Stephansplatz

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Stephansplatz

Wien 01 Stephansplatz a.jpg

Benennung 1385 (Erstnennung: 1130)
Benannt nach dem Dom St. Stephan
Straßenlänge 440 Meter (Umrundung) [1]
Gehzeit 5,3 Minuten
Vorherige Bezeichnungen keine


Namensgebung und Geschichte

Bereits 1385 scheint erstmals der Name "auf sand Stephannsplacz" für den Platz auf, der sich heute gegenüber dem Riesentor befindet.

Der Platz lag, als der Bau des Doms begann, noch außerhalb des Stadtgebiets und trug damals den Namen "curtiloci, ubi stabula sunt contracta", also Hofstätte, wo Ställe gebaut sind. Erst um 1200, als die Stadt erweitert wurde, bezog man das Areal um den Dom ein. 1222 wird erstmals ein Pfarrhof erwähnt, 1214 das Haus des Pronotars und 1214 das des Kaplans.

Die Kirche war einst von einem Friedhof, dem Stephansfreithof, umgeben, dieser konnte durch Tore betreten werden, die bis ins 15. Jahrhundert bestanden:

  • das Messnertor
  • das Leopolds- oder Schulertor
  • das Stephans- oder Hüttentor
  • das Zinnertor

Raubergäßchen

Der heutige Stephansplatz war einst verbauter als er heute ist. Zwischen den kleinen Häusern, die heute etwa an den Andressen Stephansplatz 2 und Singerstraße 1 lagen, verlief ein kleines Gässlein, das zwischen 1351 und 1355 "Weniggässel" (wie "kleines Gässchen") hieß, ab 1356 tauscht der Name "Rauber Gässlein" bzw. ab 1404 "Raubergässel" auf. Auch Bezeichnungen wie "Gässl, als man zu St. Stephan geht" (1394) oder "Kirchgässel hinter der Schul" (1405) waren dafür in Verzeichnissen zu finden.

Das Gässchen verschwand 1738 als das Churhaus erbaut wurde.

Unterirdischer Stephansplatz

Sie ist nicht gesundheitsgefährdend - die Geruchsbelästigung in der U-Bahn-Station

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Die Station selbst wurde am 17.11.1978 eröffnet und hat 23 Rolltreppen, die täglich von 255.000 Fahrgästen benutzt werden. Damit ist sie – noch vor Karlsplatz und Westbahnhof – die am stärksten frequentierte U-Bahnstation Wiens.

Jedem, der hier im Sommer durchgekommen ist, ist bereits die Geruchsbelästigung aufgefallen, um die sich viele Urban Legends ranken, die Wahrheit ist jedoch simpel. Beim Bau der Station wurde ein Bodenverfestigungsmittel auf organischer Basis in den Boden gespritzt. So sollte verhindert werden, dass der Boden nachgibt und der Stephansdom sich senkt.

Diese Materialien dringen nun mit dem Grundwasser kleinweise durch den Tunnel ein. Dadurch kommt es zu einer chemischen Reaktion, wodurch sich Buttersäure bildet. Diese Säure ist zwar völlig ungefährlich, aber sie sorgt für eine starke Geruchsbelästigung.

Virgilkapelle und Magdalenskapelle (auch Maria-Magdalena-Kapelle)

Magdalenskapellem Bermann 1880

Der graue Umriss im Pflaster des Stephansplatzes zeigt die Grundmauern der Magdalenskirche (die weißen Steine markieren die unterirdische Virgilkapelle).

Die kleine Kirche wurde im 14. Jahrhundert erbaut, sie war eine Stiftungskirche der Schreiberzeche. Sie diente vor allem als Einsegnungs- und Totenkapelle des Friedhofs. In ihr fanden später die Versammlungen der „Bruderschaft der 72 Jünger Christi“ statt, einer Vereinigung angesehener begüterter Wiener Bürger. Die Kirche brannte am 12. September 1781 ab – während einer kirchlichen Feierlichkeit war am Altar Feuer ausgebrochen – sie wurde nicht mehr aufgebaut, weil der Platz zur Erweiterung des Friedhofes benötigt wurde. Dadurch gelangte auch die Unterkirche in Vergessenheit.

Häuser des Platzes

Der Stephansplatz ist – entgegen allen anderen Plätzen in Wien – gegen den Uhrzeigersinn nummeriert.

