechselnd Hoch- und Niederterrassen gebaut; dazu äolischer Löss im Norden/Osten.
  • Ergebnis: Von der Felskante im Westen bis zum tiefen Schotter im Osten ändert sich der Untergrund wie in einem Geologie-Lehrbuch.

Stadt & Untergrund – drei typische Zonen

  • Altstadt/Innenstadt (1.): Unterlagert von Lagerterrassen und älteren Sedimenten; der Straßenplan schmiegt sich an alte Kanten (siehe Vindobona entsteht).
  • Auen- und Schotterzone (Prater, Donauraum): Junge Schotter, hohe Grundwasserstände – viel Grün, aber sensible Bauaufgaben.
  • Hangkanten (Döbling–Hietzing): Flysch/Kalk am Rand des Wienerwalds – Hänge, Quellen, Weingärten, Villen.

Alltag & Geologie – ganz praktisch

  • Wasser: Grundwasser in den Schottern – Segen für Versorgung, Herausforderung bei Baugruben.
  • Bauen: Von Pfahlgründungen im Donauraum bis zu massiven Fundamenten am Felsrand – Wien kann beides.
  • Stadtklima: Auen & Terrassen schaffen Durchlüftungsschneisen; Wienerwald liefert Schatten & Kühle.

Mythentrennung

Behauptung Was stimmt?
„Wien steht komplett auf Fels.“ Nein. Vom Felsrand des Wienerwalds geht es in mächtige Sedimente über – besonders im Osten sind es Donau-Schotter und Feinsedimente.
„Die Donau hat ihre Auen verlassen – fertig.“ Die Donau bleibt dynamisch; Hochwässer formen weiter (heute reguliert). Auen sind junge Landschaft – und wertvoll fürs Stadtklima.
Die Geologie Wiens

Zur Geschichte

Wien liegt im Wiener Becken, einer Senkung zwischen Alpen und Karpaten.

Dieses Wiener Becken entstand im Jura (vor 199 bis 145 Millionen Jahren) bzw. in der Kreidezeit (von 145 bis 65 Millionen Jahren). Die Kalkablagerungen, die im westlichen Bereich des Wiener Beckens dominieren, sind der Rest eines tropischen Meeres. Zwischen Paläogen (vor 65 Mio. Jahren) und Oligozän (vor 35 Mio. Jahren) überschieben sich die Gesteinsarten, in dieser Zeit sterben die Dinosaurier aus. Nach intensiven tektonischen Bewegungen (vor 17 Mio. Jahren) herrscht nun das heutige Bild des Wiener Beckens.

Das Meer, das sich im Wiener Becken befand, war reich an Leben. An den Rändern lagerten sich Rotalgen ab (heute Leithakalk, der in nahezu jedem Ringstraßenbau verwendet wurde), im Meer tummeln sich Haie, Korallen, Muschel- und Schneckenarten und Seeigel - ein Bild wie im heutigen Indischen Ozean. Es ist die Zeit der Artenvielfalt. In den darauffolgenden Millionenjahren ändert sich der Meeresspiegel mehrfach, bis die Meeresverbindung zum Indischen Ozean abreißt und ein isoliertes Binnenmeer entsteht, Es reicht vom Wiener Becken bis zum Aral See.

Im Pannonium schließlich (von 11,5 bis 7 Mio. Jahren) wandelt sich das Meer zu einem Brackwassersee mit Süßwasser, bis es ganz verschwindet und die heutige Landschaft zurücklässt.

Topographische Lage

Wien liegt in Mitteleuropa an einer bedeutenden Stelle - im Schnittpunkt des europäischen Koordinatensystems.

Die Straße von Ost nach West verbindet den Atlantik durch das Donautal zum Schwarzen Meer und stellt die Verbindung nach Asien her.

Die Straße von Nord nach Süd verbindet die Ostsee durch das Marchtal mit der Adria - schon die Römer nannten sie "Bernsteinstraße".

