Strauchgasse 1-3: Unterschied zwischen den Versionen

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== Montenuovopalais - Architektur und Geschichte ==
== Montenuovopalais - Architektur und Geschichte ==
[[File:Anglo-Oesterreichische Bank (Strauchgasse 1, Heidenschuss 3, Vienna), ca. 1910.jpg|thumb|left|Das Palais um 1910]]
Das Gebäude aus dem Jahr 1851 wurde im Auftrag des  Fürsten Wilhelm Albrecht von Montenuovo von Josef Winter erbaut. An der Fassade ist an der Ecke eine Statue angebracht, sie erinnert an eine ähnliche, die an einem der Vorgängerhäuser befestigt gewesen war. Es handelt sich dabei um einen säbelschwingenden Osmanen zu Pferde. 
Ab 1863 war das Palais erst als Mietobjekt, ab 1871 als Eigentum, in Besitz der Anglo-österreichischen Bank, sie hatte hier ihre Kanzleien und gestaltete das Haus allmählich zu einem Bankpalast um. Im Zuge dessen wurde der Hof überdacht und zu Kassahalle umfunktioniert. Als die Bank liquidiert wurde, übernahm die Creditanstalt den Bau und ließ ihn zu einem Büro- und Geschäftshaus umgestalten.
Der zweite Weltkrieg hinterließ auch hier schwere Schäden. Am 10.9.1944 schlug in das Dach auf Seite der Naglergasse eine Bombe ein, und zerstörte drei Stockwerke. Eine weitere Bombe am gleichen Tag ließ auf Seite der Wallnerstraße das vierte und dritte Stockwerk einstürzen.
Nach dem Wiederaufbau wurde das Palais vom Hauptwirtschaftsamt der Stadt Wien genutzt.
=== Georgsbrunnen  ===
[[File:Xxx.jpg|thumb|200px|left|<div style="font-size: 10px; text-align: center">[[Noch keine Abbildung. Wollen Sie ein Bild bereit stellen?]] [[Kategorie:Bild fehlt]]</div> Georgsbrunnen <br />'''Datierung''': 1852<br /> '''Künstler''': Anton Dominik Fernkorn<br />]]
1852 wurde der Brunnen in einer Nische im Hof angelegt, er zeigt eine zinnerne Reiterstatue mit dem Heiligen Georg und ist ein Werk von Anton Dominik Fernkorn. <ref>Richard Groner: Wien wie es war. Ein Nachschlagewerk für Freunde des alten und neuen Wien, Fritz Molden-Verlag, 1965, Wien, S. 185</ref>
In Auftrag gegeben hatte den Brunnen der Besitzer der Baugründe des Palais Montenuevo, Herr von Engel. Der Zinnguss erfolgte durch die fürstlich Salmsche Eisengießerei in Blansko. Durch die Veränderungen des Hauses, die bei Kauf durch die "Anglo-österreichische Bank" 1871 erfolgten, wurde auch der Brunnen stark verändert: Einst stand der Heilige Georg auf einem Steinhügel, der entfernt wurde, auch das Brunnenbecken musste weichen. Heute steht Georg zwar noch immer in einer Nische, dass es sich aber einst um einen Brunnen handelte, ist nicht mehr zu erkennen. Auch die Inschrift, Anton von Fernkorn fecit anno MDCCCLII, verschwand.<ref>https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Georgsbrunnen</ref>
Seit dem Umbau des Innenhofs durch die Bank Austria ist nun auch der Brunnen überdacht.
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Image:Georgsbrunnen Wien Museum Online.jpg|Der Georgsbrunnen um 1890 <ref>Michael Frankenstein & Comp. (Fotoatelier), 1., Heidenschuß 3 - Hofansicht - Georgsbrunnen mit bronzener Reiterstatue des hl. Georg von Anton Dominik Fernkorn (Reproduktion), um 1890 (Aufnahme), Wien Museum Inv.-Nr. 78079/54/2, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/854681/)</ref>
Image:Georgsbrunnen 2 Wien Museum Online.jpg|Der Georgsbrunnen um 1882<ref>Unbekannt (Fotografin), 1., Heidenschuß 3 - Georgsbrunnen mit bronzener Reiterstatue des hl. Georg von Anton Dominik Fernkorn (Wiener Bauten-Album, Blatt Nr. 42, Beilage zur "Wiener Bauindustrie-Zeitung"), 1882 (Druck), Wien Museum Inv.-Nr. 79000/849, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/621048/)</ref>
</gallery>


