Franz-Josefs-Kai 23: Unterschied zwischen den Versionen

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Rotenturmstraße 24
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== Ehemaliges Hotel Habsburg - Architektur und Geschichte ==
== Ehemaliges Hotel Habsburg - Architektur und Geschichte ==


Das Hotel - damals "Zur goldenen Krone", dann "Hotel Habsburg", dann "Hotel Excelsior" - wurde von Wilhelm Fraenkel erbaut, der auch das Hotel Sacher entworfen hatte.
Das Hotel - damals "Zur goldenen Krone", dann "Hotel Habsburg", dann "Hotel Excelsior" - wurde von Wilhelm Fraenkel erbaut, der auch das Hotel Sacher entworfen hatte.<ref> http://www.architektenlexikon.at/de/145.htm</ref>
 
Eine alte Ansicht des Hauses findet sich hier: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Datei:Franz-Josefs-Kai23-31.jpg


Genau an dieser Stelle stand das Rotenturmtor, hier begann im Auftrag von Kaiser Franz-Joseph auch der Abriss der Stadtmauer.  
Genau an dieser Stelle stand das Rotenturmtor, hier begann im Auftrag von Kaiser Franz-Joseph auch der Abriss der Stadtmauer.  
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=== Wohnhaus und Gedenktafel Stella Kadmon ===
=== Wohnhaus und Gedenktafel Stella Kadmon ===
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!<span style="color:#ffffff"> '''Persönlichkeit'''  </span>
!<span style="color:#ffffff"> ''' Stella Kadmon'''</span>
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Als Kabarettistin [[Stella Kadmon]] (* 16. Juli 1902 in Wien; † 12. Oktober 1989 in Wien) trat in der Zwischenkriegszeit erfolgreich mit Chansons von Fritz Grünbaum auf. Schon 1931 eröffnete sie im Café Prückl ihre eigene Kleinkunstbühne, die sie (als Jüdin) 1938 schließen musste, sie flüchtete damals über Belgrad und Griechenland nach Palästina. 1947 kehrte sie nach Wien zurück und gründete im April 1948 das „Theater der Courage“.
Der [[Stella-Kadmon-Weg]] im 10. Bezirk ist seit 2003 nach ihr benannt.
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Seit hier der Eissalon eingemietet ist, kann die Gedenktafel nicht mehr gelesen werden - sie ist verglast und teilweise durch die Eiskarte verdeckt.  
Seit hier der Eissalon eingemietet ist, kann die Gedenktafel nicht mehr gelesen werden - sie ist verglast und teilweise durch die Eiskarte verdeckt.  


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! Bild
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! Anlass/Persönlichkeit
! Anlass/Persönlichkeit
! Text der Tafel
! Text der Tafel
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| [[File:Wien01 Franz-Josefs-Kai023 2018-01-13 GuentherZ GD Kadmon 0132.jpg|250px]]
| Kadmon, Stella  
| Kadmon, Stella  
| In diesem Haus wohnte von 1974 - 1989<br />
| In diesem Haus wohnte von 1974 - 1989<br />
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== Das Rotenturmtor ==
== Das Rotenturmtor ==
[[File:Rotenturmtor Stadtseite.jpg|thumb|Das Rotenturmtor, Stadtseite]]
Der erste "Rote Turm" ist bereits 1288 nachgewiesen. Es handelte sich bei ihm um ein schlankes hohes Gebäude, das mit einem rotleuchtenden Dach eingedeckt war. Der Turm selbst war rot weiß eingefärbt. Der erste Blick auf den Turm findet sich im "[[Babenbergerstammbaum]]" aus dem Jahr 1490, daneben ist schon ein Tor zu sehen. Man konnte durch dieses Tor über eine Schlagbrücke in die Leopoldstadt (damals noch eine Insel) gelangen. Heute verbindet an deren Stelle die Schwedenbrücke den Laurenzerberg mit der Taborstraße. 


