Falkestraße

Aus City ABC

Falkestraße (1., Innere Stadt)

Falkestraße

Bezirk
1., Innere Stadt
Verlauf
von Dominikanerbastei bis Stubenring (gegenüber dem Museum für angewandte Kunst)
Benennung
1901
Benannt nach
Jakob Ritter von Falke, Kunst- und Kulturhistoriker, Direktor des Museums für Kunst und Industrie
Länge in Metern
129,94
Datenquelle: Stadt Wien – data.wien.gv.at[1]
Gehzeit in Minuten
1,57
Vorherige Bezeichnungen
keine – zuvor Dominikanerbastei und Franz-Josephs-Kaserne


Namensgebung und Geschichte

Die Falkestraße liegt im 1. Bezirk und verbindet die Dominikanerbastei in südöstlicher Richtung mit dem Stubenring, gegenüber dem Museum für angewandte Kunst (MAK). Sie ist als Einbahnstraße ausgebildet; auf ihr verkehren keine öffentlichen Verkehrsmittel, das Verkehrs- und Fußgängeraufkommen ist vergleichsweise mäßig. Die Bebauung bildet ein geschlossenes späthistoristisches und neobarockes Ensemble, in dem heute vor allem Kanzleien, Büros und einige Lokale untergebracht sind.[2]

Die Gegend der späteren Falkestraße gehörte im Mittelalter zur Vorstadt vor dem Stubentor. Mit dem Ausbau der Wiener Stadtbefestigung entstand hier ab 1531 die Dominikanerbastei als Teil der bastionären Anlage; sie wurde 1544/45 ummauert und sicherte gemeinsam mit dem Stubentor diesen Abschnitt der Stadtmauer.[3] Zwischen 1854 und 1857 wurde die Bastei im Zuge der Schleifung der Befestigungswerke abgetragen und an ihrer Stelle die Franz-Josephs-Kaserne errichtet, eine monumentale Defensionskaserne, die bis an den Donaukanal und den Stubenring reichte.[4]

Bereits um 1900 stand die Kaserne den städtebaulichen Plänen an der neu entstehenden Ringstraße im Weg und wurde im Rahmen der Kasernentransaktion 1900/1901 abgetragen. Das frei werdende Areal machte die endgültige Durchbildung des Stubenrings sowie die Anlage neuer Straßen möglich: Neben dem Georg-Coch-Platz entstanden unter anderem die Falkestraße, die Biberstraße und weitere kurze Gassen, die heute das sogenannte "Stubenviertel" strukturieren. 1901 wurde die Falkestraße eröffnet und nach Jakob von Falke benannt, der als Direktor des nahegelegenen Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) eine zentrale Rolle in der Wiener Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts spielte.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Falkestraße rasch zu einem politischen Ort: In Falkestraße 3 befand sich über Jahrzehnte die Zentrale der Landesparteileitung der Österreichischen Volkspartei; zahlreiche mit der Partei verbundene Organisationen – etwa Hilfswerk, Frauen- und Jugendorganisationen oder die Turn- und Sport-Union – nutzten ebenfalls Adressen in diesem Haus. Die Bezeichnung Falkestraße wurde im politischen Sprachgebrauch damit zeitweise zum Synonym für die ÖVP.[6]

Jakob Ritter von Falke

Namensgeber der Straße ist Jakob Ritter von Falke (vor der Erhebung in den Adelsstand Jacob Falke), geboren am 21. Juni 1825 in Ratzeburg, gestorben am 8. Juni 1897 in Lovran an der kroatischen Küste. Er war ein deutsch-österreichischer Kultur- und Kunsthistoriker und gehört zu den prägenden Figuren der Wiener Museumslandschaft im 19. Jahrhundert.[7]

Falke studierte klassische Philologie, Philosophie und Geschichte und war zunächst als Erzieher tätig. 1858 berief ihn der Fürst von Liechtenstein als Bibliothekar und Direktor seiner Gemäldegalerie nach Wien. 1864 wurde er Kustos und stellvertretender Direktor am k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, 1885 schließlich dessen Direktor (Nachfolger von Rudolf Eitelberger). In dieser Funktion prägte er die Sammlungspolitik, die Ausstellungsprogramme und die wissenschaftliche Profilierung des Hauses wesentlich.[8]

Besonderes Gewicht legte Falke darauf, kunstgewerbliche Fragen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seine zahlreichen Publikationen – von der Kostüm- und Modegeschichte über kulturgeschichtliche Gesamtdarstellungen bis zu Schriften zur Kunstindustrie auf den Weltausstellungen – verbanden wissenschaftliche Präzision mit populärer Darstellung. Damit trug er entscheidend dazu bei, das Kunstgewerbe im bürgerlichen Wien des 19. Jahrhunderts aufzuwerten; die Benennung der Falkestraße in unmittelbarer Nähe des Museums ist vor diesem Hintergrund als bewusstes Zeichen der Anerkennung zu lesen.[9]