Nachdem Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo in den Besitz aller oben genannten Gebäude gekommen war, ließ er diese abbrechen und in den Jahren 1851/1852 ein Palais nach Plänen des Architekten Josef Winter erbauen. In Anlehnung an die Statue, die am Haus Stadt 237 angebracht war, wurde an einer Ecke des neuen Gebäudes in Stockwerkshöhe die Skulptur eines säbelschwingenden osmanischen Reiters angebracht. Im Hofraum wurde 1852/1853 der Georgsbrunnen mit einer bronzenen Reiterstatue des heiligen Georg von Anton Dominik Fernkorn errichtet.
== Gedenktafel ==


Ab 1863 war das Montenuovopalais an die "Anglo-österreichische Bank" vermietet, die dort ihre Kanzleien einrichtete, das Gebäude 1871 erwarb und zum Bankpalast umgestaltete. Im Zuge dieses Umbaus wurde der Hof überdacht und zum Kassenraum umfunktioniert. Als man das Bankgeschäft aufgab und sich die Bank in Liquidation befand (sie war um 1930 von der Creditanstalt übernommen worden), ließ diese das 2.633 Quadratmeter große Haus zu einem Büro- und Geschäftshaus umbauen.
=== Gedenktafel für den Alsbach ===


Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude erheblich beschädigt. Am 10. September 1944 durchschlug eine Bombe das Dach des rückwärtigen Traktes (Heidenschuss/Naglergasse) und zerstörte dort drei Stockwerke. Noch am selben Tag traf eine weitere Bombe den auf der anderen Seite des Gebäudes liegenden Trakt an der Wallnerstraße, wobei das dritte und vierte Stockwerk in einer Länge von sieben Fensterachsen einstürzten und darunter liegende Geschoße beschädigt wurden. Außerdem kam es zu Schäden durch Druckwellen der Bomben, die das auf der anderen Seite des Heidenschusses liegende Gebäude der Creditanstalt (siehe Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe) trafen.  
An der Ecke des Hauses, oberhalb der Straßentafel, befindet sich eine Tafel, die an den Verlauf des Alsbaches erinnert.


Nach dem Krieg wurde ein Großteil des Hauses vom Hauptwirtschaftsamt der Gemeinde Wien in Anspruch genommen.  
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Datei:Wien01 Strauchgasse001 2017-03-01 GuentherZ 0494 GD Alsbach.jpg
Datei:GT Alsbach Text.jpg
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== Vorgängerhäuser ==
== Vorgängerhäuser ==


Haus Stadt 237 "Zum Heidenschuss"
Die drei historisch eher uninteressanten Häuser 242, 243 und 244 wurden zwischen 1376 und 1380 erstmals urkundlich erwähnt. 1849 bis 1852 erwarb sie alle Fürst Montenuovo.


Dieses Gebäude, das an der Ecke Strauchgasse/Heidenschuss stand, war das größte der hier genannten Häuser. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1365, wobei bereits der Name "Zum Heidenschuss" (wörtlich "do der Heiden scheusst") genannt wird. Am Haus war eine Figur, die einen Sarazenen mit Pfeil und Bogen darstellte, angebracht. Die Statue wurde auch als Tartare oder Osmane gedeutet. Die Annahme, dass sich der Name des Hauses von der Familie Haiden ableite, kann klar widerlegt werden (wahrscheinlich handelt es sich hier um eine Verwechslung mit dem Haidenhaus 1, Salvatorgasse 10). 1850 kaufte Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo das Gebäude, das zwischen 1648 und 1788 dem Paulinerkloster in Wiener Neustadt gehört hatte. (ausführlichere Beschreibung im Artikel Haidenhaus)
Haus Stadt 245, Ecke Wallnerstraße / Strauchgasse gelegen, bestand ehemals aus zwei Häusern, wovon eines 1368 erwähnt wurde, das andere 1384. Haus A war 1566 im Besitz des kaiserlichen Seidenstickers Francisco Medina, der die Perlenstickerei für das Gebetbuch Ferdinands I. schuf. Haus B gehörte bis 1558 den Ritttern von Losenstein, später kam es in Besitz des Fürsten von Öttingen.


