Kurrentgasse 5

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Haus: Kurrentgasse 5 Grund-Informationen
Judenplatz z02.JPG
Aliasadressen =Kurrentgasse 5, =Judenplatz 3-4
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 409, 410 | vor 1821: 442, 443 | vor 1795: 244, 245
Baujahr 1895
Architekt Ludwig Schöne


Das Haus der Genossenschaft der Gastwirte Wiens, ehem. "Haus Zur Mutter Gottes" - Architektur und Geschichte

Der Bau des heutigen Hauses wurde von der Genossenschaft der Gastwirte Wiens bei dem Architekten Ludwig Schöne in Auftrag gegeben. Schöne verbaute dazu zwei kleinere Häuser zu einem großen. An der Hausecke steht eine Figur des Gambrinus, der auf einem Fass sitzt.

Gambrinus

Gambrinus (eigentlich Gambrivius) war ein germanischer Königssohn, der die altägyptische Fruchtbarkeitsgöttin Isis geheiratet haben soll. Er erlernte von ihr das Handwerk der Brauerei, das er dann in die Welt getragen habe. Er wird damit als Erfinder der Braukunst angesehen, einige Biere und Brauereien sind nach ihm benannt. In der Kunst wird er auch gerne als Gegenstück zu Bacchus, dem Weingott, dargestellt.

Hotelfachschule

Am 15.10.1908 wurde in dem Haus die Höhere Fachschule für das Gastwirte-, Hotelier- und Kaffeesiedergewerbe in Wien eröffnet. Ab 1909 erlangte sie Öffentlichkeitsrecht, 1927 wurde ein zusätzlicher "Fachkurs des Internationalen Hoteldirektorenverbands" angeboten. Während der NS-Zeit (1938) wurden die bestehenden sechs Klassen der Hotel- Koch- und Fachschulen aufgelassen, erst nach dem Krieg erhielt sie das Öffentlichkeitsrecht zurück. Seither befindet sich in dem Haus immer noch die Gastgewerbefachschule.

Der Zweite Weltkrieg

Im NS-Regime (am 13.1.1938) wurde das Haus, das damals der Wiener Gast- und Schankgewerbezunft und dem Gewerbeverband gehörte, in die "Wirtschaftsgruppe 'Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe'" eingezogen.

Am 15.1.1945 schlug in das Haus eine Bombe ein und riss das Haus über eine Länge von vier Stockwerken auf. Ein weiterer Treffer von Artilleriegeschossen zerstörte im April 1945 das Dach und die Fassade.

Nach dem Krieg wurde ein Rückstellungsverfahren eingeleitet, heute ist das Haus in Besitz der Nachfolgeorganisation.

Gedenktafeln

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
256px-Wien01_Judenplatz003-4_GDb_GAFA-Bau1_2019-03-16_GuentherZ_4469.jpg Bau der Gewerbefachschule Erbaut

von der Genossenschaft der Gastwirte in Wien
unter dem
Vorsteher: Valentin Weiland,
Vorsteher-Stellvertreter: Ferdinand Gräf;
1895 – 1896 Bau-Comité:
Josef Blasy - Anton Diertmayer - Ferdinand Dorflinger - Alois Fischer - Ferdinand Gräf - Paul Hopfner - Franz Kolbeck - Johann Sauer - Johann Schruf - Georg Tökes - Valentin Weiland
Genossenschafts-Ausschuss:
Maximilian Ayril - Johann Beutler - Michael Damjanisch - Franz Franzl - Johann Glück - Josef Haller - Andreas Hermann - Leopold Högelsberger - Florian Holzer - Paul Hopfner - Christian Kick - Franz Kolbeck - wenzel Kuhn - Josef Mihatsch - Karl Naderer - Ferdinand Obermayer - Heinrich Ohrfandl - Karl Rain - Josef Rappel - Alois Reinwein - Rudolf Ribisch - Johann Rode - Johann Sauer - Heinrich Schiffmann - Franz Schönauer - Karl Schütz - Andreas Seifert - Gottfried Stix - Alois Sveč - Georg Tökes - Adam Volkert - Vincenz Wegscheidler - Johann Weigl - Robert Weikart - Josef Witzmann - Franz P. Zoglmann
Ersatzmänner: Johann Habeswallner - Josef Hausknost - Ignaz Hörnisch - Wilhelm Kretschmer - Ferdinand Krischke - Georg Lehmayer - Karl Leidinger - Martin Pfanner - Ferdinand Rotter - Kaspar Wendel - Alois Wickenhauser - Matthäus Wipplinger, Julius Eichelburg, Schiedsrichter, Franz Rain, Schulausschuss, Dr. Ferdinand Seltsam, Magistratsrath und Genossenschafts-Commissär, Adolf Fr. Hess, Director der genoss. Fachschule - Gustav Baumer, Genossenschafts-Secretär