Häuser der Straße

  • Falkestraße 1, Restaurant Kardos, Ausgrabungen, Eckhaus zur Dominikanerbastei, 1907 von Felix Sauer im späthistoristischen Stil errichtet, mit abgerundeter Ecke, pilastergegliederter Fassade und stuckiertem Foyer mit Marmorsockel. Im Erdgeschoß befindet sich heute unter anderem das Restaurant Kardos; mehrere Kanzleien und Organisationen nutzen die oberen Geschoße.[10]
  • Falkestraße 2, Orient-Gesellschaft, Ausgrabungen
  • Falkestraße 3, Nach 1945 war hier über Jahrzehnte die Landesparteileitung der ÖVP mit zahlreichen Teilorganisationen untergebracht; das Haus wurde dadurch zu einem der politischen Adressen im Stubenviertel
  • Falkestraße 4, Gedenktafel Karl Knapp
  • Falkestraße 5, Oberbayern
  • Falkestraße 6, Dachausbau für eine Rechtsanwaltskanzlei, den Coop Himmelb(l)au 1987–1988 als dekonstruktivistische Stahl-Glas-Konstruktion aufsetzte, Vindobona-Film
  • Falkestraße 7, Lokal Mercado-Nikkei, Café Ministerium
  • Falkestraße 8, Lokal Bar Comidia y Ron mit Red room. Zwischen 1905 und 1919 war hier das Kinotheater Stubenring untergebracht

Verkehrsanbindung

Die Falkestraße selbst wird von keiner Straßenbahn- oder Buslinie befahren, ist jedoch eng an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Am Stubenring liegen in unmittelbarer Nähe die Haltestellen der Straßenbahnlinien 2, 71 und D sowie die Buslinie 3A; über kurze Fußwege sind außerdem die U-Bahn-Stationen Stubentor (U3) und Schwedenplatz (U1, U4) erreichbar.[11]

Gleichzeitig besteht über die Dominikanerbastei eine direkte Verbindung zum Dr.-Karl-Lueger-Platz und zum Donaukanal, während der Georg-Coch-Platz den Anschluss an das Stubenviertel, die Wiener Postsparkasse und das k. u. k. Kriegsministerium herstellt. Für den Rad- und Fußverkehr fungiert die Falkestraße damit eher als ruhige Binnenstraße im historischen Blockgefüge als als Durchzugsachse.


Navigation

→ weiter zu kreuzenden Straßen: Dominikanerbastei · Biberstraße · Stubenring

Quellen

  1. Open Government Data der Stadt Wien, Straßendaten; nachgewiesen in CityABC: Falkestraße (Straßenlänge 129,94 m).
  2. Wikipedia: Falkestraße (Wien) – Lage, Straßencharakter und späthistoristisches Ensemble.
  3. Wikipedia: Dominikanerbastei – Bastei der Stadtbefestigung, Errichtung ab 1531; Wikipedia: Falkestraße (Wien) – Hinweis auf Lage der Bastei im Bereich der heutigen Straße.
  4. Wikipedia: Franz-Josephs-Kaserne (Wien) – Errichtung 1854–1857 an Stelle der Dominikanerbastei.
  5. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Falkestra%C3%9Fe
  6. Wikipedia: Falkestraße (Wien) – ÖVP-Parteizentrale als Synonym; Sportunion: Verbands- und Kontaktadressen (Falkestraße 1/3, 1010 Wien); diverse Adressverzeichnisse und Wegweiser der Nachkriegszeit (z. B. Wiener Wegweiser 1947) mit Parteiorganisationen in der Falkestraße 3.
  7. Wikipedia: Jacob von Falke – Lebensdaten und Kurzbiografie.
  8. Wikipedia: Jacob von Falke; Deutsche Biographie: Falke, Jakob von – biografische Skizze.
  9. Jacob von Falke: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873, Wien 1873; Richard Perger / Felix Czeike: Einträge zu Falkestraße in: Historisches Lexikon Wien.
  10. Wikipedia: Falkestraße (Wien), Abschnitt Gebäude Nr. 1; Dehio: Wien I. Bezirk, 2003, S. 679 f.
  11. Wiener Linien: Netz- und Linienpläne Innenstadtbereich (U-Bahn und Straßenbahn), Haltestellen Stubenring / Postsparkasse.