Haus Stadt 242
An der Front der Naglergasse stand Haus Stadt 304 aus dem Jahr 1453. Hier wohnte zwischen 1682 und 1690 der Barocktischler Johann Indau. 
Ecke Heidenschuss / Naglergasse stand Haus 305, es wurde bereits 1459 urkundlich erwähnt. Ab 1817 war es in Besitz des Industriellen Franz Xaver Freiherr von Mayr, bis es 1851 abgerissen wurde.


Die erste urkundliche Erwähnung dieses Hauses stammt aus dem Jahr 1376. 1849 wurde es von Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo erworben.
== Legende: Wo der Türke scheuzzt ==


Haus Stadt 243
Das größte der ehemaligen Häuser, Haus Stadt 237, wurde bereits 1365 namentlich erwähnt und trug schon da den Namen ""do der Heiden scheusst"' (oder auch: "Wo der Türk reitet"). Die Figur mit dem oben bereits erwähnten Reiter zeigte einen Sarazenen mit Pfeil und Bogen. Ob es sich tatsächlich um einen Türken oder doch einen Tartaren handelte, ist nicht gesichert. Einst befand sich hier ein Wirtshaus namens "Türkenkeller", in dem der Wein reichlich floss. Realis führt die Namensgebung tatsächlich mit der ersten Türkenbelagerung 1529 in Verbindung, und erzählt dabei von einer Legende:<ref>A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, II. Band, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 16</ref>


Auch dieses Gebäude wird 1376 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1848 kaufte es Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo.  
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<mockingbird.header>Wo der Türke scheuzzt</mockingbird.header>
[[File:18.7.22 Vienna 372 (52227003064).jpg|thumb|left|Reitende Figur an der Hausecke]]
Im Jahre 1529 verliefen die türkischen Minen bis zur Freyung, nämlich genau bis zu diesem Haus, das damals von einem Bäcker bewohnt wurde. Ein Bürger hatte bereits beobachtet, dass die Türken schon mehrfach versucht hätten, durch unterirdische Sprengungen in die Stadt vorzudringen. Im untersten Keller ließ daher der Bäcker eine Trommel aufstellen und legte Würfel darauf, damit - falls die Türken sich weiter vorgraben sollten - die Schwingung ein Hüpfen der Würfel verursache. Einer der Bäckergesellen musste hier Wache stehen, und sofort Alarm schreien, wenn sich etwas tat.  


Haus Stadt 244
In einer stürmischen Nacht hatte der Bäckergeselle Josef Schulz aus Schlesien nun Wachdienst. Er entdeckte, wie sich die Würfel plötzlich sanft auf der gespannten Tierhaut bewegten und legte sein Ohr auf den Boden. Tatsächlich hörte er Stimmgewirr und leises Klopfen von Werkzeugen. Rasch raffte er sich zusammen und rannte zu den Stadtwachen, die es gar nicht glauben konnten, dass sich die Türken schon so weit vorgearbeitet hätten. Geich begann man, vom Keller des Bäckers einen Gegenstollen zu graben, und gar nicht lang später war man tatsächlich auf die Mine des Feindes gestoßen. Die Türken konnten durch den Überraschungsangriff überwältigt werden, der bereits mit Sprengstoff gefüllte Gang wurde eilends zugeschüttet. 


Das Haus Stadt 244 lässt sich 1380 erstmals urkundlich nachweisen. Es lag in der Strauchgasse und wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit dem Haus Stadt 245 A baulich verbunden, in dem die ungarische Kanzlei untergebracht wurde. 1693 erwarb es der Geheimrat und Reichshofratspräsident Wolfgang Graf von Oettingen. Das Haus blieb bis 1848 im Besitz der Familie Oettingen, die 1674 von Kaiser Leopold I. in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Danach ging es in das Eigentum von Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo über.  
Das Haus, in dem der Türke "sein Pulver verschießen" wollte, heißt seither "Zum Heidenschuss". Die Bäckerzunft erhielt aus Dankbarkeit vom Kaiser allerlei Freiheiten und durfte fortan mit fliegenden Fahnen den Bäckerzug feiern.


