Am Hof: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Namensgebung und Geschichte ===
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| <span style="color:#B40404;">Bezirk</span>
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| Benennung
| 1155
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| Benannt nach
| Babenberger Burg
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| Straßenlänge in Metern
| 319,95 (Umrundung)
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| Gehzeit in Minuten
| 3,85
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| Vorherige Bezeichnungen
| -
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„Am Hof“ ist einer der ältesten Plätze Wiens. Hier war schon ein Teil des römischen Vindobonas (bei Grabungen wurden Nachweise für Werkstätten und Kasernen gefunden) – und der Standort der ersten Residenz der Babenberger. Heinrich Jasomirgott hat 1155 hier seinen Palast errichten lassen, und Kaiser Barbarossa empfangen, als dieser auf dem Weg zum dritten Kreuzzug war.


Auch die Minnesänger Reinmar von Hagenau und Walther von der Vogelweide (1200) waren hier zu Gast, regelmäßig fanden hier Minnesang-Wettbewerbe statt. Walther von der Vogelweide verewigte den Hof in seinem Lied: „''Das ist der wunnigliche Hof ze Vienne''“.  
== Namensgebung und Geschichte ==
[[File:Herzogsburg Am Hof.jpg|thumb|Babenberger Hof]]
„Am Hof“ ist einer der ältesten Plätze Wiens. Hier war schon ein Teil des römischen Vindobonas (bei Grabungen wurden Nachweise für Werkstätten und Kasernen gefunden) – und der Standort der ersten Residenz der Babenberger. Heinrich Jasomirgott hat 1155 hier seinen Palast errichten lassen und Kaiser Barbarossa empfangen, als dieser auf dem Weg zum dritten Kreuzzug war.  


Eingegrenzt war der Hof durch die römischen Stadtmauern und das Tor zur Juden-stadt. Ab 1280 übersiedelte der Hofstaat in die Hofburg – danach wurde das Gelände als Marktplatz für den Verkauf von Fisch und Krebsen verwendet. Ab 1418 wurden auch andere Waren, wie Obst Gemüse und Bäckereien verkauft.   
Auch die Minnesänger [[Reinmar von Hagenau]] und [[Walther von der Vogelweide]] (1200) waren hier zu Gast, regelmäßig fanden hier Minnesang-Wettbewerbe statt.<ref>Felix Czeike: Wiener Bezirkskulturführer: I, Innere Stadt, 2. Auflage, Jugend und Volk, Wien, 1985, S. 4</ref> Walther von der Vogelweide verewigte den Hof in seinem Lied: „''Das ist der wunnigliche Hof ze Vienne''“.
 
Eingegrenzt war der Hof durch die römischen Stadtmauern und das Tor zur Judenstadt. Ab 1280 übersiedelte der Hofstaat in die Hofburg – danach wurde das Gelände als Marktplatz für den Verkauf von Fisch und Krebsen verwendet. Ab 1418 wurden auch andere Waren, wie Obst Gemüse und Bäckereien verkauft.   


Einen Teil erhielten die Karmeliter, die um 1400 die Klosterkirche erbauen ließen (und dann 1554 den Karmelitern übergaben).
Einen Teil erhielten die Karmeliter, die um 1400 die Klosterkirche erbauen ließen (und dann 1554 den Karmelitern übergaben).


1463 wurde hier der Bürgermeister der Stadt Wien hingerichtet – und auch Graf Hardegg wurde hier geköpft, weil er die Festung Raab kampflos den Türken überlas-sen hatte. (Die Grafen von Hardegg waren Protestanten und dürften Intrigen zum Opfer gefallen sein).
== Verwendung des Platzes ==
 
Der geschichtsträchtige Platz war nicht nur der Kaiserhof, er wurde auch als Hinrichtungsstätte, Marktplatz und Filmschauplatz genutzt.
 
=== Hinrichtungsstätte ===
1463 wurde hier der Bürgermeister der Stadt Wien hingerichtet – und auch Graf Hardegg wurde am 15.6.1595 hier geköpft, weil er die Festung Raab kampflos den Türken überlassen hatte. (Die Grafen von Hardegg waren Protestanten und dürften Intrigen zum Opfer gefallen sein).
[[File:Hardeggs Hinrichtung Am Hof.png|thumb|center|300px|Hinrichtung des Grafen Ferdinand Hardegg Am Hof]]
 
=== Graf Baillet von Latour und das Gaskandellaber ===
 
Bis Ende 1848 standen hier 2 riesige Gaskandelaber – an einem von beiden wurde Graf Latour gehängt. Danach wurden beide Lampen entfernt und durch die heutigen ersetzt.
 
