Franz-Josefs-Kai 23: Unterschied zwischen den Versionen
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; <span style="color:#B40404;">Bezirk</span> | |||
: 1., Innere Stadt | |||
; Aliasadressen | |||
: =[[Rotenturmstraße]] 24 | |||
: =[[Franz-Josefs-Kai]] 23 | |||
: =[[Griechengasse]] 1 | |||
; Konskriptionsnummer (Stadt) | |||
: vor 1862: 724, 725 | |||
: vor 1821: 770, 771 | |||
: vor 1795: 682, 681 | |||
; Baujahr | |||
: 1889 | |||
; Architekt | |||
: [[Wilhelm Fraenkel]] | |||
; Frühere Nutzung | |||
: Hotel „Zur goldenen Krone“ → „Hotel Habsburg“ → „Hotel Excelsior“ | |||
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== Ehemaliges Hotel Habsburg – Architektur und Geschichte == | |||
Das Hotel – zunächst „Zur goldenen Krone“, später „Hotel Habsburg“ und „Hotel Excelsior“ – wurde von [[Wilhelm Fraenkel]] errichtet, der auch das [[Hotel Sacher]] plante. <ref>http://www.architektenlexikon.at/de/145.htm</ref> | |||
== | Eine historische Ansicht des Hauses findet man im Geschichte Wiki Wien: <ref>https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Datei:Franz-Josefs-Kai23-31.jpg</ref> | ||
An dieser Stelle befand sich das Rotenturmtor; hier begann auf Anordnung von Kaiser Franz Joseph der Abbruch der Stadtbefestigung. | |||
=== Geschichten & Anekdoten === | |||
; Wo Wien die Mauer fallen ließ | |||
: Direkt vor dem Haus begann am 29. März 1858 die Schleifung der Stadtmauer: Beim Rotenturmtor wurden die ersten Ziegel für den neuen Franz-Josefs-Kai herausgebrochen. Ein zeitgenössisches Foto zeigt den Abrissbeginn. <ref>Franz-Josefs-Kai (Geschichte, Baubeginn 29.3.1858 am Rotenturmtor). https://de.wikipedia.org/wiki/Franz-Josefs-Kai</ref> <ref>Commons: „Das neue Rotenturmtor bei Beginn der Abrissarbeiten“, April 1858. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rotenturmtor_Wien_Abbruch_1858.jpg</ref> | |||
; „Hotel Habsburg“ – Kaffeehalle unter Glas | |||
: Das 1889 errichtete Hotel besaß eine vielbeachtete Kaffeehalle: Der Hof war mit einer reich verzierten Eisen-Glas-Konstruktion überdacht, der Raum (ca. 500 m²) von Galerien umlaufen; es gab separate Lese-, Spiel- und Damenzimmer. <ref>Architektenlexikon (Az W), Eintrag Wilhelm Fraenkel: Abschnitt zu Hotel Habsburg/Kaffeehalle. https://www.architektenlexikon.at/de/145.htm</ref> | |||
; Goldnuancen an der Fassade | |||
: Fraenkels Neorenaissance-Fassade wurde 1891 mit „goldnuancierter Polychromie“ akzentuiert; die Fenster erhielten Stichkappen-Überdachungen, Balkone feine Schmiedegeländer. <ref>Architektenlexikon (Az W), ebd.: „goldnuancierte Polychromie“ und Fassadendetails. https://www.architektenlexikon.at/de/145.htm</ref> | |||
; Von der Adlergasse zum Kai | |||
: Das Eck trug früher die Adresse „Adlergasse 2“. Die kurze Gasse verschwand 1954; ihre altstadtseitigen Häuser wurden den Kai-Nummern 13–23 zugeschlagen. <ref>Schwedenplatz – Abschnitt zur 1954 gestrichenen Adlergasse. https://de.wikipedia.org/wiki/Schwedenplatz</ref> | |||
; Prominente Bewohnerin – und eine Tafel | |||
: Die Kabarettistin Stella Kadmon wohnte hier 1974–1989; seit 1990 erinnert eine Gedenktafel am Haus an sie.<ref>Wien Geschichte Wiki: „Gedenktafel Stella Kadmon“ (1., Franz-Josefs-Kai 23). https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gedenktafel_Stella_Kadmon</ref> <ref>Commons: Gedenktafel Stella Kadmon (Franz-Josefs-Kai 23). https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wien01_Franz-Josefs-Kai023_2018-01-13_GuentherZ_GD_Kadmon_0132.jpg</ref> | |||
; Das Haus im Bild – Stauda & „Wiener Bauten-Album“ | |||