Haus Stadt 245
</mockingbird.alert>


Dieses Haus war das letzte dieses Häuserblocks und lag bereits an der Ecke Wallnerstraße/Strauchgasse. Es war es dem Schottenstift dienstbar. Ursprünglich standen hier jedoch zwei Häuser:
Die Legende wird natürlich als solche entlarvt, da die Türken gar nicht auf dieser Seite der Stadt angegriffen hatten. Zudem gibt es eine Aufzeichnung aus dem Jahre 1529, in dem Jacob Nagel, Prezeptor der Kirche zum heiligen Geist, mit den Schotten, die damals Grundherren waren, über dieses Haus diskutierte und es schon da mit dem Namen "Da der Hayd scheust" bezeichnete.


Haus A
Der Name dürfte sich also viel mehr auf einen ehemaligen Besitzer beziehen, der "Heinrich Haiden" hieß und sich einen reitenden Bogenschützen als Hausschild nahm.


Die erste urkundliche Erwähnung dieses Gebäudes stammt aus dem Jahr 1368. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es in den Besitz von Sigmund Maroltinger, der es seinen vier Kindern vererbte, und wurde 1512 verkauft. Aus einem nicht näher genannten Grund wurde das Haus vom Schottenprälaten eingezogen und 1560 wieder veräußert. 1566 kaufte es der kaiserliche Seidensticker Francisco Medina, der unter anderem 1547 die Perlenstickerei für das Gebetbuch Ferdinands I. herstellte. Vor 1586 wurde das Gebäude mit dem Haus Stadt 244 zu einem verbaut. (Für weitere Geschichte siehe Haus Stadt 244)
== Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten ==


Haus B
=== Wohn- und Sterbehaus des Malers Willibrord Josef Mähler ===


Haus B wird 1384 erstmals in einer Urkunde genannt. Es gehörte bis 1558 den Rittern von Losenstein. 1693 kaufte es Wolfgang Graf von Oettingen. Ab diesem Zeitpunkt hatte es stets dieselben Besitzer wie Haus Stadt 244.  
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[[File:Persönlichkeit.png|left|90px]] [[Willibrord Josef Mähler]] (* 1787 Ehrenbreitstein bei Koblenz, † 20. Juni 1860, ebenhier) vollendete sein Studium, das er in Dresden begonnen hatte, an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Durch seine Bekanntschaft mit Beethoven, den er mehrfach porträtierte, lernte er zahlreiche Komponisten kennen, die er in Bildern verewigte, wie Gyrowetz, Hummel, Kozeluch oder Salieri.
|}


Haus Stadt 304
=== Wohn- und Sterbehaus des Barocktischlers Johann Indau ===


Die Front dieses Hauses lag in der Naglergasse. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1453. In den Jahren 1682 bis 1690 wohnte der Barocktischler Johann Indau in diesem Gebäude. Sein Name blieb vor allem durch sein "Wienerisches Architekturbuch" bekannt. Von ihm stammt aber auch der Gnadenaltar der Mariazeller Wallfahrtskirche. Am 7. Februar 1690 starb er in diesem Haus. 1852 wurde es von Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo erworben.  
{| class="prettytable" width="100%"
[[File:Persönlichkeit.png|left|90px]] Der Barocktischler [[Johann Indau]], † 7. Februar 1690 Wien, ebenhier, war vor allem wegen des "Wienerischen Architekturbuches" bekannt, das in mehreren Auflagen erschien. In voller Länge lautete der Titel seines Werks: "Wienerische Architectur-Kunst- und Säulen-Buch / Worinnen die gründlche Unterrichtung deren fünff Säulen / sambt allen nothwendigen Zugehörungen der Architectur, dessen Manier und leiche Invention noch biß dato proportonirlicher nicht gefunden worden. So zu sonderbahrmen Nutzen u. Gebrauch eines jedwedern Bau-Herrn / Ingenieurs, Bau-Meisters / Stein- u. Maurer-Meisters / Tischlers / Mahlers. an das Tag-Liecht gebracht worden." (Augsburg, 1772)


Haus Stadt 305
Indau war neben Kunsttischler und Zeichner, Architekt und Kunstschriftsteller auch Kupferstecher. Der Gnadenaltar der Mariazeller Wallfahrtskirche ist aus seiner Hand.
 