Theodor Graf Baillet von Latour trat 1787 bereits mit sieben Jahren in die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt ein, und wurde sehr früh mit Generalstabsaufgaben betraut. Er nahm an zahlreichen Schlachten teil, wie in den Befreiungskriegen 1797, in der Schlacht von Marengo und der Schlacht von Ulm, wo er in Gefangenschaft geriet, bis er 1848 als Kriegsminister in der konstitutionellen Regierung von Österreich ein Amt bekam.
 
In dieser Funktion wollte Latour zur Unterstützung des kroatischen Adligen Joseph Jellacic ein Wiener Bataillon entsenden, dass aufständische Ungarn bekämpfen sollte. Aufrührerische Teile der Wiener Bevölkerung versuchten das zu verhindern und stürmten das k.u.k Kriegsministerium Am Hof. Latour wurde gelyncht und an einem Gaskandellaber gehängt.
 
Das Wort „laternisieren“ wurde (angeblich wegen diesem Vorfall) zum geflügelten Ausdruck in Wien, sich für die Ausnutzung staatlicher Autorität zu rächen, in dem man diese Vorgangsweise auch Anderen androhte.
[[Datei:Graf Baillet von Larour.png|thumb|Graf Baillet von Latour]]
Der Anschlag vom 6.10.1848 führte zur Abreise des Kaiserlichen Hofes aus Wien und stellt den Beginn des Wiener Oktober-Aufstandes dar.
 
Auch dem Laternenpfad erging es nicht gut. Er wurde – nachdem Latour sieben Stunden darauf hing – ebenfalls zum Tode verurteilt: Aus dem Laternenanzünder-Postenbuch der englischen Gasgesellschaft ist folgendes handschriftliches Zitat erhalten:
 
„''Der vor dem Hofkriegsrätlichen Gebäude aufgestellt gewesene Candelaber wurde wegen der am 6.Oktobier 1848 vom Grafen Baillet de Latour, k.k. Feldzeugmeister und Kriegsminister, verübten schändlichen That am 1. November 1848 vom k. k. Militär vernichtet''“.  


Bis Ende 1848 standen hier 2 riesige Gaskandelaber – an einem von beiden wurde [[Graf Latour]] gehängt. Danach wurden beide Lampen entfernt und durch die heutigen ersetzt.
=== Filmschauplatz ===


Der Hof kam auch im Film der Dritte Mann vor – die Litfaßsäule ist der Eingang zur Wiener Kanalisation. (In Wahrheit stieg das Filmteam über die Öffnung bei der Secession ein – es gab auch nur einen Drehort – nämlich in der Sammelkammer nahe dem Naschmarkt)  
Der Hof kam auch im Film der Dritte Mann vor – die Litfaßsäule ist der Eingang zur Wiener Kanalisation. (In Wahrheit stieg das Filmteam über die Öffnung bei der Secession ein – es gab auch nur einen Drehort – nämlich in der Sammelkammer nahe dem Naschmarkt)  


=== Markttreiben Am Hof ===
=== Markttreiben Am Hof ===
 
[[Datei:Am Hof, Dankfest zur Abwendung der Pest.png|thumb|Dankfest zur Abwendung der Pest, abgehalten Am Hof]]
Im 14. Jahrhundert wurde der Platz als Seefisch- und Krebsmarkt genutzt. Das städtische Rentenbuch aus dem Jahr 1418 schrieb sogar vor, dass Seefisch nur mehr hier verkauft werden dürfe – und nicht, wie bisher, Am Hohen Markt (dem Fischmarkt). Auch Obst, Gemüse und Backwaren wurden hier angeboten.
Im 14. Jahrhundert wurde der Platz als Seefisch- und Krebsmarkt genutzt. Das städtische Rentenbuch aus dem Jahr 1418 schrieb sogar vor, dass Seefisch nur mehr hier verkauft werden dürfe – und nicht, wie bisher, Am Hohen Markt (dem Fischmarkt). Auch Obst, Gemüse und Backwaren wurden hier angeboten.


