Burggarten
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Der Park: Burggarten
Im Vormärz hieß der Burggarten noch „Neuer k.k. Hofgarten“, bis 1919 "Hof- oder Kaisergarten", 1919 vorübergehend "Garten der Republik".
Angelegt wurde der Garten – gleichzeitig mit dem Volksgarten – nach der Sprengung der Stadtmauer (Burgbastei). Die Anlage war zu dieser Zeit als Privatgarten für die Kaiserfamilie gedacht und wurde entsprechend oft von den Habsburgern besucht. Die Pläne für die Anlage hatte der Hofbaudirektor Ludwig von Remy entworfen, die Ausführung übernahm der Hofgärtner Franz Antoine. Der Garten war mit der Burg durch einen unterirdischen Gang verbunden, damit die kaiserliche Familie ungehindert hineingelangen konnte.
1863 wurde der Burggarten erweitert, da die Hornwerkskurtine abgerissen wurde. Als die Hofburg ausgebaut wurde (1881 bis 1913) verkleinerte sich der Park wieder.
Seit 1919 gehört der Burggarten der Öffentlichkeit, er ist in Besitz der Republik Österreich. [1]
Am Eingang zum Burggarten ist – über dem Portal – eine lateinische Inschrift angebracht:
'His aedibus adhaeret concors populorum amor' - An diesem Gebäude haftet die einträchtige Liebe der Völker.
Das Schmetterlingshaus
Das Palmenhaus im Burggarten dürfte eines der schönsten Jugendstil-Glashäuser der Welt sein. Es ist der von Friedrich Ohmann 1901 gestaltete Nachfolger der ehemals hier aufgestellten Gewächshäuser.
Heute ist hier das Schmetterlingshaus, in dem hunderte freifliegende Schmetterlinge betrachtet werden können, die in einem tropischen Mini-Regenwald umherfliegen. Die Innengestaltung ist malerisch ausgefallen, man spaziert zwischen Wasserfällen, kleinen Teichen und Brücken durch 80 % Luftfeuchtigkeit. Mit etwas Glück kann man sogar den 30 cm großen Atlasfalter beobachten.
Palmenhausbrunnen (Wandbrunnen)
- Palmenhausbrunnen – Wandbrunnen an der Palmenhaus-Terrasse
Der Palmenhausbrunnen ist ein architektonisch integrierter Wandbrunnen an der Terrassenmauer des Palmenhauses. Die Anlage gehört zur Jugendstil-Gestaltung des Palmenhauses und wurde 1906 fertiggestellt. Kennzeichnend sind die steinerne Beckenschale und eine Maske als Schlussstein, aus der das Wasser austritt.
| Steckbrief | |
|---|---|
| Datierung | 1906 |
| Architektur | Friedrich Ohmann (Jugendstil-Palmenhaus)[2] |
| Typ | Wand-/Nischenbrunnen mit Steinschale und Maskaron |
| Standort (genau) | An der Terrassenwand des Palmenhauses zum Burggarten hin (nahe Café-Terrasse) |
| Hinweis | Denkmal-/Zierbrunnen (kein Trinkbrunnen) |
Lippizzaner-Koppeln im Burggarten
- Lipizzaner auf den Koppeln im Burggarten
| Kurzinfo | |
|---|---|
| Inbetriebnahme | Juli 2021 (Kooperation Spanische Hofreitschule & Österreichische Bundesgärten) |
| Anzahl & Fläche | Vier Koppeln, zusammen etwa 400 m² |
| Saison & Zeiten | Schwerpunkt April–Oktober; typischerweise morgens (ca. 8:00–9:30, werktags; variiert) |
| Standort | Entlang der Innenseite des Parkzauns (mehrere kleine Koppeln im Parkbereich) |
Seit 2021 nutzt die Spanische Hofreitschule mehrere kleine Koppeln im Burggarten. Die Hengste kommen – je nach Trainingsplan – vor allem in den Morgenstunden auf die Flächen; die Nutzung ist saisonal und von außen gut zu beobachten.
