Freyung 6

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Haus: Freyung 6 Grund-Informationen
Schottenstift1.jpg
Aliasadressen =Helferstorferstraße 2-4, =Freyung 6, =Schottengasse 2, = Rockhgasse 2
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 136 | vor 1821: 143 | vor 1795: 117
Baujahr 1792; 1871-1874
Architekt Andreas Zach; Josef Adelpodinger / Ludwig Zettl, Franz Neumann, Emil Förster


Schottenkloster - Architektur und Geschichte

Heinrich Jasomirgott führt die Mönche in das Schottenkloster[1]

Das Schottenkloster ist in mehreren Bauphasen und durch Zusammenschluss einzelner Bauten entstanden.

Das Schottenviertel, aus einem Plan von Daniel Huber, 1769-1774[2]

Heinrich II. Jasomirgott, der Babenberger, hatte aufgrund eines Gelübdes (durch Österreich reisende Pilger sollten bequeme Unterkünfte erhalten) 1155 irische Bettelmönche nach Wien geholt. Die Fremden wurden von den Wienern als "Schotten" aufgenommen, mit dieser Abtei hatte Wien das erste Mönchskloster. Bis 1418 gehörte diesen Schotten das Kloster, sie ließen es jedoch allmählich verlottern. Albrecht V. entzog es daher den Bettelmönchen und übergab es den Melker Benediktinern. 1683 belagerten die Türken Wien, am 14. Juli entzündete sich bei einem Angriff das Pulvermagazin, das sich im hinteren Bereich des Areals befunden hatte, und vernichtete das ganze Areal. 1690 wurde der Wiederaufbau begonnen.

Zwischen 1724 und 1794 formierte sich der Schottenhof in seinem heutigen Umfang, in dieser Zeitspanne (1751) wurde auch der Schottenfriedhof "Im Vogelsang" aufgelassen, der hinter der Kirche gelegen war, einige alte Grabsteine des Friedhofes wurden in den Kreuzgang integriert. Auf dem Areal ließ der damalige Abt Benno Pointner ein Schulhaus errichten, das dann als Mitwohnhaus genutzt wurde und im Volksmund wegen seiner eigentümlichen Bauweise "Schubladkasten" genannt wurde.

Ab 1826 nahm Josef Kornhäusel die Umgestaltung des Schottenhofs vor, es wurden einige Häuser neu erbaut, andere in Standgesetzt. Der letzte Umbau erfolgte 1871, der Schottensteigtrakt wurde durch einen neuen Trakt ersetzt.[3]

Über dem Haupteingang zum großen Hof ist eine Inschrift zu lesen:

Henricus Austriae Dux fundavit MCLVIII.
Fransico Austr. Imp.
Ferdinando V. Hung. Rege. Jun. auspp.
Andreas abb. aedes restit.
MDCCCXXXI

Heinrich-Jasomirgott-Reliefgruppe

THEMA: Heinrich-Jasomirgott-Reliefgrupp was ist hier zu finden
Jasomirgott (2).JPG

Datierung: 1893
Künstler: Josef Breitner
An der südlichen Außenseite des Querschiffes der Schottenkirche ist die Heinrich-Jasomirgott-Reliefgruppe zu finden.

Das Denkmal wurde 1893 von Josef Breitner auf Auftrag des Abts Ernest Hauswirth geschaffen und am 6. August 1893 enthüllt. [4]

Der Herzog hält in der linken Hand einen Kirchenplan. Zu seiner Rechten steht ein Modell der Kirche, links von ihm kniet ein Mann.

Schottenkloster, Abt Schmitzberger-Trakt

Mit Abt Johannes XI. Schmitzberger (1669–1683) erreichte das Stift ein neues Aussehen, der Abt begann damit, einzelnstehende Gebäude zu verbinden und zusätzlichen Raum zu schaffen. Die alten Gebäude, die bereits baufällig waren, wären leichtes Opfer von Bränden geworden, auch wäre kein Platz für Aufbewahrung oder Wohnraum für die Bediensteten und den Abt selbst verfügbar. So wurde ab 1673 - gegen den Willen der Stadt (die Steuereinnahmen vermisste, da das Stift von der Steuer- und Quartierpflicht befreit war) - mit dem Bau begonnen.

