Vögel in Wien

Aus City ABC

Vögel gehören zu den sichtbarsten Mitbewohnern der Stadt. In Wien leben Standvögel, Zugvögel und Wintergäste nebeneinander: Haussperlinge und Amseln in Innenhöfen, Mauersegler über den Dächern, Wasservögel an Donau und Alter Donau, Spechte und Eulen in den Wäldern am Stadtrand. Schutzgebiete wie der Nationalpark Donau-Auen und der Wienerwald, aber auch Parks, Friedhöfe, Kleingärten und Hausfassaden machen Wien zu einem überraschend artenreichen Vogel-Lebensraum.[1]

Lebensräume und Vielfalt

Die Vogelwelt in Wien ist so vielfältig wie die Landschaften der Stadt. In den Donau-Auen und an der Unteren Alten Donau leben typische Auwald- und Schilfbewohner, von Rohr- und Drosselrohrsängern über Reiher bis zu spezialisierten Kiesbrütern an offenen Uferbereichen.[2] Auf der Donauinsel wurden naturnahe Ufer, Teiche und Biotope angelegt, die Lebensraum für seltene Arten wie Eisvogel oder Donaukammmolch bieten und gleichzeitig Erholung und Naturbeobachtung verbinden.[3]

Im Wienerwald und im Lainzer Tiergarten finden Waldvögel und große Baumbrüter besonders gute Bedingungen. Erhebungen zeigen dort eine hohe Dichte an Spechten, Waldsängern und anderen höhlenbewohnenden Arten, die vom alten Baumbestand profitieren.[4] In den Wiener Weingärten leben Arten wie Zaunammer und Heidelerche, die strukturreiche, extensiv genutzte Weinlandschaften benötigen. Analysen von BirdLife Österreich heben hervor, dass solche Weingärten für einige charakteristische Vogelarten der Stadt eine Schlüsselrolle spielen.[5]

Städtische Parks, Friedhöfe und Vorgärten bilden eigene kleine Vogelwelten. Alte Bäume, Hecken, Sträucher und Futterstellen locken eine Vielzahl an Singvögeln an, darunter Meisen, Kleiber, Baumläufer und mehrere Spechtarten. Exkursionen zeigen, wie reich belebt selbst ein Stadtpark wie Schönbrunn im Winter sein kann.[6]

Stadtvögel im Alltag

Viele Vögel sind so allgegenwärtig, dass sie oft übersehen werden. Haussperlinge, Amseln, Kohl- und Blaumeisen, Buchfinken und verschiedene Krähenarten prägen Hinterhöfe, Plätze und Innenstadträume. Mauersegler und Schwalben umkreisen die Dächer in der warmen Jahreszeit, Dohlen und Rabenkrähen nutzen Kirchtürme, Ampeln und Fassaden als Aussichtspunkte, und Stadttauben haben sich als typische Bewohner von Plätzen und Bahnhöfen etabliert.

Vögel sind dabei nicht nur Hintergrundgeräusch, sondern wichtige Teile der Stadtökologie. Sie fressen Insekten, verbreiten Samen, nutzen Gebäude als Brutplätze und reagieren sensibel auf Veränderungen in der Stadtstruktur. Projekte wie „Public meets Biodivers.city“ des Naturhistorischen Museums Wien und von BirdLife Österreich widmen sich den Prioritäten im Vogelschutz und zeigen, wie Vögel als Indikatoren für die biologische Vielfalt im Stadtraum genutzt werden können.[7]

Wasser, Auen und Ufer

Die Donau und ihre Seitenarme, die Alte Donau, städtische Teiche und naturnah gestaltete Uferzonen sind wichtige Lebensräume für Wasservögel. Enten, Gänse, Schwäne, Blässhühner, Reiher und andere Wasservögel nutzen diese Bereiche als Brut- und Rastgebiete; im Winter kommen zusätzliche Gäste aus nördlichen Regionen hinzu. An Schilfbereichen und Inselufern brüten heimliche Arten wie Teich- oder Drosselrohrsänger, während im freien Wasser Möwen und Seeschwalben zu beobachten sind.[8]

Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Eisvogel. Die Stadt Wien weist den Eisvogel als streng geschützte, prioritär bedeutende Art aus; sein Lebensraum ist im gesamten Stadtgebiet geschützt. Schätzungen gehen von etwa drei bis zehn Brutpaaren in Wien aus, die an geeigneten, naturnahen Uferabschnitten brüten.[9] In den Auen und an naturnah gestalteten Uferbereichen wird daher gezielt darauf geachtet, Böschungen und Steilufer zu erhalten, die als Brutplätze dienen können.[10]

Gebäude, Glas und Artenschutz

Viele Stadtvögel nutzen Gebäude zum Brüten: Mauersegler, Mehlschwalben, Turmfalken oder Dohlen ziehen ihren Nachwuchs in Nischen, unter Dachvorsprüngen und an Fassaden groß. Gleichzeitig bringen Glasflächen, glatte Fassaden und Gebäudesanierungen neue Herausforderungen. Vögel können große Glasflächen nicht als Hindernis erkennen, spiegelnde Fensterfronten wirken wie Fortsetzungen der Umgebung und führen zu Kollisionen.[11]

Die Umweltschutzabteilung der Stadt Wien vergibt seit 2019 die Plakette „Vogel- oder Fledermaus-freundliches Haus“ an Gebäude, die Nistmöglichkeiten für Gebäudebrüter und Quartiere für Fledermäuse schaffen. Ziel ist es, jene Arten zu fördern, die sich mit den Menschen die Stadt als Lebensraum teilen, und baulichen Artenschutz bei Sanierungen und Neubauten bewusst mitzudenken.[12] Auch Informationsmaterialien und Leitfäden zum Artenschutz an Gebäuden betonen, wie wichtig es ist, Nistplätze zu erhalten oder Ersatzquartiere anzubieten, wenn Dächer ausgebaut oder Fassaden gedämmt werden.[13]

Mitmachen: Beobachten, Zählen, Schützen

Vogelbeobachtung in Wien ist längst nicht nur Sache von Fachleuten. Vogel-Exkursionen von BirdLife Österreich, Programme der Wiener Umweltanwaltschaft und Aktivitäten von Naturmuseen laden dazu ein, Parks, Auen, Friedhöfe und Hausdächer als Vogel-Lebensräume kennenzulernen.[14] Digital können Beobachtungen in Apps und Online-Portalen erfasst werden, die Daten für Forschung und Vogelschutz liefern.

Ein besonders bekanntes Mitmachformat ist die „Stunde der Wintervögel“, bei der Bürger:innen eine Stunde lang Vögel im Garten, am Balkon oder im Park zählen und melden. BirdLife Österreich organisiert diese Aktion jährlich, auch in Wien beteiligen sich Tausende Menschen; Auswertungen zeigen, in welchen Bezirken und Siedlungsformen besonders viele Vögel gezählt werden.[15]

Schutzmaßnahmen reichen von naturnahen Gärten mit heimischen Sträuchern über den Verzicht auf Pestizide bis zu vogelfreundlich gestalteten Glasflächen und Nistkästen an Fassaden. Initiativen der Stadt sollen gleichzeitig den Insektenreichtum sichern, der für viele heimische Vogelarten eine entscheidende Nahrungsquelle ist.[16]

Vögel, Stadtökologie und Klimawandel

Vögel sind eng mit Themen wie Stadtökologie und Klimawandelanpassung verknüpft. Sie reagieren sensibel auf Veränderungen von Grünflächen, Wasserhaushalt und Stadtklima und zeigen an, ob die Stadt als Lebensraum vielfältig bleibt. Renaturierte Ufer, strukturreiche Weingärten, kühle Parks und klimaangepasste Straßen mit mehr Bäumen und Wasser bieten nicht nur Menschen Abkühlung, sondern auch Vögeln Nahrung und Rückzugsorte; vgl. Stadtökologie in Wien und Klimawandelanpassung in Wien.

