Desider-Friedmann-Platz 1
- Bezirk
- 1., Innere Stadt
- Aliasadressen
- =Desider-Friedmann-Platz 1
- =Seitenstettengasse 2
- =Judengasse 14
- Konskriptionsnummer Stadt
- vor 1862: 495
- vor 1847: 495
- vor 1821: 529
- vor 1795: 495
- Baujahr
- 1825
- Architekten (Bau)
- Joseph Georg Kornhäusel
Das Haus, der Kornhäuselturm - Architektur und Geschichte
Ecke Fleischmarkt / Judengasse, am heutigen Desider-Friedmann-Platz, steht der Kornhäusel-Turm, das erste Wiener Hochhaus. Es wurde in der Zeit des Biedermeiers 1825 vom Architekten Joseph Kornhäusel für sich selbst erbaut und als Atelier und Wohnung im Stil des Biedermeier eingerichtet.
Schutz vor eifersüchtiger Ehefrau
Die Legende sagt, dass der neunstöckige Turm keinen ebenerdigen Eingang hatte, sondern nur eine aufziehbare eiserne Stiege, die in den ersten Stock führte. Kornhäusel hielt sich nur im 6. Stock auf - angeblich wollte er diese Lösung, um in Ruhe arbeiten zu können, es wurde jedoch auch vermutet, dass er sich so vor seiner eifersüchtigen Gattin schützen wollte. Wenn er ihrer überdrüssig wurde, soll er sich in diesen Turm zurückgezogen haben. Sollte sie ihm nachgerannt kommen, so ist er ins allerletzte Stockwerk geflüchtet, hat die Leiter hochgezogen und die Falltür geschlossen.
Diese Theorie wird durch die Tatsache gestützt, dass die Wände kaum Fenster aufweisen, nur in den obersten Etagen gibt es welche.
Vorgängerhaus, Jüdisches Wien
Schon im frühen Mittelalter war der Bereich bebaut – 1204 stand hier, mitten in der ältesten Judengemeinde Wiens, die Judenschule.
Heute gehört das Gebäude der Israelitischen Kultusgemeinde, die beide Haushälften (eine gehörte dem Architekten Kornhäusel, die andere dem Steinmetzmeister Franz Jäger) 1899 und 1905 gekauft hatte. Sie richtete hier ihre Kanzleien ein.
Später gehörte das Haus zum Dreifaltigkeitshof, von dem es jedoch vor 1371 abgetrennt wurde. In diesem Jahr erwarb der Bürgermeister Thomas Swaeml eine Haushälfte. Ein weiterer Bürgermeister Wiens, Paul Holzkäuffel, erwarb 1377 das Haus.
Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten
Adalbert Stifter und Gedenktafel für Terroropfer
Adalbert Stifter (siehe Gedenktafel, ein Bronzerelief von Hans Rathausky) hat hier sechs Jahre, nämlich zwischen 1842 und 1848, lang gelebt. Ein Schild behauptet sogar, dass er hier 1842 die einzige im Wien der Neuzeit sichtbare totale Sonnenfinsternis beobachtet habe. Das Schild stimmt jedoch nicht, denn Peter Altenberg selber hat diese Sonnenfinsternis in seinem Werk „Aus dem alten Wien“ beschrieben:
„Aber, da sie nun wirklich eintraf, da ich auf einer Warte hoch über der ganzen Stadt stand….endlich zur vorausgesagten Minute – gleichsam wie von einem unsichtbaren Engel empfing die Sonne den sanften Todeskuss – ein feiner Streifen ihres Lichts wich vor dem Hauch dieses Kusses zurück…“
Er dürfte also auf einem Turm gestanden haben, der sich ganz in der Nähe befand; Der Turm Kornhäusels wurde erst 20 Jahre später errichtet.
Wohn- und Sterbehaus von Josef Georg Kornhäusel
Der Kornhäuselturm wurde nicht nur von Kornhäusel erbaut, es handelt sich hier auch um das Wohn- und Sterbehaus des Architekten (* 13. November 1782 Wien, † 31. Oktober 1860, ebenhier). Josef Georg Kornhäusel erbaute unzählige Häuser in Wien, unter anderem den Göttweiger Hof (Freyung 6), das Miethaus für Rudolf Arthaber (Rotgasse 6) oder den Seitenstettenhof (Rabensteig 5).
Nach ihm ist die Kornhäuselgasse im 20. Bezirk benannt.
Wien - eine Stadt stellt sich vor
Das Gebäude trägt das Schild Nummer 115 der Aktion "Wien - Eine Stadt stellt sich vor".
- Wien von A-Z
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