Bauernmarkt 3: Unterschied zwischen den Versionen
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== Das Gebäude - Architektur und Geschichte == | == Das Gebäude "Zum Kühfuß" - Architektur und Geschichte == | ||
[[Datei:Wien-Tuchlauben-10-Direktionsgebäude-(1904).jpg|thumb|Direktionsgebäude der städtischen Kaiser Franz Josefs-Lebens und Rentenversicherung, Bild aus "Österreichs Illustrierter Zeitung", 1904]] | |||
Viktor Siedek, Julius Mayreder und Eugen Geriringer bauten das heute hier stehende Haus 1903, das ab 1911 der Kaiser Franz Josefs-Lebens und Rentenversicherung diente und heute der „Erste Bank“ gehört. | |||
Das Gebäude hat heute einen anderen Grundriss als die Vorgängerbauten (es ist auch deutlich kleiner), da mit der Erbauung gleichzeitig auch ein Durchgang zwischen der Brandstätte, dem Wildpretmarkt und dem Bauernmarkt geschaffen wurde. Die schmale Seite an der Tuchlauben ziert ein Relief oberhalb des zweiten Stocks, man sieht eine bätterumrankte betende Mariendarstellung. | |||
Das Gebäude hat heute einen anderen Grundriss als die Vorgängerbauten (es ist auch deutlich kleiner), da mit der Erbauung gleichzeitig auch ein Durchgang zwischen der Brandstätte, dem Wildpretmarkt und dem Bauernmarkt geschaffen wurde. | |||
== Vorgängerhäuser == | == Vorgängerhäuser == | ||
Auf dem Areal befanden sich einst zwei Häuser. Das eine wurde 1468 erstmals genannt und scheint 1587 als "beim Khüefuß" auf. | |||
=== Die Buchhandlung des Hugo Heller, „Bukum“ === | === Die Buchhandlung des Hugo Heller, „Bukum“ === | ||
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Im Haus Nummer 3 befand sich die Buchhandlung und das Verlagshaus von Hugo Heller (Bukum: Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung), die in Wien nicht nur als Buchhandlung, sondern auch als Veranstaltungsort bekannt war: Der Laden wurde durch einen glasüberdachten Vorraum ergänzt, der sich für Konzerte, literarische Soireen, Vorträge und Ausstellungen anbot. Diese Veranstaltungen übersiedelten später in das Konzerthaus, da der Andrang immer größer wurde. | Im Haus Nummer 3 befand sich die Buchhandlung und das Verlagshaus von Hugo Heller (Bukum: Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung), die in Wien nicht nur als Buchhandlung, sondern auch als Veranstaltungsort bekannt war: Der Laden wurde durch einen glasüberdachten Vorraum ergänzt, der sich für Konzerte, literarische Soireen, Vorträge und Ausstellungen anbot. Diese Veranstaltungen übersiedelten später in das Konzerthaus, da der Andrang immer größer wurde. | ||
Unter den vielen jungen Künstlern, die hier ihre Werke präsentieren durften, war auch Rainer Maria Rilke, der am 8.11.1907 eine Lesung in der Bukum abhielt. Gleich am Beginn der Veranstaltung bekam Rilke starkes Nasenbluten und berichtete am Tag darauf in einem Brief an seine Frau, dass Hugo von Hofmannsthal zu ihm nach hinten gekommen sei und angeboten hätte: „Im Notfall les ich!“ | Unter den vielen jungen Künstlern, die hier ihre Werke präsentieren durften, war auch Rainer Maria Rilke, der am 8.11.1907 eine Lesung in der Bukum abhielt. Gleich am Beginn der Veranstaltung bekam Rilke starkes Nasenbluten und berichtete am Tag darauf in einem Brief an seine Frau, dass Hugo von Hofmannsthal zu ihm nach hinten gekommen sei und angeboten hätte: „Im Notfall les ich!“ <ref>Rainer Maria Rilke: Briefe in zwei Bänden. 1. Band: 1896-1919</ref> | ||
Hugo Heller starb früh (1923) und | Hugo Heller starb früh (1923) und hinterließ seiner Familie einen Konzern, der jedoch bald zerfiel. | ||
Im Herbst 1934 kauften Otto Kretz, Rudolf Neuhaus und Maria Steinitz die Buchhandlung am Bauernmarkt und führten sie bis 1941 weiter. In dieser Zeit wandelte sie sich zu einem zentralen Treffpunkt der Revolutionären Sozialisten und Widerstandskämpfer. Der Wiener Organisationsleiter der RS, Karl Holoubek, der auch Mitglied der Zentralen Fünfergruppe war, erhielt eine Scheinanstellung, damit seine Aktivitäten nicht bei den Nationalsozialisten auffallen. | Im Herbst 1934 kauften Otto Kretz, Rudolf Neuhaus und Maria Steinitz die Buchhandlung am Bauernmarkt und führten sie bis 1941 weiter. In dieser Zeit wandelte sie sich zu einem zentralen Treffpunkt der Revolutionären Sozialisten und Widerstandskämpfer. Der Wiener Organisationsleiter der RS, Karl Holoubek, der auch Mitglied der Zentralen Fünfergruppe war, erhielt eine Scheinanstellung, damit seine Aktivitäten nicht bei den Nationalsozialisten auffallen.<ref>Herbert Exenberger, Antifaschistischer Stadtführer Wien, S.5</ref>, <ref>http://www.dasrotewien.at/illegale-zentren-und-treffpunkte-der-revolutionaeren-sozialisten.html</ref> | ||
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=== Die WC-Anlage === | === Die WC-Anlage === | ||
Das Klo des Café Korb wurde vom Architekten Manfred Wolff-Plottegg neu gestaltet. Man verschwindet hinter gebogenen Wänden, alles erstrahlt - mit indirekter Beleuchtung - | Das Klo des Café Korb wurde vom Architekten Manfred Wolff-Plottegg neu gestaltet. Man verschwindet hinter gebogenen Wänden, alles erstrahlt - mit indirekter Beleuchtung - in weißem Lack, nur der Boden ist knallrot. | ||
== Ausgrabungen == | == Ausgrabungen == | ||
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| 1904 wurden drei Mauerstücke, Estriche und ein Straßenstück gefunden. | | 1904 wurden drei Mauerstücke, Estriche und ein Straßenstück gefunden. | ||
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Version vom 28. Dezember 2018, 09:11 Uhr
Grund-Information | |
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![]() Bauernmarkt 3 | |
Aliasadressen | =Bauernmarkt 3, =Brandstätte 7-9, =Tuchlauben 10, =Kühfußgasse 2 |
Ehem. Konskriptionsnummer | vor 1862: 578, 561 | vor 1821: 617 | vor 1795: 557 |
Baujahr | 1903 |
Architekt | Viktor Siedek, Julius Mayreder und Eugen Geringer |
Das Gebäude "Zum Kühfuß" - Architektur und Geschichte
Viktor Siedek, Julius Mayreder und Eugen Geriringer bauten das heute hier stehende Haus 1903, das ab 1911 der Kaiser Franz Josefs-Lebens und Rentenversicherung diente und heute der „Erste Bank“ gehört.
