Stephansdom: Lasst die Toten ruhen!

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Über dem Ecco Homo Bild am Platz bei Sankt Stephan hängte einst eine Lampe, eine alte Witwe hatte sie zu Ehren des Bildes gestiftet. Daneben stand ein Beinhaus, das die Knochen der ausgegrabenen Toten verwahrte.

Einer der Kirchendiener, die im Umkreis des Domes wohnten, hatte sich bis elf Uhr nachts bei einem Nachbarn aufgehalten. Der Gastgeber versprach, den Kirchendiener auf seinem Heimweg zu begleiten, und so gingen die Beiden in der sonst dunklen Nacht, beleuchtet nur durch die kleine Lampe der Witwenstiftung und eine Handlaterne, über den Friedhof. Da ging plötzlich das Licht aus. Der Kirchdiener, der schon einiges getrunken hatte, und daher beherzter als sein Begleiter war, machte sich in Richtung der Lampe auf, um sie wieder zu entzünden. Kaum beim Beinhaus angekommen meinte der Angetrunkene "Habe ich denn keinen Schwager oder Freund allhier, der mir das Licht hätte können nachtragen, da ich es doch besser brauche als ihr, die ihr alle schon seid schlafen gegangen?" Er hatte es ausgesprochen und das Licht der Lampe wieder entzündet, als ein Gelächter ertönte und die Lampe wieder ausblies. Als er sich zum Gehen umdrehte, flogen ihm plötzlich Knochen hinterher, sodass er seine eigene Laterne verlor. Der noch bange wartende Freund flüchtete bei dem Anblick und ließ den unglücklichen Spötter allein zurück. Bis um 12 Uhr Mitternacht kämpfte der arme Kirchendiener gegen ein ganzes Heer von Untoten und blieb schließlich halb tot am Platz liegen.

Am nächsten Vormittag fanden ihn Vorbeigehende und brachten ihn in seine Wohnung, doch der Mann fiel in eine schwere Krankheit, an der er schließlich starb, [1]


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Quellen

  1. J. Gebhart: Österreichisches Sagenbuch. Lauffer & Stolp, Wien, 1862, S. 5f.