Zwischen 1682 und 1688 bekam er in diesem Haus fünf Kinder, von denen drei früh starben. Er selbst starb an "Hectica" am 7. Februar 1690 in diesem Haus.
|}


Das Haus Stadt 305 schloss sich an das Haus Stadt 237 ("Zum Heidenschuss") an und bildete das Eckhaus Heidenschuss/Naglergasse. Es wird 1459 erstmals urkundlich erwähnt. Am 10. November 1817 kaufte es der Industrielle Franz Xaver Freiherr von Mayr. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb es 1851 Wilhelm Albrecht Fürst von Montenuovo.


Mähler Willibrord Josef, * 1787 Ehrenbreitstein bei Koblenz, Rheinland-Pfalz, † 20. Juni 1860 Stadt 245 (1, Strauchgasse 1, Wallnerstraße 10, Heidenschuss 3), Maler. Studierte in Dresden und ab 1803 an der Wiener Akademie der bildenden Künste, war aber zugleich Beamter der Geheimen Kabinettskanzlei. Er verkehrte mit Familien, die aus dem Rheinland stammten; durch Stephan von Breuning wurde er mit Beethoven bekannt gemacht, den er mehrmals porträtierte. Eine Reihe von ihm geschaffener Komponistenbildnisse kam durch Sonnleithner an die Gesellschaft der Musikfreunde (darunter Porträts von Eybler, Gyrowetz, Hummel, Kozeluch u. Salieri). In Anerkennung seiner Leistungen während des Wiener Kongresses wurde Mähler 1819 wirklicher Offizial der Geheimen Hof- und Staatskanzlei, aber auch Leiter des Lithographischen Büros. 1849 wurde er Einreichungs-Protokoll-Direktor.
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[[Kategorie:Palais]]
 
[[Kategorie:Architekten:Josef Winter]]
[[Kategorie:Architekten:Josef Winter]]
[[Kategorie:offen]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Wohn- und Sterbehäuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Häuser]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden:Orte]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Vorgängerhäuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Gedenktafeln]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Kunst im öffentlichen Raum]]
[[Kategorie:Bearbeitungsstatus 2024]]
 
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 26. Juli 2024, 07:10 Uhr

Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Strauchgasse 1-3
=Wallnerstraße 10
=Heidenschuß 3
=Naglergasse 31
Konskriptionsnummer
vor 1862: 237, 242, 243, 244, 245, 304, 305
vor 1821: 244, 250, 251, 252, 253, 331, 332
vor 1795: 209, 208, 207, 206, 205, 203, 204
Baujahr
1851
Architekten (Bau)
Josef Winter
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0


Montenuovopalais - Architektur und Geschichte

Das Palais um 1910

Das Gebäude aus dem Jahr 1851 wurde im Auftrag des Fürsten Wilhelm Albrecht von Montenuovo von Josef Winter erbaut. An der Fassade ist an der Ecke eine Statue angebracht, sie erinnert an eine ähnliche, die an einem der Vorgängerhäuser befestigt gewesen war. Es handelt sich dabei um einen säbelschwingenden Osmanen zu Pferde.

Ab 1863 war das Palais erst als Mietobjekt, ab 1871 als Eigentum, in Besitz der Anglo-österreichischen Bank, sie hatte hier ihre Kanzleien und gestaltete das Haus allmählich zu einem Bankpalast um. Im Zuge dessen wurde der Hof überdacht und zu Kassahalle umfunktioniert. Als die Bank liquidiert wurde, übernahm die Creditanstalt den Bau und ließ ihn zu einem Büro- und Geschäftshaus umgestalten.

Der zweite Weltkrieg hinterließ auch hier schwere Schäden. Am 10.9.1944 schlug in das Dach auf Seite der Naglergasse eine Bombe ein, und zerstörte drei Stockwerke. Eine weitere Bombe am gleichen Tag ließ auf Seite der Wallnerstraße das vierte und dritte Stockwerk einstürzen.

Nach dem Wiederaufbau wurde das Palais vom Hauptwirtschaftsamt der Stadt Wien genutzt.