Das Gebäude hat heute einen anderen Grundriss als die Vorgängerbauten (es ist auch deutlich kleiner), da mit der Erbauung gleichzeitig auch ein Durchgang zwischen der Brandstätte, dem Wildpretmarkt und dem Bauernmarkt geschaffen wurde. Die schmale Seite an der Tuchlauben ziert ein Relief oberhalb des zweiten Stocks, man sieht eine bätterumrankte betende Mariendarstellung.
Vorgängerhäuser
Auf dem Areal befanden sich einst zwei Häuser. Das eine wurde 1468 erstmals genannt und scheint 1587 als "beim Khüefuß" auf.
Die Buchhandlung des Hugo Heller, „Bukum“
Im Haus Nummer 3 befand sich die Buchhandlung und das Verlagshaus von Hugo Heller (Bukum: Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung), die in Wien nicht nur als Buchhandlung, sondern auch als Veranstaltungsort bekannt war: Der Laden wurde durch einen glasüberdachten Vorraum ergänzt, der sich für Konzerte, literarische Soireen, Vorträge und Ausstellungen anbot. Diese Veranstaltungen übersiedelten später in das Konzerthaus, da der Andrang immer größer wurde.
Unter den vielen jungen Künstlern, die hier ihre Werke präsentieren durften, war auch Rainer Maria Rilke, der am 8.11.1907 eine Lesung in der Bukum abhielt. Gleich am Beginn der Veranstaltung bekam Rilke starkes Nasenbluten und berichtete am Tag darauf in einem Brief an seine Frau, dass Hugo von Hofmannsthal zu ihm nach hinten gekommen sei und angeboten hätte: „Im Notfall les ich!“ [1]
Hugo Heller starb früh (1923) und hinterließ seiner Familie einen Konzern, der jedoch bald zerfiel.
Im Herbst 1934 kauften Otto Kretz, Rudolf Neuhaus und Maria Steinitz die Buchhandlung am Bauernmarkt und führten sie bis 1941 weiter. In dieser Zeit wandelte sie sich zu einem zentralen Treffpunkt der Revolutionären Sozialisten und Widerstandskämpfer. Der Wiener Organisationsleiter der RS, Karl Holoubek, der auch Mitglied der Zentralen Fünfergruppe war, erhielt eine Scheinanstellung, damit seine Aktivitäten nicht bei den Nationalsozialisten auffallen.[2], [3]
Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten
1861 wohnte in dem Haus der Dichter Friedrich Hebbel (1813-1863).
Lokale
Café Korb
Kaffeehäuser waren vorerst den Herren vorbehalten, im Korb sah man im 19. Jahrhundert erstmals auch Damen. Damals hatte das Café speziell für die weibliche Gesellschaft ein Limonadenzelt aufgestellt.
Die WC-Anlage
Das Klo des Café Korb wurde vom Architekten Manfred Wolff-Plottegg neu gestaltet. Man verschwindet hinter gebogenen Wänden, alles erstrahlt - mit indirekter Beleuchtung - in weißem Lack, nur der Boden ist knallrot.
Ausgrabungen
Adresse | Ausgrabungscode | zeitliche Lagerung | Beschreibung der Fundstücke |
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Brandstätte 7-9 | 190602 | römisch | Im Jahr 1906 wurden bei Umbauarbeiten die Reste von Gebäuden des römischen Legionslagers aufgedeckt. Es handelt sich um mehrere Räume, die z. T. mit Hypokausten und Estrichböden ausgestattet. |
Brandstätte 7-9 | 190301 | römisch | 1904 wurden drei Mauerstücke, Estriche und ein Straßenstück gefunden. |
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Quellen
- ↑ Rainer Maria Rilke: Briefe in zwei Bänden. 1. Band: 1896-1919
- ↑ Herbert Exenberger, Antifaschistischer Stadtführer Wien, S.5
- ↑ http://www.dasrotewien.at/illegale-zentren-und-treffpunkte-der-revolutionaeren-sozialisten.html