Wasservögel in Wien
Wasservögel prägen viele Ufer- und Gewässerlandschaften in Wien. Enten, Gänse, Schwäne, Blässhühner, Haubentaucher, Reiher, Möwen, Kormorane und verschiedene Säger-Arten sind an Donau, Alter Donau, Donaukanal, Wasserpark und in den Auen zu beobachten. Je nach Jahreszeit kommen weitere Gäste hinzu, sodass Wien für Wasservögel ein überraschend artenreicher Lebensraum ist.[1]
Lebensräume der Wasservögel in Wien
Die wichtigsten Wasservogel-Lebensräume liegen entlang der Donau und ihrer Seitenarme. Im Nationalpark Donau-Auen finden sich Alt- und Seitenarme, Schilfränder, Kiesbänke und Auwälder, die für Brut- und Rastvögel ideale Bedingungen bieten. Schätzungen gehen im Nationalpark von rund 100 Brutvogelarten aus, darunter viele an Wasser gebundene Arten wie Reiher, Enten, Gänse, Seeschwalben und spezialisierte Schilf- und Uferbewohner.[2]
Die Alte Donau und der Floridsdorfer Wasserpark gelten als klassische Hotspots für Wasservögel im Stadtgebiet. Hier leben ganzjährig Stockenten, Blässhühner und Höckerschwäne, im Sommerhalbjahr kommen Graureiher hinzu, im Winter ergänzen Möwen die Szene.[3] Die Untere Alte Donau mit ihren Schilfflächen bietet Lebensraum für Röhrichtbewohner wie Teich- und Drosselrohrsänger; im Winter sind zusätzlich Gänsesäger und andere Entenarten zu Gast.[4]
Auf der Donauinsel treffen Freizeitnutzung und Wasservögel unmittelbar aufeinander. Naturnahe Ufer, kleine Teiche und Schilfzonen bieten Verstecke für Haubentaucher, Enten und Reiher, im Winter kommen große Trupps von Möwen, Tafel- und Schellenten sowie selteneren Arten wie Berg-, Samt- oder Trauerenten und verschiedenen Sägern hinzu.[5]
Jahreszeiten: Sommergäste und Winterbesuch
Im Sommer dominieren an vielen Gewässern vertraute Arten wie Stockente, Blässhuhn, Höckerschwan, Kanadagans oder Graugans. Haubentaucher führen ihre Jungvögel auf dem Rücken spazieren, Graureiher stehen am Ufer im seichten Wasser, und in den Auen sind Eisvögel und andere spezialisierte Arten unterwegs.[6]
Im Winter verändert sich das Bild. An Donau und Donauinsel sammeln sich große Trupps aus nördlicheren Regionen. Berichte sprechen im Winterhalbjahr von großen Möwenansammlungen, von Reiher-, Tafel- und Schellenten und von Sägerarten, die das eisfreie Wasser der Donau nutzen.[7]
Besondere Aufmerksamkeit erregte Anfang 2025 eine größere Ansammlung von rund 200 Kormoranen an der Alten Donau. Laut BirdLife Österreich nutzen die Vögel dort und an der Donauinsel gemeinschaftliche Schlaf- und Sammelplätze, etwa beim Gänsehäufel oder in der Nähe des Kraftwerks Freudenau.[8]
Auch Schwäne treten zeitweise in großer Zahl auf. Medienberichte schildern Ansammlungen von über 70 Höckerschwänen an der Alten Donau, etwa im Bereich der Romawiese, wo sich die Tiere zum Fressen und Ruhen sammeln.[9] Solche Konzentrationen sind eindrucksvoll zu beobachten, werfen aber auch Fragen zu Fütterung, Wasserqualität und Konflikten mit Bade- und Bootsbetrieb auf.
Füttern oder nicht füttern?
Die Frage, ob Wasservögel gefüttert werden sollen, beschäftigt Wien seit Jahren. Viele Menschen verbinden damit Tierliebe und Naturerlebnis, Fachleute weisen jedoch auf die Probleme hin. Durch regelmäßige Fütterung mit Brot und ähnlichen Nahrungsmitteln entstehen unnatürlich große Ansammlungen von Vögeln, die Übertragung von Krankheiten wird begünstigt, und das Wasser leidet durch Nährstoffeinträge.
Eine Analyse zu Wasservögeln an der Alten Donau weist darauf hin, dass solche Populationen enorme Mengen an Wasserpflanzen verbrauchen – an der Alten Donau werden von Wasservögeln jährlich mehr als 200 Tonnen Wasserpflanzen gefressen, die eigentlich zur Filterung von Schwebstoffen und zur Stabilisierung der Wasserqualität beitragen würden.[10]
Die Stadt Wien empfiehlt daher, auf das Füttern grundsätzlich zu verzichten oder nur sehr maßvoll und mit geeignetem Futter vorzugehen, und setzt vermehrt auf Infotafeln und Kampagnen, um auf die Auswirkungen hinzuweisen. Wo Wasservögel natürliche Nahrung finden, reguliert sich ihre Zahl besser, und die Gewässer können ökologisch stabiler bleiben.
