Sonnenfelsgasse 15

Aus City ABC

(Weitergeleitet von Schönlaterngasse 1)

Das Gebäude

Ein Bild.

Bezirk

1., Innere Stadt

Aliasadressen
=Sonnenfelsgasse 15
=Schönlaterngasse 1
Konskriptionsnummer
vor 1862: 747
vor 1821: 793
vor 1795: 766
Baujahr
1635/1808
Architekten (Bau)
unbekannt
Inhaltslizenz: CC-BY-SA 4.0

Das Haus - Architektur und Geschichte

Erhaltenes Renaissance-Portal
das Portal um 1900 [1]
Haus Renaissanceportal Stufen
Ansicht aus dem Jahr 1942 [2]

Es handelt sich hier um das älteste erhaltene Haus der Sonnenfelsgasse. Am 19.5.1908 wurde das Haus von der Stadt Wien gekauft, lange wurde es durch Wiener Wohnen verwaltet. Nach der Renovierung 2018 wird es nun durch eine externe Agentur vermittelt. [3]

Außergewöhnlich ist das Renaissance-Portal des Hauses, der Abschlussstein ist mit einem Löwenkopf geschmückt. Der darüber liegende Dreiecksgiebel enthält ein Wappen, das jedoch leer ist. Das Tor ist noch ein Rest des Vorgängerhauses und geht auf die Zeit zwischen 1570 und 1580 zurück. Der Eingangsbereich besteht aus einem Kreuzgewölbe, alle drei Etagen im Innenhof sind mit Holzpawlatschen umringt.

Vorgängerhaus

Schon im Jahr 1411 wurde ein Haus an dieser Stelle urkundlich erwähnt, das jedoch bei einem Brand Anfang des 17. Jahrhunderts großteils zerstört wurde. Die Brandstätte wurde 1635 vom kaiserlichen Diener und Äußeren Rat Friedrich Höfler gekauft und wieder aufgebaut (der Kern ist immer noch aus dem 16. Jahrhundert), aufgestockt wurde es 1808 durch den damaligen Besitzer, den griechischen Handelsmann Anastasius Margarith.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Die Druckerei des Matthäus Cosmerovius

KopfX.png

Im Erdgeschoss befand sich ehemals eine Druckerei, die das „Wiener Blättl“ herausgegeben hatte. Besitzer der Druckerei (und des gesamten Hauses) war der kaiserliche Hofbuchdrucker Matthäus Cosmerovius, der auch die oberen beiden Stockwerke bewohnte.

Geburtshaus der Dichterin Enrica von Handel-Mazzetti

Am 10.1.1871 wurde die Dichterin Enrica von Handel-Mazzetti in dem Haus geboren. Ihr Vater, der k.u.k. Hauptmann Heinrich Hypolith von Handel-Mazzetti starb bereits vier Monate vor ihrer Geburt mit nur 31 Jahren an den Folgen eines Sonnenstichs. Die Mutter zog das Mädchen daher alleine auf, ließ sie aber trotzdem eine Schulausbildung absolvieren. Mit 19 Jahren veröffentlichte Enrica bereits ihre ersten Gedichte, später verfasste sie historische Romane und Novellen, die sich vor allem mit Religionskonflikten zwischen Katholiken und Protestanten auseinandersetzten. Als ihre Mutter starb, verließ die Schriftstellerin Wien und damit ihr Geburtshaus und übersiedelte nach Linz zu ihrem Onkel, wo sie bis zu ihrem Tod blieb.

Nach ihr ist seit 1981 eine Straße im 22. Bezirk benannt: Die Handel-Mazzetti-Gasse.