: Vom Hotel Habsburg existieren frühe Aufnahmen, u. a. von August Stauda (um 1895–1910) sowie ein Blatt aus dem „Wiener Bauten-Album“ (Beilage zur Wiener Bauindustrie-Zeitung). <ref>Wien Museum Online: „1., Rotenturmstraße 24 / Franz-Josefs-Kai 23 – Hotel Habsburg“ (Stauda). https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/43699-1-rotenturmstrasse-24-franz-josefs-kai-23-griechengasse-1-hotel-habsburg/</ref> <ref>Wien Museum Online: „Hotel Habsburg“ – Wiener Bauten-Album, Blatt Nr. 91. https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/139424-1-rotenturmstrasse-24-franz-josefs-kai-23-ehem-adlergasse-2-hotel-habsburg-wiener-bauten-album-blatt-nr-91-beilage-zur-wiener-bauindustrie-zeitung/</ref> | |||
== Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten == | |||
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<strong>Name der Persönlichkeit:</strong> [[Stella Kadmon]]<br /> | |||
<strong>Wohnort:</strong> Franz-Josefs-Kai 23<br /> | |||
<strong>Beruf:</strong> Kabarettistin | |||
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[[Stella Kadmon]] (* 16. Juli 1902 in Wien; † 12. Oktober 1989 in Wien) trat als Kabarettistin in der Zwischenkriegszeit erfolgreich mit Chansons von Fritz Grünbaum auf. Schon 1931 eröffnete sie im Café Prückl ihre eigene Kleinkunstbühne, die sie (als Jüdin) 1938 schließen musste, sie flüchtete damals über Belgrad und Griechenland nach Palästina. 1947 kehrte sie nach Wien zurück und gründete im April 1948 das „Theater der Courage“. | |||
Der [[Stella-Kadmon-Weg]] im 10. Bezirk ist seit | Der [[Stella-Kadmon-Weg]] im 10. Bezirk ist seit 2003 nach ihr benannt. | ||
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Seit der Ansiedlung eines Eissalons ist die Gedenktafel verglast und durch die Eiskarte teilweise verdeckt. | |||
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[[Datei:Wien01 Franz-Josefs-Kai023 2018-01-13 GuentherZ GD Kadmon 0132.jpg|300px|rahmenlos|alt=Gedenktafel Stella Kadmon]] | |||
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In diesem Haus wohnte von 1974 – 1989<br /> | |||
Prof. Stella Kadmon<br /> | Prof. Stella Kadmon<br /> | ||
Direktorin und Gründerin (1947) des | Direktorin und Gründerin (1947) <br /> | ||
des „Theater der Courage“<br /> | |||
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== Das Rotenturmtor == | == Das Rotenturmtor == | ||
Der erste "Rote Turm" ist bereits 1288 nachgewiesen. Es handelte sich bei ihm um ein schlankes hohes Gebäude, das mit einem rotleuchtenden Dach eingedeckt war. Der Turm selbst war rot weiß eingefärbt. Der erste Blick auf den Turm findet sich im "[[Babenbergerstammbaum]]" aus dem Jahr 1490, daneben ist schon ein Tor zu sehen. Man konnte durch dieses Tor über eine Schlagbrücke in die Leopoldstadt (damals noch eine Insel) gelangen. Heute verbindet an deren Stelle die Schwedenbrücke den Laurenzerberg mit der Taborstraße. | Der erste "Rote Turm" ist bereits 1288 nachgewiesen. Es handelte sich bei ihm um ein schlankes hohes Gebäude, das mit einem rotleuchtenden Dach eingedeckt war. Der Turm selbst war rot weiß eingefärbt. Der erste Blick auf den Turm findet sich im "[[Babenbergerstammbaum]]" aus dem Jahr 1490, daneben ist schon ein Tor zu sehen. Man konnte durch dieses Tor über eine Schlagbrücke in die Leopoldstadt (damals noch eine Insel) gelangen. Heute verbindet an deren Stelle die Schwedenbrücke den Laurenzerberg mit der Taborstraße. | ||