Zeittafel

Zeitraum Geschehen
ca. 66 Mio. v. Chr. – Jetztzeit Känozoikum (Erdneuzeit)
ca. 66 Mio. v. Chr. – ca. 2,6 Mio. v. Chr. Tertiär – Alpen falten sich auf; Paratethys-Meer bedeckt den Wiener Raum
ca. 66 – 23 Mio. v. Chr. Alttertiär (Paläozän, Eozän, Oligozän)
ca. 23 – 2,6 Mio. v. Chr. Jungtertiär (Miozän, Pliozän) – Wiener Becken senkt sich ab; vom Meer zum Binnensee (Paratethys zu Pannon), Meeres/Seesedimente (Sand, Ton, Kalk)
ca. 2,6 Mio. v. Chr. – Jetztzeit Quartär
ca. 2,6 Mio. v. Chr. – 11.700 v. Chr. Pleistozän – Klimawechsel. Donau schneidet in eigene Ablagerungen und bildet Terrassen (Eiszeiten/Interglaziale)
seit 11.700 v. Chr. Holozän (Nacheiszeit) – Auen bilden sich, junge Schotter, Altarme, Lössverwehungen im Norden/Osten

Sagen und Legenden

In der Jungsteinzeit siedeln sich erste Stämme an (Rochusmarkt, 13. Bezirk, Antonshöhe), das war in alten Geschichtsbüchern jedoch noch nicht bekannt. Und daher schrieb Ludwig Bechstein in seinen 1840 veröffentlichten "Märchen und Legenden des Kaiserstaates Österreich" folgende Legende:

Die Legende vom Ursprung Wiens

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Die Legende vom Ursprung, Gründung und Name der Stadt

Vom Ursprung der uralten Stadt Wien ist viel geschrieben und gefabelt worden, und es haben die Chronikenschreiber der früheren Jahrhunderte mancherlei ausgesagt, was nicht glaubhaft klingt. Einer behauptete, Wien sei nicht jünger als Rom; ein anderer erzählte, dass nicht allzulange nach der Sündflut ein Fremdling, mit Namen Abraham, sich mit den Seinen am Ufer der Donau, und zwar da niedergelassen, wo heutzutage der Markt Stockerau gelegen ist; welcher Abraham dann zur Erbauung Wiens den ersten Grund gelegt. Noch andere haben geschrieben, dass ein naher Nachkomme des Erzvaters Noah, der ein König der Deutschen gewesen und Suevus geheißen, bereits im Jahre der Welt Zweitausendzweihundertundachtzig den Anfang zur Erbauung Wiens gemacht habe. Auch sind viele Schriftsteller der Meinung gewesen, dass die Römer bei ihrem mächtigen Vordringen in die germanischen Wälder da, wo heute Wien liegt, eine Kolonie begründet und eine Stadt gebaut, das alte Faviae, in welcher eine Reihe der römischen Kaiser bisweilen residiert, dass aber diese Römerstadt in späterer Zeit durch die feindlichen Völkerschwärme der Hunnen, Goten und Awaren bis auf die geringste Spur vernichtet worden sei. Nicht minder wird Wien eine Stadt der Winden oder Wenden genannt, daher ihr lateinischer Name Vindobona.

Klarer und fester gestaltet tritt die Stadt Wien zur Zeit Kaiser Heinrichs des Städtegründers in die Geschichte. Dieser stiftete das Markgrafentum von Österreich, und Leopold der Heilige wurde des Landes erster Markgraf und Schirmvogt gegen die feindlichgesinnten Nachbarvölker, von denen die Ungarn die gefährlichsten und gefürchtetsten waren, die Leopold mit tapferer Hand besiegte. Er baute auf die Vorderseite am äußersten Rücken des Kahlenberges, die heute noch nach ihm Leopoldsberg genannt wird, ein stattliches und starkes Schloss, das die Gegend umher beherrschte, das freien Umblick über die gesegneten Auen und sanftgehügelten Gefilde Pannoniens und Noricums bis zu den höheren Gebirgen hin gewährte und jetzt bis auf die Ringmauern in umbuschten Trümmern liegt. Bald fanden sich Anwohner in Menge, die in der reizenden Ebene am Ufer des gewaltigen Stromes und geschirmt von der nahen Fürstenburg sich Häuser bauten, und so wuchs allmählich das schöne, heitere, lebensfrohe Wien. Doch soll die Stadt diesen Namen nicht alsobald geführt haben, sondern von der alten Römerstadt Faviae oder Favianae genannt worden sein. Daraus wurde Vianae, Viennae, Wienn, wie es eigentlich noch heute heißt und gesprochen wird, und nicht Wihn, wie die Ausländer sagen.

Andere halten jedoch für wahrscheinlicher, dass das kleine Flüsschen, die Wien, welches nahe der innern Stadt vorbeifließt und unterhalb derselben in die Donau fällt, ihr den Namen verliehen habe, was billig an seinen Ort gestellt bleibt. [1]



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Quellen

  1. Ludwig Bechstein: Volkssagen, Mährchen und Legenden des Kaiserstaates Österreich, Wien, 1840: http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/allgemein/ursprungwien.html