Georgsbrunnen

Georgsbrunnen
Datierung: 1852
Künstler: Anton Dominik Fernkorn

1852 wurde der Brunnen in einer Nische im Hof angelegt, er zeigt eine zinnerne Reiterstatue mit dem Heiligen Georg und ist ein Werk von Anton Dominik Fernkorn. [1]

In Auftrag gegeben hatte den Brunnen der Besitzer der Baugründe des Palais Montenuevo, Herr von Engel. Der Zinnguss erfolgte durch die fürstlich Salmsche Eisengießerei in Blansko. Durch die Veränderungen des Hauses, die bei Kauf durch die "Anglo-österreichische Bank" 1871 erfolgten, wurde auch der Brunnen stark verändert: Einst stand der Heilige Georg auf einem Steinhügel, der entfernt wurde, auch das Brunnenbecken musste weichen. Heute steht Georg zwar noch immer in einer Nische, dass es sich aber einst um einen Brunnen handelte, ist nicht mehr zu erkennen. Auch die Inschrift, Anton von Fernkorn fecit anno MDCCCLII, verschwand.[2]

Seit dem Umbau des Innenhofs durch die Bank Austria ist nun auch der Brunnen überdacht.

Gedenktafel

Gedenktafel für den Alsbach

An der Ecke des Hauses, oberhalb der Straßentafel, befindet sich eine Tafel, die an den Verlauf des Alsbaches erinnert.

Vorgängerhäuser

Die drei historisch eher uninteressanten Häuser 242, 243 und 244 wurden zwischen 1376 und 1380 erstmals urkundlich erwähnt. 1849 bis 1852 erwarb sie alle Fürst Montenuovo.

Haus Stadt 245, Ecke Wallnerstraße / Strauchgasse gelegen, bestand ehemals aus zwei Häusern, wovon eines 1368 erwähnt wurde, das andere 1384. Haus A war 1566 im Besitz des kaiserlichen Seidenstickers Francisco Medina, der die Perlenstickerei für das Gebetbuch Ferdinands I. schuf. Haus B gehörte bis 1558 den Ritttern von Losenstein, später kam es in Besitz des Fürsten von Öttingen.

An der Front der Naglergasse stand Haus Stadt 304 aus dem Jahr 1453. Hier wohnte zwischen 1682 und 1690 der Barocktischler Johann Indau. Ecke Heidenschuss / Naglergasse stand Haus 305, es wurde bereits 1459 urkundlich erwähnt. Ab 1817 war es in Besitz des Industriellen Franz Xaver Freiherr von Mayr, bis es 1851 abgerissen wurde.

Legende: Wo der Türke scheuzzt

Das größte der ehemaligen Häuser, Haus Stadt 237, wurde bereits 1365 namentlich erwähnt und trug schon da den Namen ""do der Heiden scheusst"' (oder auch: "Wo der Türk reitet"). Die Figur mit dem oben bereits erwähnten Reiter zeigte einen Sarazenen mit Pfeil und Bogen. Ob es sich tatsächlich um einen Türken oder doch einen Tartaren handelte, ist nicht gesichert. Einst befand sich hier ein Wirtshaus namens "Türkenkeller", in dem der Wein reichlich floss. Realis führt die Namensgebung tatsächlich mit der ersten Türkenbelagerung 1529 in Verbindung, und erzählt dabei von einer Legende:[5]

Wo der Türke scheuzzt
Reitende Figur an der Hausecke

Im Jahre 1529 verliefen die türkischen Minen bis zur Freyung, nämlich genau bis zu diesem Haus, das damals von einem Bäcker bewohnt wurde. Ein Bürger hatte bereits beobachtet, dass die Türken schon mehrfach versucht hätten, durch unterirdische Sprengungen in die Stadt vorzudringen. Im untersten Keller ließ daher der Bäcker eine Trommel aufstellen und legte Würfel darauf, damit - falls die Türken sich weiter vorgraben sollten - die Schwingung ein Hüpfen der Würfel verursache. Einer der Bäckergesellen musste hier Wache stehen, und sofort Alarm schreien, wenn sich etwas tat.