1511 wurde auf Auftrag von Maximilian I. ein neues Tor beim Roten Turm erbaut - das alte Tor war bei der Belagerung durch Matthias Corvinus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es galt bis zu seiner Abtragung im Jahr 1776 als Wahrzeichen Wiens, da seine markante Gestalt - ein schmales Haus mit Tor - der Stadtummauerung ein markantes Aussehen gab. Laut Realis erhielt der Turm seinen Namen nicht etwa von seiner Färbung - vielmehr entstand seine Bezeichnung durch eine Verballhornung des Wortes "Rotten": Hier rotteten sich die "Bürger-Rotten" oder Kompanien zusammen. | 1511 wurde auf Auftrag von Maximilian I. ein neues Tor beim Roten Turm erbaut - das alte Tor war bei der Belagerung durch Matthias Corvinus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es galt bis zu seiner Abtragung im Jahr 1776 als Wahrzeichen Wiens, da seine markante Gestalt - ein schmales Haus mit Tor - der Stadtummauerung ein markantes Aussehen gab. Laut Realis erhielt der Turm seinen Namen nicht etwa von seiner Färbung - vielmehr entstand seine Bezeichnung durch eine Verballhornung des Wortes "Rotten": Hier rotteten sich die "Bürger-Rotten" oder Kompanien zusammen. | ||
<gallery mode="packed-hover" widths = 300px heights = 200px perrow = 2 caption = "Alte Ansichten"> | |||
File:Rotenturmtor 1490.jpg||Das Rotenturmtor aus Sicht des Jahres 1490 | |||
BERMANN(1880) p0654 Das Rotheturmthor.jpg|Das Tor nach Bermann, 1880 | |||
Datei:Rotenturmtor Stadtseite.jpg|Das neue Rotenturmtor, Stadtseite | |||
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Vom 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert fand sich im Inneren des Torbogens, hoch oben, eine (anfangs echte, später hölzerne) Speckseite. Daneben war lateinisch Inschrift und deren Übersetzung angebracht (hier nur die deutsche Version): | Vom 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert fand sich im Inneren des Torbogens, hoch oben, eine (anfangs echte, später hölzerne) Speckseite. Daneben war lateinisch Inschrift und deren Übersetzung angebracht (hier nur die deutsche Version): | ||
Welche Frau ihren Mann oft raufft und schlägt,<br /> | Welche Frau ihren Mann oft raufft und schlägt,<br /> | ||
und ihn mit solcher kalten Laugen zwächt,<br /> | und ihn mit solcher kalten Laugen zwächt,<br /> | ||
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Natürlich gelang das keinem, den "Packen" - nämlich die Speckseite - herunter zu holen, wie nachfolgende Legende berichtet: | Natürlich gelang das keinem, den "Packen" - nämlich die Speckseite - herunter zu holen, wie nachfolgende Legende berichtet: | ||
=== Sage: Das Rote Tor und die Speckschwarte === | |||
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<div style="background:#800000; color:#ffffff; padding:.4rem .6rem; border-radius:.35rem; margin:-.75rem -.75rem .6rem -.75rem;"> | |||
Die Sage | |||
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Man hängte einst eine Speckseite an den Turm und ließ verlautbaren, dass sie dem gehöre, der in seinem Haus nicht unter dem Pantoffel stand und sie herunterholen konnte. Nun, es waren gar nicht viele, die es probierten - als schließlich ein Schuster daherkam und meinte, er sei ganz sicher der Herr im eigenen Haus. Er zog sich den Rock aus und machte sich daran, am Turm empor zu klettern. Doch plötzlich besann er sich und gab sein Ansinnen auf. "Meine Frau wird mir böse sein, wenn ich mir die Hose schmutzig mache", erklärte er, bevor er wieder in der Menge verschwand. | [[Datei:1609-Wien-col-Roter Turm alleine.jpg|280px|center]] | ||
<ref>A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 47 f. </ref> | </div> | ||