  • Stephansdom = Stephansplatz 1
  • Stephansplatz 2 -Das Weltkugelhaus, Baldaufsches Haus, Das goldene Männlein, auch: Lažanský-Haus, Der Stephanskeller, Unglücksfall Hauseinsturz
  • Stephansplatz 3/3A - Das Churhaus, die Bürgerschule, die Bauhütte von St. Stephan, auch Steinmetzhüttenhaus, Mittelalterliche Wiener Dombaumeister, die Churhauskapelle, Wohn- und Sterbehaus des Schriftstellers Ludwig Donin, Gedenktafel Anton Maria Schwartz, der Fenstersturz des Johannes Krawarik, der Mord an Leopold Buchinger, Ausgrabungen
  • Stephansplatz 4 - Das Deutschordenshaus, der Deutsche Orden, die Schatzkammer und das Zentralarchiv, der Streit Mozarts mit Graf Colloredo, Sala Terrena, Bibelwerk, Geburtshaus des Dichters Ayrenhoff mit Gedenktafel, Wohn- und Sterbehaus des Numismatikers Ernst von Hartmann-Franzenshuld, Wohnhaus von Johannes Brahms, Haas&Haas, Ausgrabungen
  • Stephansplatz 5 - Domherrenhof, auch Chorherrenhaus, Füchselhof, Trentsenskys Mandelbogen, K+K (Kopie + Klamauk), Ausgrabungen
  • Stephansplatz 6 - Zwettler Hof, Diözesan Museum, Katharinenkapelle, Wohn- und Sterbehaus von Ritter von Smitmer
  • Stephansplatz 7 - Das Erzbischöfliche Palais, Andreaskapelle, das Erzbischöfliches Dom- und Diözesanarchiv, die Legende der Linde zu St. Stephan, Gedenktafeln Melichior Khlesl und Kardinal Franz König, Wohn- und Sterbehaus Alexander (Leander) Ditscheiner, des Fürsterzbischof Franz Ferdinand Rummel und des Fürsterzbischof Kardinal Franz Xaver Nagl, Buchhandlung des Egidius Aquila, Ausgrabungen
  • Stephansplatz 7A - Kennedyhof, Thonethaus, Gedenktafel J.F. Kennedy, die erste Burse, Leonhart Lackner und ein Bierhaus, Buchhandlung und Verlag Alantsee, die Brüder Lucas und Lienhart und Primas von Ungarn, der Arzt Pilhaimer, Geburtshaus Maria Eva Veigel, Wohn- und Sterbehaus des Sängers Ignaz Saal, die Möring
  • Stephansplatz 8/8A - Ehem. Bauernfeindsches Haus, Heute: Kardinal-Innitzer-Hof, erster Arbeitnehmerschutz, Café de l’Europe,Die Alte Feldapotheke „Zum Goldenen Greif“ und der Wacholdersack, Wohn- und Sterbehaus Georg Carabelli
  • Stephansplatz 9 - Hotel-Pension am Stephansplatz, Rothbergers Warenhaus, Apotheke "Zum schwarzen Bären"
  • Stephansplatz 10-11 - Zum goldnenen Löwen, Apotheken und Betrügereien, Josef und Rudolf Arthaber, Rothbergers Warenhaus, Spukgeschichten um das Haus
  • Stephansplatz 12 - Das Haas-Haus, die Onyx Bar und ihr WC, Eduard Haas, die Alte Badestube, das Haus „Zur blauen Flasche“, Kaffeeschank und Speiseanstalt, Zum roten Hahn bzw. Zur goldenen Rose

