Börseplatz 5

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Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk
1., Innere Stadt
Aliasadressen
=Börseplatz 5
=Börsegasse 9
Konskriptionsnummer (Stadt)
vor 1862: 141
vor 1847: 141
vor 1821: 148
vor 1795: 391
Baujahr
1879
Architekten (Bau)
Wilhelm Stiassny
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Architektur und Geschichte

Das Eckhaus Börseplatz 5 / Börsegasse 9 wurde 1879 von Wilhelm Stiassny errichtet. Die Gestaltung folgt der Neorenaissance des späten 19. Jahrhunderts: bossierte Bänderung in den Sockelzonen, kräftig vortretende Eckrisalite mit korinthischen Riesenpilastern, additiv gereihte Ädikulafenster und Hermenpilaster; das Hauptportal ist durch Säulen mit rustizierten Trommeln markiert, Balkone auf Konsolen akzentuieren die Achsen. [1] [2]

Eigentum und Nutzung

Am 25. Juli 1950 wurde das Haus an die Leipnik Lundenburger Zuckerfabriken verkauft. Das Unternehmen (heute LLI – Leipnik-Lundenburger Invest) ist eine Raiffeisen-nahe Beteiligungsholding; in Österreich bekannt u. a. durch die Mehlmarken Fini’s Feinstes und Farina. [3] [4] Bekannter Vorstandssprecher dieses Unternehmens ist der ehemalige Finanzminister Josef Pröll.

Vorgängerhäuser und Stadtbefestigung

Bevor das Haus 141 erbaut wurde, gehörte das Areal zur ehemaligen Verpflegsbäckerei des Oberarsenals, unmittelbar neben dem k.k Militär-Zeughaus gelegen. Etwa an dieser Stelle hatte sich die Kapelle des Heiligen Rochus befunden. [5][6]

Archäologische Grabungsbefunde belegen unmittelbar an der Ecke Börsegasse 9 / Börseplatz 5 Mauerreste der frühneuzeitlichen Kurtine zwischen Elend- und Neutorbastion knapp unter Straßenniveau. [7]

Ausgrabungen

Ausgrabung 2017 – Kurtine der frühneuzeitlichen Stadtbefestigung

Bei Künettenarbeiten vor der Ecke Börsegasse 9 / Börseplatz 5 wurde bereits rund 0,35 m unter dem heutigen Straßenniveau ein Mauerstück freigelegt, das der Kurtine zwischen Elend- und Neutorbastion zugeordnet werden konnte. Der Abschnitt verlief exakt Ost–West und wies eine Mauerstärke von etwa 2,45 m auf. Sichtbar waren Ziegel im Format der zweiten Hälfte des 16. bis ins 17. Jahrhundert (sogenannte Fortifikationsziegel; Beispielmaße 31,5–32,5 × 15,5–17,5 × 6,5–7,5 cm). Die Nordseite (Feldseite) war leicht geböscht, die Südseite (Stadtseite) nahezu senkrecht gemauert; gemessen wurden u. a. OK 10,26 m und UK 9,12 m über Wiener Null. Der grauweißliche, sehr feste Mörtel enthielt zahlreiche Kiesel (0,5–1,5 cm) und Kalkspatzen; die Fugenbreite lag bei 1,5–2,5 cm. [8]

Weitere Teilstücke der Kurtine wurden in der Umgebung bereits bei Kanal- und Wasserrohrarbeiten vor Werdertorgasse 1 und Neutorgasse 8 sowie im Zuge der Denkmalgrabung auf den Grundstücken Neutorgasse 4–8 dokumentiert; das Teilstück in der Börsegasse bestätigt die exakte Ost–West-Orientierung. Die relativ schlanke Mauerstärke erklärt sich durch das vergleichsweise hohe Dokumentationsniveau und die geböschte Ausführung; in tieferen Lagen sind stärkere Mauerquerschnitte belegt (z. B. Seilerstätte 9/Ronacher). [9]

Als Errichtungszeitraum der Kurtine zwischen Elend- und Neutorbastion kommen die Jahre um 1564–1570 in Betracht: 1563 wird der Baubeginn berichtet; auf dem Wien-Plan der Familie Angielini um 1570 ist die Kurtine bereits eingezeichnet. [10]

Zum vorgelagerten Ravelin im Bereich Börsegasse 12–14 konnten keine Befunde gesichert werden, vermutlich aufgrund älterer Künetten; die Fundamente des mittelalterlichen Werdertors lagen außerhalb der 2017 angelegten Schnitte. [11]

Ausgrabungscode [12] zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
201703 Neuzeit Die archäologische Begleitung der Gasrohrauswechslungsarbeiten führte zur Aufdeckung eines Abschnitts der Kurtine der frühneuzeitlichen Stadtbefestigung zwischen Elend- und Neutorbastion. An weiteren neuzeitlichen Befunden zeigten sich Mauerreste, Planierschichten und Nutzungshorizonte.



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Quellen

  1. Wien Geschichte Wiki: „Börsegasse“ (Nr. 9: erbaut 1879 von Wilhelm Stiassny) sowie „Börseplatz“ (Nr. 5: 1879 Stiassny).
  2. Austria-Forum: „Börsegasse“ – Nr. 9, Beschreibung der Fassadenmerkmale (bossierte Bänderung, Riesenpilaster, Ädikulafenster, Portal mit rustizierten Trommeln).
  3. Wien Geschichte Wiki: „Börseplatz 5“ – Verkauf am 25.7.1950 an die Leipnik Lundenburger Zuckerfabriken.
  4. LLI – Leipnik-Lundenburger Invest: Überblick, Eigentümer und Marken (GoodMills/Fini’s Feinstes/Farina).
  5. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 37
  6. C. A. Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, Wien 1849, S. 37 (Bereich Oberes Arsenal / Verpflegsbäckerei).
  7. Fundort Wien 21 (2018), Fundchronik: Befund „Kurtine der frühneuzeitlichen Stadtbefestigung“ vor der Ecke Börsegasse 9 / Börseplatz 5.
  8. Fundort Wien 21 (2018), Fundchronik Wien 1: „Wien 1, Börsegasse 1–14 und Börseplatz 5–7 (Künettengrabung)“, S. 184–187, Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie.
  9. Fundort Wien 21 (2018), ebd., mit Verweisen auf FÖ 39 (2000) und Fundort Wien 19 (2016).
  10. Fundort Wien 21 (2018), S. 185, mit Nachweisen: Opll/Krause/Sonnlechner (2017) zum kartografischen Werk der Angielini; Krause u. a., „Mauern um Wien“ (2014).
  11. Fundort Wien 21 (2018), S. 185 f.
  12. https://www.wien.gv.at/kulturportal/public/searching/search.aspx?__jumpie#magwienscroll
© Christiana Mazakarini