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Man hängte einst eine Speckseite an den Turm und ließ verlautbaren, dass sie dem gehöre, der in seinem Haus nicht unter dem Pantoffel stand und sie herunterholen konnte. Nun, es waren gar nicht viele, die es probierten - als schließlich ein Schuster daherkam und meinte, er sei ganz sicher der Herr im eigenen Haus. Er zog sich den Rock aus und machte sich daran, am Turm empor zu klettern. Doch plötzlich besann er sich und gab sein Ansinnen auf. "Meine Frau wird mir böse sein, wenn ich mir die Hose schmutzig mache", erklärte er, bevor er wieder in der Menge verschwand. <ref>A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 47 f. </ref> | |||
Die Legende wurde von Johann Nepomuk Vogl auch in ein Gedicht verwandelt: [[Die Speckseite unter dem roten Turme in Wien]]. | Die Legende wurde von Johann Nepomuk Vogl auch in ein Gedicht verwandelt: [[Die Speckseite unter dem roten Turme in Wien]]. | ||
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Ab 1662 entstand die neue Festungsanlage; etwas flussabwärts wurde ein neues Tor gleichen Namens errichtet. 1858 wurde das Tor – als erstes Teilstück – im Zuge der Schleifung abgetragen. | |||
== Das Tor aus Sicht des Jahres 1842 == | == Das Tor aus Sicht des Jahres 1842 == | ||
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<div style="letter-spacing: 2px; text-transform: uppercase">Stadtspaziergang</div> | |||
<div class="display-5" style="text-transform: uppercase; letter-spacing: 2px">Etappe 8 – Vom Donaukanal zum Rotenturmtor</div> | |||
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[[Datei:Teil 8 Rotenturmtor.jpg|thumb|left|Standort an der ehemaligen Stadtmauer, Etappe 8]] | |||
[[Datei:Bastei über Donaukanal.jpg|thumb|Blick vom Donaukanal]] | |||
Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so: | Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so: | ||
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<div style="font-weight:700; color:#800000; margin-bottom:.5rem;">Navigation</div> | |||
→ weiter zu [[Rotenturmstraße 25]] | [[Franz-Josefs-Kai 25]] | [[Griechengasse 2]]<br /> | |||
← zurück zu [[Rotenturmstraße]] | [[Franz-Josefs-Kai]] | [[Griechengasse]] | [[Straßen des 1. Bezirks]] | [[Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute]] (Hauptseite) | |||
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== Quellen == | |||
<references /> | |||
[[Kategorie:Gebäude]] | [[Kategorie:Gebäude]] | ||
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[[Kategorie:1. Bezirk - Wohn- und Sterbehäuser]] | [[Kategorie:1. Bezirk - Wohn- und Sterbehäuser]] | ||
[[Kategorie:Stadtspaziergänge]] | [[Kategorie:Stadtspaziergänge]] | ||
Aktuelle Version vom 13. September 2025, 13:53 Uhr
- Bezirk
- 1., Innere Stadt
- Aliasadressen
- =Rotenturmstraße 24
- =Franz-Josefs-Kai 23
- =Griechengasse 1
- Konskriptionsnummer (Stadt)
- vor 1862: 724, 725
- vor 1821: 770, 771
- vor 1795: 682, 681
- Baujahr
- 1889
- Architekt
- Wilhelm Fraenkel
- Frühere Nutzung
- Hotel „Zur goldenen Krone“ → „Hotel Habsburg“ → „Hotel Excelsior“
Ehemaliges Hotel Habsburg – Architektur und Geschichte
Das Hotel – zunächst „Zur goldenen Krone“, später „Hotel Habsburg“ und „Hotel Excelsior“ – wurde von Wilhelm Fraenkel errichtet, der auch das Hotel Sacher plante. [1]
Eine historische Ansicht des Hauses findet man im Geschichte Wiki Wien: [2]
An dieser Stelle befand sich das Rotenturmtor; hier begann auf Anordnung von Kaiser Franz Joseph der Abbruch der Stadtbefestigung.