Schottenkloster, Abt Stadler-Trakt

1754-1755 von Mathias Gerl erbaut

Schottenkloster, Abt Pointner-Trakt

1792-1794 erbaut

Schottenkloster, Gymnasial-Trakt

1807 von Joseph Reymund erbaut. der Turnsaal wurde im 20 Jahrhundert eingebaut, ein weiterer Zubau 1913 durch Josef Schmalzhofer.

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Freyung006 2017-04-16 GuentherZ GD Schottenstift 0987.jpg Schüler des Schottengymnasiums Benedictus Chelidonius und Wolfgang Schmeltzl

wirkten als Dramatiker im Schottenstift
zwischen 1518 und 1581

Schüler des Schottengymnasiums
waren die Dichter:
Eduard von Bauernfeld 1812 - 1818
Ferdinand von Saar 1843 - 1848
Johann Nestroy 1813 - 1816
Robert Hamerling 1844 - 1846
Ferdinand Kürnberger 1836 - 1839
Leopold von Andrian 1890 – 1893
Georg Terramare, 1889 - 1948
Dichter, Erneuerer der Schottenspiele
Österreichische Gesellschaft für Literatur

Schottenkloster, Abt Schultes-Trakt

1846-1847 von Josef Adelpoldinger erbaut

Schottenkloster, Abt Helferstorfer-Trakt

1871-1874 von Franz Neumann und Ludwig Zettl erbaut

Neues Konventgebäude

1828-1832 von Josef Kornhäusel erbaut

Geschäftshauszeile am Schottenkloster, Teil des Schottenhofs - Architektur und Geschichte

Das Durchhaus Freyung 6 - Helferstorfergasse 2 ist Teil des Schottenhofs.

Funktaxi - V.O.T.

In dem Haus, in dem sich heute noch die Ärztezentrale befindet, begann in Wien die Geschichte des Funktaxis.

Das Unternehmen V.Ö.T. (Verband Österreichisches Transportgewerbe) eröffnete 1963 den Betrieb eines Taxifunks. Schon 1960 war der Versuch unternommen worden, eine Funkzentrale zu etablieren, man war dabei jedoch auf erhebliche Widerstände. Der zweite Versuch gelang: Vorab wurden zwei Telefonleitungen und ein Funkkanal verwendet, man erreichte die Zentrale mit der Nummer 63-02-08.

Schon ein Jahr später waren 40 Taxis an den Funk angeschlossen. 1966 zeigte sich der volle Erfolg des Systems: 200 Autos sind nun abrufbar, man musste einen zweiten Funkkanal anschließen. 1969 übersiedelte die Funkzentrale in den 8. Bezirk (Bennogasse 29), 2000 dann in die Pfarrgasse im 23., wo man heute noch unter der Rufnummer 40100 ein Taxi bestellt.[5]

Schottenhof, Sakristeitrakt, "Benediktushaus"

Von Josef Kornhäusel

1976–1980 wurde das Schottenstift-Benediktushaus durch den Architekten Kurt Schlauss neu gestaltet.

Brunnen

Delphinbrunnen

THEMA: Delphinbrunnen was ist hier zu finden
Wien Schottenstift Delphinbrunnen.jpg

Datierung: 1874
Künstler Im 2. Hof des Schottenstifts befindet sich der Delphinbrunnen. Das Brunnenbecken ist mit Köpfen von Wassergöttern geschmückt, die ausladende Brunnenschale wird von vier Fischspeiern (Delphinen) bekrönt. Der Brunnen in strengem Historismus wurde am 1.5.1874 fertiggestellt aber nie offiziell enthüllt.