256px-Wien01_Judenplatz003-4_GDc_GAFA-Bau2_2019-03-16_GuentherZ_4471.jpg Errichtung der Gastgewerbefachschule In den Jahren 1955 bis 1965 wurde in diesem Haus

über Antrag der Fachgruppenvorsteher
Kom.R. Karl A. Kochmann und Kom.R. Leopold Schneider
und ihrer Stellvertreter
Kom.R. Johann Pargfrieder / Kom.R. Benedikt Mayer / Kom.R. Johann Paulas / Kom.R. Franz Blauensteiner
die Gastgewerbefachschule (Spezialrichtung Köche)
der Wiener Gastwirte und das Gastronomische Institut
begonnen und fertiggestellt.
In dieser Zeit waren im Fachgruppenausschuß die Herren
Becker Robert / Beranek Andreas / Berger Leopold / Berghuber Leopold / Böck Anton / Böck Rudolf / Bogyi Rudolf / Brankovsky Ernst / Bruischütz Alois / Deutsch August / Drahos Heinrich / Eckel Johann / Erber Franz Kom.R. / Fröhlich Josef Kom.R. / Fuchs Hans Dr. / Görgl Anton / Halper Richard / Hansmann Paul / Hava Julius / Honc Richard / Jesina Franz C., Kom.R. / Kallat Rudolf / Kargl Erich Kom.R. / Kindl Jaro KR. / Kindler Franz / Kraft Friedrich / Kührer Johann Kom.R. / Maierhofer Hans / Meisl Erwin / Pataky Anton Kom.R. / Praschl Josef / Riess Josef / Rosner Franz / Rupprecht Ludwig / Schaffhaubt Leo / Schallek Josef / Schieder Richard / Schiller Anton / Schrammel Franz / Stasek Ferdinand / Stasta Josef / Stelzer Leopold / Stiedl Hans Kom.R. / Strnad Heinrich / Szloboda Stefan / Tichy Kurt / Tillinger Severin / Uibel Josef / Weissenbach Anton / Weiss Franz / Wernhart Thomas / Wimmer Ludwig / Woldan Leopold / Ziffer Walter Dr.
Fachgruppensekretär: Dr. Leopold Salomon. Bauleitung: Ing. Albert Vogel
Schulleitung: OSR Karl Duch, Heinrich Kerschner, Eduard Mayer

256px-Wien01_Judenplatz003-4_GDa_GAFA-F%C3%B6rderer_2019-03-16_GuentherZ_4467.jpg Gedenktafel für die Unterstützer der Gastgewerbefachschule Dieser Bau