Geschichten & Anekdoten
- Wo Wien die Mauer fallen ließ
- Direkt vor dem Haus begann am 29. März 1858 die Schleifung der Stadtmauer: Beim Rotenturmtor wurden die ersten Ziegel für den neuen Franz-Josefs-Kai herausgebrochen. Ein zeitgenössisches Foto zeigt den Abrissbeginn. [3] [4]
- „Hotel Habsburg“ – Kaffeehalle unter Glas
- Das 1889 errichtete Hotel besaß eine vielbeachtete Kaffeehalle: Der Hof war mit einer reich verzierten Eisen-Glas-Konstruktion überdacht, der Raum (ca. 500 m²) von Galerien umlaufen; es gab separate Lese-, Spiel- und Damenzimmer. [5]
- Goldnuancen an der Fassade
- Fraenkels Neorenaissance-Fassade wurde 1891 mit „goldnuancierter Polychromie“ akzentuiert; die Fenster erhielten Stichkappen-Überdachungen, Balkone feine Schmiedegeländer. [6]
- Von der Adlergasse zum Kai
- Das Eck trug früher die Adresse „Adlergasse 2“. Die kurze Gasse verschwand 1954; ihre altstadtseitigen Häuser wurden den Kai-Nummern 13–23 zugeschlagen. [7]
- Prominente Bewohnerin – und eine Tafel
- Die Kabarettistin Stella Kadmon wohnte hier 1974–1989; seit 1990 erinnert eine Gedenktafel am Haus an sie.[8] [9]
- Das Haus im Bild – Stauda & „Wiener Bauten-Album“
- Vom Hotel Habsburg existieren frühe Aufnahmen, u. a. von August Stauda (um 1895–1910) sowie ein Blatt aus dem „Wiener Bauten-Album“ (Beilage zur Wiener Bauindustrie-Zeitung). [10] [11]
Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten
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Name der Persönlichkeit: Stella Kadmon |
Stella Kadmon (* 16. Juli 1902 in Wien; † 12. Oktober 1989 in Wien) trat als Kabarettistin in der Zwischenkriegszeit erfolgreich mit Chansons von Fritz Grünbaum auf. Schon 1931 eröffnete sie im Café Prückl ihre eigene Kleinkunstbühne, die sie (als Jüdin) 1938 schließen musste, sie flüchtete damals über Belgrad und Griechenland nach Palästina. 1947 kehrte sie nach Wien zurück und gründete im April 1948 das „Theater der Courage“.
Der Stella-Kadmon-Weg im 10. Bezirk ist seit 2003 nach ihr benannt.
Seit der Ansiedlung eines Eissalons ist die Gedenktafel verglast und durch die Eiskarte teilweise verdeckt.
