Ellenbogen, Wilhelm

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Persönlichkeit
Wilhelm Ellenbogen
Daten
Ellenbogen Wilhelm.png
Geboren
9. Juli 1863, Lundenburg (Mähren, heute Břeclav)
Gestorben
25. Februar 1951, New York
Weitere Namen
-
Beruf
Arzt, Politiker (SDAP)

Wilhelm Ellenbogen (1863–1951) war ein österreichischer Arzt und führender sozialdemokratischer Politiker, der als Theoretiker des Austromarxismus, langjähriger Reichsrats- und Nationalratsabgeordneter sowie als Präsident der Staatskommission für Sozialisierung zu den prägenden Persönlichkeiten der österreichischen Arbeiterbewegung gehörte.[1]

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Lebenslauf

Ellenbogen stammte aus einer jüdischen Familie in Lundenburg in Mähren; sein Vater war Volksschullehrer. Als Kind kam er mit den Eltern nach Wien, maturierte an der Stubenbastei (Akademisches Gymnasium) und studierte anschließend Medizin an der Universität Wien. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Arzt am Allgemeinen Krankenhaus, engagierte sich aber früh in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. 1891 übernahm er die Leitung des Unterrichtsverbandes der Arbeiterbildungs- und Fachvereine Wiens, eines Vorläufers der späteren sozialdemokratischen Bildungszentrale, und wurde 1892 in die Parteileitung gewählt, der er bis 1934 angehörte.[2] Er setzte sich besonders für das allgemeine Wahlrecht ein und erarbeitete zentrale Grundlagen der sozialdemokratischen Agrarpolitik.

Von 1901 bis 1918 vertrat Ellenbogen die Brigittenau als Abgeordneter im Reichsrat, ab 1918 gehörte er der Provisorischen Nationalversammlung und anschließend bis 1934 dem Nationalrat an. 1919 wurde er Unterstaatssekretär für Handel und Gewerbe, 1920 Staatssekretär und Präsident der Staatskommission für Sozialisierung, in der er umfassende Pläne zur Sozialisierung zentraler Wirtschaftsbereiche entwickelte, die am Widerstand der Christlichsozialen nur teilweise realisiert werden konnten.[3] In den 1920er Jahren profilierte er sich zudem als scharfer Analytiker des Faschismus und Kritiker der Nähe von Bundeskanzler Ignaz Seipel zu Mussolini.

Nach den Februarkämpfen 1934 verlor Ellenbogen seine politischen Funktionen, wurde verhaftet und nach kurzer Zeit wieder entlassen; eine weitere Verhaftung folgte 1938. Am 1. Mai 1938 verließ er Wien, emigrierte zunächst nach Frankreich, floh 1940 zu Fuß über die Pyrenäen nach Lissabon und gelangte schließlich in die USA, wo er sich in New York als Publizist und Vortragender betätigte und den Vorsitz des Austrian Labor Committee übernahm, der Auslandsorganisation der österreichischen Sozialisten in den Vereinigten Staaten.[4] Sein Wunsch, nach 1945 nach Österreich zurückzukehren, erfüllte sich nicht; er starb 1951 in New York. Seine Urne wurde in der Feuerhalle Simmering beigesetzt, und mit dem Dr.-Ellenbogen-Hof samt Gedenktafel in der Brigittenau erinnert Wien bis heute an den Arzt und Politiker, der vor allem für die Interessen der arbeitenden Bevölkerung der Brigittenau eintrat.[5]

Ausführlicher Lebenslauf externe Quellen

Quellen

  1. Überblick zu Leben und politischer Bedeutung bei: Parlament Österreich, Kurzbiografie Wilhelm Ellenbogen; dasrotewien.at: Ellenbogen, Wilhelm; Wikipedia: Wilhelm Ellenbogen.
  2. dasrotewien.at: Ellenbogen, Wilhelm; Wikipedia: Wilhelm Ellenbogen, Abschnitt Leben.
  3. dasrotewien.at: Ellenbogen, Wilhelm; Wikipedia: Wilhelm Ellenbogen.
  4. dasrotewien.at: Ellenbogen, Wilhelm; DERLA: Gedenktafel Wilhelm Ellenbogen; Wikipedia: Wilhelm Ellenbogen.
  5. DERLA: Gedenktafel Wilhelm Ellenbogen; Wikipedia: Wilhelm Ellenbogen.