Bauernmarkt 17
(Weitergeleitet von Ankeruhr)
Haus: Bauernmarkt 17 | Grund-Informationen | ||||||||
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Architektur und Geschichte
In den Jahren 1910, 1912 und 1913 erwarb die Gesellschaft für Lebens- und Rentenversicherung "Der Anker" alle oben genannten Gebäude, ließ diese abbrechen und 1912/1913 durch Ernst Gotthilf und Alexander Neumann einen großen Gebäudekomplex errichten. [1] Dieser Prachtbau besteht aus zwei selbständigen Objekten: das eigentliche Bürohaus und das große Mietshaus. Beide Häuser bilden eine Besitzeinheit und sind durch die sogenannte Uhrbrücke miteinander verbunden. Auf der Uhrbrücke befindet sich die "Ankeruhr". Sie wurde von Professor Franz Matsch angeregt und unter Mitwirkung namhafter Künstler geschaffen. Die Neubau veränderte das Erscheinungsbild des hohen Marktes stark.
Der Zweite Weltkrieg
Am 11.4.1945 versteckten sich die Wiener im Luftschutzkeller der Versicherung vor den niedergehenden Bomben. Russische Truppen stürmten den Keller und trieben die Ängstlichem aus dem Haus. Wenige Tage später ging der Ankerhof in Flammen auf, die Brandstiftung verursachte, dass das Haus innen gänzlich zerstört wurde. Zum 100-jährigen Bestehen der Versicherung, 1958, wurde auch die restaurierte Ankeruhr wieder eröffnet.
Vorgängerhäuser
Im Mittelalter standen hier noch 11 Häuser, später immer noch sechs. Über einige von Ihnen sind noch Informationen erhalten geblieben. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich laufend die Eigentumsverhältnisse geändert, Häuser wurden zusammengezogen und wieder getrennt.
1912 kaufte die Ankerversicherung das Haus und ließ es abreißen.
Haus 514 und 515, 521 (das "Riemerhaus"), 520, 522 und dessen Zuhaus 487
Das erstmals 1352 erwähnte Haus 514 besaß 1463 drei Ölpressen. 1549 wurde es geteilt, damit entstand Haus 515. Das Haus 514 hatte zu dieser Zeit den Hausnamen Zum blauen Gatter". Zu den Besitzern gehörten der Bürgermeister Daniel Fockhy (1688).
Das bereits 1341 urkundlich erwähnte Haus 521 war lange das Zunfthaus der Riemer. Anfang 1800 trug es nach einem Hausschild den Namen "Zum roten Kreuz".
Haus 520 wurde erstmals 1486 erwähnt, und gehörte um 1500 dem Schnitzer Wilhelm Rollinger, dem Schöpfer des Chorgestühls von St. Stephan (es ist 1945 im Feuer des Doms vernichtet worden). 1516 wird es als "Schuelhewslein" erwähnt.
Das Haus 522 aus dem Jahr 1407 (erste Erwähnung) war im Eigentum von Bürgermeister Hanns Scharffenberger, der es 1451 verkaufte. 487 war einst ein Beihaus von Haus 522, beide Gebäude wurden 1853 vom damaligen Besitzer Pietro di Galvagni abgerissen.
Alles diese Häuser kaufte Pietro di Galvagni zwischen 1853 und 1855, ließ sie abreißen und an deren Stelle den Galvagnihof erbauen. Der beauftragte Architekt war Carl Tietz.
Gedenktafel
Ankeruhr
Im Jugendstil wurde die Ankeruhr von Franz Matsch geschaffen. Zu jeder vollen Stunde bewegt sich eine Persönlichkeit aus der Wiener Geschichte über die Brücke. Die hier angebrachte Tafel erklärt:
"Hier auf dem ältesten Platze Wiens, in dessen nächster Nähe sich das Kommandogebäude (Praetorium) des Römerlagers Vindobona befand, ließ die im Jahre 1858 gegründete allgemeine Versicherungs-Aktiengesellschaft DER ANKER in den Jahren 1912-1914 den Ankerhof erbauen - gleichzeitig schufen hervorragende Künstler die Ankeruhr. Sie ist den Wienern gewidmet."