Heinrich-Jasomirgott-Brunnen

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Wien Schottenstift Heinrich-Jasomirgott-Brunnen.jpg

Datierung: 1652
Künstler: Sebastian Wagner

Dieser Brunnen wurde 1652 von Sebastian Wagner geschaffen. In einem achteckigen Brunnenbecken steht ein rundes kleineres Becken, in dem - auf Delphinen - die Statue von Heinrich Jasomirgott steht, die Zeit der Erschaffung zur Gänze vergoldete gewesen sein dürfte. Er hält das Modell der Kirche in der rechten Hand, seine linke Hand ist auf ein Wappenschild gestützt. Das Schild trägt das Babenberger Wappen mit dem einköpfigen Adler. Vier Löwenköpfe speien das Wasser in das Brunnenbecken.

Hin und wieder wurde der Brunnen auch als "Leopoldbrunnen" bezeichnet, schuld sind ikonographische Ähnlichkeiten zwischen Heinrich II. und Leopold III. [6]

Der Brunnen wurde von Peter Heister, dem Abt des Stiftes, gestiftet, da er damit auch von der ersten Wasserversorgung Wiens profitierte: Auf einem Areal, das dem Schottenstift gehörte (im 7. Bezirk, Pfarre St. Ulrich) wurde eine Quelle erschlossen, die nun durch die Schottenfelder Hofwasserleitung die Hofburg versorgte. Für die Versorgung des Schottenstiftes wurde ein Teil dieses Trinkwassers durch eine Rohrleitung bereit gestellt.

Abt Benno Pointner ließ den Brunnen 1770 restaurieren.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Franz Grillparzer

Persönlichkeit Franz Grillparzer
KopfX.png

1817 wäre Franz Grillparzer unterstandslos gewesen, hätte ihm nicht seine Tante Eleonore von Paumgartten, die älteste Schwester seiner Mutter, im Schottenhof (1, Freyung 6, 2. Hof, VIII. Stiege, 1. Stock) Unterkunft geboten; hier schrieb er „Sappho", hier schied aber auch sein jüngster Bruder Adolf freiwillig aus dem Leben.

Franz Liszt

Persönlichkeit Franz Liszt
KopfX.png
Musik Symbol.png
Ein weiterer bekannter Mann, Franz Liszt, hatte hier während seiner Wienaufenthalte gewohnt. Daran erinnert eine Gedenktafel im Hof des Stiftes.
Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Freyung006 0058 2017-05-20 GuentherZ GD Liszt.jpg Franz Liszt In diesem Hause

wohnte Franz Liszt
vom Jahre 1869
bis 1886 so oft er in
Wien weilte.
Gewidmet von der
Stadt Budapest.

Lokale

Café im Schottenhof , Bäckerei Karl Haag

Das Café im Schottenhof wurde im Mai 2006 eröffnet, bis 1997 war hier das Café Haag.

Die Bäckerei Haag wurde bereits 1827 gegründet, noch heute wird nach alten Originalrezepten gebacken.

Wirtshaus und Biergarten Zattl

In dem Lokal wird Hausmannskost und Pilsner Urquell angeboten. Im Sommer ist der Gastgarten im Innenhof des Klosters einen Besuch wert, im Winter kann man den Schottenkeller genießen.[7]

Gedenktafeln

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Freyung006 GD Kaiser Franz 2019-02-04 GuentherZ 4209.jpg Erneuerung des Schottenstifts Francisco. Austr. Imp.

ferdinando.v.hung.rege.jun.
auspp.
Andreas.abb.aedes.restit.
MDCCCXXXI.

