Zedlitzgasse 7

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Haus: Zedlitzgasse 7 Grund-Informationen
Plachutta Wien Wollzeile-DSC1272w.jpg
Aliasadressen =Zedlitzgasse 7, =Wollzeile 36-38, =Stubenbastei 2-4
Ehem. Konskriptionsnummer vor 1862: 788, 789, 790 | vor 1821: 835, 826, 837 | vor 1795: 1211, 830, 831
Baujahr 1892
Architekt Hans Miksch und Julian Niedzielski


Der Bauernfeldhof - Architektur und Geschichte

Das Wohnhaus wurde 1892 durch die Architekten Hans Miksch und Julian Niedzielski für die Jupiterversicherung errichtet. Der Runderker, der sich über alle Stockwerke erstreckt, ist mit der Inschrift "Bauernfeld" versehen, was dem Haus zu seinem Namen verholfen hat. In dem Haus hatte Eduard von Bauernfeld knapp vor seinem Tod (1889-1890, er starb am 19.8.1890) gewohnt.

Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten

Eduard von Bauernfeld

Bauernfeld (* 13. Jänner 1802 in Wien; † 9. August 1890) war ein österreichischer Schriftsteller. Während seiner Ausbildung beim Pädagogen Cajetan Giannatasio del Rio lernte er den Neffen Beethovens (Karl) kennen, wodurch er auch Beethoven selbst kennenlernte. Beethoven plante später die Komposition der Oper Brutus, zu der Bauernfeld das Libretto schreiben sollte - aus dem Projekt wurde jedoch nichts. Nachdem Bauernfeld 1848 als Beamter der Lottodirektion entlassen worden war, arbeitete er fortan als freier Schriftsteller. Er wurde zum begehrten Hausdichter des Burgtheaters, schrieb aber auch kritische Werke, die der Zensur zum Opfer fielen.

Nach ihm ist die Bauernfeldgasse im 19. Bezirk benannt, seit 1894 wird ein von ihm gestifteter Preis (Bauernfeld-Preis) verliehen. Bauernfeld hatte seine letzten Lebensmonate (1889/1890) hier verbracht, in Pflege seiner treuen Haushälterin Therese Zopf.

Die Bauernfeld-Gedenktafel, die heute im Eingangsbereich auf Seite Stubenbastei 2 angebracht ist, wurde bereits am 8.8.1891 enthüllt.

Baron Hofmann

Ebenfalls in dem Haus hatte der Generalintendant der beiden Hoftheater, Baron Leopold Hofmann, gelebt. Da ihn viele Schauspieler daheim besuchten, bekam das Haus auch bald den Namen "Theaterhaus".

Wohn- und Sterbehaus sowie Gedenktafel Bertha von Suttner

In dem Gebäude lebte und starb Bertha von Suttner, woran auch eine Gedenktafel im Eingangsbereich des Hauses erinnert: Die Tafel ist ein Werk von Rudolf Schwaiger und wurde 1965 geschaffen.[1]

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Bertha von Suttner Vienna Zedlitzgasse 7.jpg Suttner, Bertha von Hier lebte und starb Bertha von Suttner,

geb. 9.6.1843 - gest. 21.6.1914,
die Gründerin der Österreichischen Friedensgesellschaft

Wohnhaus des Ehepaars Hans und Marianne Kraus

Das Lehrerehepaar war Gründer des Urania Puppentheaters "Kasperl und Pezi". In der Wohnung dieses Hauses entstanden die ersten Bühnen und Köpfe der Handpuppen. Mehr zum Kasperltheater unter Urania

Wohn- und Sterbehaus des Juristen Ludwig Koeßler

Der Grazer Ludwig Koessler (auch: Koessler, * 17. März 1861 Wien, † 12. März 1927 ebenhier) arbeitete ab 1895 als Advokat in Wien. Nachdem er Mitglied im Reformclub geworden war, begann er sich vor allem für die Volksbildung einzusetzen.1897 ründete er das "Syndikat Urania" und wurde 1899 der Präsident der Urania. Er war es auch, der den Bürgermeister Lueger von dem Bau der Sternwarte überzeugte.