Lokale

Im Haus war ein Wiener Beisl zu finden, das "Restaurant zum Basilisk". Der Name des Lokals bezieht sich auf das naheliegende Basiliskenhaus, in einer Nische des Lokals ist die Sage dargestellt, ein Knabe hält dem Drachen einen Spiegel vor. [4]

Unterirdisches

Der Keller und die Firma Altmann

Der Keller besteht aus zwei Stockwerken, der über eine extrem steile Treppe zu erreichen ist. Die Räume sind mit den Kellern der Nachbarhäuser und des gegenüberliegenden Restaurants verbunden. Die Kellergewölbe waren einst gefüllt mit Dampfmaschinen und einer Wachsbleiche, denn hier hatte der k.u.k. Hoflieferant Josef Altmann seinen Hauptsitz. Er produzierte hier Kerzen und Pechfackeln, die im Kunsthistorischen und Naturhistorischen Museum, aber auch in der Hofburg und in der Hofoper für Beleuchtung sorgten. [5]

Ausgrabungen

Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
200212 Mittelalter/Neuzeit Bauhistorische Untersuchungen im Oktober 2002 zeigten, dass das Hauptportal des vierflügeligen Gebäudes aus der ersten Ausbauphase aus dem dritten Viertel des 16. Jh. stammt und Teile der Kelleranlage dem 16. bzw. 17. Jahrhundert und auch frühen 18. Jahrhundert zugeordnet werden können. Im Nordosten der Parzelle stammen Teile des Kellers aus dem Mittelalter.
201417 Neuzeit Im Zuge von geplanten Umbauten erfolgten fünf Sondagen im Keller des Hauses. Hier konnte festgestellt werden, dass der Osttrakt des Hauses tiefer fundamentiert war. Bautechnisch interessant ist das Aufbringen einer Lehmpackung über dem gewachsenen Boden, wohl um ein Aufsteigen der Bodenfeuchtigkeit zu verhindern.

Eine Stadt stellt sich vor

Am Haus ist die Tafel 117 angebracht. Text: Haus mit Renaissance- Portal Ende des 16. Jahrhunderts erbaut

