Stephansdom: Kreuzkapelle

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Stephansdom: Die Kreuzkapelle Beschreibung
Wien - Stephansdom, Kreuzkapelle (1).JPG
Die Kreuzkapelle ist die erste an der Nordseite, links vom Eingang (am Nordwinkel der Portalfassade). Sie trug schon einige Namen, zuerst "Moranduskapelle", dann - nach deren Stifter und Mäzenen - auch die Namen "Tirna-Kapelle" und "Liechtensteinkapelle" oder auch nach den Grabstätten "Prinz-Eugen-Kapelle" bzw. "Savoyen-Kapelle". Mit den Namensgebungen änderten sich auch die Stile der Ausstattung, von der ehemals gotischen Kapelle wurde sie im 18. Jahrhundert barock und im 19. Jahrhundert historisch geschmückt.

Gestiftet wurde der Bau der Kapelle durch die Familie Tirna (auch: Tierna oder Tyrna) 1358, der Bau, der durch Rudolph den Stifter selbst in Auftrag gegeben worden war, direkt am linken Heidenturm dauerte vier Jahre, wurde aber erst 1479 gänzlich abgeschlossen, da die darüber liegende "Valentinskapelle" andauerte.


Die Kapelle im Laufe der Jahrhunderte

Erster Namensgeber der Kapelle war - noch zur Zeit des Rudolph - der Heilige Morandus († 1115), ein mittelalterlicher Benediktinermönch; Er galt als Patron und Verwandter (ein Vorfahre der Mutter von Herzog Rudolf IV.) der Habsburger, auch schützt er die Winzer und den Wein und wird gegen Besessenheit angebetet. Der Herzog erwarb sogar in Basel (und/oder St. Morand) Reliquien des Heiligen, und setzte sie selbst im Boden der Kapelle bei. Auch das Haupt des Morandus war aus Altkirch nach Wien gebracht worden, wo es in einem "jaspidein Sarg" aufbewahrt wurde. [1]

Die Familie Tirna spendete dann eine großzügige Summe, wohl auch um selbst hier verewigt zu sein, an der Außenmauer wurde deren Wappen in Stein angebracht, die Kapelle wurde nach ihr nun (um 1400) "Tirnakapelle" genannt. Erster Spender war Friedrich von Tirna, auch die Söhne des Johannes Tirna, Ludwig und Rudolf, stifteten 1397 einen hohen Betrag, um die Kapelle auszubauen und hier ihre Gräber anzulegen. Auslöser könnte der Tod ihres Bruders Hans gewesen sein, der 1397 von einem herabfallenden Gerüstteil am Südturm des Doms erschlagen worden war.

Im 17. Jahrhundert erfolgte eine weitere Umgestaltung der Kapelle durch den Mathematikprofessor Wilhelm Rechberger, von dieser ersten Barockisierung dürfte wenig erhalten sein.

Das hölzerne, gotische Kruzifix mit Echthaar brachte man vor 1685 hier an, es verlieh der Kapelle den Namen "Kreuzkapelle" und wurde im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts, vermutlich in Italien, geschaffen. (siehe dazu auch die Legende: Stephansdom: Zu unseres lieben Herrn Haarwuchs

Ab 1717 übernahm die Familie der Fürsten von Liechtenstein das Patronat über die Kapelle, was zur Bezeichnung "Liechtensteinkapelle" führte. Die Liechtensteins nahmen - vor allem in Person der Prinzessin Maria Theresia Anna von und zu Liechtenstein († 1772), die mit Emanuel Thomas Herzog von Savoyen-Carignan, Graf von Soissons verheiratet war - großen Einfluss auf die Neugestaltung, die Kapelle wurde nun gänzlich im Stil des Barock bestückt.

Den Namen "Savoyen- oder auch Prinz-Eugen-Kapelle" verursachte eben jene Maria Theresia Anna von und zu Liechtenstein, sie ließ ihren Mann Emanuel Thomas und ihren Onkel, Prinz Eugen, hier bestatten und beauftragte dafür 1754 den Bildhauer und Goldschmied Joseph Wurschbauer mit der Errichtung eines Epitaphs an der südlichen Seitenwand der Kapelle.

Ausstattung

Altäre und das Kruzifix

Der ehemalige Morandusaltar wurde später durch den, von Dr. med. Wilhelm Rechberger († 1651) gestifteten, Altar "Maria Geburt" ersetzt. Einen Erasmusaltar stiftete Sigmund Siebenbürger († 1506; Onkel des Dr. Martin Siebenbürger); der Johannes-Evangelist-Altar kam wahrscheinlich 1510 aus dem Apostelchor (Südchor) des Doms in die Kapelle. Diese ehemals drei Altäre wurden durch Maria Theresia von Savoyen ausgetauscht, als sie die Barockisierung vornehmen ließ; Der Kreuzaltar wurde zwischen 1731 und 1754 geschaffen. Das Wandfresko "Mysterium der Erlösung", auch "Golgatha", wurde 1853 von Johann Nepomuk Ender gestaltet.

Der untere Teil des Altars besteht aus einer Mensa mit dem Relief der Grablegung Christi. das breite Bild zeigt drei Männer, die Christus zu Grabe tragen und trauernde Frauen.

Darüber, auf der bronzenen Tür des Tabernakels, ist die Opferung Isaaks, als alttestamentarische Andeutung zum Opfertod Christi am Kreuz, dargestellt. [2]

Über dem Altar befindet sich besagtes Echthaar-Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert.