Nach ihm ist der Ludwig-Koeßler-Platz im 3. Bezirk benannt.

Wohn- und Sterbehaus des Bürgermeisters Franz Daniel Bartuska

1708 erbte der Bürgermeister Franz Daniel Bartuska (* um 1680 Wien, † 3. April 1754, ebenhier) das Haus von seinem Vater. Er lebte und starb hier.

Wiener Institutionen

Taubstummeninstitut

Zwischen 1783 und 1784 war in dem Haus, damals nannte es sich "Zum goldenen Radl" oder auch "Stögersches Haus", das Taubstummeninstitut untergebracht. [2], [3] Von dort übersiedelte es in das Pazmaneum, einem aufgehobenen Pazmanitenkollegium in der Schönlaterngasse 15.

Sängerknaben

Zwischen 1842 und 1890 war in dem Haus das Konvikt der Wiener Sängerknaben untergebracht.

Das Simpl

Kabarett Simpl

Im Oktober 1912 wurde das Simpl als Bierkabarett Simplicissimus von Egon Dorn gegründet und bot als Speiselokal einen Mix aus Gesang, Artistik, Schnellzeichnern, Zauberern und Kabarett.

Die Künstler, darunter waren Egon Friedell, Hermann Leopoldi und Armin Berg, aber auch Duos von Komponist/Interpret, wie Robert Stolz mit Franzi Ressel, erhielten ein einmonatiges Engagement und wurden nur bei Erfolg verlängert. Erst in den 20er Jahren, nach dem ersten Weltkrieg, erlangte es mit den Doppelconferencen von Karl Farkas und Fritz Grünbaum Berühmtheit. Der Erfolg wurde durch Ausbruch des 2. Weltkrieges jäh unterbrochen: Am 10.3.1938 lief die letzte Vorstellung, Farkas musste ins Ausland fliehen, Grünbaum wurde im KZ Dachau ermordet. .[4]

Das Simpl wurde arisiert, die Darsteller bestanden aus „ausschließlich deutschen Reichsbürgern“. Ab 1944 hielt das Simpl, trotz Theatersperre, offen, einen Aufschwung erlebte es jedoch erst wieder, als 1950 Farkas als künstlerischer Leiter hierher zurückkehrte. Gemeinsam mit Hugo Wiener schrieb er Revuen und hielt seine Doppelconferencen nun mit Ernst Waldbrunn ab. Das Essembel bestand damals aus Cissy Kraner (der Ehefrau Wieners), Maxi Böhm, Fritz Muliar, Heinz Conrads, Fritz Heller, Otto Schenk und Ossy Kolmann.

Angeblich soll sich hier auch der Entertainer Peter Alexander beworben haben, der von Farkas jedoch nicht als Talent akzeptiert wurde. Angeblich wurde er mit den Worten: „… und nicht einmal singen kann er“ hinausgeworfen.

Das Ehepaar Wiener/Kraner zerstritt sich mit Farkas und verließ das Simpl 1971. Das Simpl wurde noch berühmter, als die Vorstellungen im Fernsehen übertragen wurden, dazu gehörte der Jahresrückblick von Farkas, „Bilanz der Saison“ und „Schau’n Sie sich das an“, wo er als Rauchfangkehrer die Sendung begleitete.

1974 übernahm Martin Flossmann das Simpl mit seinem Kabarett „Der bunte Wagen“, 1993 übergab er es an Michael Niavarani, der es bis heute führt und es mittlerweile sogar besitzt.

Der Magier-Salon des Johann Nepomuk Hofzinser

Der Vorläufer des Simpls war ein Magier-Salon, den Johann Nepomuk Hofzinser 1853 eröffnete.

