Fischerstiege
Fischerstiege | |
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Bezirk | 1., Innere Stadt |
Benennung | 1373 |
Benannt nach | Fischern, die hier anlegten |
Straßenlänge | 122,64 Meter[1] |
Gehzeit | 1,48 Minuten |
Vorherige Bezeichnungen | Fischergasse, Wagnergässel, Wachtelgasse |
Namensgebung und Geschichte
Die Fischerstiege wurde bereits 1373 erstmals erwähnt, manchmal auch als „Fischergasse“. Sie bezeichnete den Weg zwischen der damaligen Stadt zum heutigen Donaukanal, damals noch zum Donauarm Salzgries.
Am Salzgries legten Schiffer und Fischer an und versorgten die Stadt mit Lebensmitteln. Heute wird das ehemals steile Gelände mit einer modernen Treppe überwunden.
Am Ende der Stiege befand sich ein Rest der babenbergischen Stadtmauer und bis Ende des 18. Jahrhunderts das Fischerstiegentor, woran eine Gedenktafel erinnert. Etwa hier - zwischen den heutigen Häusern Fischerstiege 7 und Fischerstiege 9 - gabelte sich früher die Gasse, die 1795 als "Wagnergassel" bekannt war. 1862 scheint sie als "Wachtelgasse" auf, bis sie schließlich durch Verbauung um 1900 verschwand.
Um 1830 herum entstand gegenüber der Einmündung der Stiegen in den Salzgries eine Infanteriekaserne, die knapp an der Stadtmauer lag.
1948 brach die Stiege zusammen, sie war durch die Bombardierung Wiens baufällig geworden.
Das Fischertor
Angelehnt an das Haus Fischerstiege 3, stand im Mittelalter das kleine Stadttor, und ermöglichte über einen Steilhang zum Donauarm zu gelangen. Das Tor war ein Zinkentor, also ein turmartiger Torbau aus Quadersteinen, mit Scharten, durch die geschossen werden konnte. Kaiser Joseph II. ließ das Tor aus verkehrstechnischen Gründen abreißen.
Gedenktafel Tor an der Fischerstiege
Der Stadtmagistrat ließ am Haus Nummer 3 1868 eine Gedenktafel anbringen, sie ist heute nicht mehr auffindbar, der Text besagte jedoch Folgendes:
Bild | Text der Tafel |
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Vor diesem Hause stand bis zu Ende des XVIII. Jahrhunderts |
Sagen und Legenden
Eine der ältesten Sagen Wiens beschrieb schon die Fischerstiege und die Gegend rund herum. [2]
Die Legende der Fischerstiege | |
Es sei schon um das Jahr 882 auf dem Hügel hart an der Donau, am Gestade - im Munde des Volkes auf der Gestatten, wie diese Stadtgegend noch genannt wird - gegen die obere Donauinsel Rossau durch die Andacht der Fischer, Schiff- und Kaufleute eine Kapelle zu unserer lieben Frau entstanden. Von der Stelle, wo die Schiffe landeten und wo die Waren, vorzüglich Salz, am kiesigen Ufer ausgeladen wurden - woher der Name Salzgries entstand -, am Fuße des Berges stiegen diese Leute auf dem Steige auch zum alten Ruprechtskirchlein hinauf oder näher über die von den Fischhändlern erbaute Stiege, die Fischerstiege, zu dieser Marienkapelle am Gestade, oder Mariastiege.
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Das Tor aus Sicht des Jahres 1842
Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:
Hat man das Tor passiert, so sieht man in der Stadt das Müllerische Palais mit doppelten Balkonen in seiner ganzen Länge. In der Leopoldstadt drüben steht das Dianabad; die Karls-Kettenbrücke verbindet die Ufer. Diesseits landen die Salz- und Obstschiffe, und dieser Landungsplatz ist der bekannte Schanzl. In der Stadt ist der Fischmarkt, auf welchem freitags auch hölzerne Fisch-Buden aufgerichtet werden, man sieht die St. Ruprechtsstiege hinauf und hat abermals einen Ravelin mit dem Fischertore erreicht. Die Straße in der Stadt ist nun der Salzgries, das hohe altersgraue Gebäude mit Gitterfenstern ist das Polizeihaus, und weiterhin steht dicht am Walle die Grenadierkaserne, die einzige in der Stadt. Auf dem nahen Ravelin springt das Stabsstockhaus (Militär-Arrest) weit vor. Diesem gegenüber steht auf dem Ravelin (Elendbastei) ein kleines Observatorium des Generalstabes.
Das "Müllerische Palais" stand einst in der Rotenturmstraße 26, Ecke Adlergasse 1, es wurde 1889 abgerissen. Den Blick auf das noch bestehende Dianabad kann man heute nicht mehr genießen, zur Zeit der damaligen Aussicht, erhielt das Bad gerade ein europäisches Novum: Ludwig Förster errichtete hier die erste gedeckte Schwimmhalle, die er mit einer sensationellen Gusseisenkonstruktion ausstattete. Der "Schanzlmarkt" erstreckte sich zwischen Rotenturm-Tor und der Kirche "Maria Am Gestade", er galt bis 1933 als bedeutendster Wiener Markt für Obst und Gemüse, Salz und Fisch. Die Lage hatte sich durch die Nähe des - noch unregulierten Donaukanals - angeboten, die Schiffe konnten ihre Waren zum frischen Verkauf hier ausladen. Am Salzgries, etwa von den Hausnummern 10 bis 16, lag die große Salzgrieskaserne - ein Polizeihaus mit Gefängnis.
Folge dem Stadtspaziergang 2 - Teil 10: Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute
Häuser der Fischerstiege
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Quellen
- ↑ Datenquelle: Stadt Wien - data.wien.gv.at
- ↑ Realis (=Gerhard Cockelberghe-Duetzele), Geschichten, Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wiens Vorzeit, Wien 1846, S. 440'
- ↑ Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13