Stephansdom: Die Glocken
Die bekannteste der Glocken ist die "Pummerin", die das Herz der Wiener zu Silvester höher schlagen lässt. 11 Glocken werden für Festgeläut genutzt, sie sind perfekt auf die Pummerin abgestimmt.
Die älteste erhaltene Glocke ist aus dem Jahr 1280, es handelt sich um das "Chorglöckl" im Nördlichen Heidenturm. Einst rief sie die Chorherren zum Gottesdienst, heute hört man sie jeden Freitag um 20 Uhr, sie erklingt zum Gedächtnis aller Opfer von Krieg und GewaltDie 22 Glocken im Detail
Die Details zu den Glocken wurden unterschiedlichen Quellen entnommen, allen voran jedoch der Seite der Wiener Dommusik (wiener-dommusik.at). [1], [2]
Art der Glocke | Name | Glockengießer | Gussdatum | Gussmaterial | Ø in mm | Gewicht in Kg | Tonhöhe | Glockenstube im | Anmerkung |
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Pummerin | H. Maria, ehem. Angstern | Oberösterreichische Glocken- und Metallgießerei in St. Florian | 1951 | Bronze | 3.136 | 20.130 | c° + 4 | Nordturm | am Heiligen Abend und zum Jahreswechsel, Zusätzlich zu anderen bestimmten Anlässen |
Anlassglocke, stumm | Zügenglocke | Bartholomäus Kaffel in Wien | 1830 | Bronze | 653 | 158 | es’’ -3 | Nordturm | abgestellt, wurde geläutet, wenn Sterbende in den letzten Zügen lagen |
Anlassglocke, stumm | Speiseglocke | Johann Joseph Pfrenger in Wien | 1746 | Bronze | 735 | 237 | c’’ | Nordturm | gesprungen, stumm. Wurde als Totenglocke genutzt |
Festgeläute | Hl. Stephanus | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 1.987 | 5.221 | g° + 11 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Leopold | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 1.506 | 2.193 | c‘ + 8 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Christophorus | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 1.257 | 1.286 | es‘ + 13 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Leonhard | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 1.120 | 956 | f‘ + 8 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Jospeh | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 1.000 | 593 | g‘ + 12 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Petrus Canisius | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 860 | 388 | b‘ + 11 | Südturm | |
Festgeläute | Pius X. | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 750 | 267 | c‘‘ + 8 | Südturm | |
Festgeläute | Alle Heiligen | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 710 | 261 | d‘‘ + 8 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Clemens Maria Hofbauer | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 560 | 109 | f‘‘ + 11 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Michael | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 450 | 64 | a‘‘ + 9 | Südturm | |
Festgeläute | Hl. Tarzisius | Joseph Pfundner in Wien | 1960 | Bronze | 390 | 44 | c‘‘‘ + 11 | Südturm | |
Schlagglocken der Uhr | Primgglocke | Franz Josef Scheichel in Wien | 1771 | Bronze | 600 | 140 | g‘‘ | Südturm, Turmhelm | Viertelstundenschlag |
Schlagglocken der Uhr | Uhrschälle | J. Straiffing & P. Obrecht | 1449 | Bronze | 1.490 | 1.500 | cis‘ | Südturm, Turmhelm | |
Anlassglocke | Feuerin, ehem. Ratsglocke | Friedrich Gössner in Wien | 1859 | Bronze | 1.410 | 1.750 | es’ + 0 | Nördlicher Heidenturm | rief bei einem Brand in der Stadt. Heute: Donnerstag um 20 Uhr im Gedenken an die Todesangst Christi am Ölberg |
Anlassglocke | Kantnerin | Franz Josef Scheichel in Wien | 1772 | Bronze | 1.297 | 1.250 | es’ + 2 | Nördlicher Heidenturm | rief die Kantoren zum Gottesdienst |
Anlassglocke | Fehringerin | Franz Josef Scheichel in Wien | 1772 | Bronze | 1.115 | 750 | ges’ + 4 | Nördlicher Heidenturm | Sonntagsgeläut, heute um 20 Uhr zum Gedenken an die Verstorbenen der Woche |
Anlassglocke | Bieringerin, Bierglocke | Franz Josef Scheichel in Wien | 1772 | Bronze | 980 | 530 | as’ + 7 | Nördlicher Heidenturm | Sperrstunde für Bierstuben, heute beendet sie die Steffl-Kirtage |
Anlassglocke | Churpötsch | Franz Josef Scheichel in Wien | 1772 | Bronze | 785 | 290 | c“ + 11 | Nördlicher Heidenturm | Zur Rosenkranzandacht, heute: Samstags um 20 Uhr zum Taufgedächtnis |
Anlassglocke | Chorglöckl | unbezeichnet, vermutl. Konrad von München | um 1280 | Bronze | 620 | 212 | g’’ + 8 | Nördlicher Heidenturm | Rief die Chorherren zum Gottesdienst. Heute: Freitag um 20 Uhr zum Gedächtnis aller Opfer von Krieg und Gewalt |
zerstört | Viertel-Pummerin | nicht mehr ersetzt | - | - | - | - | Südlicher Heidenturm | Stundenschlag, zerstört | |
zerstört | Zwölferin | nicht mehr ersetzt | - | - | - | - | Südlicher Heidenturm | Viertelstundenschlag, zerstört |
Sagen und Legenden zu den Glocken des Doms
Hier findet sich eine kleine Sammlung von Sagen, die mit den Glocken des Stephansdoms in Verbindung stehen:
- Stephansdom: Die Legende vom dreizehnten Glockenschlag - Zwei Versionen der Legende
- Stephansdom: Todanzeigende Glocken
- Stephansdom: Das Brunglöcklein
- Stephansdom: Die Legende der Zügenglocke
- Stephansdom: Das letzte Viertel
Die Pummerin
Heute ist im Nordturm die (neu gegossene) Pummerin untergebracht (bis zum 2. Weltkrieg war sie im Südturm). Die Pummerin (der Name kommt vom tiefen Klang, dem „Pumpern“), die berühmteste Glocke des Wiener Domes und die zweitgrößte freischwingende Kirchenglocke Europas, hängt im Nordturm des Stephansdomes, der sie auch heute noch sicher mit seiner Turmhaube aus der Renaissance-Zeit schützt.