Geheimtipp: Picknick-Zone
Der Burggarten wird vor allem von Studenten als Oase der Entspannung und für ein Picknick mitten in der Stadt, zwischen Hofburg und Palmenhaus, genutzt.
Naturdenkmäler und botanische Besonderheiten im Burggarten
Der Wald von Wald von Náchod
- „Wald von Nachod“ – versteinerte Baumstämme im Burggarten
| Steckbrief | |
|---|---|
| Naturdenkmal-Nummer | ND 862[3] |
| Art | Versteinerte Nadelholz-Stämme (Perm, ca. 280 Mio. Jahre), *Araucarites schrollianus* (zeitgenössische Angabe)[4] |
| Herkunft | Gegend Náchod (Nordböhmen); Lieferung 1876/77 durch Prinz Wilhelm zu Schaumburg-Lippe an den Kaiser-Garten, laut Briefzitat mit Fundort „Schwadowitz; Sedlowitzer und Wodolower Waldrevier“.[5] |
| Standort (genau) | Kleine Böschung an der Westspitze des Burggartens (nahe Opernring), dauerhaft im Freien präsentiert.[6] |
Die Gruppe versteinerter Stämme wurde im Zuge der historischen Parkgestaltung in den Hofburggarten gebracht und wird heute als Naturdenkmal geführt. Ein besonders großer Stamm (etwa 1,3 Tonnen) ist zusätzlich im Saal VII des Naturhistorischen Museums ausgestellt. [7]
Zeder beim Palmenhaus
- Zeder beim Palmenhaus im Burggarten
Die markante Zeder beim Palmenhaus wird im Stadtgebrauch häufig als Libanon-Zeder bezeichnet; botanisch handelt es sich um eine Atlas-Zeder (Cedrus atlantica).
| Kurzsteckbrief | |
|---|---|
| Art | Atlas-Zeder (Cedrus atlantica) |
| Standort (genau) | Wiesenbereich beim Palmenhaus (Burggarten-Seite), gut sichtbar von der Ringseite |
| Status | kein Naturdenkmal (im Burggarten nur ND 862 „Wald von Náchod“) |
| Maße (Richtwert) | Stammumfang ca. 3,8 m (Messung 2021, externe Baumdatenbank) |
| Hinweis | Häufige Verwechslung: Libanon-Zeder (Cedrus libani) vs. Atlas-Zeder (Cedrus atlantica) |
Brunnen und Denkmäler im Burggarten
Der Burggarten vereint einige der meistfotografierten Denkmäler Wiens – vom Mozart-Denkmal über das älteste Reiterstandbild der Stadt bis zum Herkulesbrunnen im Parkteich.
Mozart-Denkmal
- Mozart-Denkmal im Burggarten
| Steckbrief | |
|---|---|
| Enthüllung / Datierung | 1896 (Albrechtsplatz/Albertinaplatz); seit 1953 im Burggarten |
| Künstler / Planung | Viktor Tilgner (Skulptur), Karl König (Architektur) |
| Material | Laaser Marmor |
| Standort (genau) | Südwestlicher Parkbereich nahe Ringseite; vor der Figur die bekannte Notenschlüssel-Blumenrabatte |
Das Mozartdenkmal von Viktor Tilgner (1896), das einst vor der Albertina gestanden hat (es wurde kurz nach seinem tragischen Tod enthüllt)), ist seit 1953 hier im Burggarten zu finden.
Das Denkmal ist aus Laaser Marmor gestaltet.
Die Reliefs am Sockel stellen Szenen von Don Giovanni dar, an der Oberkante sind eine Klaviertastatur und Notenblätter zu sehen.
Auf der Rückseite ist ein Relief, das Mozart als konzertierendes Kind zeigt. Die Statue selbst zeigt Mozart am Notenpult.
Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen – Reiterdenkmal
- Reiterdenkmal Franz I. Stephan (ältestes Reiterdenkmal Wiens)
| Steckbrief | |
|---|---|
| Datierung / Aufstellung | 1781; 1819 vom Paradeisgartel in den Burggarten versetzt |
| Künstler | Balthasar Ferdinand Moll |
| Material | Blei (Figur), Steinsockel |
| Bedeutung | Ältestes Reiterdenkmal Wiens |
| Standort (genau) | Nördlicher Parkteil, Achse Neue Burg – Staatsoper |
Das Denkmal von Franz I. wurde 1781 von Balthasar Ferdinand Moll gestaltet.
Das bleierne Reiterstandbild steht auf einem zweistufigen Sockel – der Kaiser ist mit Vliesorden und Stab ausgestattet. Ursprünglich stand diese älteste Reiterstatue Wiens im Paradeisgartel und wurde 1819 hierher verlegt.
Am Denkmal ist eine lateinische Inschrift angebracht:
Divi Francisci I. Romanorum imperatoris
- statuae Franciscus I. Austriae imperator
- avi optimi maximi memoriam veneratus
- hunc locum optavit,
- ut in suorum conspectu semper esset
- MDCCCXIX.
Sinngemäß: "Für des verewigten Franz I., Kaiser der Römer, Standbild hat Franz I., Kaiser von Österreich, die Erinnerung an den besten, größten Großvater ehrend, diesen Aufstellungsort gewünscht, dass er immer im Angesicht der Seinen sei, 1819".
Interessantes Detail zu dem Denkmal: Moll goss es noch zu Lebzeiten des Kaisers - in der Hoffnung, dass dieser es kaufen würde. Dem war aber nicht so, das Werk ging an seine Erben über, die es dann - notfalls auch ohne Reiter - verkaufen wollten.
Kaiser Franz Joseph I.
- Kaiser Franz Joseph I. im Burggarten
| Steckbrief | |
|---|---|
| Datierung / Versetzung | Urspr. 1904 (Johannes Benk) als Steinfigur; Bronzereplik (Josef Tuch) seit 1957 im Burggarten |
| Darstellung | Auf einem Vierkantsockel steht die Bronze-Statue von Kaiser Franz-Joseph I. in Uniform und mit Befehlshaberstab. |
| Standort (genau) | Westlich der Neuen Burg (eingezäunter Rasenbereich) |
Die Bronzestatue geht auf eine von Josef Tuch gefertigte Nachbildung zurück; das ursprüngliche Denkmal wurde 1904 von Johannes Benk geschaffen und stand in Wiener Neustadt. Die Aufstellung im Burggarten erfolgte im August 1957 nach Kriegs- und Nachkriegswirren.
Herkules-Brunnen
- Herkules mit dem nemeischen Löwen (Brunnengruppe)
| Steckbrief | |
|---|---|
| Datierung / Herkunft | Spätbarock, um 1770; aus dem Esterházypark (6. Bezirk), 1948 in den Burggarten umgesetzt |
| Motiv | Herkules im Kampf mit dem nemeischen Löwen (Bleigruppe) in der Mitte des Parkteichs |
Das Werk ist unten den Namen "Heraklesbrunnen" und "Herkulesbrunnen" zu finden.
Herkules, mit dem nemeischen Löwen kämpfend, wurde ca. 1770 geschaffen. Der Künstler des Steinbrunnens mit Bleifiguren ist unbekannt.
Der Brunnen wurde erst nach dem 2. Weltkrieg (1948, und nach einer Reparatur 1957 erneut) in der Mitte des Teichs aufgestellt, zuvor stand er im Kaunitz-Esterhazy-Park im 6. Bezirk.[8]
Die kompakte Figurengruppe wirkt – je nach Jahreszeit – sehr unterschiedlich: mit Wasserspiel im Sommer, oft ruhig und spiegelnd in der kalten Jahreszeit.
Denkmäler vor dem Burggarten
Unmittelbar vor dem Burggarten stehen zwei weitere Denkmäler, das Abraham-a-Santa-Clara-Denkmal und das Goethedenkmal.