Die Entstehung
Die Verbindung zwischen den beiden Gebäuden der Anker-Versicherung (bzw. der heutigen Helvetia-Versicherung) wurde 1914 in Form einer Brücke gestaltet. Man überließ dabei dem Künstler, wie diese Brücke aussehen sollte. Inspiriert durch das ehemals hier gelegene Römerlager (Verwendung von Sonnenuhren) und dem damaligen Trend mechanischer Uhren gestaltete Matsch die Kunstuhr. Die Brücke überspannt mit 10 Metern den Bauernmarkt, der Mittelbau hat eine Höhe von 7,5 Meter. Das Uhrwerk wurde vom k.u.k. Hof- und Kammeruhrmachers Franz Morawetz, die Kupfertreibarbeiten von Franz Siegel und die Steinmetzelemente von Andrea Francini gefertigt.
Eine Einweihung oder Enthüllung gab es nie, denn am Tag der geplanten Präsentation und dem Einzug der Versicherung in ihr neues Bürogebäude (29.6.1914) wurde der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajevo ermordet.
Darstellungen
Die Figuren, die die Konstruktion tragen, zeigen an der Vorderseite Adam und Eva, auf der Rückseite Engel und Teufel. Der obere Teil zeigt ein Kind mit Schmetterling, es symbolisiert das Leben, und eine Sanduhr, ein Symbol für den Tod.
Die Uhr stellt die Zeit horizontal dar: unter dem Sonnengitter befindet sich eine waagrechte Zeitleiste, deren Skalenstriche jeweils fünf Minuten anzeigen. Die Viertelstunden sind durch Ziffern dargestellt. Der Kreis in der Mitte der Uhr besteht aus einem Mosaik aus Glas, Marmor und Metall, es bedeckt eine Fläche von 16 Quadratmetern. In der Mitte ist das alte Wien-Wappen abgebildet: Zwei Doppeladler und zwei weiße Kreuze auf rotem Hintergrund. Die 12 Wappenschilder symbolisieren die Wissenschaft, die bildende Kunst, Handel, Gewerbe, Essen und Trinken in Wien.
Die vorbeiziehenden Figuren symbolisieren das Verstreichen der Zeit, die Vergänglichkeit weist darauf hin, dass eine rechtzeitige Vorsorge getroffen werden soll, damit wurde auch der Versicherungsschutz symbolisch mit aufgenommen.
Die 12 Persönlichkeiten
Die Figuren laufen elektronisch gesteuert durch die Uhr, gezogen werden sie von einem Kettenlaufwerk. Die Figuren selbst sind aus Kupfer und zwischen 2,6 und 2,8 Meter hoch. Bei genauer Betrachtung entdeckt man, unter dem Kreisausschnitt mit einer Zierdecke verhüllt, den Basilisken.
Jede Persönlichkeit hat auch ihre eigene Melodie, um 12 Uhr sieht man in Musikbegleitung jede der Figuren. Im Advent erklingen zwischen 17 und 18 Uhr Weihnachtslieder.