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Zwischen 1842 und 1918 befand sich am Hof ein beliebter Christkindelmarkt, seit einigen Jahren ist dieser Markt wieder aufgelebt.  
Zwischen 1842 und 1918 befand sich am Hof ein beliebter Christkindelmarkt, seit einigen Jahren ist dieser Markt wieder aufgelebt.  


1973 entstand hier der Flohmarkt, der 1977 aus Platzgründen auf den Naschmarkt übersiedelt ist. Freitag und Samstag wird zwischen März und November ein Kunst und Antiquitätenmarkt abgehalten  
1973 entstand hier der Flohmarkt, der 1977 aus Platzgründen auf den Naschmarkt übersiedelt ist. Freitag und Samstag wird zwischen März und November ein Kunst und Antiquitätenmarkt abgehalten.
 
=== Freudentempel mit Weinbrunnen ===
 
Der damals größte Platz des Alten Wien wurde für Feste aller Art genutzt. So wurde am 13. April 1741, als der Sohn Maria Theresias, Joseph II., geboren wurde, hier ein großes Scheingerüst, ein Freudentempel und ein Brunnen errichtet. Die Fassade des Freudentempels wurde von Hofkammeramtsmaler Martin van Meytens gestaltet. <ref>https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Freudentempel_(1,_Am_Hof)</ref>
 
Aus dem Brunnen soll zu Ehren des neugeborenen Kaisers den ganzen Tag roter und weißer Wein geflossen sein.Dargestellt wurde hier der Kriegsgott Mars, der einen Drachen besiegt - aus seinem Maul ergoss sich der Wein. Er war von Figuren umringt, die die Gerechtigkeit und die Wissenschaft darstellten.
 
Eine hier angebrachte Inschrift drückte die Freude aus:
: Hoc posuit Templum grato cum cive Senatus.
: Dum nova lux, ortu Principis Urbe micat.
: Crescite Virtutes, Scelus exturbetur in umbras.
: Aurea qui revehat secula, natus adest.
: Gratia sit Patri nec non tibi Regina mater,
: Quae paris Austriacis gaudia tanta plagis.
 
Übersetzung:
: Diesen Tempel errichtete mit der dankbaren Bürgerschaft
: der Stadtrat während ein neues Licht
: durch herrscherliche Geburt über der Stadt leuchtete.
: Wachset ihr Tugenden, das Verbrechen möge zu den Schatten vertrieben werden.
: Der ist geboren, der die goldenen Jahrhunderte wiederbringen soll.
: Dank sei dem Vater und besonders auch Dir, königliche Mutter,
: die Du den österreichischen Ländern so große Freuden gebierst.
 
== Alte Ansichten ==
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Datei:Am Hof 1 Wien Museum Online.jpg|Am Hof - Blick auf Kirche am Hof nach 1904<ref>Brüder Kohn KG (B. K. W. I.) (Hersteller), Wien I. Am Hof., nach 1904, Wien Museum Inv.-Nr. 105275/8, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/184359/)</ref>
File:Am Hof Vienna Sept. 2006.jpg|Am Hof - Blick auf Kirche am Hof 2006
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== Denkmäler ==


=== Die Mariensäule ===
=== Die Mariensäule ===
[[Datei:Mariensäule Am Hof.png|thumb|Die Mariensäule]]


Seit Ende des 30-jährigen Krieges steht hier die Mariensäule, die Maria Immaculata ist von vier Engel umgeben, die siegreich gegen einen Drachen (=Hunger), einen Löwen (=Krieg), eine Schlange (=Unglauben) und einen Basilisken (=Pest) kämpfen.  
Gegen Ende des 30-jährigen Krieges gelobte Kaiser Ferdinand III. den Bau einer Dankessäule - zur Erinnerung an die Schwedengefahr: Die Schweden hatten 1646 auf eine Belagerung Wiens verzichtet. Nach einem Münchner Vorbild wurde schließlich zwei Jahre später die marmorne Mariensäule, nach einem Entwurf von Johann Jakob Pock, durch Balthasar Herold geschaffen.<ref>Felix Czeike, Wiener Bezirksführer: I, Innere Stadt, Jugend und Volk, 2. Auflage, S. 4</ref> Sie stellt eine Maria Immaculata, die von vier Engel umgeben ist, dar, die siegreich gegen einen Drachen (=Hunger), einen Löwen (=Krieg), eine Schlange (=Unglauben) und einen Basilisken (=Pest) kämpfen.  