Beobachten und Erleben
Wasservögel lassen sich in Wien leicht beobachten. Neben Donauinsel, Unterer Alter Donau und Wasserpark bieten auch Praterauen, Donaukanal, kleinere Teiche in Parks und die Gewässer im Nationalpark Donau-Auen gute Möglichkeiten, Enten, Schwäne, Reiher, Möwen und andere Arten aus nächster Nähe zu sehen.[11]
Geführte Touren, etwa Urban-Birding-Führungen oder spezielle Wasservogel-Exkursionen von BirdLife Österreich, zeigen Donauinsel, Auen und Stadtparks als Vogel-Hotspots. Teilnehmende lernen, Enten, Reiher und Haubentaucher an Gefieder und Verhalten zu erkennen und zugleich etwas über ihre Lebensräume und Gefährdungen zu erfahren.[12]
Auch ohne Führung reicht oft ein Fernglas und etwas Geduld. Besonders im Winter, wenn Laub fehlt und sich viele Wasservögel an wenigen eisfreien Gewässern sammeln, ist die Beobachtung einfach und lohnend. Hinweise auf gute Beobachtungsplätze finden sich in Stadtführern, Führungsprogrammen und in digitalen Karten der Stadt, die Uferwege und Wasserzugänge sichtbar machen.[13]
Wasservögel, Stadtökologie und Klimawandel
Wasservögel sind Teil der Stadtökologie und reagieren sensibel auf Veränderungen von Wasserstand, Ufergestaltung, Freizeitnutzung und Klimawandel. Renaturierte Ufer, Schutzzonen in den Auen, strukturreiche Wasserparks und naturnahe Teiche in Parks helfen, Brut- und Rastplätze zu sichern; vgl. Stadtökologie in Wien. Projektberichte aus dem Nationalpark Donau-Auen zeigen, dass ruhige Uferbereiche und ornithologische Ruhegebiete wichtig sind, um störungsempfindlichen Arten Rückzugsräume zu bieten.[14]
Mit wärmeren Wintern und veränderten Wasserregimen verschieben sich Aufenthaltszeiten und Verbreitung einiger Wasservogelarten. Gleichzeitig wachsen Freizeitdruck und Nutzungsansprüche an die Gewässer. Klimawandelanpassung in Wien bedeutet daher auch, Donau, Alte Donau und andere Gewässer so zu gestalten, dass sie Erholung, Naturschutz und Hochwasserschutz verbinden und für Menschen wie für Wasservögel lebenswert bleiben; vgl. Klimawandelanpassung in Wien.
Weitere Tiergruppen im und am Wasser – etwa Fische, Amphibien oder Libellen – ergänzen das Bild einer lebendigen Stadtnatur. In der lassen sich dazu passende Seiten wie Vögel in Wien, Bienen in Wien und künftige Beiträge zu Amphibien oder Fischen in Wien finden.
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Quellen
- ↑ Nationalpark Donau-Auen: Artenliste der Vogelwelt mit über 300 nachgewiesenen Vogelarten im Gebiet, darunter zahlreiche Wasservogelarten, donauauen.at.
- ↑ Nationalpark Donau-Auen: „Reicher Lebensraum für Vogelarten im Wasserwald“, Angabe von rund 100 Brutvogelarten, donauauen.at.
- ↑ Barbara Knie: „Floridsdorfer Wasserpark – Wasservögel fotografieren“, mit Angaben zu Stockenten, Blässhühnern, Schwänen, Graureihern und Möwen, 2023.
- ↑ MeinBezirk: „Auf Vogel-Entdeckungstour an der oberen Donau“, Hinweise zu Teich- und Drosselrohrsänger sowie Gänsesäger an der Unteren Alten Donau, 2024.
- ↑ Vogelbeobachtungsbericht „Vogelbeobachtung in Wien: Die Donauinsel“ mit Angaben zu Möwen, Reiher-, Tafel-, Schell- und seltenen Entenarten sowie Sägern, vogelundnatur.de.
- ↑ Presseinfos der Stadt Wien und Berichte aus dem Nationalpark Donau-Auen zu Eisvogel-Vorkommen und Brutplätzen, wien.gv.at und donauauen.at.
- ↑ Vogelbeobachtung in Wien: Donauinsel als Winter-Hotspot für Möwen, Reiher-, Tafel- und Schellenten sowie diverse Säger, vogelundnatur.de.
- ↑ ORF Wien: „Hunderte Kormorane in Wien zu sehen“, mit Angaben zu rund 200 Kormoranen an der Alten Donau und weiteren Sammelplätzen, 8. Jänner 2025.
- ↑ Die Presse: „Zu viele Tiere? Mehr als 70 Schwäne in der Alten Donau“, 30. April 2024.
- ↑ Wiener Wildnis: „Bitte nicht füttern!“, Angaben zu Fütterung, Krankheitsrisiken und rund 200 Tonnen Wasserpflanzen, die von Wasservögeln an der Alten Donau jährlich gefressen werden, wienerwildnis.at.
- ↑ BirdLife Österreich: Exkursionen wie „Wintervögel in den Praterauen und an der Donau“, Hinweise auf Wasservögel im Winter, birdlife.at.
- ↑ Birdingtours / BirdLife Österreich: Urban-Birding-Angebote und Kurs „Wasservögel“ mit Exkursion auf die Donauinsel, birdingtours.de und birdlife.at.
- ↑ Freytag & Berndt: „Vögel beobachten in Wien“, Naturführer mit Beschreibung der 20 besten Beobachtungsplätze, freytagberndt.com.
- ↑ BirdLife Österreich: Gutachten zu ornithologischen Ruhegebieten an Gewässern im Nationalpark Donau-Auen, parcs.at.