1246 - 1278: Das Interregnum

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Geschichte Wiens
1246 - 1278: Das Interregnum
Mitte des 13. Jahrhunderts herrscht im Reich Unruhe, die Stadt ist herrscherlos, was schwere Konsequenzen hat.

Zum Thema

1246, nach dem Tod des letzten Babenbergers - begann eine schwere Zeit für das Reich, es war herrscherlos, und fiel damit als Lehen an das deutsche Kaiserreich zurück.

Der Kaiser, der zu der Zeit in Verona saß, entsendete den Grafen Otto von Eberstein nach Wien, damit dieser das Lehen im Empfang nahm. Immerhin erhob Kaiser Friedrich Wien 1247 zur Reichsstadt und erneuerte die 1237 erteilte Bulle, die Stadt kam jedoch 1251 in die Hand des böhmischen Königs Ottokar II., in dem der Herrscher ungehindert einzog.

Das Interregnum (1250–1273) – Phase ohne allgemein anerkannte Reichsgewalt im Heiligen Römischen Reich zwischen dem Tod Friedrichs II. (1250) und der Wahl Rudolf I. (1273). Für Wien und Österreich fallen diese Jahre mit dem Ende der Babenberger‑Herrschaft und dem Aufstieg Ottokar II. Přemysl zusammen.

Kurzüberblick

  • Zeitraum: 1250–1273
  • Rahmen: Zerstreute Königsherrschaft (Gegen‑ und Doppelwahlen), starker Fürsten‑ und Stände­einfluss; päpstliche und regionale Machtpolitik
  • Wien/Österreich: Nach 1246 (Aussterben der Babenberger) Machtvakuum; 1251 Einzug Ottokars, städtischer Aufschwung, zugleich Konkurrenz mit Nachbarmächten

Hintergrund

Mit dem Tod Kaiser Friedrichs II. (1250) und wenig später König Konrads IV. (1254) verliert das Reich eine handlungsfähige Zentralgewalt. Bereits zuvor hatte die päpstliche Politik die Staufer geschwächt. Die Kurfürsten und Reichsfürsten bestimmen nun maßgeblich die Reichspolitik; wiederholte Gegen‑ bzw. Doppelwahlen verhindern ein stabiles Königtum.

Phasen des Interregnums im Reich

  • 1250–1254: Nachklang staufischer Herrschaft (Konrad IV.).
  • 1254–1256: König Wilhelm (II.) von Holland als Gegenkönig – regional begrenzte Durchsetzung.
  • ab 1257: Doppelwahl von Richard von Cornwall und Alfons X. von Kastilien; beide agieren mit unterschiedlicher, meist regionaler Anerkennung.
  • 1273: Wahl Rudolfs I. – Ende des Interregnums, schrittweise Rezentralisierung königlicher Rechte.

Wien und Österreich im Interregnum

  • 1246: Tod Friedrichs II. (der Streitbare) – Beginn des österreichischen Machtvakuums.
  • Landesstände und städtische Eliten wahren Freiräume, verhandeln mit Bewerbern um die Landeshoheit.
  • 1251: Ottokar II. Přemysl zieht ungehindert in Wien ein und lässt städtische Rechte bestätigen.
  • 1252: Ehe mit Margarete von Babenberg – dynastische Legitimation seiner Ansprüche auf Österreich.
  • 1250er/60er: Sicherung von Handel, Mauten und Rechten; Wien erlebt einen merklichen Aufschwung.
  • Regionale Kräfte (u. a. Ungarn) ringen um Einfluss; Ottokar erweitert seine Herrschaft im Ostalpenraum (u. a. Steiermark; später Kärnten/Krain) und setzt auf städtische Loyalität.

Auswirkungen auf Wien

  • Stadtverfassung & Rechte: Bestätigte/erweiterte Privilegien stärken den Rat, sichern Märkte, Abgaben‑ und Gerichtsabläufe.
  • Wirtschaft: Schutz der Handelswege im Donau‑/Alpenraum, Aufschwung von Handwerk und Zünften; Zuwanderung qualifizierter Kräfte.
  • Sicherheit & Bauwesen: Investitionen in Befestigungen und Infrastruktur schaffen Stabilität trotz überregionaler Unsicherheit.

Zeitleiste 1246–1273

  • 1246: Ende der Babenberger in männlicher Linie (Tod Friedrichs II.).
  • 1250: Tod Kaiser Friedrichs II.; Beginn des Interregnums.
  • 1251: Einzug Ottokar II. in Wien.
  • 1252: Heirat Ottokar–Margarete; Wiener Aufschwung.
  • 1257: Doppelwahl der Gegenkönige des Heiligen Römischen Reiches Richard (Neffe von Richard Löwenherz) von Cornwall und Alfons X. von Kastilien.
  • 1258: Großer Stadtbrand in Wien – Wiederaufbau als Modernisierungsschub.
  • 1273: Wahl Rudolfs I. – Ende des Interregnums (und der beiden Gegenkönige).
  • 1276: Belagerung Wiens; Vertrag von Wien (Unterwerfung Ottokars).
  • 1278: Schlacht auf dem Marchfeld – Tod Ottokars, habsburgische Wende.

Akteure & Kräfte

  • Reichsweit: Kurfürsten, Fürstenbünde, Papsttum; Könige/Gegenkönige (Wilhelm von Holland, Richard von Cornwall, Alfons X.).
  • Österreich/Wien: Ottokar II. Přemysl, Landesstände, Wiener Rat; Nachbarn Ungarn und süddeutsche Fürsten.

Bedeutung

Das Interregnum öffnet Freiräume für Städte und Fürsten – in Wien verbinden sich städtische Selbstbehauptung und landesfürstliche Konsolidierung unter Ottokar. Die Wahl Rudolfs I. (1273) beendet die Zwischenzeit und leitet jene politische Neuordnung ein, die Wien dauerhaft in die habsburgische Sphäre führt.


Quellen