Die Säule wurde von Kaiser Ferdinand III. gestiftet – zu Erinnerung an die Schwedengefahr (Die Schweden hatten 1646 auf eine Belagerung Wiens verzichtet).
An der Säule sind vier Tafeln in lateinischer Schrift angebracht, drei davon von Ferdinand III., eine von Leopold I.  
An ihr sind vier Tafeln in lateinischer Schrift angebracht, drei davon von Ferdinand III., eine von Leopold I. Auf der Rückseite der Säule ist die Widmung von Kaiser Ferdinand III. angebracht:


„Dem allerbesten, größten, höchsten Gott, Herrn des Himmels und der Erde, durch welchen die Könige regieren, der ohne Erbsünde empfangenen jungfräulichen Gottesgebärerin, durch welche die Fürsten herrschen, dieser, die wir aus besonderer Andacht zur mächtigen Frau und Patronin von Österreich erwählt haben, vertraut, übergibt und opfert sich, seine Kinder, Völker und Kriegsheere, Länder und all das Seinige Ferdinand III., Römischer Kaiser, der zu dieser Sache ewigen Gedächtnis diese Säule gemachten Gelübdes wegen aufrichtet. Den 18. Maji 1647.“
Auf der Rückseite der Säule ist die Widmung von Kaiser Ferdinand III. angebracht:
: „Dem allerbesten, größten, höchsten Gott,  
: Herrn des Himmels und der Erde,  
: durch welchen die Könige regieren,  
: der ohne Erbsünde empfangenen jungfräulichen Gottesgebärerin,  
: durch welche die Fürsten herrschen,  
: dieser, die wir aus besonderer Andacht  
: zur mächtigen Frau und Patronin von Österreich erwählt haben,  
: vertraut, übergibt und opfert sich,  
: seine Kinder, Völker und Kriegsheere, Länder und all das Seinige Ferdinand III.,  
: Römischer Kaiser, der zu dieser Sache  
: ewigen Gedächtnis diese Säule gemachten Gelübdes wegen aufrichtet.  
: Den 18. Maji 1647.“
 
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File:Engel mit Schlange, Unglauben.png|Engel mit Schlange: Unglauben
File:Engel und Basilisk, Pest.png|Engel und Basilisk: Pest
File:Engel und Drachen, Hunger.png|Engel und Drachen: Hunger
File:Engel und Löwe, Krieg.png|Engel und Löwe: Krieg
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Auf der zweiten und dritten Tafel (an den beiden Seiten der Säule) ist der Text des ferdinandeischen Doppel-Gelübdes eingraviert. Auf der letzten Tafel (Vorderseite) ist der Renovierung durch Kaiser Leopold gedacht:
Auf der zweiten und dritten Tafel (an den beiden Seiten der Säule) ist der Text des ferdinandeischen Doppel-Gelübdes eingraviert. Auf der letzten Tafel (Vorderseite) ist der Renovierung durch Kaiser Leopold gedacht:


„Leopold, Römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches, hat diese von seinem aller-durchlauchtigsten Herrn Vater zu Ehren der ohne Makel empfangenen Jungfrau er-richtete Statue kostbarer hergestellt und unvergänglich gemacht; denn die steinerne, die er gefunden, hat er aus österreichischer Frömmigkeit und Gelübde durch Erz verewigt, um zu bezeugen, dass er alles und sich selbst ihr schulde und durch ihre Begnadung Kronen, Siege, Frieden und Nachfolge erhalten habe. Im Jahre 1667, am 8. Dezember“.
: „Leopold, Römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches,  
: hat diese von seinem allerdurchlauchtigsten Herrn Vater  
: zu Ehren der ohne Makel empfangenen Jungfrau errichtete Statue  
: kostbarer hergestellt und unvergänglich gemacht;  
: denn die steinerne, die er gefunden,  
: hat er aus österreichischer Frömmigkeit und Gelübde durch Erz verewigt,  
: um zu bezeugen, dass er alles und sich selbst ihr schulde  
: und durch ihre Begnadung Kronen, Siege, Frieden und Nachfolge erhalten habe.  
: Im Jahre 1667, am 8. Dezember“.


