Abraham-A-Santa-Clara-Gasse 1

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Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk
1., Innere Stadt
Aliasadressen
=Abraham-A-Santa-Clara-Gasse 1
=Bankgasse 9
=Löwelstraße 10
=Minoritenplatz 4
Konskriptionsnummer
vor 1862: 44
vor 1821: 53
vor 1795: 37
Baujahr
1691-1694
Architekten (Bau)
Domenico Martinelli und Johann Lucas von Hildebrandt
Baujahr Umbau
1836–1847
Peter Hubert Desvignes
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Das Palais Liechtenstein - Architektur und Geschichte

Franz Xaver Schleich Stadtpalais Liechtenstein 1903

Das Stadtpalais ist das erste hochbarocke Gebäude Wiens. Es wurde 1691 von Dominik Andreas I. von Kaunitz in Auftrag gegeben und in noch unfertigem Zustand an Johann Adam I. von Liechtenstein verkauft. Architekt war Domenico Martinelli, der nach Plänen von Enrico Zuccalli vorging. [1]

Martinelli, der für seine strenge Linienführung bekannt war, geriet in Streit mit seinem neuen Auftraggeber und dessen Architekten Gebrieli, der barocke Ausschmückungen bevorzugte, als es um den Ausbau des Treppenhauses ging und trat schließlich von dem Projekt zurück.

Portal mit Vulkan und Flora

Das Hauptportal stammt noch von Martinelli, es gilt als erstes monumentales Barockportal Wiens: Auf der Brüstung liegen der Feuergott Vulkan (als Personifizierung des Winters) und Flora (der Frühling), an ihren Seiten stehen zwei Putti-Paare, die den Sommer und den Herbst symbolisieren.

Wappen über dem Portal

Über dem Mittelfenster ist das fürstliche Wappen mit der Kette des Goldenen Vlieses zu sehen, zwei Tugenden halten den vergoldeten Fürstenhut darüber. Steinmetzaufträge erhielten Michael Khöl (geboren 1660)[2] und Ambrosius Ferreth und dessen zwei Schwiegersöhne.

Khöl war mit Abraham a Santa Clara befreundet, dieser verkehrte oft im Haus Khöls auf der Augustinerbastei. Khöl erhielt den Auftrag von der Familie Liechtenstein, die Kragsteine und Platten des Hauptgesimses und die Fensterrahmen zu liefern. 1699 wurden ihm und seinem Mitmeister Wolfgang Steinböck die Steinmetzarbeiten für die große Treppe (aus hartem Kaisersteinbrucher Stein) um den Betrag von 9.395 Gulden übertragen.

Das Palais ist immer noch in Besitz der Familie Fürsten von Liechtenstein – das konnte nur durch die Regelung des Majoratshauses umgesetzt werden (der Älteste erbt, damit wird eine Zersplittung des Erbes verhindert).

Der Haupteingang befindet sich in der Bankgasse 9, schräg gegenüber vom Burgtheater. Die Südseite des Palais grenzt an das Bundeskanzleramt. An der östlichen Front blickte man einst (bis 1861) auf die Stadtmauer, das dahinter gelegene Glacis bis in die Josefstadt. Das Seitenportal am Minoritenplatz und das Stiegenhaus wurden vermutlich von Johann Lucas von Hildebrandt gestaltet.[3]

Das 19. Jahrhundert

Ein Bild.

  • Kennung: Nummer 55, Palais Liechtenstein
  • Text der Tafel:
Palais

Liechtentein
1694 - 1706
nach einem Entwurf von
Domenico Martinelli
von Antonio Riva und

Gabriel de Gabrieli erbaut.

Nachdem Fürst Alois II. wieder selbst hier wohnen wollte, ließ er das Palais zwischen 1836 und 1847 vollständig renovieren, und bestellte unter anderem auch Michael Thonet (für die Gestaltung der Bugholzböden) für die Innenausstattung. Die Kosten für die neue Ausstattung sollen 11 Millionen Gulden betragen haben, dafür war auch jeglicher Luxus integriert: es gab Türen, die auf einer Seite verspiegelt waren und die man hochziehen und wenden konnte, einen Aufzug und eine Gegensprechanlage. Am aufwendigsten ist der Tanzsaal gestaltet – er ist von drei Korridoren umgeben und kann durch besagte Türen (in dem man sie hochzog) vergrößert oder durch Drehen der Türen in einen Spiegelsaal verwandelt werden. Es gab Springbrunnen im Gebäude und eine hausinterne Sprechanlage mit Schläuchen und Elfenbeinmundstücken. Auch eine Heißluftheizung und ein Aufzug bis in das 4. Stockwerk wurden eingebaut. Die Umbauarbeiten, an denen zahlreiche Künstler beteiligt waren, sorgten dafür, dass das Palais im Volksmund bald „Künstlerversorgungsheim“ genannt wurde.[4]

