Stephansdom: Valentinskapelle
| Stephansdom: Valentinskapelle | |
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| Die Valentinskapelle befindet sich im Westen des Stephansdoms, links vom Riesentor, oberhalb der Prinz-Eugen-Kapelle, neben dem nördlichen Heidenturm.
Sie wurde um 1480 fertiggestellt und ist heute vor allem als Reliquienkammer und Schatzkammer bekannt.
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Geschichte
Die Valentinskapelle - auch "Heiltumskapelle" - wurde um 1480 im spätgotischen Stil fertiggestellt und behütet heute den Reliquienschatz des Doms, sie heißt daher auch "Reliquienkammer". Die Sammlung geht bereits auf Herzog Rudolf IV. zurück, erreichbar ist sie nur über eine von der Westempore ausgehende Wendeltreppe.
Ihren Namen hat die Kapelle nach dem Sarkophag, der sich in der Mitte des Raumes befindet, hier liegen die Überreste des Heiligen Valentin.
- 1479: Entdeckung von Weihekreuzen und studentischen Graffiti → Hinweise auf studentische Riten im Dom
- 1507: Erste Weihe nach längerer Nutzungspause belegt
- 20. Jahrhundert: Einrichtung als Reliquienkammer des Domschatzes
- 2012–2013: umfassende Renovierung, neuer Übergang zur benachbarten romanischen Turmkammer
Architektur
- Spätgotischer Kapellenraum, nur über eine Wendeltreppe von der Westempore zugänglich
- Früher Standort des Valentinsaltars (einziger gotischer Flügelaltar des Doms, heute in der Eligiuskapelle)*
- Schlichter, hochgelegener Raum, bewusst zurückhaltend gestaltet – Schwerpunkt auf den Reliquien
Reliquien & Ausstattung
Die Valentinskapelle beherbergt einen einzigartigen Schatz an Heiligtümern:
- Sarkophag des Hl. Valentin von Terni mit barocker Ausstattung, bemalt mit Paradiesmotiven
- Reliquienschränke & Monstranzen aus der Barockzeit
- Neugotischer Altar (geschaffen von Ludwig Linzinger) mit den Köpfen der Hl. Damian und Kosmas
- Fragment eines Tischtuches vom Letzten Abendmahl (ein letzter Rest der Sammlung Rudolf IV.)
- Studentische Graffiti von 1479 als seltenes Zeugnis mittelalterlicher Alltagskultur
Viele der ehemals hier ausgestellte Stücke wurden mittlerweile (1933) in das Dommuseum übernommen.
Heutige Nutzung
- Die Kapelle dient heute als Reliquienkammer und ist Teil der Präsentation des Domschatzes.
- Seit der Renovierung 2012–2013 sind die Räume modern museal erschlossen:
- Verbindungssteg zur romanischen Turmkammer → zusätzliche Ausstellungsfläche
- Präsentation von über 400 Reliquien in kunstvollen Behältnissen
- 2013 wurde die Ausstellung neu eröffnet und machte den Schatz erstmals umfassend öffentlich zugänglich.
Interessantes zu Kapelle
Im November 2012 wurde die Kapelle restauriert, dabei machte man eine erstaunliche Entdeckung:
Einerseits fand man "Weihekreuze", die darauf hindeuten, dass 1479 bereits eine Weihe der Kapelle stattgefunden hatte (oder zumindest vorbereitet wurde), eine weitere Weihe fand 1507 statt.
Anderseits fand man Wandkritzeleien, die im noch feuchten Verputz angefertigt wurden. Sie stammen ebenfalls aus dem Jahr 1479, vermutlich aus dem Zeitraum rund um den Nikolaustag (profestum nicolai). Die Graffiti stellen Narrenhüte, Wappen und Namensteile dar, aber auch der Satz "manus beanorum maculant loca sactorum" ("Die Hände der Beani beflecken die heiligen Orte“) ist hier zu lesen. Damit ist ein studentisches Initiationsritual belegt. Auch einen der Namen kennt man aus der Stadtgeschichte: Jeronymus Kisling, Sohn einer Handelsfamilie und späteres Mitglied des Stadtrates.