Der erste "Rote Turm" ist bereits 1288 nachgewiesen. Es handelte sich bei ihm um ein schlankes hohes Gebäude, das mit einem rotleuchtenden Dach eingedeckt war. Der Turm selbst war rot weiß eingefärbt. Der erste Blick auf den Turm findet sich im "Babenbergerstammbaum" aus dem Jahr 1490, daneben ist schon ein Tor zu sehen. Man konnte durch dieses Tor über eine Schlagbrücke in die Leopoldstadt (damals noch eine Insel) gelangen. Heute verbindet an deren Stelle die Schwedenbrücke den Laurenzerberg mit der Taborstraße.  
1511 wurde auf Auftrag von Maximilian I. ein neues Tor beim Roten Turm erbaut - das alte Tor war bei der Belagerung durch Matthias Corvinus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es galt bis zu seiner Abtragung im Jahr 1776 als Wahrzeichen Wiens, da seine markante Gestalt - ein schmales Haus mit Tor - der Stadtummauerung ein markantes Aussehen gab. Laut Realis erhielt der Turm seinen Namen nicht etwa von seiner Färbung - vielmehr entstand seine Bezeichnung durch eine Verballhornung des Wortes "Rotten": Hier rotteten sich die "Bürger-Rotten" oder Kompanien zusammen.


1511 wurde auf Auftrag von Maximilian I. ein neues Tor beim Roten Turm erbaut - das alte Tor war bei der Belagerung durch Matthias Corvinus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es galt bis zu seiner Abtragung im Jahr 1776 als Wahrzeichen Wiens, da seine markante Gestalt - ein schmales Haus mit Tor - der Stadtummauerung ein markantes Aussehen gab. Auf dem Tor war eine lateinisch Inschrift und deren Übersetzung angebracht (hier nur die deutsche Version):
Vom 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert fand sich im Inneren des Torbogens, hoch oben, eine (anfangs echte, später hölzerne) Speckseite. Daneben war lateinisch Inschrift und deren Übersetzung angebracht (hier nur die deutsche Version):
 
[[File:Rotenturmtor 1490.jpg|thumb|Das Rotenturmtor aus Sicht des Jahres 1490]]
Welcher kompt durch diese Port,<br />
Welche Frau ihren Mann oft raufft und schlägt,<br />
Dem rath ich mit getreuem Wort,<br />
und ihn mit solcher kalten Laugen zwächt,<br />
Der soll den Packen lassen henken,<br />
Ihr ist ein anderer Kirch-Tag zu schenken.<br />
Welcher kompt durch diese Pforten,<br />
Dem rath ich mit getreuen Worten,<br />
Dass er hält Fried in dieser Stadt,<br />
Dass er hält Fried in dieser Stadt,<br />
Oder er macht ihm selbst Unrath,<br />
Oder er macht sich selbst Unrath,<br />
Dass ihn zwei Knecht zum Richter weisen,<br />
Dass ihn zween Knechte zum Richter weisen,<br />
Und ihn schlagen in Stock und Eisen.<br />
Und ihn schlagen in Stock und Eisen.<br /><ref>A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 49</ref>  


Vom 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert fand sich im Inneren des Torbogens, hoch oben, eine (hölzerne) Speckseite. Daneben war ebenfalls eine Inschrift angebracht:
Natürlich gelang das keinem, den "Packen" - nämlich die Speckseite - herunter zu holen, wie nachfolgende Legende berichtet:


