Bäckerstraße 9
(Weitergeleitet von Windhaaggasse 1)
Haus: Bäckerstraße 9 | Grund-Informationen | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
|
Das Haus, Windhaagsches Stiftungshaus, Huckepackhaus - Architektur und Geschichte
Die Besitzer des Windhaagschen Stiftungshauses sind ab dem 14. Jahrhundert (1371) bekannt. Seit 1896 steht das Haus in Besitz der Gemeinde Wien, es handelt sich also um einen etwas untypischen "Gemeindebau", der 26 Gemeindewohnungen anbietet.
Das Renaissance-Haus wurde 1559 für den Wiener Bürgermeister Johannes Thau erbaut. 1648 kaufte es Joachim Freiherr von Windhaag von seiner Schwester (Anna Sophie, geborene Enzmüller), der es 1682 als Alumnat (Internat für ein Gymnasium) stiftete. 1784 wurde das Internat aufgehoben, die Stiftung besteht jedoch bis heute weiter.
Imposant ist das Rundbogenportal in einer Rechteckrahmung: es trägt die Bauinschrift 1559, ein Wappen und eine Inschriftentafel, die Folgendes besagt:
Die Inschrift bedeutet:Hanns von Thaw, jener "berühmte Stadtrichter", der über zehn Jahre lang - in der Zeit zwischen 1570 und 1589 - "Bürgermeister zu Wien" war, hatte die Liegenschaft von seinem Vater Gerhard von Thaw geerbt und ließ darauf das Haus neu erbauen.[1]
Das darüber liegende Fenster wurde in die Ornamentik integriert, links davon befindet sich eine Figurennische aus dem 17. Jahrhundert mit einer Mariahilf-Figur (um 1700). [2]
Das Haus im Zweiten Weltkrieg
1944 wurden große Teil durch einen Bombenangriff zerstört, erhalten bleib damals nur die Fassade bis in den ersten Stock, damit zum Glück auch die Bauinschrift und das Wappen. 1951 erfolgte der Wiederaufbau, wobei die Fassade wieder integriert wurde.
Sagen und Legenden
Im 19. Jahrhundert wurde das Haus Huckepack-Haus genannt – nach einem Spitznamen, den Windhaag von den Protestanten erhalten hatte (Wilhelm Kisch).
Sagen und Legenden
Die Legende des Huckepack-Hauses | |
Man erzählte sich, dass die Mutter von Windhaag nachts über einen Friedhof gehen musste. Dabei sei ihr ein Skelett auf den Rücken gesprungen, und hätte sie gezwungen, es auf dem Rücken (huckepack) zu sich nach Hause zu tragen. Angeblich sei neun Monate später Enzmüller Baron Windhaag auf die Welt gekommen. |
Nebenbei bemerkt: Windhaag (Enzmüller) wurde in Schwaben geboren - es handelt sich dabei um eine damals typische Verunglimpfung der Protestanten für den sehr katholischen Grafen. Die Protestanten hassten den erfolgreichen Mann und hatten ihm daher den Spottnamen "Huckepack" gegeben. Daraus entstand das Sprichwort "Geh du zum Huckepack", gleichbedeutend mit "Geh zum Teufel". [3]
Lokale
Das Café Alt Wien
Heute ist hier das Kaffee Alt Wien.
Das Alt Wien wurde 1936 von Leopold Hawelka und seiner Frau Josefine einen Tag nach deren Hochzeit eröffnet. Sie führten es hier drei Jahre lang, dann zogen sie in die Dorotheergasse um und gründeten im ehemaligen Café Ludwig das Hawelka.
1976 geriet das Café durch eine Aktion von Gottfried Helnwein in die Presse, Helnwein setzte sich bandagiert in eine auf Normalität bemühte Umgebung .
Seit den 1980er Jahren hat sich das Kaffee zu einem Nachtcafé gewandelt – die Öffnungszeiten verschoben sich immer mehr nach hinten, die Wände sind mit Postern gepflastert, die Beleuchtung ist eher schummrig. Das Publikum besteht aus einer Mischung von Künstlern, Studenten, Journalisten und skurril wirkenden Personen.
Wohnhaus bekannter Persönlichkeiten
Wohnhaus von Adalbert Stifter
Zwischen September 1839 und September 1840 wohnte im 3. Stock Adalbert Stifter (siehe dazu auch: die Wohnungen des Adalbert Stifter).
Gehe weiter zu Bäckerstraße 10 | Sonnenfelsgasse 11
Gehe zurück zu Bäckerstraße | Sonnenfelsgasse | Windhaaggasse | Straßen des 1. Bezirks
Quellen
- ↑ Carl August Schimmer: Ausführliche Häuser-Chronik der innern Stadt Wien, mit einer geschichtlichen Uebersicht sämmtlicher Vorstädte und ihrer merkwürdigsten Gebäude, Kuppitsch, 1849, S. 142
- ↑ Renata Kassal-Mikula: Steinerne Zeugen, Relikte aus dem Alten Wien, Wien Museum, 2008, Wien. S. 51
- ↑ Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze Wiens und ihre historisch interessanten Häuser. Gottlieb, Wien, 1883. S. 392