Wien01 Freyung006 0059 2017-05-20 GuentherZ GD ÖVP-Gründung.jpg Gründung der ÖVP In diesem Haus wurde

am 17. April 1945 die
Österreichische Volkspartei
gegründet

Wien01 Freyung006 2017-03-01 GuentherZ 0504 GD Österreichische Turn- und Sportunion.jpg Gründung der Sport-Union Turnen und Sport

Dienst
an der Gemeinschaft
Gewidmet den Gründern der
Österreichischen
Turn- und Sport-Unon
hier im Hause am 2. Mai 1945

Sagen und Legenden

Bei den Schotten am Steine Relevante Orte: Schottenkloster
BERMANN(1880) p0951 Das Schottenkloster im 17. Jahrhundert.jpg

Einst schritt ein armer Pilger die Teinfaltstraße, damals noch auf dem Steinfelde, entlang, den Hut tief übers Gesicht gezogen, sein ungekämmtes langes Haar und seine eingefallenen Wangen ließen einen schweren Leidensgang vermuten. Erschöpft ließ er sich vor dem Schottenmünster auf einem Stein nieder.

Zur gleichen Zeit spielte am Neuen Markt, dem damaligen alten Kohlenmarkt, ein Harfner aus Pisa traurige Lieder über den Tod von Albrecht I., der von seinem habgierigen Neffen und Mündel Johann von Österreich ermordet worden war. Johann „Parricida“ wollte das väterliche Erbe des Rudolf II., das Herzogtum Schwaben, übernehmen, das der Vormund ihm nicht überlassen wollte. So lauerte er ihm mit anderen Mitverschwörern am 1. Mai 1308 am Ufer des Flusses Reuß im Aargau auf und streckte den Fürsten mit einem Schwertschlag nieder, als dieser den Fluss überqueren wollte.

Indessen stöhnte der Pilger vor dem Schottenkloster vor sich hin: "Einmal noch, ehe ich die deutsche Erde verlasse, muss ich in deinem Innern mich ergehen, freundliche Wiege meiner Kinderjahre! Deine Laufgräben sind Liebe und Treue. Deine Mauern der Gehorsam. In deinen Straßen bewegen sich Fleiß und Fröhlichkeit. Darf die Neue es wagen, deine Tore zu betreten, die nur der Bescheidenheit, der Demut, der Geduld und den Künsten des Friedens geöffnet sind?"

Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, öffnete ein Herold das Tor zur Freyung und verkündete, dass Friedrich der Schöne, Sohn von Albrecht I., den Eid zur Herrschaft ablegen wolle. Das Volk jubelte, der Pilger schreckte aber erschüttert vom Stein hoch und wäre fast wieder zusammengesackt, hätte ihn nicht ein vorbeilaufender Knappe gerade noch aufgefangen. Als der Knappe den Hut des Pilgers lüftete, zuckte er jedoch zusammen, er erkannte das Gesicht des Mörders, Johann. Rasch lief er dem Stadttor zu und ließ den bewusstlosen Pilger am Stein liegen.

In der Stadt verbreitete sich rasch, das Albrechts Mörder zugegen war, doch als die Menge zu dem Kloster kam, war der Mönch verschwunden. Da rief einer aus der Menschenmenge: "Nicht hier, auf dem Kornmarkte werdet ihr ihn finden - als Harfner verkleidet!" Die Menge wogte nun zurück zum Neuen Markt, doch auch dort: der Harfner war verschwunden.

Da beide Männer nicht mehr auftauchten, meinten die Wiener, man habe sie absichtlich entkommen lassen. Aber lange galt noch: Wer etwas verloren hatte, dem wurde spöttisch zugerufen, er solle doch bei den Schotten am Steine suchen.




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Quellen

  1. Heinrich Moritz Penn: Die Geschichte der Stadt Wien und ihrer Vorstädte: Von ihrem Ursprunge bis auf die gegenwärtige Zeit nach den besten Quellen bearbeitet. Verlag Karafiat, Wien, 1880. S. 32
  2. Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien: Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig S. 32
  3. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 35
  4. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Heinrich-Jasomirgott-Reliefgruppe
  5. http://www.taxi40100.at/chronik.html
  6. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Heinrich-Jasomirgott-Brunnen
  7. http://www.zattl.at/kontakt