Befind sich irgend hier ein Mann,<br />
{| class="prettytable" width="100%"
Der mit der Wahrheit sprechen kann,<br />
|- bgcolor="darkred"
Dass ihm sein Heyrath nicht grauen,<br />
!<span style="color:#ffffff"> '''Die Sage'''  </span>  
Und fürcht sich nicht für seiner Frauen,<br />
!<span style="color:#ffffff"> '''Das Rote Tor und die Speckschwarte</span>  
Der mag diesen Backen herunter hauen.<br />
|-
| style="background-color:#dedede" | [[File:1609-Wien-col-Roter Turm alleine.jpg|250px|center]]
| style="background-color:#dedede" |
Man hängte einst eine Speckseite an den Turm und ließ verlautbaren, dass sie dem gehöre, der in seinem Haus nicht unter dem Pantoffel stand und sie herunterholen konnte. Nun, es waren gar nicht viele, die es probierten - als schließlich ein Schuster daherkam und meinte, er sei ganz sicher der Herr im eigenen Haus. Er zog sich den Rock aus und machte sich daran, am Turm empor zu klettern. Doch plötzlich besann er sich und gab sein Ansinnen auf. "Meine Frau wird mir böse sein, wenn ich mir die Hose schmutzig mache", erklärte er, bevor er wieder in der Menge verschwand.
<ref>A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 47 f. </ref>


Natürlich gelang das keinem, wie nachfolgende Legende berichtet:
Die Legende wurde von Johann Nepomuk Vogl auch in ein Gedicht verwandelt: [[Die Speckseite unter dem roten Turme in Wien]].
 
{| class="wikitable"
! Die Legende vom Roten Turm und der Speckschwarte
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| style="background-color:#ffeeff;" | Man hängte einst eine Speckseite an den Turm und ließ verlautbaren, dass sie dem gehöre, der in seinem Haus nicht unter dem Pantoffel stand und sie herunterholen konnte. Nun, es waren gar nicht viele, die es probierten - als schließlich ein Schuster daherkam und meinte, er sei ganz sicher der Herr im eigenen Haus. Er zog sich den Rock aus und machte sich daran, am Turm empor zu klettern. Doch plötzlich besann er sich und gab sein Ansinnen auf. "Meine Frau wird mir böse sein, wenn ich mir die Hose schmutzig mache", erklärte er, bevor er wieder in der Menge verschwand.
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Ab 1662 entstand die neue Festungsanlage, bei dieser Gelegenheit wurde etwas flussabwärts ein neues Tor gleichen Namens erbaut.  
Ab 1662 entstand die neue Festungsanlage, bei dieser Gelegenheit wurde etwas flussabwärts ein neues Tor gleichen Namens erbaut.  
