Kärntnertor

Aus City ABC

Das Alte Kärntnertor

Das Alte Kärntnertor von Außen[1]
Das Alte Kärntnertor mit Stadtgraben[2]

Etwa dort, wo heute das Haus Kärntner Straße 51 steht, wurde im Jahr 1200 ein Stadttor errichtet, das 1276 als Porta Carinthianorum, 1301 als Cherner Purgetor, später als Kerner Tor aufscheint. An ihm angebaut war ein Turm, der die Verteidigung des Tores ermöglichte. Besonders während der ersten Türkenbelagerung 1529 fanden hier heftige Kämpfe statt.

Das Neue Kärntnertor

Durch die Schäden durch die Türkenbelagerung und die Erkenntnis vorhandener Schwachstellen, beschloss Ferdinand I. 1531 die Errichtung von Basteien anstelle der einfachen Ummauerung. Das Alte Kärntnertor wurde geschlossen, ein neues wurde eröffnet. Es befand sich unmittelbar an der Augustinerbastei, etwa auf Höhe der Philharmonikerstraße - dort, wo heute die Staatsoper steht. Das Tor wurde mit einer Figur (wahrscheinlich stellt es Bonifaz Wolmuet dar) eines "Fensterguckers" geschmückt, dessen Kopie heute noch am Haus Walfischgasse 1 zu sehen ist (das Original befindet sich seit 1861 im Wien Museum).

1672 sperrte man das Tor, weil an seiner Stelle eine Katze errichtet werden sollte. An seiner Stelle eröffnete man wieder das alte Tor und übertrug die Figur des Fensterguckers dorthin. Zum Bau der Katze kam es jedoch nie. Der Verkehr, der durch das Alte Kärntnertor drängte, war nicht mehr bewältigbar, und so entschloss man sich, das Neue Tor 1802 wieder zu eröffnen. Diesmal trug es den Namen "Franzenstor". 10 Jahre später eröffnete bei der Teinfaltstraße ein neues Tor, das ebenfalls den Namen Franzenstor erhielt, das Kärntnertor bekam also seinen ursprünglichen Namen zurück.

Da nun zwei Kärntnertore benutzt wurden, bürgerte sich bald die Unterscheidung zwischen "Neuem" und "Altem" Kärntnertor ein. 1838 erweiterte Kaiser Ferdinand I. das alte Kärntnertor mit dem linken Gehweg.

Zwischen 13.10.1858 und 30.5.1859 wurde das Tor im Zuge der Demolierung der Stadtummauerung abgebrochen.

Am Haus Operngasse 6 befindet sich heute ein Glasmosaik, das das Tor zeigt.

Gestaltung des Neuen Kärntnertores

Das Kärntnertor

Da es sich bei dem Tor um den "Haupteingang" zur Stadt handelte, schmückte man des besonders.

An der Innenseite brachte man einen Doppeladler mit einer Krone aus Sandstein an. Sein Brustschild zeigte ein viergeteilters Wappen (mit den Hoheitszeichen Alt-Ungarns, Böhmens, Österreichs und Altburgunds), das mit der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies umgeben ist. Zu beiden Seiten des Wappens waren ebenfalls Wappen angebracht: das Böhmische und das Ungarische, über den Fußgängertoren wachten zwei Löwenköpfe.

Die Außenseite zeigte dem Hereinkommenden das große Reichsschild, an den Seiten sah man zwei Adler, der linke hielt ein Schwert, der rechte ein Zepter.

Geschichten um das Kärntnertor

Bis ins 17. Jahrhundert war das Tor nachts gesperrt. Erst 1626 konnte man nach 22 Uhr für einen Sold von sechs Kreuzer pro Menschen oder Pferd in die Stadt gelangen. Das Kärntnertor war einige Zeit lang das einzige Tor, bei dem diese Möglichkeit gegeben war.

Als Napoleon die Stadt belagerte, gelang es am 10. Mai des Jahre 1809 vier Franzosen, gemeinsam mit Husaren durch das Tor zu schlüpfen. Der Einbruch wurde jedoch rasch entdeckt. Der erste Soldat wurde in der Komödiengasse (heute: Maysedergasse) von einem Fleischerknecht erschlagen, die drei anderen fing man in der Kärntner Straße, am Graben und am Haarmarkt ein.

1814 errichtete man eine Triumpfpforte am alten Kärntnertor. Sie empfing den Kaiser mit der Inschrift "Das neu beglückte Österreich oder Triumph des Wiedersehens".

Das Tor aus Sicht des Jahres 1842

Standort an der ehemaligen Stadtmauer, Etappe 4
Blick von der Bastei Richtung Karlskirche

Das Tor bot einen weiten Blick über die Vorstadt bis zum Wienerwald. Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:

Auf dem Glacis sieht man die Brücke über die Wien, welche zur Vorstadt Wieden, auf die Straße nach Baden führt. Rechts steht das große Starhembergische Freihaus , links das Polytechnische Institut und die Karlskirche. Über das Starhembergische Freihaus hin sieht man die Gebirge des Wienerwalds und an heiteren Tagen erblickt man den Schneeberg in weiter Ferne empor ragen. In der Vorstadt steht links von der Karlskirche das Sommerpalais des Fürsten Schwarzenberg, darüber ragt das Belvedere empor, und hinter diesem rechts sieht man die Rauchfänge im Bahnhof von der Raaber Eisenbahn. Links vom Belvedere ist Kirche und Kloster der Salesianerinnen, neben dem Schwarzenbergischen Palais steht vorne die neue Kaserne (für Infanterie und das Beschal-Department). Das Palais mit den großen Saalfenstern ist Eigentum des Erzherzogs Maximilian. Im Stadtgraben steht ein Militärmagazin und ein kleiner Garten des Erzherzogs Karl, der in Verbindung mit dem oberen ist, welcher den ganzen nun folgenden Ravelin einnimmt. Diesem gegenüber springt das Palais Kolowrat vor. [3]

Die Elisabethbrücke[4]

Die Brücke ist die Elisabethbrücke, die zu dieser Zeit noch den offenen Wienfluss überspannte, er wurde 1895 eingewölbt, die Brücke wurde abgebrochen. Das Starhembergische Freihaus wurde in Etappen zwischen 1858 und 1970 abgebrochen, es stand im Bereich der heutigen Wiedner Hauptstraße 10, Margaretenstraße 10-16 und Operngasse 25 im vierten Bezirk. Das ebenfalls erwähnte Polytechnische Institut ist heute die Technische Universität, Karlsplatz 12-13, neben der immer noch die Karlskirche zu sehen ist. Links davon, am Rennweg 2, steht auch das Schwarzenbergpalais noch.

Das große Palais des Erzherzogs Maximilian befand sich auf dem Areal Beatrixgasse 25, das Gebäude wurde 1692 durch einen Neubau ersetzt. Auch das "Vorspringende" Palais Kolowrat gibt es nicht mehr, es stand an der Schwarzenbergstraße, zwischen den Hausnummern 1-3 und 2-4, etwa an der Einmündung der Seilerstätte bei Haus 21, Konskriptionsnummer 1194, und wurde 1869 demoliert.


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Quellen

  1. Wilhelm Kisch: Wien. Die alten Strassen und Plaetze Wien's und ihre historisch interessanten Haeuser. Wien, Gottlieb 1883, S. 334
  2. k.A: Wien seit 60 Jahren, ein Album für die Jugend, Gerlach&Wiedling, 1908, Wien, S. 10
  3. Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13
  4. k.A: Wien seit 60 Jahren, ein Album für die Jugend, Gerlach&Wiedling, 1908, Wien, S. 25