Michaelerplatz 3

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Basis-Information


Loos-Haus Wien.JPG

Michaelerplatz 3, Loos-Haus

Aliasadresse =Kohlmarkt 18, =Herrengasse 2
Ehem. Konskriptionsnummer 253
Baujahr 1910
Architekt Adolf Loos


Das Loos-Haus - Architektur und Geschichte

Auf dem Areal, wo heute das umstrittene Loos-Haus steht, waren einst vier Häuser (Konskriptionsnummern 253 A-D), eines davon – das Eckhaus – war das Dreilaufer-haus, benannt nach dem Hausschild „Zu den drei Laufern“.

Laufer

Laufer waren junge Herolde, die, prunkvoll gekleidet und mit langen Stäben in der Hand die Kutschen ihrer vornehmen Herrschaft begleiteten. Sie steigerten damit de-ren Ansehen, und machten gleichzeitig den Weg für die Kutsche frei. Noch Kaiserin Maria Theresia beschäftigte 14 Laufer, die eine eigene Hoflaufer-Livree trugen. Unter Karl VI. fand jährlich ein Wettrennen der Laufer ider Prater Hauptallee statt, der schnellste benötigte für die Strecke vom Praterstern bis zum Lusthaus (hin und zu-rück) 30 Minuten. Erst unter Kaiser Ferdinand I. wurde der Berufsstand verboten, er bezeichnete ihn 1847 als „inhuman und unzeitgemäß“.

Ende des 18. Jahrhunderts war hier eine Buchhandlung, sie gehörte August Samuel Gräffer, dem Vater des Schriftstellers Franz Gräffer. Zwischen 1775-1789 befand sich hier auch die Kunsthandlung Artaria.

Geburtshaus Gottfried Prehauser

In diesem Haus wurde, als Sohn des Hausmeisters, 1699 der Schauspieler Gottfried Prehauser („Salzburger Hanswurst“) geboren.

Neubau ohne Augenbrauen

Als 1797 ein großer Brand alle vier hier stehenden Häuser vernichtete, kauften der Freiherr von Plankenstein und der Freiherr von Arnstein die Ruinen und bauten ein großes Dreilauferhaus. In diesem befand sich viele Jahre das Bierlokal „Zum Lothringer“ (Haus 253 D).

Anfang des 20. Jahrhunderts (1909-1911) baute Adolf Loss ein neues Gebäude hierher. Geplant war es für das damalige Herrenmodengeschäft Goldman und Sa-latsch. Der Bau erregte die Wiener Bevölkerung sehr: Einerseits schockierte die glatte Oberflächengestaltung mit geädertem Cipollito-Marmor, andererseits die gesimslosen Fenster („Das Haus ohne Augenbrauen“). Mit den vier Säulen im Erdgeschoß nahm Loos das Portal der Michaelerkirche auf.

Die Behörden machten so große Probleme, dass der Bau sogar unterbrochen wurde. Als Kompromiss wurden in den oberen Stockwerken Blumenkästen angebracht. Der Legende nach sollen diese der Form nach an den Herzoghut erinnern, und damit eine Anspielung auf die Hofburg sein.

Angeblich mochte Kaiser Franz Joseph das Haus so wenig, dass er nach dessen Erbauung nicht mehr durch das Michaelertor fahren wollte und sogar die Fenster der Hofburg vernageln ließ, damit er „das scheußliche Haus“ nicht mehr sehen müsse.

Das Haus hat mehrere Besitzerwechsel hinter sich, 1934 kaufte es die Baufirma Universale, 1968 die Genossenschaftliche Zentralbank, 1987 ging es in den Besitz der Raiffeisenkasse Wien über. Da das Erdgeschoß 1938 zerstört wurde und im Jahr 1944 - durch einen Bombeneinschlag im benachbarten Hochhaus - auch das Loos-Haus in Mitleidenschaft gezogen wurde, ließ es die RZB 1987 wieder nach den Originalplänen herstellen.

2002 gestaltete Paolo Piva das Souterrain wieder neu – zur Designzone Looshaus. Es finden nun internationale Ausstellungen und Veranstaltungen hier statt, um das österreichische Design zu fördern.


Skurriles und Interessantes zu Adolf Loos

  • Loos war drei mal verheiratet - für die damalige Zeit ein Skandal. Seine Frauen waren die Schauspielerin und Schriftstellerin Lina Loos, die Tänzerin Elsie Altmann und die Fotografin Claire Beck.
  • Loos designte sich seinen Grabstein selbst
  • Wegen Loos führte der Kulturausschuss des Wiener Gemeinderates eine neue Kategorie ein: Zusätzlich zu den bisher üblichen Ehrengräbern wurde nun die Rubrik "Historisches Grab" ermöglicht. Diese Kategorie ist für umstrittene Persönlichkeiten gedacht. "Umstritten" war Loos, weil er wegen des "Verbrechens der Verführung zur Unzucht mit Minderjährigen" verurteilt worden war.
  • Nach Loos wurde 2002 ein Asteroid benannt.



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