In diesem Haus wohnte von 1974 – 1989
Prof. Stella Kadmon
Direktorin und Gründerin (1947)
des „Theater der Courage“
Das Rotenturmtor
Der erste "Rote Turm" ist bereits 1288 nachgewiesen. Es handelte sich bei ihm um ein schlankes hohes Gebäude, das mit einem rotleuchtenden Dach eingedeckt war. Der Turm selbst war rot weiß eingefärbt. Der erste Blick auf den Turm findet sich im "Babenbergerstammbaum" aus dem Jahr 1490, daneben ist schon ein Tor zu sehen. Man konnte durch dieses Tor über eine Schlagbrücke in die Leopoldstadt (damals noch eine Insel) gelangen. Heute verbindet an deren Stelle die Schwedenbrücke den Laurenzerberg mit der Taborstraße.
1511 wurde auf Auftrag von Maximilian I. ein neues Tor beim Roten Turm erbaut - das alte Tor war bei der Belagerung durch Matthias Corvinus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es galt bis zu seiner Abtragung im Jahr 1776 als Wahrzeichen Wiens, da seine markante Gestalt - ein schmales Haus mit Tor - der Stadtummauerung ein markantes Aussehen gab. Laut Realis erhielt der Turm seinen Namen nicht etwa von seiner Färbung - vielmehr entstand seine Bezeichnung durch eine Verballhornung des Wortes "Rotten": Hier rotteten sich die "Bürger-Rotten" oder Kompanien zusammen.
- Alte Ansichten
Vom 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert fand sich im Inneren des Torbogens, hoch oben, eine (anfangs echte, später hölzerne) Speckseite. Daneben war lateinisch Inschrift und deren Übersetzung angebracht (hier nur die deutsche Version):
Welche Frau ihren Mann oft raufft und schlägt,
und ihn mit solcher kalten Laugen zwächt,
Der soll den Packen lassen henken,
Ihr ist ein anderer Kirch-Tag zu schenken.
Welcher kompt durch diese Pforten,
Dem rath ich mit getreuen Worten,
Dass er hält Fried in dieser Stadt,
Oder er macht sich selbst Unrath,
Dass ihn zween Knechte zum Richter weisen,
Und ihn schlagen in Stock und Eisen.
[12]
Natürlich gelang das keinem, den "Packen" - nämlich die Speckseite - herunter zu holen, wie nachfolgende Legende berichtet:
Sage: Das Rote Tor und die Speckschwarte
Die Sage
Man hängte einst eine Speckseite an den Turm und ließ verlautbaren, dass sie dem gehöre, der in seinem Haus nicht unter dem Pantoffel stand und sie herunterholen konnte. Nun, es waren gar nicht viele, die es probierten - als schließlich ein Schuster daherkam und meinte, er sei ganz sicher der Herr im eigenen Haus. Er zog sich den Rock aus und machte sich daran, am Turm empor zu klettern. Doch plötzlich besann er sich und gab sein Ansinnen auf. "Meine Frau wird mir böse sein, wenn ich mir die Hose schmutzig mache", erklärte er, bevor er wieder in der Menge verschwand. [13]
Die Legende wurde von Johann Nepomuk Vogl auch in ein Gedicht verwandelt: Die Speckseite unter dem roten Turme in Wien.
Ab 1662 entstand die neue Festungsanlage; etwas flussabwärts wurde ein neues Tor gleichen Namens errichtet. 1858 wurde das Tor – als erstes Teilstück – im Zuge der Schleifung abgetragen.