Von 1662 bis 1664 wurde vor der mittelalterlichen Stadtmauer und dem Turm eine neue Befestigungsanlage mit der kleinen und der großen Gonzagabastei (anfangs Wasser Schanz Bastei) und dazwischenliegender Kurtine gebaut. Damit wurde der Umbau der Wiener Stadtmauern zur Bastionsbefestigung abgeschlossen, die angrenzende Biber-Bastei sowie die Minch-, bzw. Neuetor- bzw. Elend-Bastei bestanden schon längere Zeit. Der rote Turm verlor damit seine verteidigungstechnische Rolle, wurde aber zunächst nicht abgerissen. Mit der neuen Mauer ergab sich zuerst die Situation einer Art Zwinger, aus dem vor allem drei Wege führten.
Der erste war das später als Altes Rotenturmtor bezeichnete, das nach Nordosten wies und jetzt aus dem Zwinger in die Stadt führte.
Das neue Tor stromabwärts hinter der kleinen Gonzagabastei mit zwei Durchfahrten zeigte nun nach Südosten und übernahm den Verkehr zur Schlagbrücke. Zuerst wurde es unterer Ausgang, untere Fallen, Unterfall, italienisch Porta Rossa detta L'uscita inferiore genannt, immer wieder Leopoldstädter Tor, später Neues Rotenturmtor und schließlich ganz einfach Rothe Thurmtor bzw. Rotenturmtor.
Das neue Tor stromaufwärts hinter der großen Gonzagabastei hatte nur eine breitere Durchfahrt und wies nach Nordwesten. Es wurde zuerst obere Fallen, Oberfall, italienisch Porta Rossa detta L'uscita superiore bezeichnet und erhielt mit der Zeit den Namen Fischerthor. Dieses war im Jahre 1711 das einzige, welches groß genug war, um mit der alten Pummerin, der Hauptglocke der Kirche, in die Stadt zum Stephansdom zu gelangen. In der Kurtine bestanden zeitweise ein bzw. zwei Tore Richtung Nordosten direkt zur Donau. Eines wurde vorerst Wasser-Thörlein bzw. Wassertor genannt, ein anderes später Schanzel Thor.
Als der Verkehr stärker wurde, kam beim neuen Rotenturmtor Richtung Biberbastei um die Ecke das nach Nordosten direkt auf die Schlagbrücke weisende Laurenzertor nur für Fußgänger dazu. Es wird selten eigens erwähnt und meist in Einheit mit dem Rotenturmtor betrachtet.
Nachdem das Kärntner Tor ab 1626 die ganze Nacht offen gehalten worden war, geschah dies ab 1673 auch beim Rotenturmtor. Es folgten 1706 das Schottentor und 1717 das Stubentor.[2]
1776 wurde der Rote Turm schließlich abgetragen, um die Passage zu erweitern. An Stelle der mittelalterlichen Stadtmauer waren schon längst Häuser entstanden und dahinter die nach 1945 aufgelassenen Verkehrsflächen Adlergasse und Kohlmessergasse. Um 1710 wurde das hinter dem Roten Turm gelegene Straßenstück bis zum Haarmarkt genannten Teil der heutigen Rotenturmstraße zwischen Fleischmarkt und Lugeck „Auf dem Steig“ genannt. Spätestens seit 1830 ist es als „Rothe Thurm Straße“ verzeichnet.