In einer stürmischen Nacht hatte der Bäckergeselle Josef Schulz aus Schlesien nun Wachdienst. Er entdeckte, wie sich die Würfel plötzlich sanft auf der gespannten Tierhaut bewegten und legte sein Ohr auf den Boden. Tatsächlich hörte er Stimmgewirr und leises Klopfen von Werkzeugen. Rasch raffte er sich zusammen und rannte zu den Stadtwachen, die es gar nicht glauben konnten, dass sich die Türken schon so weit vorgearbeitet hätten. Geich begann man, vom Keller des Bäckers einen Gegenstollen zu graben, und gar nicht lang später war man tatsächlich auf die Mine des Feindes gestoßen. Die Türken konnten durch den Überraschungsangriff überwältigt werden, der bereits mit Sprengstoff gefüllte Gang wurde eilends zugeschüttet.

Das Haus, in dem der Türke "sein Pulver verschießen" wollte, heißt seither "Zum Heidenschuss". Die Bäckerzunft erhielt aus Dankbarkeit vom Kaiser allerlei Freiheiten und durfte fortan mit fliegenden Fahnen den Bäckerzug feiern.

Die Legende wird natürlich als solche entlarvt, da die Türken gar nicht auf dieser Seite der Stadt angegriffen hatten. Zudem gibt es eine Aufzeichnung aus dem Jahre 1529, in dem Jacob Nagel, Prezeptor der Kirche zum heiligen Geist, mit den Schotten, die damals Grundherren waren, über dieses Haus diskutierte und es schon da mit dem Namen "Da der Hayd scheust" bezeichnete.

Der Name dürfte sich also viel mehr auf einen ehemaligen Besitzer beziehen, der "Heinrich Haiden" hieß und sich einen reitenden Bogenschützen als Hausschild nahm.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohn- und Sterbehaus des Malers Willibrord Josef Mähler

Persönlichkeit.png
Willibrord Josef Mähler (* 1787 Ehrenbreitstein bei Koblenz, † 20. Juni 1860, ebenhier) vollendete sein Studium, das er in Dresden begonnen hatte, an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Durch seine Bekanntschaft mit Beethoven, den er mehrfach porträtierte, lernte er zahlreiche Komponisten kennen, die er in Bildern verewigte, wie Gyrowetz, Hummel, Kozeluch oder Salieri.

Wohn- und Sterbehaus des Barocktischlers Johann Indau

Persönlichkeit.png
Der Barocktischler Johann Indau, † 7. Februar 1690 Wien, ebenhier, war vor allem wegen des "Wienerischen Architekturbuches" bekannt, das in mehreren Auflagen erschien. In voller Länge lautete der Titel seines Werks: "Wienerische Architectur-Kunst- und Säulen-Buch / Worinnen die gründlche Unterrichtung deren fünff Säulen / sambt allen nothwendigen Zugehörungen der Architectur, dessen Manier und leiche Invention noch biß dato proportonirlicher nicht gefunden worden. So zu sonderbahrmen Nutzen u. Gebrauch eines jedwedern Bau-Herrn / Ingenieurs, Bau-Meisters / Stein- u. Maurer-Meisters / Tischlers / Mahlers. an das Tag-Liecht gebracht worden." (Augsburg, 1772)

Indau war neben Kunsttischler und Zeichner, Architekt und Kunstschriftsteller auch Kupferstecher. Der Gnadenaltar der Mariazeller Wallfahrtskirche ist aus seiner Hand.

Zwischen 1682 und 1688 bekam er in diesem Haus fünf Kinder, von denen drei früh starben. Er selbst starb an "Hectica" am 7. Februar 1690 in diesem Haus.



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Quellen

  1. Richard Groner: Wien wie es war. Ein Nachschlagewerk für Freunde des alten und neuen Wien, Fritz Molden-Verlag, 1965, Wien, S. 185
  2. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Georgsbrunnen
  3. Michael Frankenstein & Comp. (Fotoatelier), 1., Heidenschuß 3 - Hofansicht - Georgsbrunnen mit bronzener Reiterstatue des hl. Georg von Anton Dominik Fernkorn (Reproduktion), um 1890 (Aufnahme), Wien Museum Inv.-Nr. 78079/54/2, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/854681/)
  4. Unbekannt (Fotografin), 1., Heidenschuß 3 - Georgsbrunnen mit bronzener Reiterstatue des hl. Georg von Anton Dominik Fernkorn (Wiener Bauten-Album, Blatt Nr. 42, Beilage zur "Wiener Bauindustrie-Zeitung"), 1882 (Druck), Wien Museum Inv.-Nr. 79000/849, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/621048/)
  5. A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, II. Band, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 16