Das Tor aus Sicht des Jahres 1842
Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:
Auf dem nächstfolgenden Ravelin erblickt man den Donaukanal. Es ist ein malerischer Standpunkt: Links hat man das Kahlengebirge, rechts die Bäume des Praters zum Hintergrunde, vor sich am anderen Ufer die Leopoldstadt; die Ferdinandbrücke führt vom Rotenturm-Tore hinüber. Von ihr führt die Taborstraße gerade fort (nördlich) zum Tabor, der Linie gegen Mähren und Böhmen, rechts aber sieht man zum Teil in die Jägerzeile hinein, durch welche die berühmte Praterfahrt geht. Der Donau abwärts sind die Fischerkähne, weiterhin landen die Getreideschiffe und man sieht die großen Kornspeicher. Unterhalb diesem steht die Franzensbrücke. Die Bastei wird weiterhin am niedrigsten. Die Vorstadt diesseits heißt unter den Weißgerbern und Erdberg. Ehe man zum Rotenturm-Tore kommt sieht man in der Stadt die stark ansteigende Laurenzergasse hinauf, deren linke Seite von einem großen Gebäude (Lorenzerhof) gebildet wird, in welchem die Staatsbuchhaltungen und noch mehr andere Büros sich befinden. [14]
Die "Ferdinandbrücke" ist heute als Schwedenbrücke bekannt, sie wurde bereits 1368 als "Schlagprukhen" erwähnt, und verband die Stadt mit dem heutigen 2. Bezirk. Die "Jägerzeile" ist die heutige Praterstraße, die tatsächlich noch - über den Praterstern - bis in den Prater führt. Im "Lorenzerhof" befindet sich heute das Hauptpostamt (Fleischmarkt 19), ehemals waren hier Laurenzerinnen wohltätig.
Folge dem Stadtspaziergang 2 - Teil 9: Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute
→ weiter zu Rotenturmstraße 25 | Franz-Josefs-Kai 25 | Griechengasse 2
← zurück zu Rotenturmstraße | Franz-Josefs-Kai | Griechengasse | Straßen des 1. Bezirks | Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute (Hauptseite)
Quellen
- ↑ http://www.architektenlexikon.at/de/145.htm
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Datei:Franz-Josefs-Kai23-31.jpg
- ↑ Franz-Josefs-Kai (Geschichte, Baubeginn 29.3.1858 am Rotenturmtor). https://de.wikipedia.org/wiki/Franz-Josefs-Kai
- ↑ Commons: „Das neue Rotenturmtor bei Beginn der Abrissarbeiten“, April 1858. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rotenturmtor_Wien_Abbruch_1858.jpg
- ↑ Architektenlexikon (Az W), Eintrag Wilhelm Fraenkel: Abschnitt zu Hotel Habsburg/Kaffeehalle. https://www.architektenlexikon.at/de/145.htm
- ↑ Architektenlexikon (Az W), ebd.: „goldnuancierte Polychromie“ und Fassadendetails. https://www.architektenlexikon.at/de/145.htm
- ↑ Schwedenplatz – Abschnitt zur 1954 gestrichenen Adlergasse. https://de.wikipedia.org/wiki/Schwedenplatz
- ↑ Wien Geschichte Wiki: „Gedenktafel Stella Kadmon“ (1., Franz-Josefs-Kai 23). https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Gedenktafel_Stella_Kadmon
- ↑ Commons: Gedenktafel Stella Kadmon (Franz-Josefs-Kai 23). https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wien01_Franz-Josefs-Kai023_2018-01-13_GuentherZ_GD_Kadmon_0132.jpg
- ↑ Wien Museum Online: „1., Rotenturmstraße 24 / Franz-Josefs-Kai 23 – Hotel Habsburg“ (Stauda). https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/43699-1-rotenturmstrasse-24-franz-josefs-kai-23-griechengasse-1-hotel-habsburg/
- ↑ Wien Museum Online: „Hotel Habsburg“ – Wiener Bauten-Album, Blatt Nr. 91. https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/139424-1-rotenturmstrasse-24-franz-josefs-kai-23-ehem-adlergasse-2-hotel-habsburg-wiener-bauten-album-blatt-nr-91-beilage-zur-wiener-bauindustrie-zeitung/
- ↑ A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 49
- ↑ A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 47 f.
- ↑ Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13