Hofzinser (10. Juli 1806 - 11. März 1875) war der Begründer der modernen Kartenmagie. Ursprünglich war Hofzinser Beamter der Tabakregie, hielt hier aber dreimal in der Woche seine Vorstellungen „Stunden der Täuschung“ ab. Er erfand 60 Karten-Tricks, als er starb hinterließ er in seinem Testament, dass sein gesamter Nachlass vernichtet werden sollte, darunter auch die Kartentricks. Seine Witwe vollzog den Wunsch, die Tricks waren damit verloren.

Gedenktafeln

Neben der Tafel für Bertha von Suttner ist hier auch eine Gedenktafel für Fritz Grünbaum angebracht.

Gedenktafel Fritz Grünbaum

Links vom Eingang des Simpl erinnert eine Gedenktafel an den Schauspieler und Kabarettisten Fritz Grünbaum (1880-1940).

Bild Anlass/Persönlichkeit Text der Tafel
Fritz Grünbaum GT.png
Grünbaum, Fritz In diesem Haus wirkte

der große Künstler
Fritz Grünbaum
7.4.1880 - 14.1.1941
Er war ein guter Österreicher
und hat für dieses Bekenntnis
im Konzentrationslager
den Tod gefunden.
Er wollte in seiner
Menschenliebe
nicht an das Grauen glauben
dem er dann selbst zum Opfer fiel.

KZ. Gemeinschaft Dachau
Lagergemeinschaft Buchenwald

Lokale

Plachutta

Das für seinen Tafelspitz berühmte Wirtshaus Plachutta wurde 1993 von Ewald Plachutta eröffnet. Mittlerweile hat er es seinem Sohn Mario übertragen.

2014 geriet das Restaurant in die Schlagzeilen, weil ein Keller entlassen worden war: Er hatte 50 Gramm Staubzucker des Restaurants für das Süßen seiner privaten Erdbeeren verwendet. Die Arbeiterkammer berichtet, dass Plachutta 2 bis 3 Kellner pro Jahr aus ähnlichen Gründen entlässt, darunter gab es einen Rauswurf, weil der Mitarbeiter unrasiert zur Arbeit erschienen war, einen anderen, weil ein Mitarbeiter zu laut gelacht hätte.

Vorgängerhäuser

Blick in die Wollzeile von der Stubenbastei, 1725[5]

Zum goldenen Radl

Schon bevor Plachutta sein Gasthaus eröffnete, waren seit dem 16. Jahrhundert Wirtshäuser hier untergebracht.

1682 gehörte es dem Gastwirt Georg Müller, der hier ein Einkehrerwirtshaus für ungarische Kaufleute führte, das Lokal hieß "Zum goldenen Pfau". Das Haus hatte danach ein Hausschild, das es als "Haus zum goldenen Radl" auswies, ausschlaggebend dürfte der Wirt Jakob Rädlmayer gewesen sein. Er kaufte das Haus 1713 und nutzte es ebenfalls als Gaststätte.[6] [7]

Das Haus war das letzte vor der Stadtmauer, eine Ansicht aus dem Jahr 1725 zeigt die Häuserzeile (Blick von der Stubenbastei).



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Quellen

  1. Czeike Felix: Wiener Bezirkskulturführer, I - Innere Stadt, 2. Verbesserte Auflage, Jugend und Volk, Wien. 1985, S. 176
  2. Walter Schott: Das k. k. Taubstummen-Institut in Wien 1779-1918. Wien, Köln, Weimar, Böhlau Verlag, 1995. S. 71
  3. Eugen Messner: Die Innere Stadt Wien. Österr. Bundesverlag, 1928, Leipzig. S. 172
  4. Czeike Felix: Wiener Bezirkskulturführer, I - Innere Stadt, 2. Verbesserte Auflage, Jugend und Volk, Wien. 1985, S. 176
  5. Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze Wiens und ihre historisch interessanten Häuser. Gottlieb, Wien, 1883. S. 636
  6. Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze Wiens und ihre historisch interessanten Häuser. Gottlieb, Wien, 1883. S. 637
  7. Richard Groner: Wien wie es war, vollst. neu bearb. von Felix Czeike, Verlag Molden, Wien-München, 1965, 6. Auflage, S. 460 f.