Stunde | Bild | Persönlichkeit | Bezug zu Wien | Lebenszeit | Musikstück | komponiert | Stunde |
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I (1 bis 2 Uhr) | Kaiser Marc Aurel | Römischer Imperator | 121-180 | Pytische Siegesode des Pindar | um 473 v. Chr. | ||
II (2 - 3 Uhr) | Kaiser Karl der Große | Gründer von Österreich | 724-814 | Das Hildebrandlied | um 800 c. Chr. | ||
III (3 bis 4 Uhr) | Herzog Leopold VI., der Glorr. Theodora von Byzanz, | erlangt für Wien das Stadtrecht | 1176-1230 | Das Nibelungenlied | um 1200 | ||
IV (4 bis 5 Uhr) | Walter von der Vogelweide | bedeutendster Minnesänger am Hofe der Bebenberger | 1170-1230 | Kreuzfahrerlied von W.v.d.Vogelweide | um 1228 | ||
V (5 bis 6 Uhr) | König Rudolf von Habsburg Anna von Hohenberg | erste Habsburger | 1218-1291 | Lied auf Rudolf des Minnesängers "Unverzagt" | um 1280 | ||
VI (6 bis 7 Uhr) | Dombaumeister Buchsbaum | Planer des Nordturms (Stephansdom) | 1390-1454 | Es liegt ein Schloss in Österreich | 15. Jhdt. | ||
VII (7 bis 8 Uhr) | Kaiser Maximilian I., der letzte Ritter | Gründer der Hofkapelle, Förderer der Musik | 1459-1519 | Innsbruck, ich muss dich lassen | um 1500 | ||
VIII (8 bis 9 Uhr) | Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg | regierte bei Bekämpfung der Pest und der Türken | 1627-1683 | O du lieber Augustin | 17. Jhdt. | ||
IX (9 bis 10 Uhr) | Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg | Oberkommandant während der 2. Türkenbelagerung | 1638-1701 | Kriegslied | 17. Jhdt. | ||
X (10 bis 11 Uhr) | Prinz Eugen von Savoyen | Feldherr und Ratgeber des Kaiserhauses, Ließ das Belvedere erbauen | 1663-1736 | Prinz Eugenius der edle Ritter | um 1719 | ||
XI (11 bis 12 Uhr) | Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz I. | Kaiserpaar, das Reformen und Gesetze einführte, die bis heute Gültigkeit haben | 1717-1780 und 1708-1765 | Menuett von Mozart | 1780 | ||
XII (12 bis 1 Uhr) | Joseph Haydn | komponierte die Kaiserhymne | 1732-1809 | Die Himmel erzählen, aus der Schöpfung | 1802 |
Orgelstube
Heute (seit 2005) wird die Musik digital erzeugt, es sind 12 Orgelstücke, die 1978 in einer Kirche - und nach Originalpartituren - aufgenommen wurden. Bevor der 2. Weltkrieg Beschädigungen angerichtet hatte, gab es in der Stube hinter der Uhr eine Orgel. Von hier ertönte die Musik aus 1000 Pfeifen. Das 12-Uhr-Lied (von Haydn) ist übrigens die alte Kaiserhymne.
Die Rück- und die Unterseite der Uhr
Auch auf der Rückseite befindet sich eine Uhr. Sie ist abends beleuchtet, anstelle der Säulen tragen hier vier Figuren in Kindergestalt das Dach. Unterhalb der Uhr ist ein vergoldeter Anker mit der Aufschrift "Der ANKER" angebracht, als Hinweis auf die Versicherung. Die beiden Adler links und rechts davon symbolisieren die Wachsamkeit.
Das Stuckrelief an der Unterseite zeigt den Himmelsglobus mit den 12 Tierkreiszeichen und Sphingen.
Video zur Ankeruhr
Die Stadt Wien hat in der Serie "Wien StadtUNbekannt" 2015 ein kurzes aber interessantes Video zur Ankeruhr und deren Mechanik veröffentlicht[2]
https://www.wien.gv.at/video/726/stadtUNbekannt-Die-Ankeruhr
Wien - Eine Stadt stellt sich vor
Die Ankeruhr trägt das Schild Nummer 79 der Aktion "Wien - Eine Stadt stellt sich vor".[3]
Bild | Sehenswürdigkeit | Text der Tafel |
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79, Ankeruhr | Text noch nicht erfasst |
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Quellen
- ↑ http://www.architektenlexikon.at/de/179.htm
- ↑ : Die Ankeruhr, ein Blick auf die Mechanik: stadtUNbekannt - Die Ankeruhr - wien.at Video: https://www.wien.gv.at/video/726/stadtUNbekannt-Die-Ankeruhr
- ↑ Wiener Tourismusverband: Wien von A-Z. Wien, 2016. S. 24
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