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== Das Haus "Zu den drei Kronen" - Architektur und Geschichte ==
== Das Haus "Zu den drei Kronen" - Architektur und Geschichte ==


Informationen folgen in Kürze
Das spätbarocke Haus besitzt zierliche schmiedeeiserne Balkongitter mit Rokokoelementen.
 
Das Haus hatte den Namen "Zu den fünf Kronen" (eventuell - laut Kisch - auch "zu den drei Kronen"), das Hausschild gab es bis 1664. Der Name spiegelt sich auch im Balkon wieder, er ist mit fünf kleinen Kronen verziert. Besonders reizvoll ist der Innenhof des Hauses, er ist mit Pawlatschen umringt, und, wie eine kleine Tafel am Haus anzeigt, nach telefonischer Voranmeldung (+43 1 533 53 12) besichtigbar.
 
Zwischen 1828 und 1829 wurden durch Peter Liborius Gerl Adaptirungen vorgenommen. <ref> http://www.architektenlexikon.at/de/1071.htm</ref>
 
== Vorgängerhäuser ==
 
Das Haus gehörte zur Judenstadt und wurde, wie alle anderen im Zuge der Judenvertreibung 1421 von Herzog Albrecht V. beschlagnahmt. Die Stadt Wien verkaufte es 1423, danach scheint als Besitzer Wilhelm von Puchheim auf, der schon das Haus daneben ([[Judenplatz 7]]) besaß. 1454 tauschte er dieses Haus gegen eines bei der Freyung.


Um 1500 war es im Besitz des Karmeliterklosters, das es fünf Jahre später wieder verkaufte. 1689 gelangte das Haus aufgrund unbezahlter Schulden in Besitz der Universität, die es bis 1693 behielt.
Der Neubau erfolgte 1724.
== Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten ==
=== Wohnhaus des Arztes und Politikers Wilhelm Ellenbogen ===
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[[File:Symbol Medizin free.png|left|90px]]Bis zu seiner Emigration 1939 wohnte hier [[Wilhelm Ellenbogen]] (* 9. Juli 1863 Lundenburg, † 25. Februar 1951 New York) mit seinen Geschwistern Gisela und Leopold, mit denen er dann nach New York auswanderte.
Ellenbogen absolvierte das Stubenbastei-Gymnasium in Wien und studierte dann Medizin. Bis 1934 arbeitet er am AKH als Sekundararzt, entschied sich dann aber für die politische Karriere, die ihn immer mehr faszinierte. Er hatte sich schon früh der Arbeiterbewegung angeschlossen und war schon 1887 der sozialdemokratischen Partei beigetreten. Ab 1892 war er einer der Hauptreferenten und kämpfte hier vor allem für die Durchsetzung des allgemeinen Wahlrechts. 
1920 wurde er mit der einstweiligen Führung des Staatsamts für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten betraut und zusätzlich zum Präsidenten der Staatskommission für Sozialisierung. Nach seiner Verhaftung 1934 und einem viermonatigen Gefängnisaufenthalt wurde er mit der Auflage entlassen, nicht mehr politisch aktiv zu sein. Am 1. Mai 1939 verließ er Wien und emigrierte über Frankreich und Spanien in die USA.
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[[Kategorie:Medizin in Wien]]
== Ausgrabungen ==
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! Adresse
! Ausgrabungscode
! zeitliche Lagerung
! Beschreibung der Fundstücke
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| Drahtgasse 3
| 199801
| römisch/Mittelalter
| Im Jahr 1998 wurden beim Einbau eines Aufzugschachts ein mittelalterlicher Estrichboden und ein römerzeitlicher Lehmboden aufgedeckt. Außerdem wurde römische und mittelalterliche Keramik geborgen.
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| Drahtgasse 3
| 200002
| Mittelalter/Neuzeit
| Im Baubestand wurden mehrere spätmittelalterlicher Kellerräume verschiedener Gebäude mit Umbauphasen in der ersten Hälfte des 17. und im ersten Drittel des 18. Jh. festgestellt.
|}
== Steine der Erinnerung ==
Eine Wandtafel erinnert hier seit April 2012 an jüdische Opfer der NS-Zeit.
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!colspan="4"|Steine der Erinnerung
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|rowspan="3"| Holocaust-Opfer
| Zum Gedenken <br />
an eine Familie<br />
die in diesem Haus <br />
gelebt hat<br />
und im Holocaust<br />
ermordet<br />
worden ist.<br />
| Sofie <br />
Schlesinger <br />
30.1.1858<br />
am 28.07.1942<br />
nach Theresienstadt<br />
deportiert<br />
Tod durch Verhungern<br />
am 13.02.1944<br />
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| Hermine<br />
Klein<br />
4.7.1884<br />
geb. Schlesinger<br />
am 19.10.1941<br />
nach Lodz<br />
deportiert<br />
<br />
| Bela Pinkas<br />
Klein<br />
30.09.1882<br />
Am 19.10.1941<br />
nach Lodz<br />
deportiert<br />
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| Frieda <br />
Klein<br />
17.04.1896<br />
geb. Schlesinger<br />
Flucht nach Belgien<br />
am 31.07.1943<br />
von Malines nach<br />
Auschwitz deportiert<br />
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| Jacques<br />
Klein<br />
15.8.1895<br />
Flucht nach Belgien<br />
am 30.10.1942<br />
von Malines nach<br />
Auschwitz deportiert<br />
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[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Architekten:unbekannt]]
[[Kategorie:Architekten:Peter Liborius Gerl]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Wohn- und Sterbehäuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Häuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Ausgrabungen]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Denkmalschutz]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Innenhöfe und Durchhäuser]]
[[Kategorie:1. Bezirk - Steine der Erinnerung]]
 