wurde in munificenter Weise gefördert durch
Anton Dreher
und
Ferdinand Karl Mautner Ritter von Markhof
(Firma: Ad. Ig. Mautner & Sohn),
beide Ehrenmitglieder der Gastwirte-Genossenschaft in Wien
Moriz von Kuffner & J. Kuffner´s Erben
(Firma: Ignaz Kuffner & Jacob Kuffner),
Georg Heinrich Mautner Ritter von Markhof (Sct. Georg),
Nussdorfer Bier-Brauerei von Bachofen & Medinger,
Bürgerliches Brauhaus in Pilsen,
Erste Pilsner Actien-Brauerei-Gesellschaft
Hütteldorfer Bier-Brauerei-Actien-Gesellschaft,
Actien Gesellschaft der Liesinger Brauerei,
Theodor & Georg Meichl,
Anton Dengler,
Gottlieb Kuffner´s Erben,
Protiviner Bier-Brauerei,
Brunner Brauerei Actien Gesellschaft,
Alt Pilsenetzer Bierbrauerei,
Neudorfer Bierbrauerei Robert Herzfeld & Co.,
Brauhaus-Verwaltung der Budweiser Brauberechtigten,
Karl W. Schwarz,
Brauhaus Schelletau des Karl Kammel von Hardegger,
Brauereien und Brauereibesitzer.
Giesshübler Brunnen Versendung
Brunnen-Unternehmung Krondorf
Franz Kurz, Franz Leibenfrost & Co, R. Schlumberger, August Schneider,
J. Schwender, Johann Kattus, J. Palugyay & Söhne,
Wein-Großhändler C. Stölzle`s Söhne, J. Schreiber & Neffen, S. Reich & Co,
Glas-Fabrikanten
Eduard Hasenörl, Ingenieur; Josef Hess, Hotelbesitzer; Gebrüder Wild, k.u.k. Hoflieferanten; Magdalena Wittmann, Gastwirtin; Ignaz Bauer, Gastwirt, Gebrüder Thonet, Fabrikanten gebogener Holzarbeiten
Architekt: Ludwig Schöne
Baumeister: Alois Schumacher

Vorgängerhäuser

Beide Vorgängerhäuser (409 und 410) lagen in der mittelalterlichen Judenstadt und fielen nach Vertreibung der Juden in den Besitz der Stadt Wien. Haus 410 gelangte nach zahlreichen Besitzerwechseln ins Eigentum der Genossenschaft der Wirte.

Über Haus 409 sind mehr Fakten bekannt.

Haus 409, ein Bürgermeister-Haus

Ende des 15. Jahrhunderts war der Bürgermeister Wolfgang Rieder Besitzer des Hauses. Durch mehrere Erbfolgen zersplitterten die Besitzanteile. Unter diesen Teileigentümern war auch der Bürgermeister Oswald Hüttendorfer. Er zahlte die Verwandten aus und war damit Alleinbesitzer des Hauses. Und weitere Bürgermeister kamen durch Erbe in Besitz des Hauses: Johann Franz von Wenighoffer und Mitte des 18. Jahrhunderts Johann Franz Purck.

Gedenktafel Mozart

Persönlichkeit Wolfgang Amadeus Mozart
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Musik Symbol.png
Im April 1783 war Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner hochschwangeren Frau Konstanze hier eingezogen. Damals trug das Haus den Namen "Mannagettahaus", da es im 17. Jahrhundert für den Gelehrten Dr. Johann Wilhelm Mannagetta errichtet worden war. [1] Hier veranstaltete Mozart Bälle, männliche Besucher mussten zwei Gulden Eintritt bezahlen. Das Kind, das in der Wohnung im dritten Stock geboren wurde (Raimund Leopold Mozart) starb einen Monat nach der Geburt.

Schon im Jänner 1784 war die Familie in die nächste Wohnung gezogen (in den Trattnerhof, Graben 29/29A). An den Aufenthalt in diesem Haus erinnert eine Gedenktafel:

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Judenplatz z04.JPG Mozart, Wolfgang Amadeus An dieser Stelle

stand das Haus
No. 244, in dem
W. A. Mozart
im Jahre 1783
wohnte.
Genossenschaft der Gastwirte 1929

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Judenplatz 3-4 189710 römisch Bei der Gasrohrverlegung 1897 wurden hier Funde von römischen Ziegelstücken mit Stempeln und große Baublöcke im Humus gemacht.



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Quellen

  1. Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien. Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 130