Original war die gesamte Säule vergoldet und hatte 205 Zentner Gewicht (84 die Säule, 29 die Marienstatue, 10 der Drache, die vier Engel 72 und die Tafeln 10). Ohne Postament ist die Säule 7,5 Meter hoch.  
Im Original war die gesamte Säule vergoldet und hatte 205 Zentner Gewicht (84 die Säule, 29 die Marienstatue, 10 der Drache, die vier Engel 72 und die Tafeln 10). Ohne Postament ist die Säule 7,5 Meter hoch.


=== Radetzky-Denkmal ===
=== Radetzky-Denkmal ===


Ende des 19. Jahrhunderts gab es auf dem Platz ein weiteres Denkmal, das des reitenden Feldmarschalls Radetzky. Es wurde nach 20 Jahren jedoch auf die Ringstraße (Stubenring 1) umgesiedelt.  
Ende des 19. Jahrhunderts gab es auf dem Platz ein weiteres Denkmal, das des reitenden Feldmarschalls Radetzky. Es wurde nach 20 Jahren jedoch auf die Ringstraße ([[Stubenring 1]]), vor das neue Kriegsministerium, umgesiedelt.


 
== Die Häuser des Platzes ==
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=== Die Häuser des Platzes ===
*[[Am Hof 1]], Kirche zu den neun Chören der Engel  
*[[Am Hof 1]], Kirche zu den neun Chören der Engel  
*[[Am Hof 2]], Hyatt Park Hotel
*[[Am Hof 2]], Hyatt Park Hotel, Brandunglück, Gedenktafel Henri Dunant
*[[Am Hof 3-4]], Adam-und-Eva-Haus
*[[Am Hof 3-4]], Adam-und-Eva-Haus, Pankrazkapelle, Gedenktafel der Apostolischen Nuntiatur, Adalbert Stifter
*[[Am Hof 5]], Zum Hahnenbeiss
*[[Am Hof 5]], Zum Hahnenbeiß, Wohn- und Sterbehaus Klinkowström
*[[Am Hof 6a]], Zur Stadt Frankfurt
*[[Am Hof 6a]], Zur Stadt Frankfurt, Scheckelkeller, Vertikale Galerie, Yellow Fog, Wohnhaus Tobias Kracker
*[[Am Hof 7]], Das Märkleinsche Haus, Feuerwehrmuseum
*[[Am Hof 7]], Das Märkleinsche Haus, Feuerwehrmuseum, Gedenktafel Liebenberg
*[[Am Hof 8]], Das schmale Haus, Kattus-Haus
*[[Am Hof 8]], Das schmale Haus, Kattus-Haus, Sterbehaus Jakob Daniel Tepser, Gedenktafel Emile Jaques-Dalcroze
*[[Am Hof 9-10]], Die Zentral-Feuerwehr, Feuerwache
*[[Am Hof 9-10]], Die Zentral-Feuerwehr, Feuerwache, römische Ausgrabungen, das bürgerliche Zeughaus, Unterkammeramt, jüdischer Fleischhof, Kara Mustafas Kopf, Spuk im Zeughaus, Bellonabrunnen, Kranunfall
*[[Am Hof 11]], Ledererhof
*[[Am Hof 11]], Ledererhof, Türkenkugel
*[[Am Hof 12]], Zum goldenen Einhorn
*[[Am Hof 12]], Urbanihaus, Zum goldenen Einhorn
*[[Am Hof 13]], Collaltopalais
*[[Am Hof 13]], Palais Colalto, Lefebvre, Mozarts erstes Konzert, Kriminalfall Sothen




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Quellen:
Gehe weiter zu den kreuzenden Straßen [[Heidenschuß]] | [[Bognergasse]] | [[Irisgasse]] | [[Schulhof]] | [[Drahtgasse]] | [[Färbergasse]]
: Ursprung und Ziel, Nr. 218, April 2008


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== Quellen==
* Ursprung und Ziel, Nr. 218, April 2008

Aktuelle Version vom 1. April 2025, 07:00 Uhr

Am Hof

Am Hof Vienna Sept. 2006.jpg

Bezirk 1., Innere Stadt
Benennung 1155
Benannt nach Babenberger Burg
Straßenlänge in Metern 319,95 (Umrundung)
Gehzeit in Minuten 3,85
Vorherige Bezeichnungen -


Namensgebung und Geschichte

Babenberger Hof

„Am Hof“ ist einer der ältesten Plätze Wiens. Hier war schon ein Teil des römischen Vindobonas (bei Grabungen wurden Nachweise für Werkstätten und Kasernen gefunden) – und der Standort der ersten Residenz der Babenberger. Heinrich Jasomirgott hat 1155 hier seinen Palast errichten lassen und Kaiser Barbarossa empfangen, als dieser auf dem Weg zum dritten Kreuzzug war.