Obwohl die Glocke im 18. Jahrhundert den Namen „Josephinische Glocke“ erhielt, bürgerte sich ihr Kosename (Pummerin, auch: Bummerin) rasch ein.
Die Pummerin wiegt 21 Tonnen und muss 21 Sekunden geschwungen werden, bis ein erster Glockenschlag zu hören ist. Sie läutet nicht nur zu Silvester, sondern auch an anderen Tagen im Jahr, wie an Allerseelen, am Stephanitag, am Ostersonntag, am Heiligen Abend, bei Wahl oder Tod eines Papstes – und bei Katastrophen mit Todesopfern, wie an 9/11.

Gegossen wurde die größte Glocke Österreichs von Johann Achamer, der am 18. Dezember 1710 den Auftrag von Joseph I. dazu erhalten hatte. Als Material wurden 180 türkische Kanonenkugeln verwendet, die in der Schlacht vom 12. September 1683 eingesammelt wurden. Der Guss der schweren Glocke war am 21. Juli 1711 in der Burggasse 77 im 7. Bezirk abgeschlossen, nun musste nur noch der Transport bewerkstelligt werden.
Durch das Rotenturmtor, dem breitesten der Tore Wiens, wurde die Glocke die Rotenturmstraße entlang hochgezogen. Zuvor wurden die unterirdischen Gewölbe noch durch Christian Alexander Oedtl geprüft, ob sie der Belastung standhalten würden.
Die Weihe fand am 15. Dezember 1711 statt, das erste Mal geläutet wurde die Pummerin jedoch erst am 26. Jänner 1712, als Kaiser Karl VI. von seiner Krönungsfeier nach Wien zurückkehrte.
Das letzte Mal läutete die Original-Pummerin zu Ostern 1937. Als die Stephanskirche am 12.4.1945 brannte, stürzte die Pummerin in die Tiefe und zerschellte. Dabei wurde auch das Türkenbefreiungsdenkmal unwiederbringlich zerstört.
Auf Youtube kann eine spannende Doku zur Pummerin angesehen werden:
Die Glocke trägt eine Inschrift: FVSA EX PRAEDA TVRCORVM VRBE EXSANGVI HOSTIS POTENTIA FORTITER SVPERATA IVBILANTE -- CONFRACTA INCENDII AESTV RVI EX TVRRI VASTATA VRBE BELLO ANGOREQVE GEMENTE -- RESTAVRATA THEODORO CARDINALI INNITZER HENRICO GLEISSNER NAVANTE GEISZ CAROLO OPIFICE CONSECRATA REGINAE AVSTRIAE VT POTENTI EIVS PRECE SIT PAX IN LIBERTATE
Weiterführendes
Im Digitalen Museum - Haus der Geschichte Österreich, Web-Ausstellungen, sind besondere Aufnahmen zur Pummerin zu finden:
- Mythos Pummerin, vom Einzug in die Stadt
- Gertrude Stolz. Die Ziseleurin der Pummerin
- Triumphzug der Pummerin. Inszenierung österreichisch-katholischer Identität
- der Pummerin und Wiedereröffnung des gesamten Doms
- am Stephansplatz
Tage, an denen die Pummerin zu hören ist
Tag/Anlass | Datum | Uhrzeit |
---|---|---|
Heiliger Abend | 24.Dez | 23:55 (5 Minuten) |
Stephanitag | 25.Dez | ca. 11:50 - 12:10 (5-7 Minuten) |
Jahresschlussandacht | 31.Dez | ca. 17:30 (5 Minuten) |
Jahreswechsel | 31.Dez | Mitternacht (5 Minuten) |
Domweihfest | 23.Apr | ca. 19:20-19:30 (3 Minuten) |
Osternachtfeier | zwischen 21. Mär und 24. Apr | ca. 23:00 (3 Minuten) |
Ostersonntag | zwischen 22. Mär und 25. Apr | ca. 11:50-12:10 (5-7 Minuten) |
Pfingstsonntag | zwischen 10.Mai und 13. Jun | ca. 11:45-12:00 (3 Minuten) |
Fronleichnam | zwischen 21.Mai und 24. Jun | zu Beginn der Prozession ca. um 9:30 und am Ende der Prozession ca. um 11:30 |
Allerseelen | 02.Nov | ca. 17:45 (3 Minuten) |
Tod und Wahl des Papstes | anlassbezogen | je 10 Minuten |
Tod und Inthronisation des Erzbischofs | anlassbezogen | je 10 Minuten |
besondere Anlässe | anlassbezogen | z. B. Trauergottesdienst für Kaprunopfer, 9/11 |
Quellen
- ↑ https://www.wiener-dommusik.at/bell_heiden.php
- ↑ https://createsoundscape.de/glocken-finder-2/detail/glockenfinder/id/4334-/?cb-id=68122&tab=detailWeitere
- ↑ Grundrissplan von Wien mit seinen Vorstädten und dem Linienwall. 1704 (1706 gestochen und gedruckt) Kupferstich, Maßstab 1 : 5400, Ausrichtung nach Ostsüdost. Erster exakter Plan von Wien, der auch sämtliche Vorstädte umfasste.