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode [2] zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Stephansplatz (Tiefgarage) 196907 römisch Im Jahr 1969 kam beim Bau der Ein- und Ausfahrtsrampe für die Tiefgarage neben Knochenresten des 1735 aufgelassenen Friedhofs um St. Stephan ein Mauerrest aus gut gemörtelten Bruchsteinen zu Tage.
Stephansplatz (Tiefgarage) 189004 römisch Im Jahr 1890 wurde in einem Beichtstuhl im Stephansdom eine Herme der Iuno Scaptinae Florae gefunden.
Stephansplatz (Dom) 190328 römisch Im Herbst 1903 wurde ein Baustein mit Inschrift, der im Heidenturm des Stephansdomes unter dem Gewölbe eingemauert ist, entdeckt. Die Inschrift lautet: [l]eg(ionis) XIIII g(eminae) Mar(tiae) vic(tricis) coh(ortis) VI [(centuria)] Lut(atii?) Expect(ati).
Stephansplatz (Dom) 194904 römisch Im Jahr 1949 wurde der römische Grabstein eines Soldaten der 10. Legion, eingemauert in der rechten Wand des Riesentores des Stephansdomes, aufgefunden.
Stephansplatz 1 200915 römisch/Mittelater/Neuzeit Fünf Bohrlöcher im Bereich des Stephansplatzes nördlich des Domes zeigten erwartungsgemäß folgende Schichtabfolge: Unter der neuzeitlichen Oberflächenbefestigung und Störungen befindet sich ein sehr dicht belegter mittelalterlicher Friedhof, gefolgt von der sog. Schwarzen Schicht und römerzeitlichen Planierschichten. Bei einer Sondage im Kellergeschoß der Bauhütte konnten in der untersten Fundamentlage des Nordturms mindestens zwei Grabplatten mit gotischen Minuskel, die in das 14. und 15. Jahrhundert datieren, fregelegt werden.
Stephansplatz 197904 Mittelalter/Neuzeit Im Jahr 1979 wurden im Zuge des U-Bahnbaus Untersuchungen der Domfundamente vorgenommen, dabei stieß man auf mittelalterliche und neuzeitliche Knochen.
Stephansplatz 201625 römisch Zur Prüfung der Bodenverhältnisse ließ die Bauhütte des Stephansdoms im Juli 2016 eine kleine Sondage in der südwestlichen Ecke der Vorhalle des Südturms durchführen. Hierbei zeigte sich das weit vorspringende Fundament der Ostmauer der Vorhalle, welches an dieser Stelle aufbauend auf einer Bruchsteinlage aus wiederverwendeten Werksteinen wie Säulenteile aus dem 13. Jahrhundert besteht.
Stephansplatz 201605 römisch/Mittelalter/Neuzeit m Zuge der neuen Pflasterung des Platzes und angrenzender Straßenmündungsbereiche wurden auch die Einbauten modernisiert. Die regelmäßige Kontrolle der Aufgrabungen erbrachte folgende Befunde: Unter dem rund 1 m starken Platzaufbau fanden sich etwa an der Nordwest-Ecke des Stephansplatzes römerzeitliche Pfostenlöcher und Gruben sowie im Bereich zwischen Nr. 8 und 8A eine Fundamentmauer, die wohl dem 1560 errichteten und 1874 endgültig abgerissenen Bauernfeindschen Haus zugeordnet werden kann. Nördlich des Doms wurden ein Teilskelett und mehrere dislozierte Menschenknochen unbekannter Zeitstellung sowie die Reste von zumindest drei Grabgruben des bis 1732 belegten Stephansfreithofs dokumentiert. Auch die bereits 1973 beim U-Bahn-Bau entdeckte Maria-Magdalena-Kapelle wurde wieder angeschnitten und zwar im Bereich der im 13. Jahrhundert entstandenen Chormauer mit den anschließenden, später entstandenen Anbauten. Hier lag auch das Teilskelett einer Frauenbestattung. Westlich des Doms zeigte sich eine Nord-Süd orientierte Bruchsteinmauer, die Teil der 1792 abgetragenen Häuserzeile war. Zu den jüngsten Befunden zählt ein an mehreren Stellen aufgedeckter Ziegelkanal aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Stephansplatz 197302 römisch/Mittelalter/Neuzeit Im Jahr 1973 kamen beim U-Bahnbau der römische Lagergraben, ein römischer Steinbau, ein Polygonchor, mittelalterliche Häuser und Kellerfundamente, Fundamente des Heiltumstuhls sowie barocke Keller zum Vorschein.
Stephansplatz 9 197003 römisch Um das Jahr 1890 wurde die in Zweitverwendung zu einem Mühlstein umgearbeitete römische Grabstele eines Präfekten der 10. Legion in den Kellern des Hauses gefunden.
Stephansplatz (Nähe Dom) 196907 - Im Jahr 1970 konnten im Zuge der Vorbereitungsarbeiten für den Bau der U-Bahn in einigen Bohrschächten die Schichtenfolge des Bodens um die Kirche wie auch einige baugeschichtliche Details untersucht werden.
Stephansplatz 11 193807 Mittelalter/Neuzeit Im Jahr 1938 wurden die Reste der Keller des Vorgängerbaus gefunden. An Fundmaterial wurden zwei Töpfchen des 11. Jh. geborgen.
Stephansplatz 11 188602 römisch Im Jahr 1886 wurden bei Straßenarbeiten vor der Mündung der Goldschmiedgasse römische Ziegel, die mit hartem Mörtel verbunden waren, und dünne Ziegelplatten gefunden.
Stephansplatz 190531 römisch Im Jahr 1905 wurden "neben St. Stephan" römische Münzen und gegen den Stock-Im-Eisen-Platz eine große Anzahl von Ziegeln gefunden.
Stephansplatz 201518 Mittelalter Im Jahre 2015 wurde die ehemalige Friedhofskapelle von St. Stephan (Virgilkapelle) bauhistorisch untersucht, die auch eine Neuvermessung samt 3D-Scans umfasste.
Stephansplatz 193903 Mittelalter/Neuzeit Im Jahr 1939 wurden bei Grabungen nach einem Wasserrohrbruch die Gewölbe der Magdalenenkapelle entdeckt.
Stephansplatz 190755 Mittelalter Anlässlich der Bodenregulierung des Stephansplatzes stieß man auf die Reste der alten Maria-Magdalena-Kapelle, erbaut 1305/10 und 1781 unmittelbar nach einem Brand abgebrochen
Stephansplatz 193710 Mittelalter/Neuzeit Im Jahr 1937 wurden bei Kanalbauarbeiten Mauerfundamente der Magdalenenkapelle aufgedeckt.



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Quellen