Das Abraham-a-Santa-Clara-Denkmal
- Abraham a Sancta Clara (am Burggarten-Eingang)
| Steckbrief | |
|---|---|
| Datierung / Ort | 1928; unmittelbar vor dem Eingang an der Ecke Hanusch- und Goethegasse (außerhalb der Einfriedung) |
| Künstler | Hans Schwathe |
Vor dem Eingang in den Burggarten auf Seite der Hanuschgasse steht die Steinfigur von Abraham-a-Santa Clara. Sie wurde von Hans Schwathe geschaffen und am 22.10.1928 enthüllt.
Das Goethe-Denkmal
- Goethe-Denkmal am Opernring / Ecke Goethegasse
| Steckbrief | |
|---|---|
| Datierung / Enthüllung | 15. Dezember 1900 |
| Künstler | Edmund von Hellmer |
| Material | Bronze (Figur), italienischer Granit (Sockel) |
| Standort (genau) | Opernring / Ecke Goethegasse, unmittelbar vor dem Burggarten-Eingang (außerhalb der Einfriedung) |
Zwischen Opernring 10 und dem Burggarten steht das Denkmal von Goethe (am Ende der Goethegasse). Den damals durch den Goethe-Verein ausgeschriebenen Wettbewerb gewann Edmund Hellmer, der das Denkmal 1895 als Modell fertigstellte. Am 15. Dezember 1900 wurde es feierlich enthüllt. Es stellt Goethe in einem Prunksessel sitzend dar.
Der Garten aus Sicht des Jahres 1842
Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:
Den Burggarten darf man nicht unbesichtigt lassen, da in den Frühstunden (außer der Hof wäre etwa in demselben anwesend) der Besuch jedem Gebildeten gestattet ist. Man wende sich nur an irgendeinen Gärtnergehilfen, oder an den Herren Hofgärtner, um der Gewächshäuser willen. Dieser Prachtbau (von Remy) hat 568‘ Länge, 325‘ Höhe. Die Mitte des Raums bildet der imposante Blumensaal, 72‘ lang, von 8 Säulen getragen, die 30‘ Höhe 3‘ Durchmesser haben. Die große Porzellanvase im Flügelsalon. Im Garten selbst steht die Reiterstatue des Gemahls von Maria Theresia, Kaiser Franz I. (von Moll). [9]
Das hier angesprochene Gewächshaus von Ludwig von Remy wurde zwischen 1823 und 1826 errichtet und war der Orangerie in Schönbrunn ähnlich. Der hintere Teil des Gewächshauses war Teil der Stadtmauer, sodass der Abriss der Stadtummauerung auch die Demolierung dieses Gebäudes nach sich zog. 1901 entstand auf dem Areal das Palmenhaus (siehe oben).
Folge dem Stadtspaziergang 2 - Teil 3: Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute
Wien – Eine Stadt stellt sich vor
Der Burggarten trägt das Schild Nr. X der Aktion „Wien – Eine Stadt stellt sich vor“.
→ Mehr zur Reihe: Übersicht
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Quellen
- ↑ https://www.bundesgaerten.at/hofburggaerten/Burggarten.html
- ↑ Wien Geschichte Wiki „Palmenhaus (Hofburg)“, Bau 1901–1905 nach Plänen Ohmanns.
- ↑ Amtliche Liste der Naturdenkmäler im 1. Bezirk, Eintrag „Burggarten – Wald von Nachod (Versteinerungen)“, ND 862.
- ↑ NHM-Artikel zu den Exponaten im Burggarten („Der versteinerte Wald von Náchod im Wiener Burggarten“)
- ↑ NHM-Artikel mit historischem Briefzitat und Herkunftsangabe.
- ↑ Stadt- und Tourismusinfo zum Burggarten, Abschnitt „Wald von Nachod“.
- ↑ NHM-Artikel; zur Einordnung als Naturdenkmal siehe die Bezirkssammlung der Stadt Wien.
- ↑ https://www.bundesgaerten.at/hofburggaerten/Burggarten.html
- ↑ Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13












