Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 1K

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Haus: Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 1K Grund-Informationen
Jesuitenkirche Seipel-Platz-Wien-DSC 4625w.jpg
Aliasadressen =Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 1K, =Jesuitengasse 2, =Schönlaterngasse 10
Konfession römisch-katholisch, Jesuitenorden


Die Jesuitenkirche bzw. Universitätskirche - Architektur und Geschichte

Erbaut wurde die Kirche zwischen 1624 und 1631, vermutlich durch Giovanni Battista Carlone. Geweiht ist sie den Heiligen der Jesuiten Ignatius von Loyola und Franz Xaver.

1703 wurde die Kirche im Auftrag von Kaiser Leopold I. umgestaltet, er verpflichtete dafür den römischen Maler und Bildhauer Andrea Pozzo. Im Zuge dieses Umbaus wurden auch die beiden Türme angebracht, die heute die Kirche kennzeichnen.

Die Fassadenskulpturen zeigen von links nach rechts:

  • oben (aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts)
    • heilige Katharina,
    • heiliger Josef,
    • heiliger Leopold,
    • heilige Barbara
  • unten (Anfang 18. Jahrhundert)
    • heiliger Ignatius,
    • heiliger Franz Xaver .

Optische Täuschungen

Die Scheinkuppel

Das auffälligste Merkmal im Innenbereich der Kirche gestaltet ebenfalls Pozzo: Er täuscht mit seinem Deckenfresko in der Trompe-l’œil-Technik eine Kuppel vor. Im Boden des Langhauses, in der Nähe der letzten Bänke, ist ein weißer Stein eingelassen, auf den man sich stellen sollte: Von hier aus gelingt die optische Täuschung am besten.

Das Fresko zeigt neben der Scheinkuppel die Anbetung der Hirten, den Engelsturz, lobpreisende Engel, die Ruhe auf der Flucht und die Dreifaltigkeit. Umrahmt werden die Bilder des Gewölbes von Versen des 113. Psalms. Er beschreibt den Sieg Gottes, der den Armen hilft und die Schwachen siegen lässt.

Hände greifen nach dem Kreuz

Eine zweite Illusion von Pozzo ist die mit Stoffen behangene Marienkrone: Es scheint, als würde das Kreuz auf der Krone von Händen umklammert, die aus dem Deckenfresko herausragen.

Die Fresken im Gewölbe zeigen folgende Szenen im Detail:

  • Über den Emporen: Anbetung der Hirten.
  • Erstes Joch: Kampf der Engel; Jael tötet Sisera, David mit dem Haupt des Goliath vor Saul, Simson schlägt die Philister.
  • Zweites und drittes Joch: Scheinkuppel mit Gott Vater in der Laterne, Glaube, Gerechtigkeit, Klugheit; Augustinus, Ambrosius, Gregor, Hieronymus, Petrus, Paulus.
  • Viertes Joch: Engelchöre; Jiphtach, Gideon.
  • Presbyterium: Rast der Heiligen Familie auf der Flucht.
  • Über dem Hochaltar: Trinität.

Der Hochaltar

Innenansicht der Kirche

An der Front des rechteckigen Innenraums befindet sich der markante Altar. Er stellt "Maria Himmelfahrt" dar und wurde von Pozzo geschaffen. Hier findet sich auch ein lustiges Detail, Pozzo hat hier sein Selbstporträt verewigt: Der Apostel Andreas trägt sein Gesicht.

Eine weitere optische Täuschung ist mit dem Bild der Himmelfahrt Mariens gelungen: Zwischen März und Oktober strahlt an Vormittagen direktes Sonnenlicht durch ein Fensterband hinter dem Rahmen. Dadurch erscheinen die Bilder lebendig.

Die Seitenaltäre

Die Kirche hat 8 Kapellen, die im Paar betrachtet werden.

Das erste Kapellenpaar:

Die beiden Kapellen sind der Lebens- und der Todesweihe gewidmet.

Das Altarbild der Ignatiuskapelle zeigt "Christus weist den heiligen Ignatius nach Rom", also die Vision des hl. Ignatius bei La Storta. Links ist die Aussendung des hl. Franz Xaver dargestellt, rechts erscheint dem Ignatius, der gerade am Exerzitienbuch schreibt, die Gottesmutter. Davor befindet sich ein Herz-Jesu-Bild von Leopold Kupelwieser.
Das zweite Altarbild zeigt in der Josefskapelle „Heiliger Josef im Leben und Sterben", den Tof von Josef. Links und rechts ist die Heilige Familie dargestellt, einmal davon auf der Flucht (rechts). Davor sieht man ein Madonnenbild aus Peru, es ist eine Kopie des Gnadenbildes der Donna Maria Uzategui in der Kirche Santa Rosa in Lima aus dem 16. Jahrhundert.

Das zweite Kapellenpaar:

Das zweite Kapellenpaar ist dem Schutz gewidmet.

Der Altar der linken Schutzengelkapelle zeigt den Schutz der Erzengel mit dem Altarbild „Erzengel Raphael", links davon sieht man den "Erzengel Gabriel" mit dem Haus von Loreto und Stadtansicht, rechts Michael. Das Predellenbild aus dem 18. Jahrhundert zeigt Antonius von Padua.
Der rechte Altar ist dem Schutzpatron Heiliger Leopold gewidmet, das Altarbild zeigt seine Apotheose, seitlich ist das Schleierwunder von Klosterneuburg (rechts) und der Bau von Klosterneuburg (links) dargestellt. Das Predellenbild zeigt Johannes Nepomuk.

