Weihburggasse 19
Haus: Weihburggasse 19 | Grund-Informationen | ||||
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Architektur und Geschichte
Ihren Ursprung hatten die Franziskaner in Johannes von Capistrano, der als mittelalterlicher Prediger in Wien zu Bekanntheit gelangte. Seine gegen den islamischen Glauben - und damit gegen die Türken - wetternden Reden, die er vornehmlich am Stephansfreithof abhielt (1453), gaben der "Capistrankanzel" am Dom ihren Namen. Capistran gründete auf der Laimgrube das erste Franziskanerkloster, das ironischer Weise während der ersten Türkenbelagerung 1529 fast gänzlich zerstört wurde. Die flüchtenden barfüßigen Mönche erhielten erst in der Ruprechtskirche ein Notquartier, danach in St. Nikolai in der Singerstraße. 1589 bekamen sie schließlich das Areal des ehemaligen Hiernoymusklosters, das zur neuen Heimat der Franziskaner wurde.
1603 reichte die Hieronymus-Kapelle des Franziskanerklosters nicht mehr aus, der Orden beschloss, eine größere Kirche um die bestehende Kapelle (sie stammt aus dem Jahr 1476) zu erbauen. Das Geld dafür kam vor allem aus dem Vermögen der unverheiratet gebliebenen Jungfrau Anna Freiin von Hollnegg. Ein Ordensmitglied, Pater Bonaventura Daum, begann mit dem Bau der Kirche, des Turms und des neuen Klosters. Der Turmbau wurde 1614 vollendet, 1622 das Kloster. Der Besucherandrang in der neuen Kirche war groß, sodass man beschloss, den Platz vor dem Gotteshaus deutlich zu vergrößern. [1]
Die Kirche wurde mehrmals renoviert und umgebaut (1783, 1893 und 1911), ein Bombenangriff am 8. April 1945 zerstörte den Bereich des Guten-Hirten-Altars. 2002 wurde die Kirche Außen restauriert, dabei wurde auch die Gruft einer Generalsanierung unterzogen.
Seit 1607 ist die Kirche Ziel von Wallfahrten, denn sie birgt das spätgotische Gnadenbild "Maria mit dem Beil". Diese Statue der Maria aus Grünberg in Böhmen, auch Grünbergmadonna genannt, ist von einer Legende umrankt.
Die Kirche Außen
Dreifaltigkeitsdarstellung
Die Statuen an der Westfassade sind links Franz von Assisi und rechts Antonius von Padua. In der Mitte, auf dem Giebel des Westportals der Kirche steht Hieronymus, Schutzherr der Kirche. Er ist von zwei Engelsputti umgeben.
Heiliger Hieronymus
Die Gruft
Das Kircheninnere
Im Inneren der Kirche stehen sechs Batterien Kirchenbänke, sie wurden zwischen 1727 und 1729 vom Klosterbruder Johann Gottfried Hartmann angefertigt. Sie sind reich dekoriert, an den Stirnseiten finden sich Medaillons, die Ordensheilige darstellen. Die Westempore wurde von Franz Anton Pilgram errichtet, und ersetzt 1742 wahrscheinlich eine hölzerne Empore. Hier standen schon einige Orgeln, die heutige ist aus dem Jahr 1980 (Rieger, Vorarlberg).