Auch die Minnesänger Reinmar von Hagenau und Walther von der Vogelweide (1200) waren hier zu Gast, regelmäßig fanden hier Minnesang-Wettbewerbe statt.[1] Walther von der Vogelweide verewigte den Hof in seinem Lied: „Das ist der wunnigliche Hof ze Vienne“.

Eingegrenzt war der Hof durch die römischen Stadtmauern und das Tor zur Judenstadt. Ab 1280 übersiedelte der Hofstaat in die Hofburg – danach wurde das Gelände als Marktplatz für den Verkauf von Fisch und Krebsen verwendet. Ab 1418 wurden auch andere Waren, wie Obst Gemüse und Bäckereien verkauft.

Einen Teil erhielten die Karmeliter, die um 1400 die Klosterkirche erbauen ließen (und dann 1554 den Karmelitern übergaben).

Verwendung des Platzes

Der geschichtsträchtige Platz war nicht nur der Kaiserhof, er wurde auch als Hinrichtungsstätte, Marktplatz und Filmschauplatz genutzt.

Hinrichtungsstätte

1463 wurde hier der Bürgermeister der Stadt Wien hingerichtet – und auch Graf Hardegg wurde am 15.6.1595 hier geköpft, weil er die Festung Raab kampflos den Türken überlassen hatte. (Die Grafen von Hardegg waren Protestanten und dürften Intrigen zum Opfer gefallen sein).

Hinrichtung des Grafen Ferdinand Hardegg Am Hof

Graf Baillet von Latour und das Gaskandellaber

Bis Ende 1848 standen hier 2 riesige Gaskandelaber – an einem von beiden wurde Graf Latour gehängt. Danach wurden beide Lampen entfernt und durch die heutigen ersetzt.

Theodor Graf Baillet von Latour trat 1787 bereits mit sieben Jahren in die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt ein, und wurde sehr früh mit Generalstabsaufgaben betraut. Er nahm an zahlreichen Schlachten teil, wie in den Befreiungskriegen 1797, in der Schlacht von Marengo und der Schlacht von Ulm, wo er in Gefangenschaft geriet, bis er 1848 als Kriegsminister in der konstitutionellen Regierung von Österreich ein Amt bekam.

In dieser Funktion wollte Latour zur Unterstützung des kroatischen Adligen Joseph Jellacic ein Wiener Bataillon entsenden, dass aufständische Ungarn bekämpfen sollte. Aufrührerische Teile der Wiener Bevölkerung versuchten das zu verhindern und stürmten das k.u.k Kriegsministerium Am Hof. Latour wurde gelyncht und an einem Gaskandellaber gehängt.

Das Wort „laternisieren“ wurde (angeblich wegen diesem Vorfall) zum geflügelten Ausdruck in Wien, sich für die Ausnutzung staatlicher Autorität zu rächen, in dem man diese Vorgangsweise auch Anderen androhte.

Graf Baillet von Latour

Der Anschlag vom 6.10.1848 führte zur Abreise des Kaiserlichen Hofes aus Wien und stellt den Beginn des Wiener Oktober-Aufstandes dar.

Auch dem Laternenpfad erging es nicht gut. Er wurde – nachdem Latour sieben Stunden darauf hing – ebenfalls zum Tode verurteilt: Aus dem Laternenanzünder-Postenbuch der englischen Gasgesellschaft ist folgendes handschriftliches Zitat erhalten:

Der vor dem Hofkriegsrätlichen Gebäude aufgestellt gewesene Candelaber wurde wegen der am 6.Oktobier 1848 vom Grafen Baillet de Latour, k.k. Feldzeugmeister und Kriegsminister, verübten schändlichen That am 1. November 1848 vom k. k. Militär vernichtet“.