Das dritte Kapellenpaar:

Das dritte Paar bezieht sich auf den Schutz der Familien.

Die linke Stanislauskapelle gilt der Verehrung der heiligen Ordensfamilie mit dem Altarbild „Aufnahme des Novizen Stanislaus Kostka in den Jesuitenorden", es zeigt, wie Franz Borja Stanislaus Kostka in Rom empfängt. Links sieht man Aloysius von Gonzaga, rechts drei Jesuitenmärtyrer in Japan, das Predellenbild aus dem 19. Jahrhundert zeigt die Heilige Barbara.
Die rechte Annenkapelle gilt der heiligen Familie mit dem Altarbild „Heilige Anna mit Maria". Der Altar zeigt Anna, Maria und einen Engel. Links ist Maria Geburt dargestellt, rechts lehrt Anna der Maria das Lesen. Das Predellenbild zeigt den Schutzpatron Franz Xaver.

Das vierte Kapellenpaar:

Das letzte Kapellenpaar schließlich schützt die Wissenschaften, denen sich die Jesuiten in der nebenstehenden Schule vor allem gewidmet hatten: Der Philosophie und der Theologie.

Die linke Kapelle birgt den Katharinenaltar, denn die Heilige Katharina gilt als Schutzpatronin der Philsophen. Dargestellt wird die Mystische Hochzeit der hl. Katharina von Alexandrien, die Feuerprobe der hl. Kunigunde (links), der hl. Kasimir wird von einem Bischof gesegnet (rechts) und Judas Thaddäus (Predellenbild, 19. oder 20. Jh.).
Der Kreuzaltar (rechte Kapelle) steht für die theologische Fakultät. Zu sehen ist die Kreuzigung, die lateinischen Kirchenväter Gregor, Augustinus, Ambrosius, Hieronymus (links), Thomas von Aquin (rechts) und Petrus Canisius (Predellenbild, 19. Jh.).

Die Kanzel

An der Unterseite des Kanzelkorbes kämpfen Engel, Putti spielen den Kampf der großen Engel nach. Der Kanzelkorb selbst ist mit den Evangelisten geschmückt. An der Rückwand ist die Taufe Christi dargestellt, auf dem Schalldeckel symbolisieren Bilder Glauben, Hoffnung und Liebe.

Oben tauft Franz Xaver einen Helden. Die Einlegearbeiten sind aus Perlmutt.

Die Gruft

Wie jede Kirche hat auch die Jesuitenkirche eine Gruft: Hier werden die Toten des Jesuitenordens beigesetzt. Begraben ist hier auch (seit 2013) der Philosoph Johannes Schasching.

Die hier bestatteten Pater sind auf dieser Liste abrufbar: Gruftliste Jesuitenkirche

Die Glocken

Zu hören ist hier das Mittagsgeläut der Kirche:

Mittagsgeläute der Jesuitenkirche, 1:10 min

Vorgängerhäuser

Das Areal war schon vor Errichtung der Kirche bebaut, hier befanden sich zwei kleinere Häuser. Das eine war die "Lammburse", auch "Prugka Burschen", "Bursa agni" oder "Sprengaburse" genannt. Die Burse wurde 1407 als ursprünglich kommerzielle Privatburse vom Wiener Kaufmann Kristan Pfanzagl gegründet und 1487 von Christoff Ötzesdorfer, einem Fleischhauer, gekauft. Er machte aus der Privatburse nun eine Stiftungsburse, die zehn arme Studenten aufnehmen sollte. 1491 wurde die Burse mit der danebenliegenden "Bruckburse" vereinigt, fortan wohnten hier Studenten aus Österreich und Krain.

Das zweite Haus beherbergte die "Bruckburse", auch "Bursa Pontis". Es lag etwa an der Stelle, auf der heute die Benediktskapelle steht und dürfte 1455 vom späteren Dekan Mag. Rupert Weißenburger gegründet worden sein.

1623 wurden beide Studentenhäuser abgerissen, um der Kirche Platz zu machen. [1]

Gedenktafel

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Wien01 Dr.-Ignaz-Seipel-Platz Jesuitenkirche 2018-12-25 GuentherZ GD NS-Opfer 0341.jpg Jesuitenkirche, NS-Opfer "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen"

APG. 5,29
Zur Erinnerung
P. Alois Grimm SJ
Professor der "Stella Matutina" in Feldkirchen
enthauptet in Brandenburg am 11.IX.1944
P-Johann Steinmayr SJ
Seelsorger, Schriftsteller
enthauptet in Brandenburg am 18.IX.1944
P. Johann Schwingshackl SJ
Novizenmeister, Volksmissionar
zum Tode verurteilt in Salzburg am 16.XII.1944
gestorben im Gefängnis
München-Stadelheim am 27.II.1945



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Quellen

  1. Julia Rüdiger, Dieter Schweizer: Stätten des Wissens: Die Universität Wien entlang ihrer Bauten 1365 - 2015, Böhlau Verlag, Wien, 2015, S. 34f