== Quellen ==

Aktuelle Version vom 12. Dezember 2020, 10:56 Uhr

Haus: Drahtgasse 3 Grund-Informationen
Drahtgasse 09.JPG
Aliasadressen =Drahtgasse 3, =Ledererhof 2
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 341 | vor 1821: 370 | vor 1795: 300
Baujahr 1724 (Keller: 16. Jhdt.)
Architekt unbekannt


Das Haus "Zu den drei Kronen" - Architektur und Geschichte

Das spätbarocke Haus besitzt zierliche schmiedeeiserne Balkongitter mit Rokokoelementen.

Das Haus hatte den Namen "Zu den fünf Kronen" (eventuell - laut Kisch - auch "zu den drei Kronen"), das Hausschild gab es bis 1664. Der Name spiegelt sich auch im Balkon wieder, er ist mit fünf kleinen Kronen verziert. Besonders reizvoll ist der Innenhof des Hauses, er ist mit Pawlatschen umringt, und, wie eine kleine Tafel am Haus anzeigt, nach telefonischer Voranmeldung (+43 1 533 53 12) besichtigbar.

Zwischen 1828 und 1829 wurden durch Peter Liborius Gerl Adaptirungen vorgenommen. [1]

Vorgängerhäuser

Das Haus gehörte zur Judenstadt und wurde, wie alle anderen im Zuge der Judenvertreibung 1421 von Herzog Albrecht V. beschlagnahmt. Die Stadt Wien verkaufte es 1423, danach scheint als Besitzer Wilhelm von Puchheim auf, der schon das Haus daneben (Judenplatz 7) besaß. 1454 tauschte er dieses Haus gegen eines bei der Freyung.

Um 1500 war es im Besitz des Karmeliterklosters, das es fünf Jahre später wieder verkaufte. 1689 gelangte das Haus aufgrund unbezahlter Schulden in Besitz der Universität, die es bis 1693 behielt.

Der Neubau erfolgte 1724.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Wohnhaus des Arztes und Politikers Wilhelm Ellenbogen

Persönlichkeit Wilhelm Ellenbogen]
KopfX.png
Symbol Medizin free.png
Bis zu seiner Emigration 1939 wohnte hier Wilhelm Ellenbogen (* 9. Juli 1863 Lundenburg, † 25. Februar 1951 New York) mit seinen Geschwistern Gisela und Leopold, mit denen er dann nach New York auswanderte.

Ellenbogen absolvierte das Stubenbastei-Gymnasium in Wien und studierte dann Medizin. Bis 1934 arbeitet er am AKH als Sekundararzt, entschied sich dann aber für die politische Karriere, die ihn immer mehr faszinierte. Er hatte sich schon früh der Arbeiterbewegung angeschlossen und war schon 1887 der sozialdemokratischen Partei beigetreten. Ab 1892 war er einer der Hauptreferenten und kämpfte hier vor allem für die Durchsetzung des allgemeinen Wahlrechts. 1920 wurde er mit der einstweiligen Führung des Staatsamts für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten betraut und zusätzlich zum Präsidenten der Staatskommission für Sozialisierung. Nach seiner Verhaftung 1934 und einem viermonatigen Gefängnisaufenthalt wurde er mit der Auflage entlassen, nicht mehr politisch aktiv zu sein. Am 1. Mai 1939 verließ er Wien und emigrierte über Frankreich und Spanien in die USA.

Ausgrabungen

Adresse Ausgrabungscode zeitliche Lagerung Beschreibung der Fundstücke
Drahtgasse 3 199801 römisch/Mittelalter Im Jahr 1998 wurden beim Einbau eines Aufzugschachts ein mittelalterlicher Estrichboden und ein römerzeitlicher Lehmboden aufgedeckt. Außerdem wurde römische und mittelalterliche Keramik geborgen.
Drahtgasse 3 200002 Mittelalter/Neuzeit Im Baubestand wurden mehrere spätmittelalterlicher Kellerräume verschiedener Gebäude mit Umbauphasen in der ersten Hälfte des 17. und im ersten Drittel des 18. Jh. festgestellt.

Steine der Erinnerung

Eine Wandtafel erinnert hier seit April 2012 an jüdische Opfer der NS-Zeit.

Steine der Erinnerung
Drahtgasse 3 Stein der Erinnerung.jpg

Holocaust-Opfer Zum Gedenken

an eine Familie
die in diesem Haus
gelebt hat
und im Holocaust
ermordet
worden ist.

Sofie

Schlesinger
30.1.1858
am 28.07.1942
nach Theresienstadt
deportiert
Tod durch Verhungern
am 13.02.1944

Hermine

Klein
4.7.1884
geb. Schlesinger
am 19.10.1941
nach Lodz
deportiert

Bela Pinkas

Klein
30.09.1882
Am 19.10.1941
nach Lodz
deportiert

Frieda

Klein
17.04.1896
geb. Schlesinger
Flucht nach Belgien
am 31.07.1943
von Malines nach
Auschwitz deportiert

Jacques

Klein
15.8.1895
Flucht nach Belgien
am 30.10.1942
von Malines nach
Auschwitz deportiert


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Quellen