Wöckherl-Orgel und der Betchor
Der Bau der Orgel ist gut dokumentiert, festgehalten ist die Geschichte des Instrumentes im "Sponzetl" aus dem Jahr 1641, das sich im Kloster befindet. Für den Bau der Orgel wurde Johann Wöckherl (auch: Hans Weckerl) engagiert, der den Auftrag erhielt, bis zum 14.7.1642 sein Werk spielfertig vollendet zu haben. Die Orgel wurde mehrfach umgebaut, wodurch sich ihr Klang veränderte. Nach einem Holzwurmbefall im 20. Jahrhundert zerlegte man das Instrument schließlich komplett und rekonstruierte die alten Teile. Heute steht die älteste bespielbare Orgel Wiens im Betchor der Kirche. Dieser Raum ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, einmal pro Woche jedoch, an jedem Freitag zwischen April und Oktober um 14 Uhr, kann man im Rahmen einer Spezialführung das großartige Werk bewundern. Als die Orgel restauriert wurde, fanden sich in dem Raum Grisaillemalereien von besonderer kunsthistorischer Bedeutung. [2]
Der Hochaltar
1706 erhielt Andrea di Pozzo - Meister der Scheinarchitektur - den Auftrag, den großartigen Altar innerhalb eines Jahres zu errichten.Der Meister erfüllte die an ihn gestellten Anforderungen, der vordere Teil des Altars ist bildhauerisch gestaltet, die Säulen, die Architektur, die Wolken und die Kuppel sind jedoch auf Leinwand gemalt. [3]
Sebastianskapelle
Die erste Kapelle an der Nordseite ist die Sebastiankapelle, die ist seit 1694 die Begräbniskapelle der Familie Colloredo. Der Altar aus Marmor, als Säulenportal gestaltet, wurde von Susanna Colloredo gestiftet und 1696 fertig gestellt. Der Künstler dürfte Matthias Steinl gewesen sein, der Entwurf ist jedoch möglicherweise von Johann Bernhard Fischer von Erlach.
Der Triumphbogen ist mit einem ovalen Marienbild bekrönt, es wurde von Johann Michael Rottmayr gestaltet. Der mächtige stuckierte steinerne Vorhang über dem Altar dürfte als Stilelement angebracht wurden sein, um zu verbergen, dass das gotische Rundfenster nicht genau mittig angebracht ist.
Im Bogen über dem Altar sind Deckenmalereien zu sehen, die die Sebastian-Legende zeigen: das linkeste Gemälde zeigt Marcus und Marcellianus, die von Sebastian an der Abtrünnigkeit gehindert werden, es folgt eine Darstellung, wie Sebastian die stumme Frau des Kerkermeisters Nikostratus heilt, die nächste Szene ist nicht identifiziert, die letzte zeigt die Heilung des gichtkranken Präfekten Roms durch Sebastian.
Sebastian war ein römischer Soldat im Dienste des Kaisers Diokletian. Nachdem sich Sebastian öffentlich zum Christentum bekannt hatte, ließ ihn der Kaiser zum Tode durch Bogenschützen verurteilen. Der totgeglaubte Sebastian wurde liegen gelassen und von der Witwe Irene (später ebenfalls eine Heilige) gesund gepflegt. Als Sebastian sich neuerlich bei Diokletian um eine Stelle bewarb und immer noch am Christentum festhielt, ließ ihn dieser im Circus mit Keulen erschlagen. Die Leiche wurde, nachdem sie aus dem römischen Kanalsystem gefischt wurde, an der Stelle begraben, an der 100 Jahre später die Pilgerkirche San Sebastiano fuori le mura errichtet wurde.
Letztlich finden sich hier auch Inschriftplatten, rechts die des Antonio Colloredo († 1785) und des Stanislaus Potok († 1683), links die der Familie Gatterburg, 1702 und der Familie Appel (um 1900).
Capistrankapelle
Die anschließende Kapelle wurde von den Grafen Hoyos (deren Wappen ist über dem Altarbild angebracht) gestiftet und dem heiligen Johannes Capistran geweiht.
Einst befand sich hier ein Altar für Johannes den Täufer, dieser steht heute in der Kirche St. Martin in Klosterneuburg. Der heutige, von Steinl geschaffene, Altar wurde 1723 vollendet und zeigt die Heilung des Besessenen durch Capistran in Brescia. die um ihn gruppierten Gestalten sind der antiken Laokoon-Gruppe im Vatikan nachempfunden. Gemalt wurde das Altarbild von Franz Xaver Wagenschön. Auf den Säulen stehen Holzfiguren der Heiligen Georg, Clara, Theresia und Florian, über dem Altar verschiedene Engel.
