Die Babenberger

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Geschichte Wiens
Die Babenberger
Die Babenberger – vom Grenzauftrag zur Dynastie: Aus der Marcha orientalis wächst ein Land, aus Markgrafen werden Herzöge – und Wien rückt ins Zentrum. Am Ende steht 1246 das Aussterben im Mannesstamm – aber die Spur der Babenberger prägt Stadt und Land bis heute.


Die Babenberger, wahrscheinlich einst aus Bamberg (heutiges Oberfranken), beherrschten die folgenden Jahrhunderte bis zu ihrem Aussterben 1246 Österreich als Markgrafen und Herzöge. Die Herrscherfamilie bezeichnete sich selbst nie als "Babenberger", diese Bezeichnung wurde erst Ende des 15. Jahrhunderts (1491) gebräuchlich, als Ladislaus Sunthaym, ein deutscher Historiker, eine genealogische Kategorisierung vornahm.

Kurzüberblick

Wann? Wer? Worum geht’s?
976–1156 Markgrafen der Marcha orientalis Ausbau bis Wienerwald–Fischa–March; Burgenkranz ab 1002; erste Nennungen (Ostarrîchi 996; Währing 1022; Simmering 1028)
1156–1246 Herzöge von Österreich Konsolidierung & Aufstieg Wiens (z.B. Babenberger-Residenz, Schottenkloster, Tauschvertrag von Mautern 1137)
1246 Ende im Mannesstamm Tod Friedrichs II. des Streitbaren an der Leitha → Das Interregnum

Von der Mark zur Residenz

Die „östliche Mark“ entsteht nach den Awarenzügen – ab 976 regieren die Babenberger. Die frühen Sitze liegen in Melk (später: Stift Melk) und zeitweise Gars am Kamp. Unter Leopold I. († 994 in Würzburg nach einem Attentat) und Heinrich I. weitet man das Gebiet; 996 fällt in Heinrichs Zeit die berühmte Ostarrîchi-Nennung. Ab 1002 entsteht ein Burgenkranz um das Wiener Becken (u. a. Perchtoldsdorf, Mödling, Gumpoldskirchen, Merkenstein, Pottenstein, Starhemberg) – Schutz für Bauern und für Klöster, die das Land kultivieren (Heiligenkreuz, Klein-Mariazell, Lilienfeld, u. a.). Erstmals blinken auch Wiener Ortsnamen auf: Währing (1022) und Simmering (1028). Mit Leopold III. dem Heiligen kommt der große Aufschwung; die Ehe mit Agnes (Stauferin) vernetzt das Haus. 1137 regelt der Tauschvertrag von Mautern die Verhältnisse in Wien (Kirchrechte vs. herzogliche Stadtrechte). Heinrich II. Jasomirgott gründet das Schottenkloster und prägt als Stadtgestalter. Die Reihe führt über Leopold V. und Friedrich I. zu Leopold VI. dem Glorreichen – bis Friedrich II. der Streitbare 1246 fällt. Mit ihm endet die Linie, und Wien steuert in ein unruhiges Interregnum.

Höhepunkte

  • Ostarrîchi 996: früher Name des Landes – politischer Rahmen für den Aufstieg.
  • Wien & Rechte: Tauschvertrag von Mautern (1137), Babenberger-Residenz, Stadtentwicklungsimpulse.
  • Kirche & Klöster: Schottenkloster (Heinrich II.), Stifte als Kulturmotoren.
  • Landwehr & Burgen: Ab 1002 dichter Kranz – vom Wienerwald bis ins Industrieviertel.
  • Dynastie & Bild: Der monumentale Babenbergerstammbaum (Klosterneuburg) zeigt Macht – und eine der frühesten Stadtansichten Wiens.

Markgrafen → Herzöge: Mini-Zeitleiste

Zeit Titel Namen (Auswahl)
976–1136 Markgrafen Leopold I.Heinrich I.AdalbertErnst der TapfereLeopold II.Leopold III. der Heilige
1136–1156 Markgraf/Herzog Leopold IV. (zugleich Hz. von Bayern) • Heinrich II. Jasomirgott
1156–1246 Herzöge Leopold V.Friedrich I.Leopold VI.Friedrich II. (der Streitbare)

Babenbergerstammbaum (Klosterneuburg)

Das riesige Tafelbild (Hans Part) zeigt die Familie in 27 Medaillons – samt Wiener Kulissen: von Melk bis Schottenkirche, von Burg Mödling bis zur Schlacht an der Leitha. Es gilt als erste Darstellung Wiens in einer Stadtansicht. → Babenbergerstammbaum

Denkmäler in Wien (Auswahl)

Mythentrennung

Behauptung Was stimmt?
„Die Babenberger nannten sich selbst so.“ Nein. Der Name wird erst spät (1491 durch Ladislaus Sunthaym) üblich.
„Wien war seit 976 Hauptstadt.“ Der Aufstieg ist schrittweise. Die große Residenzfunktion entsteht erst über Babenberger-Residenz und spätere Herzöge.

Die Markgrafen in der "Marcha orientalis"

Die "östliche Mark", auch Marcha orientalis oder "Bairisches Ostland", war die östliche Präfektur des fränkischen Herzogtums Bayern. Es war durch die Eroberung von Karl dem Großen von den Awaren entstanden und bestand ursprünglich aus dem nördlichen Niederösterreich bis zur Donau. Beherrscht wurde die Mark ab dem Jahr 976 durch die Babenberger. [1]

Regierungszeit Name Geschlecht Titel
871 Wilhelm II. und dessen Bruder Engelschalk I.   Markgraf der Marcha orientalis
871 - nach 909 Aribo I., zeitweise verdrängt von Engelschalk II. Aribonen Markgraf der Marcha orientalis, Graf im Traungau
955 - 976 Burkhard   Markgraf der Marcha orientalis
976 - 994 Leopold I., auch Liutpold I., der Erlauchte Babenberger Markgraf der Marcha orientalis
994 - 1018 Heinrich I., der Widerspenstige Babenberger Markgraf der Marcha orientalis
1018 - 1055 Adalbert, der Siegreiche Babenberger Markgraf der Marcha orientalis
1055 - 1075 Ernst der Tapfere, der Strenge/Streitbare Babenberger Markgraf der Marcha orientalis
1075 - 1095 Leopold II., der Schöne Babenberger Markgraf der Marcha orientalis
1095 - 1136 Leopold III., der Heilige Babenberger Markgraf der Marcha orientalis
1136 - 1141 Leopold IV., der Freigebige Babenberger Markgraf der Marcha orientalis, Herzog von Bayern (ab 1139)
1141 - 1156 Heinrich II. Jasomirgott Babenberger Markgraf der Marcha orientalis (bis 1156), Herzog von Bayern (1141-1156)



Quellen

  1. Felix Czeike (Hrsg.): Baar Hugo. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 219 (Digitalisat)