Das Tor wurde 1858 - als erster Teil der Stadtbefestigung - abgerissen.
Das Tor wurde 1858 - als erster Teil der Stadtbefestigung - abgerissen.


== Das Tor aus Sicht des Jahres 1842 ==
== Das Tor aus Sicht des Jahres 1842 ==
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<div style="letter-spacing: 2px; text-transform: uppercase">Stadtspaziergang</div>
<div class="display-5" style="text-transform: uppercase; letter-spacing: 2px">Etappe 8 - Vom Donaukanal zum Rotenturmtor</div>
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[[File:Teil 8 Rotenturmtor.jpg|thumb|left|Standort an der ehemaligen Stadtmauer, Etappe 8]]
[[File:Bastei über Donaukanal.jpg|thumb|Blick über den Donaukanal auf die Hausberge]]
Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:
Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:


<p style="color: #009d9d;"> Auf dem nächstfolgenden Ravelin erblickt man den Donaukanal. Es ist ein malerischer Standpunkt: Links hat man das Kahlengebirge, rechts die Bäume des Praters zum Hintergrunde, vor sich am anderen Ufer die Leopoldstadt; die Ferdinandbrücke führt vom Rotenturm-Tore hinüber. Von ihr führt die Taborstraße gerade fort (nördlich) zum Tabor, der Linie gegen Mähren und Böhmen, rechts aber sieht man zum Teil in die Jägerzeile hinein, durch welche die berühmte Praterfahrt geht. Der Donau abwärts sind die Fischerkähne, weiterhin landen die Getreideschiffe und man sieht die großen Kornspeicher. Unterhalb diesem steht die Franzensbrücke. Die Bastei wird weiterhin am niedrigsten. Die Vorstadt diesseits heißt unter den Weißgerbern und Erdberg. Ehe man zum Rotenturm-Tore kommt sieht man in der Stadt die stark ansteigende Laurenzergasse hinauf, deren linke Seite von einem großen Gebäude (Lorenzerhof) gebildet wird, in welchem die Staatsbuchhaltungen und noch mehr andere Büros sich befinden. <ref>Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13</ref></p>
<p style="color: #009d9d;"> Auf dem nächstfolgenden Ravelin erblickt man den Donaukanal. Es ist ein malerischer Standpunkt: Links hat man das Kahlengebirge, rechts die Bäume des Praters zum Hintergrunde, vor sich am anderen Ufer die Leopoldstadt; die Ferdinandbrücke führt vom Rotenturm-Tore hinüber. Von ihr führt die Taborstraße gerade fort (nördlich) zum Tabor, der Linie gegen Mähren und Böhmen, rechts aber sieht man zum Teil in die Jägerzeile hinein, durch welche die berühmte Praterfahrt geht. Der Donau abwärts sind die Fischerkähne, weiterhin landen die Getreideschiffe und man sieht die großen Kornspeicher. Unterhalb diesem steht die Franzensbrücke. Die Bastei wird weiterhin am niedrigsten. Die Vorstadt diesseits heißt unter den Weißgerbern und Erdberg. Ehe man zum Rotenturm-Tore kommt sieht man in der Stadt die stark ansteigende Laurenzergasse hinauf, deren linke Seite von einem großen Gebäude (Lorenzerhof) gebildet wird, in welchem die Staatsbuchhaltungen und noch mehr andere Büros sich befinden. <ref>Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13</ref></p>
Die "Ferdinandbrücke" ist heute als Schwedenbrücke bekannt, sie wurde bereits 1368 als "Schlagprukhen" erwähnt, und verband die Stadt mit dem heutigen 2. Bezirk. Die "Jägerzeile" ist die heutige Praterstraße, die tatsächlich noch - über den Praterstern - bis in den Prater führt. Im "Lorenzerhof" befindet sich heute das Hauptpostamt ([[Fleischmarkt 19]]), ehemals waren hier Laurenzerinnen wohltätig.
<p style="color: #009d9d;">[[File:kurvig weiter.jpg|50px|link=Fischerstiege#Das Tor_aus_Sicht_des_Jahres_1842]]'''Folge dem Stadtspaziergang 2 - Teil 9: [[Fischerstiege#Das Tor aus Sicht des Jahres 1842|Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute]]'''</p>




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Gehe weiter zu [[Rotenturmstraße 25]] | [[Franz-Josefs-Kai 25]] | [[Griechengasse 2]]
Gehe weiter zu [[Rotenturmstraße 25]] | [[Franz-Josefs-Kai 25]] | [[Griechengasse 2]]


Folge dem Stadtspaziergang 2 - Teil 9: [[Schottentor|Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842]]
Gehe zurück zu [[Rotenturmstraße ]] | [[Franz-Josefs-Kai]] | [[Griechengasse]] | [[Straßen des 1. Bezirks]] | [[Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute]] (Hauptseite)
 
Gehe zurück zu [[Rotenturmstraße ]] | [[Franz-Josefs-Kai]] | [[Griechengasse]] | [[Straßen des 1. Bezirks]]


[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Architekten:Wilhelm Fraenkel]]
[[Kategorie:Architekten:Wilhelm Fraenkel]]
[[Kategorie:offen]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Häuser]]
[[Kategorie:Stadtummauerung]]
[[Kategorie:Stadtummauerung]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden]]
[[Kategorie:Sagen und Legenden:Orte]]
[[Kategorie:Gedenktafeln]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Gedenktafeln]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Vorgängerhäuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Wohn- und Sterbehäuser]]
[[Kategorie:Stadtspaziergänge]]


== Quellen ==
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 17. Juli 2024, 06:49 Uhr

Haus: Franz-Josefs-Kai 23 Grund-Informationen
Wien Zentrum 2009 PD 20091006 046.JPG
Aliasadressen =Rotenturmstraße 24, =Franz-Josefs-Kai 23, =Griechengasse 1
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 724, 725 | vor 1821: 770, 771 | vor 1795: 682, 681
Baujahr 1889
Architekt Wilhelm Fraenkel