Die Gruft und das Epitaph von Prinz Eugen

Am Boden eingelassen findet sich die Savoyer-Grabplatte, sie ist aus Adneter Stein, in Bronze wurden die Inschrift und das Wappen, umrahmt von der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies, angebracht. Die lateinische Inschrift besagt: „Geweihter Ort, den die durchlauchtigste Fürstin ... Theresia Anna Felicitas ... Herzogin von Savoyen ... für die Beisetzung ihres Gatten Emanuel Thomas, Herzog von Savoyen ..., der im Alter von 42 Jahren am 28. Dezember 1729 durch eine Blatternerkrankung aus der Mitte der Lebenden weggerafft wurde, sowie für weitere Angehörige dieses hochedlen Hauses Savoyen, die hier begraben werden wollen, errichten ließ, damit sie hier ruhen mögen, bis sie in Herrlichkeit auferstehen.“ 1736 folgte der Onkel, Prinz Eugen von Savoyen-Carignan. Die Gruft befindet sich unterhalb dieser Platte. Nach ihrem Tod 1772 wurde auch Maria Theresia Felicitas selbst hier begraben.

In den 1970er Jahren wurde - im Zuge des Baus der U1 - das Grabmal erstmals geöffnet. Neben den Gebeinen fand sich hier auch eine Urne mit einem Herzen. Das war insofern ungewöhnlich, als man bisher davon ausging, dass sich das Herz Prinz Eugens in Turin befinden würde. Zur Überprüfung wurde allerdings weder die Wiener noch die Turiner Urne.[3]

In einer großen Wandnische befindet sich weiters das aufwendige Epitaph für Prinz Eugen, seinen Neffen und dessen Gemahlin Maria Theresia Anna (1754). Zu sehen ist hier ein goldener Sarkophag mit den Gedenkinschriften für Prinzessin Theresia und ihrem Mann Emanuel, darüber eine steile Pyramide als Symbol der Ewigkeit mit der Gedenkinschrift für Prinz Eugen. Der Sarkophag ist mit einem Relief mit der Darstellung einer Schlacht des Prinzen aus den Türkenkriegen geschmückt. An den Seiten der Pyramide sind die Insignien seines Standes drapiert, man sieht hier Heereszeichen, Waffen und Fahnen. An der Spitze ist eine Urne mit henkeln aus geflügelten Hermen abgebildet. Die Wappen der Familien Liechtenstein und Savoyen werden von einem Löwen und einer weiblichen Trauerfigur mit einem Portrait von Maria Theresia Anna, umgeben vom Schriftzug „suum cuique decus” („jedem der Ruhm, der ihm gebührt”) gehalten.[4] [5] [6]

Weitere Sehenswürdigkeiten

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Kapelle restauriert und umgestaltet. Dabei wurde 1853 von dem Maler Johann Nepomuk Ender über dem Altar der Kapelle um das gotische Kreuz ein großes Fresko geschaffen, das die Ereignisse auf Golgatha zeigt, den Hügel außerhalb von Jerusalem, auf dem den Evangelien zufolge Jesus gekreuzigt wurde.

Weiters wurden unter den vorhandenen Steinbaldachinen an den Säulen zehn neugotische Heiligenstatuen aufgestellt. Für die Ausführung wurden die Bildhauer Johann Gasser und Franz Högler beauftragt. Im Uhrzeigersinn vom Eingang aus handelt es sich dabei um folgende Heiligen

  • Aloisius
  • Josef, Theresa, Severin
  • Stephanus
  • Leopold
  • Franziskus, Elisabeth, Johannes
  • Francis

Im 20 Jahrhundert wurden zusätzlich zwei Gedenksteine für die in den Kriegen gefallenen Priester angebracht;

  • links: "Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Geistlichen" unter dem Flachrelief eines sterbenden Soldaten
  • rechts: "Denkmal für die Priester, Kleriker und Laienbrüder, die Opfer der beiden Weltkriege wurden"

Zu sehen sind hier weiters ein Tabernakel aus dem Jahr 1754, eine silberne Lampe (1782) und Assistenzfiguren des Kreuzes (von 1768).


1964 wurde in der Kapelle Julius Raab aufgebahrt.[7]

Das schmiedeeiserne Tor

Der Zugang zur Kapelle ist durch ein prunkvolles barockes Eisengitter verschließbar, das ebenfalls die Wappen des Ehepaares Savoyen-Liechtenstein trägt. Die Wappen werden von zwei Löwen getragen, hier ist ebenfalls die Kette des Goldenen Vlieses zu sehen. Das schmiedeeiserne Kunstwerk wurde 1731 errichtet, die Wappen wurden 1736 angebracht.


Links vom Zugang zur Kapelle befindet sich das Grabmal des Humanisten Johannes Cuspinian und seiner beiden Gattinnen (nach 1529) -> Gehe zu Stephansdom: Cuspinian-Grab



Quellen

  1. Ordinariatskanzlei: Wiener Diözesanblatt Jahrgang 1885, Wien, 1885, S. 239
  2. Rupert Feuchtmüller: Der Wiener Stephansdom, Wiener Dom-Verlag, 1978, Wien. S. 312
  3. https://www.oeaw.ac.at/tuerkengedaechtnis/denkmaeler/ort/stephansdom-prinz-eugen-grabmal-prinz-eugen-kapelle
  4. http://www.stephansdom.at/data/zeitung/Z101-Homepage.pdf
  5. https://www.oeaw.ac.at/tuerkengedaechtnis/denkmaeler/ort/stephansdom-prinz-eugen-grabmal-prinz-eugen-kapelle
  6. Wolfgang Zehetner: Unser Stephansdom Nr. 101 / September 2013, Verein zur Erhaltung des Stephansdoms, Wien, DIE PRINZ-EUGEN-KAPELLE, http://www.stephansdom.at/data/zeitung/Z101-Homepage.pdf
  7. https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Kreuzkapelle_(1,_Stephansdom)