In einem kleinen gläsernen Schrein sind bekleidete Reliquien aufbewahrt, es handelt sich um die Heiligen Hilaria (Mitte des 18. Jahrhunderts). Ein kleines Schild erklärt, dass Hilaria († 304) vom heiligen Bischof Narcissus zum Christlichen Glauben bekehrt und getauft wurde und deswegen - auf Befehl von Stadthalter Gajus - beim Gebet am Grab ihrer Tochter verbrannt wurde.
An den Seitenwänden sind - als Stuckbildwerke - links die Verklärung des heiligen Johannes und rechts der Heilige als Bannerträger des Glaubens im Türkenkrieg dargestellt. Auch die wurde 1723 vollendet.
Die Epitaphe sind links von Johannes Franziskus Graf von Lamberg (1698) und rechts Constantia von Oppel (Ende des 17. Jahrhunderts).
Franziskus-Friedens-Kapelle mit Petrus Pavilcek Gedenkkapelle
Immaculatakapelle
Franziskuskapelle
Der Überlieferung nach stand hier wischen 1611 und 1683 ein Immaculata-Altar, seit 1721 ist die Kapelle dem Heiligen Franziskus geweiht. Das Altarbild des Heiligen dürfte ein Werk von Johann Georg Schmidt sein und wurde am 3. Oktober 1722 aufgestellt.
Kaiserkapelle
Magdalenen- und Kreuzkapelle
Johann-Nepomuk-Monument
Guter Hirte-Kapelle
Antonius-Kapelle
Die letzte Kapelle ist dem heiligen Antonius von Padua geweiht, sein Leben wird auch in den drei Gewölbemalerei-Feldern gezeigt: Man sieht hier die Auferweckung des toten Zeugen, die Anbetung durch den Esel und Antonius als Marschall im Kampf gegen die Türken.Der Altaraufbau ist aus dem Jahr 1768, das Altarbild wurde später eingefügt. Es zeigt Antonius mit dem Jesuskind und ist wahrscheinlich ein Werk von Therese Fuxeder aus dem Jahr 1837, die es nach einer Vorlage von Johann Martin "Kremser" Schmidt gemalt hatte.
Im Podest des Altars sind vergoldete Reliefs eingelassen, die ebenfalls Szenen aus dem Leben des Heiligen zeigen. Auf einer Säule in der Mitte des Altars steht eine hölzerne Statue des Antonius (1893).
Die hier zu sehenden Epitaphen sind links von Maximilian Trauttmannsdorff (†1650) und rechts von Adam Trauttmannsdorff (†1618).
Gedenktafel
Eine hier angebrachte Gedenktafel erinnert an zwei Opfer des NS-Regimes. DDDr. Wilhelm (Johannes Kapistran) Pieller (geb. 30. 9. 1891) war Rektor der Klosterschule in Eisenstadt. Er war im Rahmen der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs tätig gewesen und wurde im August 1944 dafür zum, Tode verurteilt.
Angelus Steinwender (geb. 14. 3. 1895) war in dieser Zeit Leiter des Franziskanerklosters. Er hatte dem Unteroffizier Eduard Pumpernig gestattet, in seinem Kloster Flugblätter gegen den Nationalsozialismus herzustellen. Die Nazis unterstellten dem Pater, Mitglied einer Organisation mit habsburgisch-separatistischen Zielen zu sein, wofür am 11.8.1944 das Todesurteil über ihn verhängt wurde.
In Summe 44 Freiheitskämpfer, darunter diese beiden Franziskaner-Pater, mussten in einem Todesmarsch von Wien nach Stein an der Donau gelangen, um dort am 15. April 1945 erschossen zu werden.
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Quellen
- ↑ J.E. Schlager: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge, Zweiter Band, 1842. S. 307-313
- ↑ http://www.woeckherl-orgel.wien/orgelpraesentationen.html
- ↑ https://www.zobodat.at/pdf/MGSL_64_0153-0163.pdf