Ehemaliges Hotel Habsburg - Architektur und Geschichte

Das Hotel - damals "Zur goldenen Krone", dann "Hotel Habsburg", dann "Hotel Excelsior" - wurde von Wilhelm Fraenkel erbaut, der auch das Hotel Sacher entworfen hatte.[1]

Eine alte Ansicht des Hauses findet sich hier: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Datei:Franz-Josefs-Kai23-31.jpg

Genau an dieser Stelle stand das Rotenturmtor, hier begann im Auftrag von Kaiser Franz-Joseph auch der Abriss der Stadtmauer.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohnhaus und Gedenktafel Stella Kadmon

Persönlichkeit Stella Kadmon
KopfinX.png

Als Kabarettistin Stella Kadmon (* 16. Juli 1902 in Wien; † 12. Oktober 1989 in Wien) trat in der Zwischenkriegszeit erfolgreich mit Chansons von Fritz Grünbaum auf. Schon 1931 eröffnete sie im Café Prückl ihre eigene Kleinkunstbühne, die sie (als Jüdin) 1938 schließen musste, sie flüchtete damals über Belgrad und Griechenland nach Palästina. 1947 kehrte sie nach Wien zurück und gründete im April 1948 das „Theater der Courage“.

Der Stella-Kadmon-Weg im 10. Bezirk ist seit 2003 nach ihr benannt.

Seit hier der Eissalon eingemietet ist, kann die Gedenktafel nicht mehr gelesen werden - sie ist verglast und teilweise durch die Eiskarte verdeckt.

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Franz-Josefs-Kai023 2018-01-13 GuentherZ GD Kadmon 0132.jpg Kadmon, Stella In diesem Haus wohnte von 1974 - 1989

Prof. Stella Kadmon
Direktorin und Gründerin (1947) des "Theater der Courage"

Das Rotenturmtor

Das Rotenturmtor, Stadtseite

Der erste "Rote Turm" ist bereits 1288 nachgewiesen. Es handelte sich bei ihm um ein schlankes hohes Gebäude, das mit einem rotleuchtenden Dach eingedeckt war. Der Turm selbst war rot weiß eingefärbt. Der erste Blick auf den Turm findet sich im "Babenbergerstammbaum" aus dem Jahr 1490, daneben ist schon ein Tor zu sehen. Man konnte durch dieses Tor über eine Schlagbrücke in die Leopoldstadt (damals noch eine Insel) gelangen. Heute verbindet an deren Stelle die Schwedenbrücke den Laurenzerberg mit der Taborstraße.

1511 wurde auf Auftrag von Maximilian I. ein neues Tor beim Roten Turm erbaut - das alte Tor war bei der Belagerung durch Matthias Corvinus stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es galt bis zu seiner Abtragung im Jahr 1776 als Wahrzeichen Wiens, da seine markante Gestalt - ein schmales Haus mit Tor - der Stadtummauerung ein markantes Aussehen gab. Laut Realis erhielt der Turm seinen Namen nicht etwa von seiner Färbung - vielmehr entstand seine Bezeichnung durch eine Verballhornung des Wortes "Rotten": Hier rotteten sich die "Bürger-Rotten" oder Kompanien zusammen.

Vom 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert fand sich im Inneren des Torbogens, hoch oben, eine (anfangs echte, später hölzerne) Speckseite. Daneben war lateinisch Inschrift und deren Übersetzung angebracht (hier nur die deutsche Version):

Das Rotenturmtor aus Sicht des Jahres 1490

Welche Frau ihren Mann oft raufft und schlägt,
und ihn mit solcher kalten Laugen zwächt,
Der soll den Packen lassen henken,
Ihr ist ein anderer Kirch-Tag zu schenken.
Welcher kompt durch diese Pforten,
Dem rath ich mit getreuen Worten,
Dass er hält Fried in dieser Stadt,
Oder er macht sich selbst Unrath,
Dass ihn zween Knechte zum Richter weisen,
Und ihn schlagen in Stock und Eisen.
[2]

