Weißgerber

Aus City ABC

THEMA: Vorstadt Weißgerber was ist hier zu finden
Fotothek df tg 0008648 Ständebuch ^ Beruf ^ Handwerk ^ Gerber.jpg

Die ehemalige Vorstadt Weißgerber hatte zahlreiche Namen, so sind für diese Teil des 3. Bezirks Folgende zu finden:

  • apud antiquum Danubium
  • Altunaw (auch Altdonau)
  • Alttuenaw
  • Altainau vor Stubentor
  • Unter den Weißgerbern
  • Weißgärber
  • Weißgerberviertel
  • Weißgerbergrund
  • Weißgerbervorstadt

Besonders der Begriff "Altunaw" verweist auf die Nähe der Donau, denn damals, bevor der regulierte Donaukanal, der in seiner heutigen Form erst 1881 entstand, lag hier tatsächlich die Donau mit zahlreichen Seitenarmen und Inselchen.


Geschichte des Weißgerber-Viertels

1281 wird hier die erste Siedlung urkundlich erwähnt, die "Scheffstraße" vor dem Stubentor. Die Siedlung war von einer niedrigen Mauer umgeben und hatte sogar eine eigene Kapelle "Zum heiligen Wolfgang" (Wolfgangkapelle, 1417 erbaut). Ihre Bewohner bestanden hauptsächlich aus Gärtnern, Sie machten das steinige Land fruchtbar und belieferten Wien mit Obst und Gemüse. Ab 1400 wird auch erwähnt, dass sich Juden ansiedelten, die Darlehensgeschäfte betrieben. Die Siedlung wurde nach der ersten Türkenbelagerung 1529 fast ganz zerstört. Vorerst entschied man sich gegen einen Wiederaufbau, da die Lage vor der Stadt zu unsicher war - einerseits konnten Feinde, wie die Türken, jederzeit eindringen, anderseits bestand die dauernde Gefahr von Hochwassern.

1561 wurden die Gerber von Ferdinand I. aus der Stadt verbannt - und da sie Wasser zur Verarbeitung ihrer Ware benötigten, bot sich die Lage an der Donau an. Damit wurde das Gebiet, das ehemals nur von Gärtnern bevölkert war, nun auch ein Zentrum des Gerbens und der Lederverarbeitung und damit liegt die Ursache der Namensgebung auf der Hand.

1679 starben 600 Einwohner an der Pest. Sie wurden um die Kapelle“ Zur Heiligen Margaretha“ begraben, die seither die Inschrift „Kommet, lobet den Herren , 1679“ trug. Die Kapelle wurde 1673 durch den Wiener bischöflichen Vikar Peter Vauthier errichtet, wurde aber schon zehn Jahre später völlig zerstört. Sie stand an der Stelle, wo sich heute die Dreifaltigeitssäule vor der Wiener Rettung befindet. 1678 wurde die erste Schule eröffnet.[1]

1683 vertrieben die Türken die noch übriggebliebenen Einwohner, sie zerstörten ihre Häuser und Höfe. Nach der Türkenbelagerung begann allmählich wieder die Besiedelung, die Gärtner erhielten die Gründe, um wieder Bepflanzungen vornehmen zu können, die niedergebrannten Häuser gab man den Gerbern und Flecksiedern. Die Fleischhauer hatten sich ebenfalls hier angesiedelt, um die Geruchsbelästigung von der Stadt fern zu halten. Auch die hygienischen Bedingungen bei der Schlachtung des Viehs waren dafür ausschlaggebend. Die Gedärme gaben sie gleich an ihre Nachbarn, die Flecksieder (Verarbeiter der Gedärme, Hersteller von Kutteln aus Mägen) weiter. Aus dem alten Namen „Am Alten Donaurinnsal“ wurde die neu Bezeichnung „Weißgärber“.

1690 wurde Philipp Moser der Richter der Weißgerber. Er erhielt von seinem Nachbarn Dißler einen Grund zur Erbauung einer neuen Kirche. Kaiser Leopold I. stiftete dafür ebenfalls 1000 Taler, sie sollte nun als "Alte Weißgerberkirche" an einer anderen Stelle stehen. Die Kirche wurde (wie ehemals die Kapelle) der Heiligen Margaretha – gleichzeitig aber auch der verstorbenen Kaiserin Margaretha Theresia, die schon der Kapelle viel Geld gestiftet hatte - geweiht.

Am 25.9.1693 wurde nach zähen Verhandlungen mit dem Kaiser die Siedlung zur Vorstadt erhoben, sie fiel damit in die Zuständigkeit des Wiener Magistrats (Eingemeindung). Neuer Mittelpunkt war nun der "Pfefferhof", der um 1704 auch "Albrechtshof" oder "Albrechtsburg" genannt wurde. In diesem Zentrum fand sich ein Wirtshaus, der "Goldene Adler" und auch die Kirche. Heute ist an dieser Stelle die Radetzkystraße. Eine direkte Verbindung mit der Stadt wurde aber erst 1746 geschaffen, damals ließ Maria Theresia das „Theresientor“ errichten, das mit einem Steg über den Wienfluß nun die Zugänglichkeit ermöglichte.

Unterhaltungsetablissements gab es hier kaum, die Einwohner zogen die Arbeit vor. In der gesamten Vorstadt Weißgerber gab es nur ein Kaffeehaus, neben dem Goldenen Adler nur ein Wirtshaus (bei dem Kegel 34, heute Zollgasse 1) und zwischen 1755 und 1796 das Hetztheater, das abbrannte.

1782 ließ Kaiser Joseph II. eine Brücke zum Prater errichten (Franzensbrücke), 1797 Graf Rasumofsky eine zweite (die Rotundenbrücke). Damit war nun auch eine Verbindung über die Donau in den heutigen 2. Bezirk geschaffen. Bis ins Jahr 1811 erhöhte sich die Zahl der Einwohner auf 2300. Die Kirche war dafür zu klein, die Kirchgänger mussten außerhalb der Kirche, auf einem Feld, dem Gottesdienst beiwohnen. Auch die Taufen und Hochzeiten konnten mangels eigener Pfarre nicht hier abgehalten werden, man musste dafür auf die Pfarre in der Landstraße.

1850 wurde die Vorstadt schließlich mit Erdberg und Landstraße vereinigt und als dritter Bezirk zu Wien geschlossen.

Erwähnenswert ist auch, dass hier, in der Gegend der heutigen Rotundenbrücke an der Weißgerberlände (unter dem heutigen Haus Weißgerberlände 48), vom 14. bis zum 18. Jahrhundert Hinrichtungen stattfanden. Die "Gänseweide" war der Ort, an dem 1421 210 Juden verbrannt wurden, die von Albrecht V. aus der Innenstadt vertrieben wurden (Geserah). Auch die einzige Hexenverbrennung Wiens, die der Else Plainacher, fand am 27. September 1583 hier statt.

Entwicklung der Vorstadt

Jahr Häuser Einwohner
1766 60 k.A.
1778 67 k.A.
1783 81 1.224
1790 84 k.A.
1796 94 1.493
1840 110 2.151
1851 128 k.A.
1857 133 4.381

Häusernummerierungen und Konskriptionsnummern

Die erste Nummerierung von Häusern wurde 1770 in der Weißgerber Vorstadt vorgenommen. Weitere Umnumerierungen erfolgten 1795 und 1821.



Quellen

  1. NN: Geschichte der Vorstädte und Freygründe Wiens vor dem Stubentore, welche die Weißgärber, Erdberg, St. Marx und die Landstraße enthält; Wien, 1812, k.k. Hof- und Staatsdruckerei, S. 7-20