Karolinentor

Aus City ABC

Das Karolinentor um 1850

Namensgebung und Geschichte

Zwischen den heutigen Häusern Weihburggasse 26 und Weihburggasse 25-27 befand sich ein Stadttor, ursprünglich "Seilerstättentor" genannt, 1827 wurde es nach Kaiserin Karoline Auguste (der vierten Gemahlin des Kaisers Franz I.) auf "Karolinentor" umbenannt.

Das Tor ermöglichte erst ab dem 19. Jahrhundert Fußgängern aus der Stadt in die Vorstadt Landstraße zu gelangen. Zuvor gab es keine Verbindung auf das hübsch gestaltete Glacis, das zunehmend zum Prominieren verwendet wurde und an dem sich 1877 ein Kaffeezelt ansiedelte. 1820 legte man Alleen an, ein Kaffeehaus und eine Mineralwassertrinkanstalt boten den Besuchern Abwechslung. [1]

Das stark frequentierte Tor, über dessen Portal der Name Franciscus I (Kaiser Franz I.) und die Jahreszahl 1817 angebracht war, wurde 1862 demoliert.

Das Tor aus Sicht des Jahres 1842

Stadtspaziergang
Etappe 5 - Karolinentor
Standort an der ehemaligen Stadtmauer, Etappe 5
Blick auf das belebte Wasserglacis [2]

Ein Stadtführer aus dem Jahr 1842 schildert die Eindrücke so:

Man kömmt nun auf dem Walle zu den Stellen, wo mit Asphalt-Pflasterung Proben gemacht wurden; links steht das Artillerie-Haupt-Zeugamt mit dem Blechtürmchen, und man erreicht das Karolinentor. Im Stadtgraben befindet sich ein Garten des Erzherzogs Karl. Vom Tore sieht man in der Stadt auf die Seilerstätte hinab und die Weihburggasse aufwärts; die Brücke führt zur Mineralwasser-Trinkkur-Anstalt und ihren Gartenanlagen auf dem Glacis, weiterhin die Vorstadt Rennweg hinan. Auf dem Ravelin steht links das neue Palais des Herzogs von Coburg, 1842 erbaut. [3]

Der Spaziergang führt nun über das Wasserglacis, das beliebteste Areal zum Flanieren der Wiener zu dieser Zeit. Heute ist das geschilderte Zeugamt mit den Blechtürmchen nicht mehr erhalten. Es wurde durch das Haus Coburgbastei 6 ersetzt. Auch der Garten des Erzherzoges im Stadtgraben ist verschüttet. Nicht mehr sichtbar, aber noch in 10 Meter Tiefe vorhanden sind Teile der geschilderten Brücke, ihre Pfeiler wurden bei Ausgrabungen im Jahr 2006 gefunden. Auch Reste der Mineralwasser-Trinkkur-Anstalt entdeckte man dabei - in Form zahlreicher Bitter- und Mineralwasserflaschen. Das Palais Coburg, Coburgbastei 2-4, war damals ein Neubau und kann heute noch betrachtet und besucht werden.


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Quellen

  1. Karin Fischer Ausserer: Mauern um Wien, die Stadtbefestigung von 1529 bis 1857, Stadt Archäologie, 2014, Wien, ISBN 978-3-85161-074-1, S. 63 ff.9
  2. k.A: Wien seit 60 Jahren, ein Album für die Jugend, Gerlach&Wiedling, 1908, Wien, S. 8
  3. Adolf Schmidl: C. Gerold, Eine Woche in Wien: Zuverlässiger und zeitsparender Führer durch die Kaiserstadt und ihre nächsten Umgebungen, Tag 1, 1842, Wien, Seite 4 – 13