Filmschauplatz

Der Hof kam auch im Film der Dritte Mann vor – die Litfaßsäule ist der Eingang zur Wiener Kanalisation. (In Wahrheit stieg das Filmteam über die Öffnung bei der Secession ein – es gab auch nur einen Drehort – nämlich in der Sammelkammer nahe dem Naschmarkt)

Markttreiben Am Hof

Dankfest zur Abwendung der Pest, abgehalten Am Hof

Im 14. Jahrhundert wurde der Platz als Seefisch- und Krebsmarkt genutzt. Das städtische Rentenbuch aus dem Jahr 1418 schrieb sogar vor, dass Seefisch nur mehr hier verkauft werden dürfe – und nicht, wie bisher, Am Hohen Markt (dem Fischmarkt). Auch Obst, Gemüse und Backwaren wurden hier angeboten.

Nachdem 1753 eine Regierungsverordnung eine Bereinigung des Marktwesens bekannt gab, wurden die Waren schrittweise auf andere Marktplätze verlegt – Grünzeug wurde ans „Schanzl“ verlegt, der Fischmarkt an den Donaukanal, Am Hof blieb nur das Backwerk.

Zwischen 1842 und 1918 befand sich am Hof ein beliebter Christkindelmarkt, seit einigen Jahren ist dieser Markt wieder aufgelebt.

1973 entstand hier der Flohmarkt, der 1977 aus Platzgründen auf den Naschmarkt übersiedelt ist. Freitag und Samstag wird zwischen März und November ein Kunst und Antiquitätenmarkt abgehalten.

Freudentempel mit Weinbrunnen

Der damals größte Platz des Alten Wien wurde für Feste aller Art genutzt. So wurde am 13. April 1741, als der Sohn Maria Theresias, Joseph II., geboren wurde, hier ein großes Scheingerüst, ein Freudentempel und ein Brunnen errichtet. Die Fassade des Freudentempels wurde von Hofkammeramtsmaler Martin van Meytens gestaltet. [2]

Aus dem Brunnen soll zu Ehren des neugeborenen Kaisers den ganzen Tag roter und weißer Wein geflossen sein.Dargestellt wurde hier der Kriegsgott Mars, der einen Drachen besiegt - aus seinem Maul ergoss sich der Wein. Er war von Figuren umringt, die die Gerechtigkeit und die Wissenschaft darstellten.

Eine hier angebrachte Inschrift drückte die Freude aus:

Hoc posuit Templum grato cum cive Senatus.
Dum nova lux, ortu Principis Urbe micat.
Crescite Virtutes, Scelus exturbetur in umbras.
Aurea qui revehat secula, natus adest.
Gratia sit Patri nec non tibi Regina mater,
Quae paris Austriacis gaudia tanta plagis.

Übersetzung:

Diesen Tempel errichtete mit der dankbaren Bürgerschaft
der Stadtrat während ein neues Licht
durch herrscherliche Geburt über der Stadt leuchtete.
Wachset ihr Tugenden, das Verbrechen möge zu den Schatten vertrieben werden.
Der ist geboren, der die goldenen Jahrhunderte wiederbringen soll.
Dank sei dem Vater und besonders auch Dir, königliche Mutter,
die Du den österreichischen Ländern so große Freuden gebierst.

Alte Ansichten

Denkmäler

Die Mariensäule

Die Mariensäule

Gegen Ende des 30-jährigen Krieges gelobte Kaiser Ferdinand III. den Bau einer Dankessäule - zur Erinnerung an die Schwedengefahr: Die Schweden hatten 1646 auf eine Belagerung Wiens verzichtet. Nach einem Münchner Vorbild wurde schließlich zwei Jahre später die marmorne Mariensäule, nach einem Entwurf von Johann Jakob Pock, durch Balthasar Herold geschaffen.[4] Sie stellt eine Maria Immaculata, die von vier Engel umgeben ist, dar, die siegreich gegen einen Drachen (=Hunger), einen Löwen (=Krieg), eine Schlange (=Unglauben) und einen Basilisken (=Pest) kämpfen.

An der Säule sind vier Tafeln in lateinischer Schrift angebracht, drei davon von Ferdinand III., eine von Leopold I.

