Brandstätte 8

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Haus: Brandstätte 8 Grund-Informationen
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Aliasadressen =Brandstätte 8, =Wildpretmarkt 1
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 550 | vor 1821: 1318 | vor 1795: 572
Baujahr 1904-1906
Architekt Franz Riess, Mac Fabiani


Das Haus zum roten Igel - Architektur und Geschichte

Das heute hier stehende Haus wurde von Franz Riess und Max Fabiani für Marie Weber erbaut und erfuhr schon bald nach Fertigstellung zahlreiche Besitzerwechsel: 1918 kaufte es die Österreichischen Industrie- und Handelsbank, 10 Jahre später die Centralbank der Deutschen Sparkassen, nach weiteren 8 Jahren kam es in Besitz der Lebensversicherungsgesellschaft Phoenix.

1936, im Zuge des Börsenkraches, musste die Versicherung das Haus an die Österreichischen Versicherungs AG abgeben, die während dem Weltkrieg zum „Deutschen Ring“ wurde.

Zweiter Weltkrieg

Im Krieg, am 12. März 1945, wurde das Erdgeschoß verwüstet, weil eine Bombe in die Straße eingeschlagen hatte, auch die Fassade wurde bei einem Granatentreffer stark beschädigt.

Vorgängerhäuser

Schon 1385 wurde hier ein Haus erwähnt, 1571 taucht erstmals der Hausname „Zum roten Igel“ auf.

1703 befand sich in dem Haus die Redaktion der Zeitung „Wiener Diarium“, aus der später die "Wiener Zeitung" wurde. Um 1720 befand sich hier die Ghelensche Buchdruckerei, Ghelen selbst besaß das Haus Stadt 4 am Michaelerplatz (heute Michaelerplatz 3).[1]

Bei Teilung des Durchhauses im Jahr 1811 in zwei Gebäude blieb die Auflage bestehen, dass der Durchgang zur Tuchlauben erhalten bleiben müsse. Dieser blieb tatsächlich bis 1885 bestehen, dann wurde in der Tuchlauben 12 der Mattonihof errichtet, damit war der Durchgang verschwunden.

Auch die Vorgängerbauten wechselten häufig ihre Besitzer, darunter waren Ferdinand von Rauegg (1689), der Kirchenmeister von St. Stephan war, danach der niederösterreichische Regierungssekretär Johann Pistory.

Der rote Igel

Roter Igel an der Fassade

Im 18. Jahrhundert befand sich der Gasthof „Zum roten Igel“ hier, das Mosaik von Hugo Kirsch an der Fassade des heutigen Gebäudes erinnert daran.

Der Rote Igel war ein Musikerwirtshaus, das Lieblingsrestaurant von Johannes Brahms, der wegen Clara Schumann, seiner unerfüllten Liebe, nach Wien übersiedelt war. Auch Bruckner soll hier zu Gast gewesen sein, doch er und Brahms übersahen einander bewusst. Begegneten sie sich zufällig hier, vergrub sich jeder in seine Speisekarte, um den Anderen nicht grüßen zu müssen. Eine Anekdote erzählt, dass eines Tages Brahms Knödel mit Gselchtem bestellt hätte. Da rief Bruckner (der eigentlich nicht gut aus Brahms zu sprechen war): „Sehen Sie, Herr Kollege, hier finden wir zusammen! Knödel mit Gselchtem ess ich auch!“

Ungarische Weinstube

1804 eröffnete in dem Haus die exquisite ungarische Weinstube, deren Besitzer der Äußere Rat Johann Georg Hammer war. Dieser ließ die Fassade mit dem Gemälde eines roten Igels schmücken. Die Weinstube wandelte sich 1838 zu einem berühmten Nobel-Gasthof, das "Kohlbauer", benannt nach seinem Besitzer, hier verkehrte nur das beste Publikum.

Das Wirtshaus war eine Hochburg der Demokraten während der Oktoberrevolution 1848. In dieser hatten sich Studenten zusammengeschlossen und mit den Ungarn, die gegen die Habsburger Herrschaft revoltierte und den Wunsch nach mehr Mitbestimmung hatten, zu sympathisieren.

Im zweiten Stock hatte sich der Buchbinder Leopold Groner eingerichtet, der aus einer alteingesessenen Verleger- und Buchdrucker-Familie entstammte.

1870-1875 befand sich im Haus das Strampfertheater. [2]

Unternehmen

Otto Fritzes "Hetzendorfer Farben-, Lack- und Firnissfabrik"

Das Logo von Fritze Lacke

1891 eröffnete Otto Fritze, dessen Werk seinen Sitz in Altmannsdorf hatte, eine Filiale seines Farben- und Lackhandels. Das Logo der Firma, das bis heute besteht, wurde 1908 von Adolf Karpellus entworfen.

Seit 2012 ist die Marke Fritze Lacke Teil von "Rembrandtin Farbexperte".

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Wildpretmarkt 1 190601 römisch In den Jahren 1905 und 1906 wurden bei Umbauarbeiten die Reste von Kasernen des römischen Legionslagers aufgedeckt. Es handelt sich um ca. acht Räume, die zum Teil mit Hypokausten und Estrichböden ausgestattet waren. Zu den Fundstücken gehörten Mauerwerk, Böden, Hypokausten, Ziegel mit Stempel, Fibel, Metallfunde, Henkel von Kästchen, Gürtelschnallen, Keramik und Münzen
Wildpretmarkt 1 190818 römisch Im Jahr 1908 wurden bei Kanalbauarbeiten im Straßenbereich vor dem Haus ein Denar des Caracalla sowie eine Endversteifung eines Reflexbogens gefunden.
Wildpretmarkt 1 191701 römisch Im Jahr 1917 wurde ein römisches Dachziegelfragment mit Stempel der 10. Legion gefunden.



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Quellen

  1. Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 14
  2. Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien. Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 172