Natürlich gelang das keinem, den "Packen" - nämlich die Speckseite - herunter zu holen, wie nachfolgende Legende berichtet:

Die Sage Das Rote Tor und die Speckschwarte
1609-Wien-col-Roter Turm alleine.jpg

Man hängte einst eine Speckseite an den Turm und ließ verlautbaren, dass sie dem gehöre, der in seinem Haus nicht unter dem Pantoffel stand und sie herunterholen konnte. Nun, es waren gar nicht viele, die es probierten - als schließlich ein Schuster daherkam und meinte, er sei ganz sicher der Herr im eigenen Haus. Er zog sich den Rock aus und machte sich daran, am Turm empor zu klettern. Doch plötzlich besann er sich und gab sein Ansinnen auf. "Meine Frau wird mir böse sein, wenn ich mir die Hose schmutzig mache", erklärte er, bevor er wieder in der Menge verschwand. [3]

Die Legende wurde von Johann Nepomuk Vogl auch in ein Gedicht verwandelt: Die Speckseite unter dem roten Turme in Wien.

Ab 1662 entstand die neue Festungsanlage, bei dieser Gelegenheit wurde etwas flussabwärts ein neues Tor gleichen Namens erbaut.

Das Tor wurde 1858 - als erster Teil der Stadtbefestigung - abgerissen.

Das Tor aus Sicht des Jahres 1842

Stadtspaziergang
Etappe 8 - Vom Donaukanal zum Rotenturmtor
Standort an der ehemaligen Stadtmauer, Etappe 8
Blick über den Donaukanal auf die Hausberge

Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:

Auf dem nächstfolgenden Ravelin erblickt man den Donaukanal. Es ist ein malerischer Standpunkt: Links hat man das Kahlengebirge, rechts die Bäume des Praters zum Hintergrunde, vor sich am anderen Ufer die Leopoldstadt; die Ferdinandbrücke führt vom Rotenturm-Tore hinüber. Von ihr führt die Taborstraße gerade fort (nördlich) zum Tabor, der Linie gegen Mähren und Böhmen, rechts aber sieht man zum Teil in die Jägerzeile hinein, durch welche die berühmte Praterfahrt geht. Der Donau abwärts sind die Fischerkähne, weiterhin landen die Getreideschiffe und man sieht die großen Kornspeicher. Unterhalb diesem steht die Franzensbrücke. Die Bastei wird weiterhin am niedrigsten. Die Vorstadt diesseits heißt unter den Weißgerbern und Erdberg. Ehe man zum Rotenturm-Tore kommt sieht man in der Stadt die stark ansteigende Laurenzergasse hinauf, deren linke Seite von einem großen Gebäude (Lorenzerhof) gebildet wird, in welchem die Staatsbuchhaltungen und noch mehr andere Büros sich befinden. [4]

Die "Ferdinandbrücke" ist heute als Schwedenbrücke bekannt, sie wurde bereits 1368 als "Schlagprukhen" erwähnt, und verband die Stadt mit dem heutigen 2. Bezirk. Die "Jägerzeile" ist die heutige Praterstraße, die tatsächlich noch - über den Praterstern - bis in den Prater führt. Im "Lorenzerhof" befindet sich heute das Hauptpostamt (Fleischmarkt 19), ehemals waren hier Laurenzerinnen wohltätig.


Kurvig weiter.jpgFolge dem Stadtspaziergang 2 - Teil 9: Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute



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Gehe zurück zu Rotenturmstraße | Franz-Josefs-Kai | Griechengasse | Straßen des 1. Bezirks | Rund um die Stadtmauer im Jahr 1842 und heute (Hauptseite)

Quellen

  1. http://www.architektenlexikon.at/de/145.htm
  2. A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 49
  3. A. Realis: Curiositaten und Memorabilien-Lexicon von Wien, Anton Köhler Verlag, Wien, 1846. S. 47 f.
  4. Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13