In der Kategorie lassen sich zahlreiche weitere Beispiele finden: von Bienen in Wien über Amphibien und Fledermäuse bis zu Stadtfüchsen und Igeln. Gemeinsam zeichnen diese Beiträge das Bild einer Stadt, in der Natur und Urbanität eng zusammengehören und in der Vögel zu den wichtigsten Botschaftern einer lebendigen Stadtnatur zählen.

Navigation

→ weiter zu Wasservögel in Wien
← zurück zu

Quellen

  1. Nationalpark Donau-Auen: Der Nationalpark beherbergt rund 100 Brutvogelarten und insgesamt über 300 nachgewiesene Vogelarten im Gebiet und Umfeld, donauauen.at; Naturbeschreibung und Artenreichtum der Donau-Auen bei Wien, nationalparksaustria.at.
  2. Nationalpark Donau-Auen: Artenliste der Vogelwelt mit 304 nachgewiesenen Arten, donauauen.at; Bericht zu Vogelerhebungen in der Lobau 2020/21, BirdLife Österreich im Auftrag der Stadt Wien.
  3. Stadt Wien: Donauinsel als Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere; Ökologie der Donauinsel, wien.gv.at.
  4. Studien der MA 22 zu Brutvögeln im Lainzer Tiergarten, wien.gv.at; Nationalpark Donau-Auen und Wienerwald-Schutzgebiete als Hotspots der Vogelvielfalt.
  5. BirdLife Österreich: Vögel und Biodiversität in den Wiener Weingärten, 22. Jänner 2025, birdlife.at.
  6. BirdLife Österreich: Vogel-Hotspot städtischer Park, Exkursionsprogramm mit Beobachtung von Sing- und Spechtvögeln, birdlife.at.
  7. NHM Wien / BirdLife Österreich: Projekt „Public meets Biodivers.city – Vielfalt der Vögel in der Stadt“, nhm.at und birdlife.at.
  8. Berichte über Wasservögel an der Alten Donau und der Donauinsel, BirdLife Österreich und lokale Naturbeobachtungen; meinbezirk.at zu Vogelbeobachtungen an der Oberen und Unteren Alten Donau, 2024.
  9. Stadt Wien: Eisvogel – Bestandserhebung der Wiener Brutvögel, wien.gv.at.
  10. Nationalpark Donau-Auen: Monitoring von Kiesbrütern und anderen spezialisierten Vogelarten in Zusammenarbeit mit BirdLife Österreich, donauauen.at.
  11. Broschüre „Wunderbare Wiener Vogelwelt“, Hinweise der Wiener Umweltanwaltschaft zu Vogelschlag an Glas und wirksamer Markierung, wua-wien.at.
  12. Stadt Wien: Plakette „Vogel- oder Fledermaus-freundliches Haus“, wien.gv.at.
  13. Berichte und Leitfäden zum baulichen Artenschutz in Wien, etwa „Wie Vögel und Fledermäuse wohnen“ (IBO) und Unterlagen der MA 22, ibo.at und wien.gv.at.
  14. Wiener Umweltanwaltschaft: Geheimnisse der Wiener Stadtnatur und Führungen zur urbanen Artenvielfalt, wua-wien.at.
  15. BirdLife Österreich: Stunde der Wintervögel, birdlife.at; MeinBezirk: Bericht „Das war die Stunde der Wintervögel in Wien“ mit Zahlen zu 35.530 gezählten Vögeln im Jänner 2025, meinbezirk.at.
  16. Projekte von BirdLife Österreich und NHM Wien im Rahmen von „vielfaltleben“ zur Sicherung von Insekten als Nahrung für Vögel, bmnt.gv.at und birdlife.at.