Fürstin Nora Fugger (1864–1945) beschrieb das Palais in ihrer Biographie:

"Das Palais hat, was Schönheit und Großartigkeit betrifft, wohl kaum seinesgleichen in Europa. Der Ballsaal ist von ungeheurer Höhe. Wenn die Lichter in den Armleuchtern an den Wänden, in den großen Girandolen und in dem riesigen Glasballon, dem Luster über der Saalmitte, entzündet wurden, mußte der herrliche Raum wie in Licht gebadet erscheinen. An den Ballsaal stoßen zwei Seitengemächer, die durch hohe Glaswände vom Saale geschieden sind. An den anderen Seitenwänden sind hohe Spiegel angebracht, welche Konstruktion einen wahrhaft märchenhaften Eindruck macht. In dem einem der Salons ist mitten im Raum ein Bassin mit einem Springbrunnen. Unmittelbar vor Ausbruch der Revolution gab Fürst Liechtenstein den ersten Ball in seinem Prachtpalais. Im Jahre 1851 – nach den Revolutionsjahren – wieder den ersten, den vorher geschilderten." [5]

Das 20. Jahrhundert

1938 verlegte die Familie ihren Wohnsitz in ihre Schlösser in Mähren und Niederösterreich, um dem NS-Regime nicht begegnen zu müssen. Da die Familie alle Kunstschätze in das Fürstentum Liechtenstein, das seit 1806 als souveräner Staat anerkannt wurde, verlagerte, konnten die Nazis den Schätzen auch nichts anhaben.

Im 2. Weltkrieg wurde das Palais durch ein Flugzeug, das in das Gebäude gestürzt war, schwer beschädigt, die Reparatur fand notdürftig in den 50er Jahren statt, das Stiegenhaus wurde in den 70er Jahren nach alten Plänen und Fotos rekonstruiert.

Heute, das geplante Biedermeier-Museum

Tritonbrunnen

Ein Bild.

  • Künstler: Giovanni Giuliani
  • Datierung: vor 1744
  • Beschreibung: Im Innenhof des Palais ist der nur mehr teilweise erhaltene Tritonbrunnen zu finden.

Bis 1806 befand sich im 2. Stock des Palais eine Bildergalerie, die Liechtensteinsche Bildersammlung, bis die Kunstwerke in das Gartenpalais an der Rossau (Liechtensteinmuseum) übersiedelt wurden. Grund dafür war, dass die Erzherzöge Johann und Ludwig sich einmieteten. Ab etwa 1820 wohnten hier auch die russische und die polnische Gesandtschaften. Zwischen 2008 und 2013 wurde das Haus von Grund auf renoviert, die Kosten dafür sollen für die Familie Liechtenstein rund 100 Mio. € betragen haben. Vom ursprünglichen Plan, das Haus als Biedermeier-Museum zu öffnen, kam der Fürst wieder ab, doch beherbergt das Palais heute wieder einen Teil der Kunstsammlung der Familie Liechtenstein und kann auch bei Führungen besichtigt werden.

Die Wiedereröffnung fand am 9.4.2013 durch Bundespräsident Fischer und Fürst Hans Adam II. statt. Zum Schutz der Bilder wurde im Innenhof ein dreigeschossiger 18 Meter tiefer Keller erbaut, der als Speicher für die Kunstwerke dient.

Zweimal im Monat (jeden 2. Freitag) ist es möglich, die Biedermeier-Schätze (von Amerling bis Waldmüller) bei einer Führung um 25 € pro Person zu betrachten. Im Internet ist auch ein 3D-Rundgang möglich: Palais Liechtenstein

Lokale

Das Minoritenstüberl

Auf Seite des Minoritenplatzes befindet sich im Souterrain des Palais die Kantine der hier gelegenen Ministerien. Betrieben wird sie seit 1995 durch den Fernsehkoch Andreas Wojta (Andi & Alex). [6]

Ausgrabungen

Ausgrabungscode[7] zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
200706 römisch Durch den Bau des Tiefenspeichers im Innenhof des Palais Liechtenstein ergab sich die Möglichkeit einer stadtarchäologischen Grabung. Dabei wurden sowohl römische Reste, Teile mittelalterlicher Siedlungen und ein frühneuzeitliches Steinhaus mit Latrine und Abfallgrube gefunden.

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Quellen

  1. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 23
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Kh%C3%B6ll
  3. https://www.palaisliechtenstein.com/de/stadtpalais/ueberblick.html
  4. http://www.austria-lexikon.at/af/Heimatlexikon/Liechtensteinpalais_-_Wien_1
  5. Fürstin Nora Fugger: Im Glanz der Kaiserzeit, Amalthea, Wien 1932, S. 107 f.
  6. http://www.andi-alex.at/content/lokale
  7. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/searching/search.aspx?__jumpie#magwienscroll