Börseplatz 1

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Haus: Börseplatz 1 Grund-Informationen
Börseplatz 03.JPG
Aliasadressen =Börseplatz 1, =Helferstorferstraße 10, =Rockhgasse 5, =Hohenstaufengasse 8
Ehem. Konskriptionsnummer Stadt, vor 1862: 1547 | vor 1821: - | vor 1795: - Zeughausareal
Baujahr 1870 / Aufbau: 1902
Architekt Josef Winterhalder, Ausführung: Eduard Kaiser und Franz Weigang sen.[1], Baumeister Edmund Kaiser / Aufbau: Eugen Fassbender


Das Fernmeldegebäude (Telegraphenzentralstation) - Architektur und Geschichte

Ansicht vor 1905 [2]
Ansicht um 1873 [3]

Der Architekt des 1870 erbauten Hauses war Josef Winterhalder, errichtet wurde es für die k.k. Telegraphen-Zentralstation. Die Aufstockung wurde zwischen 1900 und 1905 durch Eugen Fassbender vorgenommen, sie war zur Unterbringung des Personals des Amtes gedacht, denn mittlerweile waren hier 800 Mitarbeiter beiderlei Geschlechts tätig. [4], [5], [6]

Technische Neuerungen

Interessant an dem Bau ist die Heiz- und Kühlanlage: Um die Luft möglichst staubfrei zu halten, wurde am Börseplatz ein Pavillon erbaut, aus dem saubere Luft angesaugt wird und durch einen Kanal in das Gebäude geleitet wird. Die Frischluft wird im Winter durch acht Heizkammern erwärmt, im Sommer gekühlt. Ein weiteres technisches Detail ist ebenfalls interessant: Für den Telegrammverkehr wurde vom und zum Rohrpostnetz eine spezielle elektronische Seilschlittenbahn errichtet.

Weitere Verwendung des Fernmeldegebäudes

Die Post- und Telegraphenverwaltung war bis 1996 hier angesiedelt, seit dem Auszug steht das Gebäude leer. Kurze Zeit war der Schwiegersohn Wlascheks, Thomas Hönigsberger, der Besitzer des Hauses, der Umbau zu einem geplanten Hotel scheiterte jedoch am Denkmalschutz. Zwischendurch wurden die oberen Etagen von Paulus Manker genutzt, er führte dort seine „Alma“ auf. [7]

Im Jänner 2012 wurde zwar berichtet, dass die Grazer Investmentfirma Immovate das Haus gekauft hätte, seither ist jedoch keine Veränderung zu sehen. Ob es ein Hotel oder ein Appartmenthaus würde, war da noch unklar. Mittlerweile gehört das Gebäude der "Börseplatz 1 GmbH &Co KG", die Luxuswohnungen darin errichtet.

Während dem Zweiten Weltkrieg blieb auch dieses Haus nicht verschont, es wurde am 12.3.1945 von einer Bombe getroffen, die drei Wohnungen im Haus zerstörte.

Figurengruppe am Dach

An die Telegraphen-Zentrale erinnert eine Figurengruppe und die Inschrift „K.K. Telegraphen Centrale“ auf der Attikaballustrade. Die Figuren symbolisieren die Telegraphie, sie sitzen auf einem Globus und sind von zwei liegenden Damen umgeben. Darüber ist der Funkturm gut zu erkennen, der 1964 im Innenhof erbaut wurde.

Die Anfänge - Schottengarten

1339 wurde der Grund von privaten Besitzern an das Schottenkloster abgetreten, sie durften es jedoch nicht lang behalten haben, denn 1411 schien wieder ein privater Besitzer auf. Zu viel späterer Zeit, nämlich im 17. Jahrhundert, war es wieder im Besitz der Schotten, die hier einen Garten angelegt hatten. 1672 schenkten die Schotten den Grund Kaiser Leopold I., da dieser das angrenzende Zeughaus erweitern wollte.

Vorgängerbauten

Haunoldsturm

In der Babenbergerzeit verlief hier die Stadtbefestigung, etwa dort, wo heute die Telegraphenzentralstation steht, befand sich damals der Haunoldsturm. Er scheint bereit 1418 im "Gültenbuch" auf, nämlich als "Turm in des Haunolds Garten".

Dieser Haunold war Haunold Schuchler, der 1345-1348 Judenrichter in Wien war. Ab 1445 scheint der Name "Turm im Elend" auf. Er wurde zwischen 1558 und 1561 abgerissen, als das Flussstreitschiffarsenal erbaut wurde.

Donauflottillenarsenal

Dieser Teil des Arsenals hieß auch "Wiener Flussstreitschiffarsenal". Es handelte sich dabei um einen Zubau des oberen kaiserlichen Arsenals (Renngasse). Hier lag auch ein kleiner Hafen, wahrscheinlich am Ufer des Betts des "Alsbach", an dem die Donaustreitschiffe nach ihrer Herstellung im Arsenal verwahrt wurden. [8]



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Quellen

© Christiana Mazakarini
  1. http://www.architektenlexikon.at/de/1318.htm
  2. Albin Sockl (Hersteller), Charles Scolik (Fotograf), Wien, I. k. k. Telegraphen-Anstalt, Börseplatz., vor 1905, Wien Museum Inv.-Nr. 93740/114, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/786558/)
  3. Michael Frankenstein & Comp. (Fotoatelier), 1., Börseplatz 1 - ehemalige K. K. Telegrafen-Anstalt, vermutlich 1873, Wien Museum Inv.-Nr. 78079/658/2, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/2315638/)
  4. http://www.architektenlexikon.at/de/121.htm
  5. http://www.architektenlexikon.at/de/1130.htm
  6. Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bd. 5. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, S. 425
  7. https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/museum/561291_Die-Verwagnerung-des-k.-k.-Telegraphenamtes.html
  8. Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien. Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 59