  • 1411: Lienhart Schauer, verdienter Offizial um den Bau der Kirche Maria Stiegen, hinterlässt das Haus seiner Schwester Dorothea und ihren drei Kindern, Hans, Lucas und Barbara Winczinger.
  • 1414: Barbara Winczinger ist alleinige Besitzerin
  • 1450: Hanns Prunner verkauft das Haus an Stephan Mauttinger um 500 Pfund
  • 1454: Die Witwe Apollonia Prunner, nun neu verheiratete Hebel, verkauft das Haus an den Ungelter (Steuereintreiber) Stephan Hewner und seiner Frau Anna
  • 1455: Anna hinterlässt ihren Hausanteil ihren Geschwistern Wolfgang und Margarethe, die es über Vergleich dem Stephan Hewner zurückgeben. Barbara Hewner erbt das Haus von Stephan und heiratet Andre Feder (Grabmal im Stephansdom)
  • 1498: Barbara verkauft das Haus dem Fleischhauer Sigmund Stainer und seiner Frau Elspeth
  • 1503: Steiner hat ein zweites Mal geheiratet, seine Frau Anna ist nun Mitbesitzerin
  • 1511: Anna ist tot, Stainer ist wieder alleiniger Besitzer
  • 1525: Die dritte Frau von Stainer ist Barbara
  • 1537: Barbara erbt das Haus und heiratet Thomas Purckhauser. Sie verkauf zu Lebzeiten an den Fleischhacker Albrecht Nagl, lässt sich jedoch ein lebenslanges Wohnrecht eintragen. Das Haus hat zu dieser Zeit ein Stockwerk, in dem Barbara bleibt.
  • 1545: Albrecht Nagl hinterlässt das Haus seiner Witwe Martha und den vier Kindern. Einiger Zeit gab es nach Marthas Tod vier Besitzer, schließlich gelangte das Haus 1568 wieder in eine Hand
  • 1572: Conrad Pechler kauft das Haus, dieser verkauft es an den Äußeren Rat Gregor Gastgeber
  • 1586: Gastgeber hinterlässt das Haus seinen Kindern Colman, Hanns, Anna, Felicitas und Barbara. Sie mussten zur Tilgung der Schulden ihres Vaters das Haus an eine der Schulderinnen, Anna Hainbold, abtreten (1599).
  • 1611: Anna hinterlässt das Haus ihrem Vater Hanns Gastgeber.
  • 1632: Anna Gattermayer, eine Verwandte von Gastgeber, verkauft das Haus an den Äußeren Rat Hanns Sighardt
  • 1635: Das Haus brennt teilweise ab, die Brandstätte wird von Friedrich Höffer, kaiserlicher Diener, gekauft, er lässt das Haus neu aufbauen (damals erhielt es wahrscheinlich die zweite Etage).
  • 1659: Nach Bereinigung von Schulden und Abklärung der erblichen Angelegenheiten gelangt das Haus an den Hofbuchdrucker Mathäus Cosmerovius und seine Frau Susanne Christine. Er war Herausgeber des "Wiener Blättls".
  • 1673: Das Haus geht testamentarisch an seine Kinder Johann Christoph und Maria Suanne Cosmerovius
  • 1685: Johann Christoph vererbt seiner Witwe Theresia Cosmerovius seinen Hausanteil, die ihn ihrer Schwiegermutter Susanne Christine abgibt.
  • 1702: Susanne Christine hinterlässt das Haus ihrer Enkelin Maria Anna Slaby und ihrer Tochter Maria Suanne, verehelichte Kürner.
  • 1703 Maria Susanne hinterlässt ihren Hausanteil ihrem Mann Johann Jakob Kürner.
  • 1706: Nach einem Vergleich tritt Kürner seinen Hausanteil an die Familie Slaby ab. Die Eintragung erfolgte erst 1724, da Maria Anna jedoch den Kaufschilling nicht entrichtete, wurde das Haus versteigert und an den höchstbietenden Johann Cornelius Hörmann verkauft.
  • 1748: Maria Barbara Hörmann wird von ihrem Mann mit ins Grundbuch aufgenommen.
  • 1757: Nach dem Tod von Maria Barbara ist Johann Cornelius Hörmann wieder Alleinbesitzer.
  • 1760: Die zweite Frau Hörmanns, Maria Anna, wird als Hausbesitzerin mit aufgenommen.
  • 1766: Maria Anna Hörmann erbt das Haus
  • 1803: Maria Anna Hörmann vererbt das Haus ihren Kindern Johann Anton von Bernhard und Maria Anna Pachner, Edle von Egenstorf. Maria Anna verkauft ihren Anteil an ihren Bruder, der nun Alleinbesitzer ist.
  • 1807: der griechische Handelsmann Anastasius Margarith kauft das Haus
  • 1808: Das Haus erhält ein drittes Geschoss
  • 1825: Margariths Tochter, Maria Trika, erbt das Haus
  • 1869: Die Erben Marias sind Johann Tirka, Elise von Nitta und Apaxin Gräfin Valmarana.
  • 1908: Die Stadt Wien kauft das Haus [6]



Gehe weiter zu Sonnenfelsgasse 17 | Schönlaterngasse 2

Gehe zurück zu Sonnenfelsgasse | Schönlaterngasse | Aliasadressen

Quellen

  1. August Stauda (Fotograf), 1., Sonnenfelsgasse 15 / Schönlaterngasse 1 - Renaissanceportal , um 1900, Wien Museum Inv.-Nr. 24008, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/78148/)
  2. Bruno Reiffenstein (Fotograf), 1., Schönlaterngasse 1 - Schrägansicht - Blick gegen Sonnenfelsgasse, 1942, Wien Museum Inv.-Nr. 79000/12778, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/243592/)
  3. https://www.wiseg.at/Projekte/Sonnenfelsgasse-15#!
  4. http://www.zumbasilisk.at/
  5. Robert Bouchal, Gabriele Lukacs: Geheimnisvolle Unterwelt von Wien, Pichler Verlag, 2011, S.14
  6. Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. 7 Bände, Wien, 1952 (Manuskript im WStLA), S 237 ff