Jüdisches Wien – Mittelalter

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Geschichte Wiens
Jüdisches Wien – Mittelalter
✡ Überblick: Schon Anfang des 13. Jahrhunderts finden sich jüdische Wiener, sie werden, nach dem sie sich eine blühende Stadt in der Stadt geschaffen hatten, 1421 ausgelöscht.

Jüdisches Wien im Mittelalter

Die ersten Juden dürften in Wien schon sehr früh gewohnt haben. Der erste schriftliche Vermerk findet sich, als 1196 der Jude Schlom, der erste Münzmeister des Herzogs, ermordet wurde. Er hatte mehrere Grundstücke in der Gegend der heutigen Seitenstettengasse besessen. 1204 ist hier auch eine Synagoge und eine Judenschule nachweisbar.

Erstes Ghetto im Berghof

Das älteste Ghetto lag im Bereich des Berghofs. 1238 - unter Kaiser Friedrich II. - wurden Juden "Kammerknechte". Das bedeutet, sie waren Besitz des römisch-deutschen Kaisers. Positiv daran war einzig, dass damit auch ein gewisser Schutz festgelegt worden war. Die Rechtsnormen, die eigens für Juden aufgestellt worden waren, und damit das Zusammenleben mit Christen regeln sollten, waren:

  1. Schutz von Leben und Eigentum,
  2. Freiheit der wirtschaftlichen Betätigung,
  3. Freiheit der Religionsausübung,
  4. Recht zur Beschäftigung christlichen Hauspersonals,
  5. Autonomie der Jüdischen Gemeinde in innerjüdischen Rechtsangelegenheiten
  6. Festlegung einer verbindlichen Verfahrensordnung für Streitigkeiten zwischen Juden und Christen.

Diesen Schutz ließen sich die Herrscher jedoch gut bezahlten. Zum Beispiel verlangte Kaiser Sigismund (1368–1437) im 15. Jahrhundert von jedem Juden ein Drittel seines Einkommens. Außerdem war die Rechtsfähigkeit der Juden eingeschränkt. Sie hatten beispielsweise kein Waffenrecht.

1267 wurde sogar - veranlasst durch die Kirche - eine Verordnung erlassen, dass jeder Jude einen spitzen, gehörnten Hut tragen müsse. Abbildungen davon finden sich häufig in Kirchen, wo der Judenhuttragende als Dämon dargestellt wird. Ein Musterbeispiel findet sich sogar am Portal des Stephansdoms.

Jude am Portal von St. Stephan [1]

Hier werden über dem Riesentor Szenen von Teufeln und Dämonen dargestellt, Drachen, Löwen, Fabelwesen stellten das Böse dar. Mitten unter ihnen: Ein Mann mit einem Hut, dessen Spitze abgebrochen ist. Im katholischen Glauben wurde der Jude also schon sehr früh als "Böse" hingestellt.

Zweite Ansiedlung am Judenplatz und Wiener Gesera

Die Judenverbrennung zu Wien, 1421, Bermann

Im 13. Jahrhundert übersiedelte das Ghetto in den Bereich Schulhof - Judenplatz. Diese lebendige Stadt in der Stadt, mit eigenem Garten, einer Schule und einer Synagoge ging 1421 unter: Albrecht V. hatte die Stadt geplündert, die Menschen ermordet und das Eigentum konfisziert.

Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung, es wird von 800 Personen geredet, wurde in Boote gesetzt und die Donau hinunter getrieben. Die Überlebenden wurden von Kaiser Sigismund aufgenommen und konnten sich in Mähren und Ungarn ansiedeln. Den verbleibenden 200 Juden ereilte ein anderes Schicksal: die wurden an der Gänseweise verbrannt, der erste jüdische Massenmord findet an der Weißgerberlände statt.

Albrecht V. hatte natürlich einen Grund für dieses Verbrechen: Er benötigte Geld, um die Tochter von Kaiser Sigismund heiraten zu können. Mit Ermordung der Wiener Juden gelang ihm dieses Vorhaben. Er erzielte mit der Plünderung und der Übernahme sämtlicher Gebäude der Judenstadt am heutigen Judenplatz ausreichend Vermögen, um ein Jahr später Elisabeth, die Tochter von Sigismund, im Stephansdom zu heiraten.



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Quellen

  1. P. Diem, Austriaforum