Auf der Rückseite der Säule ist die Widmung von Kaiser Ferdinand III. angebracht:

„Dem allerbesten, größten, höchsten Gott,
Herrn des Himmels und der Erde,
durch welchen die Könige regieren,
der ohne Erbsünde empfangenen jungfräulichen Gottesgebärerin,
durch welche die Fürsten herrschen,
dieser, die wir aus besonderer Andacht
zur mächtigen Frau und Patronin von Österreich erwählt haben,
vertraut, übergibt und opfert sich,
seine Kinder, Völker und Kriegsheere, Länder und all das Seinige Ferdinand III.,
Römischer Kaiser, der zu dieser Sache
ewigen Gedächtnis diese Säule gemachten Gelübdes wegen aufrichtet.
Den 18. Maji 1647.“

Auf der zweiten und dritten Tafel (an den beiden Seiten der Säule) ist der Text des ferdinandeischen Doppel-Gelübdes eingraviert. Auf der letzten Tafel (Vorderseite) ist der Renovierung durch Kaiser Leopold gedacht:

„Leopold, Römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reiches,
hat diese von seinem allerdurchlauchtigsten Herrn Vater
zu Ehren der ohne Makel empfangenen Jungfrau errichtete Statue
kostbarer hergestellt und unvergänglich gemacht;
denn die steinerne, die er gefunden,
hat er aus österreichischer Frömmigkeit und Gelübde durch Erz verewigt,
um zu bezeugen, dass er alles und sich selbst ihr schulde
und durch ihre Begnadung Kronen, Siege, Frieden und Nachfolge erhalten habe.
Im Jahre 1667, am 8. Dezember“.

Im Original war die gesamte Säule vergoldet und hatte 205 Zentner Gewicht (84 die Säule, 29 die Marienstatue, 10 der Drache, die vier Engel 72 und die Tafeln 10). Ohne Postament ist die Säule 7,5 Meter hoch.

Radetzky-Denkmal

Ende des 19. Jahrhunderts gab es auf dem Platz ein weiteres Denkmal, das des reitenden Feldmarschalls Radetzky. Es wurde nach 20 Jahren jedoch auf die Ringstraße (Stubenring 1), vor das neue Kriegsministerium, umgesiedelt.

Die Häuser des Platzes

  • Am Hof 1, Kirche zu den neun Chören der Engel
  • Am Hof 2, Hyatt Park Hotel, Brandunglück, Gedenktafel Henri Dunant
  • Am Hof 3-4, Adam-und-Eva-Haus, Pankrazkapelle, Gedenktafel der Apostolischen Nuntiatur, Adalbert Stifter
  • Am Hof 5, Zum Hahnenbeiß, Wohn- und Sterbehaus Klinkowström
  • Am Hof 6a, Zur Stadt Frankfurt, Scheckelkeller, Vertikale Galerie, Yellow Fog, Wohnhaus Tobias Kracker
  • Am Hof 7, Das Märkleinsche Haus, Feuerwehrmuseum, Gedenktafel Liebenberg
  • Am Hof 8, Das schmale Haus, Kattus-Haus, Sterbehaus Jakob Daniel Tepser, Gedenktafel Emile Jaques-Dalcroze
  • Am Hof 9-10, Die Zentral-Feuerwehr, Feuerwache, römische Ausgrabungen, das bürgerliche Zeughaus, Unterkammeramt, jüdischer Fleischhof, Kara Mustafas Kopf, Spuk im Zeughaus, Bellonabrunnen, Kranunfall
  • Am Hof 11, Ledererhof, Türkenkugel
  • Am Hof 12, Urbanihaus, Zum goldenen Einhorn
  • Am Hof 13, Palais Colalto, Lefebvre, Mozarts erstes Konzert, Kriminalfall Sothen



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Quellen

  • Ursprung und Ziel, Nr. 218, April 2008
  1. Felix Czeike: Wiener Bezirkskulturführer: I, Innere Stadt, 2. Auflage, Jugend und Volk, Wien, 1985, S. 4
  2. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Freudentempel_(1,_Am_Hof)
  3. Brüder Kohn KG (B. K. W. I.) (Hersteller), Wien I. Am Hof., nach 1904, Wien Museum Inv.-Nr. 105275/8, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/184359/)
  4. Felix Czeike, Wiener Bezirksführer: I, Innere Stadt, Jugend und Volk, 2. Auflage, S. 4