Wächterruf am Schweizer Tor

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Sagen und Legenden
Wächterruf am Schweizer Tor


1., Innere Stadt Hofburg Schweizer Tor Wache · Portal

Relevante Orte: Renaissanceportal des Schweizer Tors zum Schweizerhof · Durchgangsachsen Richtung Michaelerplatz und Burgkapelle


Ein Ruf, der den Hof weckt

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Wappenfeld und Durchgang – wo der Ruf »steht«

Spät in der Nacht, wenn der Schweizerhof leer ist und nur der Laternenkreis über dem Stein liegt, will man aus dem Gewölbe des Schweizer Tors einen kurzen Ruf hören: leise, aber deutlich, wie ein Wachkommando. Es klingt, als riefe jemand ein einziges Wort: Halt – oder: Wer da?

Ein Torwart erzählte, er habe den Ruf vernommen, als er die Kette prüfte. Er blieb stehen – im selben Moment rutschte aus einer oberen Nische ein kleines Steinchen, prallte zwei Mal auf und blieb vor seiner Stiefelspitze liegen. Am Morgen fand man am Portal ein gelöstes Stück Mörtel, das man gleich ausbesserte. Seitdem nickten die Alten: Der Wächterruf habe ihn aufhalten wollen.

Andere sagen, der Ruf ertöne, wenn im Haus etwas aus dem Takt geraten ist: ein Schlüssel fehlt, ein Schreiben ist falsch zugestellt, eine Tür steht offen. Skeptische verweisen auf den Wind im Gewölbe und die Echos der Höfe. Doch wer nachts durch das Portal geht und plötzlich ein einziges Wort hört, legt unwillkürlich die Hand an die Mütze und schaut in den Bogen – ob da einer steht.

Ort: Portalgewölbe und Hofseite des Schweizer Tors; Hörbezug zu den Höfen der Hofburg

Varianten der Erzählung: Ruf am Jahrestag einer Wachenablösung · dreifaches Flüstern bei Nebel · Ruf wandert vom Michaelerplatz zum Schweizerhof · skeptische Deutung: Windpfeifen, Übersprechen aus Wachräumen, Gewölbe-Echo.

Historischer Hintergrund

Zur Einordnung: Das Schweizer Tor ist ein Renaissanceportal des 16. Jahrhunderts mit Herrscherinschriften und Wappenfeldern; der benachbarte Schweizerhof war Kernbereich von Wache, Zugängen und Hofdiensten. Gewölbe, enge Hofräume und harte Steinflächen formen kurze Laute zu klaren Rufen. Aus echtem Wachgebrauch und nächtiger Akustik entstand die kleine Omen-Geschichte vom Wächterruf im Portal. [1]



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Quellen

  • Dehio Wien I: Schweizer Tor (Renaissanceportal) – Inschrift/Wappen; Lage zum Schweizerhof.
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien – Schweizer Tor; Schweizerhof; Wachdienst.
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien 1952 – Portal-/Wächterruf-Motive.
  1. Hof- und Stadttopographie: Schweizer Tor/Schweizerhof; Wachdienst und Durchgangsachsen; akustische Effekte in Torgewölben.